Großeltern in der Pflicht?

Hallo,
in Anlehnung an einen anderen Thread würde mich mal interessieren, ob und wie viel ihr von den Großeltern (oder auch anderen Familienmitgliedern wie Onkeln und Tanten etc.) unterstützt werdet.

Seid ihr in eurem Alltag auf diese Unterstützung angewiesen (z.B. fest eingeplante Betreuungszeiten, Kita-Abholung, "Opa-Tag", Fahrten zu Hobbys etc.)?

Seht ihr sie als mehr oder minder "selbstverständlich" bzw. im Rahmen eines ungeschriebenen "Generationenvertrages" als moralische Verpflichtung an?

Für Eltern(teile) ohne familiäre Unterstützung: wie schafft ihr es, euch zu organisieren und euch vielleicht auch Freiräume zu schaffen? Vermisst ihr Hilfe seitens der Großeltern?

Wir haben drei noch sehr kleine Kinder und keinerlei Unterstützung, da unsere Familien weit entfernt wohnen, sind aber in unserem Umfeld (eher dörflich geprägt) damit absolute Exoten.
Im Bekanntenkreis wohnen die Großeltern maximal 45min entfernt (zählt für mich persönlich nicht als weit, das ist meine tägliche Pendelstrecke (einfach) zur Arbeit).
Unsere Unterstützung ist die Kita, ab dann sind wir immer und jeden Tag selbst für die Kinder zuständig (ja, WIR, auch mein Mann, denn wir haben uns gemeinsam für die Kinder entschieden und auch dafür, dass wir an unserem Wohnort leben). Und ja, es ist oft wahnsinnig anstrengend und verlangt viel Planung.

Ich muss sagen, ich beneide unsere Freunde schon oft, wenn ich z.B. sehe, dass die Großeltern die Kinder mehrmals in der Woche aus der Kita abholen, den Eltern teilweise sogar kinderfreie Kurztrips etc. ermöglichen, bei ihnen im Haushalt/Garten helfen, oft einspringen und es einfach alles entzerrter und entspannter für sie abläuft. Und für die Kinder auch toll, so nah mit den Großeltern aufzuwachsen.

Unsere Kinder haben auch eine enge Bindung zu den Großeltern, sehen sie aber nur etwa alle drei bis vier Wochen, wenn wir sie oder sie uns besuchen. Es ist immer schön, aber im Alltag natürlich keine Unterstützung. Man merkt auch, Oms und Opa werden älter und es strengt sie an, sich mit drei kleinen Kinder zu beschäftigen. Meine Mutter ist zudem auch gesundheitlich leider nicht mehr so fit.

Ich weiß, die Belastungsgrenzen und das persönliche Empfinden sind bei jedem anders, aber ehrlich gesagt ärgert und nervt es mich schon, wenn von mit großelterlicher Fürsorge gesegnete Bekannte ständig jammern, wie schwer doch alles ist und wie wenig Zeit sie für sich haben. Klar, man passt sich halt immer an den Status Quo an, aber meiner Meinung nach sollte man auch mal ein bisschen dankbar sein für diese Hilfe durch familiäre Unterstützung und sie nicht immer als selbstverständlich sehen!
In dem hier nicht selten anzutreffenden Schwiegermutter-Bashing v.a. frischgebackener Mütter kommt es auch gern mal so rüber, als müssten die Großeltern quasi dankbar sein, wenn ihnen die Ehre zuteil wird, die Enkel betreuen zu dürfen - puh, ich muss sagen, aus meiner Sicht ziemliche Luxus"probleme".

Wie seht ihr das?

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Bei uns ist es ähnlich wie bei bei euch.
Wir sind ganz auf uns alleine gestellt.

Mein Mann und ich erziehen unsere Kinder ganz ohne großelterliche Hilfe.
Die Großeltern wohnen zu weit weg und sind inzwischen teilweise auch einfach zu alt.

Ich kenne das Gefühl, das du beschreibst, wenn man die Nachbarskinder sieht, die jeden zweiten Tag von der Oma abgeholt werden, oder mal die Kinder für ein WE nehmen. So etwas hatten wir nie.
Das höchste der Gefühle war, wenn wir mal bei einer Oma zu Besuch waren, dass sie 2-3 Stunden auf die Kinder aufgepasst hat, während mein Mann und ich vielleicht mal etwas zu zweit unternommen haben (dann aber meist höchstens Kaffee trinken, mehr war nicht drin).

Ich empfinde also super fürsorgliche Großeltern auch als Luxus.

Eine großelterliche "Verpflichtung" sich um die Enkel zu kümmern gibt es meiner Meinung nach nicht.
Nicht meine Eltern / Schwiegereltern haben sich für meine Kinder entschieden, sondern mein Mann und ich.
Ich finde die Verpflichtung endet, sobald die eigenen Kinder flügge werden und ausziehen.
Enkel sind nicht mehr Teil der Verpflichtung.
Man erzieht seine eigenen Kinder - welchen Weg diese dann einschlagen liegt in deren Ermessen.

Trotzdem finde ich es schon schön, wenn sich Großeltern interessieren und Hilfe anbieten. Das war bei uns leider sehr wenig der Fall.
aber wie viel sie das tun - das liegt in der Hand der Großeltern.

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Wir haben neuerdings 2 Kinder, beide sind tatsächlich (zumindest bisher) relativ entspannt, sodass im Großen und Ganzen auch ohne Unterstützung durch Großeltern Freiräume für uns Eltern möglich sind.
Was natürlich nicht geht, ist abends mal gemeinsam weg aber ganz grundsätzlich klappt es wie es ist ganz gut und alles andere wäre der pure Luxus.

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Ähnliche Voraussetzungen, allerdings nur zwei Kinder und die mittlerweile in der Grundschule. Großeltern als Unterstützung fallen raus, eher bin ich es, die meinen Vater unterstützt.

Unser "Back-up" sind Eltern von Freunden der Kinder. Das läuft aber auf Gegenseitigkeit.

Und ja, ich wundere mich auch manchmal, wie Menschen mit komfortablerer Betreuungssituation als wir ihre Position als ungeheuer anstrengend wahrnehmen können. Aber die kennen es halt auch nicht anders, und ich würde evtl genau so jammern, wenn ich an ihrer Stelle wäre.

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Der gleiche Grund, wieso z.b. viele Alleinerziehende ihr Leben nach der Trennung als deutlich entspannter wahrnehmen: Viele (Betreuungs)Personen verderben den Brei, man hat zwischenmenschliche Konflikte etc. .

Den Babysitter den du bezahlst kannst du anweisen, dass Babylein nur genau dies und das und jenes soll.
Bei Familiennaher Betreuung müssen da alle Seiten mehr Kompromisse eingehen, Absprachen treffen etc. pp. 😊 (davon abgesehen haben ja insbesondere die Familien bei denen Schwierigkeiten im Alter bestehen, erhöhten Untersützungsbedarf :-) ).

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Da kann ich zustimmen. Meine Eltern haben die ersten Jahre unseres ersten Kindes viel unterstützt. Nach und nach gab es aber immer mehr Konflikte, weil sie sich nicht an Absprachen gehalten haben. Stand jetzt unterstützen sie gar nicht mehr, weil sie beleidigt sind.

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Mini ist 21 Monate alt und unsere Unterstützung im Alltag ist das jeweils andere Elternteil und die Krippe. Mini ist täglich bis ca. 15.30 Uhr dort und bis wir daheim sind, zieht sich auch. Da würde ich sie ungern noch an wen anderen abgeben, sondern den Nachmittag/ Abend gemeinsam verbringen.

Am Wochenende unternehmen wir zusammen was oder ein Elternteil macht mal was alleine. Wirkliche Unterstützung durch die Großeltern bräuchten wir auch nicht. Meine Familie ist schwierig und ich könnte Mini da nie guten Gewissens alleine lassen. Uns trennen 45km und wir sehen uns alle 2-5 Wochen mal. Die Schwiegereltern wohnen 300km weg und sie besuchen und alle 4-8 Wochen. Aber auch da sind sie dann eher zu Gast und keine "Unterstützung". Wenn sie näher dran wohnen würden, dann würden sie aber wohl von sich aus mehr mit Mini machen. Sie finden die Entfernung bescheiden. Ich bin aber ganz ehrlich: ich persönlich finde es so nicht verkehrt und von mir aus könnten die Besuche auch alle 3-4 Monate sein 😅

Aber Familienmodelle sind da einfach vollkommen unterschiedlich. Freunde sind zur Oma gezogen und da kümmern sich beide Omas je 1-2x Woche um die Kids (Opas beide schon verstorben) und alle genießen das total. Mir wäre das nichts 😅

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Ergänzung: perspektivisch wollen wir auf nen Babysitter für abendliche Unternehmungen setzen. Das brauchen wir derzeit aber noch nicht und in Notfällen kennt Mini unsere erwachsenen Freunde ja auch und kann dort hin.

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Aber es ist ja schon enorme Unterstützung, einfach jemanden zu haben, wo man alle 2-5 Wochen sich mal als Familie bekochen lassen kann :-)

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Beide Großelternpaare wohnen 5 Autominuten entfernt und kümmern sich gerne mal um die Enkel.

Ich erwarte oder verlange es nicht, freue mich aber, dass da soviel Kontakt und Interesse besteht.

Fest eingeplant sind sie nicht in die Betreuung. Aber sie nehmen die Kinder, wenn ich mal einen Termin habe oder krank bin. Oder machen einfach mal so eine Unternehmung mit ihnen.

Ich bin sehr dankbar dafür

Neben den Großeltern gibt es aber auch noch meinen Bruder, der gerne mal einspringt oder im Notfall auch zwei Freundinnen. Ist natürlich alles gegenseitig

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Hallo,
also wir haben die Großeltern relativ nah bei uns (ca. 30min und 60min Fahrt entfernt) und zwei feste Oma / Opa Tage.
An diesen Tagen werden die Kinder von der Oma aus dem Kindergarten abgeholt und bis abends betreut.
Ich bin dafür sehr dankbar, denn es ermöglicht uns, dass wir aktuell beide vollzeit arbeiten können.
Sobald die Schulzeit beginnt, wird das vermutlich nicht mehr so gehen... Dann wird einer beruflich kürzer treten. Omas und Opas werden auch älter und ich weiß nicht wie lange das noch so klappt.
Daher ist mir der "Luxus" aktuell sehr bewusst, ich mache mir oft Gedanken wie es bspw. in ein paar Jahren aussehen wird.

Unsere Kinder haben (durch Scheidung) noch einen Opa + Frau, der sich so gut wie gar nicht interessiert. Finde ich sehr schade für die Kinder, aber wenn er nicht will ist das eben so. Ich sehe Großeltern nicht automatisch in der Pflicht.

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Im Moment sind die Großeltern nicht fix verplant..
Oma/Opa 1 - 20min entfernt und bereits über 70J
Oma/Opa 2 - 5min entfernt und 60J alt.. Oma noch berufstätig

Kinder Baby und Kleinkind (täglich bis mittags in der Kita)
Wenn das Baby dann 1 Jahr alt ist, wird es wieder 2/3x pro Woche vormittags vom Opa betreut. Das war bereits beim ersten Kind so..
Bei Krankheit und co sorgen wir aber selbst für die Kids.

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Wie bei euch wohnen die Großeltern weit weg. Unterstützung im Alltag hatten/haben wir daher nicht. Hier in der Stadt keine Seltenheit. So hatten wir recht früh ein Netzwerk mit anderen Eltern und auch schon früh Babysitter. Für uns völlig gut so.

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Wie bei euch aufgrund der Entfernung keine Unterstützung im normalen Alltag.
Wir besuchen uns gegenseitig alle paar Wochen. An solchen Tagen haben wir dann etwas mehr Unterstützung, aber trotzdem keine Freizeit. Es reicht, um mal Besorgungen/Anschaffungen ohne die Kinder machen zu können, das war's.
Im Frühjahr diesen Jahres waren sie das erste Mal je eine Woche bei den Großeltern ohne uns, damit wir umziehen konnten. In solchen Fällen sind sie für uns da, wofür wir ihnen sehr dankbar sind. Auch sonst versuchen sie uns zu unterstützen, aber aufgrund der Entfernung geht eben im Alltag nicht oder kaum.

Unser Leben ist daher so organisiert, dass wir ohne Unterstützung der Großeltern klarkommen. Wir haben die Kita, um die Arbeitszeiten abzudecken. Andere Freiräume haben wir nicht, wenn wir sie uns nicht gegenseitig verschaffen (kommt sehr selten vor).

Bei dem was ich hier lese, beneide ich andere nicht. Ich würde meine Mutter, aber auch meine SM ebenfalls nicht dauerhaft im gleichen Haus wohnen haben wollen. Ich wundere mich nur manchmal, dass diejenigen die hier schreiben, sich trotzdem über mangelnde Freizeit beklagen, obwohl ihnen die Großeltern die Kinder schon 2-3 Mal pro Woche abnehmen.