Mein Mann und ich wissen langsam nicht mehr weiter wie wir seinem Papa noch helfen können oder wie wir uns verhalten sollen.
Vielleicht hat jemand ähnliche Erfahrungen gemacht und kann berichten...Wird leider lang
Mein Schwiegervater war schon immer ein wenig eigen und vor allem stur, aber bis vor einigen Jahren eigentlich ein lustiger und auch geselliger Typ.
Vor etwa drei Jahren fingen dann gesundheitliche Probleme an. Zunächst ein Bandscheibenvorfall; bei den Untersuchungen wurde mehr oder weniger zufällig ein Nierenkarzinom diagnostiziert. Es folgten mehrere komplizierte OPs, Tumor konnte letztlich aber vollständig entfernt werden. Zeitgleich begannen ausgeprägte Magenschmerzen, für die bisher kein Arzt eine Ursache finden konnte. Wir gehen daher eigentlich eher von einer psychosomatischen Ursache aus. Seitdem sitzt er tagein tagaus bei zugezogenen Vorhängen auf der Couch und guckt fern. Zwischendurch gibt es schon auch gute Momente, aber den Großteil des Tages ist er schlecht gelaunt und grantig und lässt das vor allem an meiner armen Schwiegermutter aus. Ich gehe von einer ausgeprägten Depression aus, davon will er natürlich nix hören.
Letzten Sommer brach er sich den Oberschenkelhals, davon hat er sich nie ganz erholt (unter anderem weil er nie zur Physio gegangen ist) und geht seitdem an Krücken. Vor drei Wochen dann der nächste Rückschlag, er ist draußen gestürzt; lag erst mal eine halbe Stunde im Regen bevor er gefunden wurde und hat sich einen mehrfachen und komplizierten Bruch des Sprunggelenks zugezogen. Es folgten zwei Ops, nun sitzt er im Rollstuhl und lässt sich seitdem völlig gehen. Er wäscht sich nicht mehr. Pflegedienst kommt täglich vorbei, darf aber nix machen außer den Fuß verbinden. Er verweigert die Hausbesuche der Physio die für ihn organisiert wurden, ebenso wie eine ambulante oder stationäre Reha. Vorgestern Abend kam er wieder ins KKH (Blasenstau), mit einem Katheter konnten die Beschwerden zunächst gelindert werden; aber die Überweisung zum Urologen - man ahnt es schon - verweigert er (wäre eh seit Januar überfällig wegen Krebsvorsorge). Zur Krönung des ganzen hat mein Mann nun noch im Arztbrief gelesen, dass das CT einen Schatten auf der Lunge zeigt der abgeklärt werden soll- das hat er nicht mal erwähnt.
Was tut man da? Mir ist klar dass er ein mündiger Mensch ist, aber ihm beim dahinvegetieren zuzusehen tut natürlich weh.
Er ist übrigens gerade 70 geworden, also jetzt nicht super alt
Vor allem meine Schwiegermama tut mir sooo leid...ständig wird sie nur angemault, soll bedienen, macht alles falsch und kommt überhaupt nicht mehr raus, weil sie ihn ja nicht allein lassen kann; und als die gute Seele die sie ist, lässt sie sich auch alles gefallen. Im Haushalt lebt auch noch die kleine Schwester meines Mannes, die Trisomie 21 hat und dementsprechend ebenfalls auf Hilfe und Unterstützung angewiesen ist
Mein Mann und ich versuchen zu helfen wo es geht. Wir sind eigentlich täglich zu Besuch, halten den Garten in Schuss, übernehmen Renovierungsarbeiten, Fahrten, Getänkeeinkauf etc. haben kurzfristig einige Nächte die Schwester bei uns aufgenommem, als auch meine Schwiegermama ins Krankenhaus musste usw...Aber inzwischen sind wir ratlos. So kann es doch nicht weitergehen 😢 Wir sind mit unserem Latein am Ende
Was tun mit dem Schwiegervater?
Ich würde mit der Mutter reden und erfragen, inwiefern sie bereit wäre sich zu trennen. Würde sie das durchziehen, dann würde ich das wohl als letztes "Druckmittel" verwenden, um den Vater zum Einschwenken zu bewegen. Und wenn er nicht möchte, dann kommen zumindest sie und die Tochter da raus.
Alles an Gesprächen, beratungsangebot etc werdet ihr ja schon versucht haben.
Ich vermute aber, dass auch die Mutter sich gebunden fühlen wird. Daher würde ich wohl schauen, was an externer Hilfe die beiden akzeptieren und das organisieren. Ansonsten helfen, so viel es das eigene Leben zulässt und sich sonst weitestgehend raushalten.
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Hallo dein Text erinnert mich an Folgendes:
Meine Oma lebte immer bei uns. Sie hat leider nie was im Haushalt gemacht. Meine Mutter machte alles, deswegen war immer alles ordentlich. Meine Oma war sehr vertieft in Nachrichten und Bücher.
Mit 88 Jahren stürzte sie einmal, Hüft-op und danach war sie noch recht fit als dann wie ausm nichts ihre Euphorie, wieder zu Hause zu sein,verflogen ist. Anfang Dezember kam sie ins Krankenhaus. Es hieß, sie schafft es nicht bis Weihnachten.
Meine Mutter übernahm damals die Pflege. Sie war damals ca. 40 Jahre und einfach überfordert bzw. weil zum einen jmd zu wickeln nicht ohne ist und emotional hatte sie nicht so eine Verbindung. Ich war damals 20 Jahre und es war schrecklich für mich meine Oma so zu sehen. Ich habe alles was Ärzte und Papiere anging gemacht. Aber ich habe enorm darauf bestanden dass die in ein Pflegeheim kommt. Weil es kein Leben für meine Eltern war. Anfang Januar war sie dann im Pflegeheim und ist erst im Mai gestorben.
Ich würde raten es wirklich durchzuziehen und so wie ich damals meine Eltern gedrängt habe, der Schwiegermutter sagen, sie solle sich distanzieren. Ich habe 8 Jahre gebraucht um den Tod meiner Oma zu bewältigen, dennoch war es damals richtig, denn eine Pflege zu Hause plus eventuell noch arbeiten ist wirklich zu viel.
Die Kleine Schwester hat dann keine ruhige, ausgeglichene Mutter und das braucht sie. Zudem soll die Schwiegermutter Freude im Leben haben und keinen Miesepeter.
Kenne ein Paar, da ist der Mann krank und immer macht seine Frau was falsch. Das ist wirklich nicht schön. Die sind ca. 50 Jahre und ich bin gespannt wie lange es die Frau mitmacht. Deine Schwiegermutter hat schon lange an seiner Seite und den gesundheitlichen Problemen teilgenommen. Entweder er bessert sich = Freundlich sein, Ihre Hilfe schätzen und alle Termine einhalten oder sie führt ein ruhiges Leben ohne ihn mit der Tochter zusammen.
Wünsche euch viel Kraft in dieser schweren Lage.
Ich würde versuchen einen Tagespflegeplatz zu bekommen.
So wird deine Schwiegermutter und die Schwester entlastet.
Wenn der Schwiegervater alles boykottiert, dann bleibt euch kein anderer Weg.
Ihr (oder die Schwiegermutter) könnt ja nochmal mit ihm reden - entweder, er kooperiert, lässt den ambulanten Pflegedienst seine Arbeit machen, nimmt die Physio an und die notwendigen Arzttermine - oder er muss eben ins Heim.
Evtl. auch einen Psychotherapeuten ins Boot holen und sich Unterstützung holen.
Ich würde einen anderen Weg gehen. Im Falle des schwiegervaters sehe ich ganz klar eine Eigengefährdung, vielleicht könnt ihr mit dem Hausarzt und mit dem Pflegedienst zusammen eine Einweisung erwirken.
In einer Psychiatrie kann zum einen festgestellt werden, inwiefern der Mann noch geschäftsfähig ist und zum anderen, kann ihm aber auch geholfen werden. Eine schwere Depression muss keine Sackgasse sein, es gibt Medikamente und Möglichkeiten, ihm zu helfen.
Wenn dieser grosse dunkle Schatten etwas aufreisst und er wieder Lebensmut bekommt, erledigen sich ja die meisten der anderen Probleme und vielleicht gelingt es ihm dann die letzte Zeit noch mit Leben zu füllen.
Und ich würde tatsächlich jetzt schon anfangen, für deine Schwägerin in übereinstimmung mit deiner Schwiegermutter, Unterbringungsmöglichkeiten zu erörtern... Kurzzeitpflege, Wohnheim... Wenn ihre Mutter irgendwann unter der Last zusammenbricht, muss schnell eine Lösung her und dann ist es gut, wenn man schon eine hat.
Euch viel Kraft für diese bescheidene Zeit.
Liebe TE,
ich kann dir und deinem Mann deine Sorge und Hilflosigkeit eins zu eins nachfühlen.
Im letzten Jahr habe ich beide Eltern palliativ gepflegt und verabschiedet, und das Jahr war das überraschende Ende von einigen Jahren, die mit ähnlichen Fragen und Sorgen verbunden waren.
Meine Mutter war zuvor immer pflegebedürftiger, geistig eingeschränkter und dickköpfiger geworden, bis sie dann auch im Rollstuhl saß (was enorme Überredung kostete, sich da aus Sicherheitsgründen überhaupt rein zu setzen). Regelmäßige Stürze, Oberschenkelhalsbruch mit Reha, Krankenhausaufenthalte und OPs mit Übergangssyndrom, Depressionen und ein zunehmend überforderter, auch natürlich zunehmend depressiver Vater haben mir auch die Ruhe genommen.
Die Sterbephase und anschließend ein paar Monate Ruhe durch Krankschreibung haben mich rückblickend verstehen lassen, dass wir zwar vieles tun können für unsere (Schwieger)Eltern. Dazu gehört: Eine ausreichende Pflegestufe beantragen, eine Haushaltshilfe organisieren, Nachbarschaften mit pflegen durch ein Dankeschön und einen Blumenstrauß oder einen Sekt, eine Tagespflege organisieren (war die beste Hilfe und Aufmunterung pur für meine Mutter - zunächst 2 Tage, dann 3 Tage die Woche). Einen Pflegeheimplatz suchen und auf die Warteliste setzen. Regelmäßige Besuche und dabei Schönes hinterlassen wie einen Blumenstrauß, frisch gemachte Blumenkästen oder eine Blumenschale.
Letztlich aber haben die 2 sich gegenseitig ausgesucht und "der eine trage des anderen Last". Die seelische Last könnt ihr der Schwiegermutter nicht abnehmen, es ist "ihr Schicksal". Ich kann schwer beschreiben, was ich meine, denn letztlich ist es auch eine spirituelle Erkenntnis.
Mein Vater war irgendwann am Ende seiner Kraft und hat gesagt, meine Mutter müsste ins Pflegeheim. Das war für meine Mutter wie Abschieben, und ich habe mit ihr gelitten. Ich habe aber mitgeholfen, diesen Platz zu suchen und habe versucht, durch tägliche Besuche ihr da den Übergang zu erleichtern. Letztlich wollte sie dann nach einigen Monaten nicht mehr leben und ich konnte sie palliativ begleiten.
Auch das habe ich gelernt: Wenn jemand nicht mehr leben will, ist es das Recht des Einzelnen zu gehen. Es ist aber schön, wenn man beim Abschied dabei sein kann und die Hand halten oder sich um palliative Versorgung kümmern kann. Und du kannst natürlich Dinge organisieren wie die Anmeldung für ein Pflegeheim. Du kannst dir Heime anschauen, nach deinem Bauchgefühl eines auswählen und den Schwiegervater auf die Warteliste setzen lassen. Wenn er noch nicht will, müsst ihr den Platz nicht in Anspruch nehmen. Aber vielleicht kommt der Moment, an dem ihr alle die Pflege nicht mehr verantworten könnt. Oder alternativ ist der Schatten etwas Lebensbeendendes und ihr versucht, einen Hospizplatz zu bekommen, wo alles auf den Sterbenden ausgerichtet ist, und die ganze Familie entlastet wird und sich in Ruhe verabschieden kann.
Ich glaube, wenn man sich so kümmert, wie ihr das tut, ist es schon ganz viel wert für die Schwiegermutter. An der Stelle tut ihr, was ihr könnt. Als meine Eltern im Sterben lagen, haben sie sich dafür bedankt. Das war unheimlich schön. Ihr schweres Ende hätte ich ihnen nicht abnehmen, nur erleichtern können. Das war einfach ihr "Schicksal".
Ein kleiner Einschub wegen der Schwester: Viele tendieren ja heute dazu, Menschen mit Einschränkungen wie die Schwester ab der Volljährigkeit in ein eigenständiges Leben zu begleiten, damit sie auch nach dem Tod der Eltern selbständig leben können. Es liest sich allerdings so, dass die Schwester auch ein "Trost" für die Schwiegermutter ist. Vielleicht könnt ihr, falls es Möglichkeiten gibt, einige Hilfsmöglichkeiten für die Schwester im Auge behalten, damit sie einige Strukturen im Leben hat, an die sie sich auch ohne Mutter halten könnte.
Alles Gute für euch und ein bisschen Zuversicht, dass die passende Tür aufgeht (und du das klare Gefühl hast, dass eine Entscheidung getroffen werden muss), wenn der Moment da ist.
Du könntest dich beim Sozialpsychiatrischen Dienst der Stadt bzw des Kreises beraten lassen.