Meine Eltern (70+) äußern sich rassistisch

Hallo zusammen,

wir haben ein kleines großes Baby (6 Monate) und sind sehr glücklich.
Nun haben wir noch alle Omas und Opas der Kleinen. So weit, so gut.
Die Einstellungen meiner Eltern (va mein Vater) beschäftigen uns häufiger.

Zunächst ging es um das Thema Rauchen (mein Vater raucht seit 55 Jahren, auch in Gegenwart meiner Nichte/3).

Mein Partner und ich haben das dann vor dem 1.Besuch vor ca.5 Monaten angesprochen und er hat komplett die Nerven verloren, wollte unser Baby zunächst nicht sehen und war beleidigt. Als wir sagten, dass wir meine Eltern nicht besuchen können, wenn er weiterhin zuhause überall raucht, lenkte meine Mutter ein. Zuhause raucht er nur auf dem Balkon, wir kommen immer sonn- oder feiertags mit wochenlanger Ankündigung, sodass er die Gelegenheit hat, sich rauchfrei anzuziehen usw.
Ok, Kurve halbwegs bekommen (über das kindische Verhalten meines Vaters nach der Geburt kann ich nur noch lachen, da es echt armselig war und ist und einzig meine Mutter kompromissbereit war).

Jetzt kommt die nächste Baustelle. Mein Vater, meine Schwester, ihr Mann, alle drei äußern sich rassistisch.
Mich, uns stört das, aber wir können damit umgehen und es als „Scheiße erzählen“ einordnen und des Familienfriedens Willen ignorieren.
Nun, irgendwann in den nächsten ein, zwei Jahren wird unser Kind immer mehr verstehen. Und dann auch solche Sprüche, die eindeutig rassistisch sind.

Beispiel: letztes Mal (alle vorgenannten Personen waren sonntags anwesend) erzählte meine Schwester, dass die Köchin im Kindergarten nicht mehr dort arbeitet…“die mit dem Kopftuch“…worauf mein Vater meinte, dass das gut sei, da „die (mit Kopftuch) ja die Schlimmsten sind!“
Mein Schwager (in Deutschland geboren mit südländischer Familie) stimmte ein und meinte, dass dort jetzt „noch ein Kanacke mehr arbeitet“..
Seine Tochter (meine Nichte/3) sitzt nebendran. Unser Kind und ich haben um die Ecke gespielt, ich habe es nur halb mitbekommen aber mein Partner hat es auf der Heimfahrt bestätigt.
Solche Aussagen werden regelmäßig getroffen, aber „wir sind ja nicht ausländerfeindlich, wir haben ausländische Mieter, Schwager, Freunde,(Blabla).“
So in etwa ist wohl die Einstellung meiner Familie.
Wir finden das furchtbar, unverständlich und dumm.

Und jetzt geht es darum, wie kommuniziert man das. Noch versteht unser Kind nichts davon, von daher möchten wir allen die Möglichkeit geben, ihr Verhalten zu ändern, bevor wir sagen: wir kommen nicht mehr zu euch. Ich denke, dass wir am sinnvollsten mit meiner Mutter und Schwester sprechen, da die beiden dann zwar sehr verletzt sein werden, aber vermutlich auch die „Vernünftigen“ sind.

Habt ihr diesbezüglich ein paar Ideen oder Tipps für ein Gespräch?
Sehr ich/wir etwas falsch?

Vielen Dank und liebe Grüße

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Ich würde zu Toleranz raten, es muss in diesem Land auch erlaubt sein, solche Meinungen zu äußern.
Euer Kind sollte lernen grundsätzlich alle Meinungen zu tolerieren, und sich dann eine eigene Meinung zu bilden.
Ich finde Menschen müssen äußern dürfen was sie denken, egal wie kritisch, unmöglich oder schlimm man das selbst findet.

Ich bin auch Muslimin, Kurdin und finde Kopftücher furchtbar weil es ein Zeichen der Unterdrückung durch die Männer ist bzw falsch verstandene Religionsausübung ist.
Und ich sehe es auch kritisch, dass es immer mehr illegale Zuwanderung gibt, da es Menschen sind die hier zunehmend Probleme machen. ...
Also bin ich dann wohl ausländerfeindlich obwohl ich selbst Migrantionshintergrund habe.

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Bearbeitet von Libello
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Besser könnte man es wohl nicht sagen!

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Eben. Und Mut gehört auch dazu, ob mit oder ohne Migrationshintergrund.

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Ich würde den Kontakt auf ein Minimum beschränken. Ein sachlicher Austausch wird vermutlich nicht funktionieren. Oder erst dann, wenn sie merken du machst ernst und schränkst den Kontakt wirklich ein. Ich bin absolut bei dir. Das ist absolut kein Umgang für Kinder. Wünsche dir starke Nerven. Wird sicher ein größerer Konflikt werden.

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"Solche Aussagen werden regelmäßig getroffen, aber „wir sind ja nicht ausländerfeindlich, wir haben ausländische Mieter, Schwager, Freunde,(Blabla).“

Sie sind ausländerfeindlich, ob ihr euch mit solchen Menschen weiterhin treffen wollt, müsst ihr entscheiden.

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Die Frage ist doch eher ein warum? Woher kommt es?
Warum hast du dich anders entwickelt?
Und dann einen Umgang damit zu finden.

Mir ist bewusst, dass der Weg kein leichter sein wird und kann auch nur individuell gegangen werden.
Jedoch, wir euer Kind noch oft mit anderen Meinungen konfrontiert sein.

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Rassismus ist keine Meinung.

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Weißt du, dass ist mir mehr als schmerzlich bewusst.
Aber, diese Meinung fällt ja nicht plötzlich vom Himmel. Warum stört sie plötzlich? Warum sagt man nicht direkt etwas?
Entweder ich stehe zu meiner Meinung, dann bin ich konsequent und mische mich ein. Und ja, ich äussere mich selbst als Kunde in ein fremdes Gespräch dazu.

So, jetzt bin ich aber auch berufstätig und du glaubst nicht, was man sich da alles z. T. anhören darf und ich kann ja schlecht sagen, den behandle ich nicht.
Ist es Dummheit und simples nach plappern, kann man es mit Aufklärung versuchen bzw. sollte es tun, insbesondere in der Familie. Habe ich eine gefestigte Meinung vor mir, schaut es anders aus. Und eine dreijährige kann ich wohl kaum in Sippenhaft nehmen.

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von daher möchten wir allen die Möglichkeit geben, ihr Verhalten zu ändern, bevor wir sagen: wir kommen nicht mehr zu euch

Wie edel von euch 😂
Wir sind ein freies Land, jeder darf seine Meinung haben. Ob die richtig ist oder nicht, steht auf einem anderen Blatt.

Zu erwarten, dass alle ihre Einstellung ändern, ist ganz schön vermessen.
Euer Kind wird sein ganzes Leben lang Dingen ausgesetzt sein, die euch nicht schmecken.
Euer Kind ist nunmal nicht der Nabel der Welt.

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Rassismus ist aber immer noch keine Meinung!

Aber da merkt man wie abwertend die Gesellschaft mittlerweile ist das sie Beleidigungen als Meinung abstempeln!
Traurig wie verdorben alle sind.

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Lass doch mal die Kirche im Dorf. Nur weil sich ein bis zwei Personen hier problematisch äußern, ist die gesamte Gesellschaft noch nicht verloren. Und dass alle verdorben sind, kann ich auch nicht erkennen.

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Dein Kind wird leider noch oft, auch ohne eure Gegenwart solchem Müll ausgeliefert sein. Kindergarten, Schule, etc.

Ich würde versuchen (!) bei der Familie darauf hinzuwirken, dass ihr solchen fremdenfeindlichen Müll nicht hören wollt.

Gleichzeitig das Kind von Anfang an sensibilisieren und den eigenen Standpunkt klar machen. Dann merkt es eben früh, dass Opa eine schrecklich engstirnige und dumme Einstellung hat. Aber solche Leute werden ihr immer wieder begegnen, da könnt ihr sie nicht abschirmen. Darum wäre mein Ansatz nicht Vermeidung (zumindest nicht wegen des Kindes, wenn ihr euch das nicht mehr geben wollt, habe ich vollstes Verständnis), sondern Aufklärung und darüber reden.

Ist zwar nicht das gleiche, aber wir haben viele Zeugen Jehovas in der Familie - und wir sind nicht religiös. Auch nicht immer leicht und wir hatten uns echt Sorgen gemacht, wie das mit Kindern wird. Aber wir haben da quasi proaktiv Wind aus den Segeln genommen. Den Kindern grob erklärt, was Oma glaubt und dass wir unser Leben sicher nicht wortwörtlich nach einem schlecht übersetzten, Jahrtausende alten Regelwerk für Nomadenvölker des nahen Ostens richten werden. Und der Familie erklärt, dass wir beim ersten Versuch, das Kind zu beeinflussen, weg sind.

Die Kinder sind jetzt fast erwachsen, hatten eine schöne Kindheit mit der ganzen Familie, finden nur immer noch völlig unverständlich, wie man ernsthaft sowas glauben kann.

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Also, wir hatten das genauso auch. Mit beiden Großelternseiten.
Wir haben immer diese Äusserungen als "nicht in Ordnung" kommentiert UND unseren Kindern immer erklärt, warum die Großeltern so denken ( sie kennen kaum Ausländer, schauen populistische Programme im Fernsehen usw), haben uns IMMER absolut klar positioniert.

Alle drei Kinder können Ausländerfeindlichkeit erkennen, stellen sich klar dagegen und sprechen auch Menschen an, die sich vergleichbar äussern. Großeltern sind nicht das Vorbild für die Kinder, sondern ihr.
Ich lebe von jeher trotz Ausländerfeindlichkeit in der Urfamilie absolute Toleranz.
Ergänzung: Die Kinder sind 20, 18 und 15

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Bearbeitet von Lilarusa
39

Toller Beitrag 👍

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Hm, etwas Ähnliches hatten wir mit meiner Oma mütterlicherseits.
Eine sehr liebevolle Person, die allerdings gern über andere herzog - aus Unsicherheit, weil sie selbst beruflich "nichts vorzuweisen hatte" und wohl ständig Sorge, dass ihr das jemand vorwerfen könnte - und einige Standardbegriffe in ihrer Sprachen waren niederträchtig und einige Aussagen würde man heute als rassistisch bezeichnen (z.B. ging sie nicht in asiatische Restaurants weil die "Ratten ins Essen geben").

Der Punkt war aber, dass ihre Begriffe für sie normal waren. Bspw. sprach sie nie von Polen (Einwohner Polens), sondern sie nutzte einen abfälligen Begriff dafür. Irgendwann fragte ich sie mal, was sie denn gegen Polen habe. "Ja, gar nichts, das ist einfach nur ein Wort für die."

Und tatsächlich scheint es so gewesen zu sein, dass diese Begriffe in ihrem Umfeld in ihrer Jugend bis jungen Erwachsenenzeit Standard waren.

Wir Kinder waren von Anfang an immer wieder für einige Tage bis Wochen bei ihr und ihrem Mann und trotzdem wurde diese Sprache nicht übernommen. Da dachte gar keiner dran. Allerdings galt das tatsächlich für die gesamte Sprache, inklusive Redewendungen und Dialekt.

Von daher würde ich mal nicht vermuten, dass deine Tochter das unbedingt übernimmt. Meines Wissens ist "Kanake" in bestimmten migrantischen Kreisen sogar eine positive Selbstbezeichnung. Könnte er auch so eine Sprache übernommen haben?

Ich denke, wenn deiner Kinder verschiedene Menschen im Umfeld, Kindergarten etc. treffen und bei euch zu Hause eine andere Sprache, einen anderen Umgang lernen und vielleicht noch hin und wieder vielfältige Kinderbücher vorgelesen bekommen, dann müsst ihr euch keine großen Sorgen machen.

Übrigens "mit Kopftuch" muss nicht zwingend "muslimisch" bedeuten.

Mir wurde mal im Pflegeheim von meinem Verwandten gesagt, eine Frau "mit Kopftuch" hätte ihn ziemlich angeherrscht und ihm irgendetwas vorgeschrieben - er war sehr eingeschüchtert. Ich war dann erst mal entsetzt, bin ins Dienstzimmer und bat darum, dass das nicht wieder vorkam. Allerdings hatte ich auch Sorge, dass mir das jetzt rassistisch ausgelegt werden könnte.
Er war bettlägerig und konnte sich halt solchen Situationen nicht entziehen, war darauf angewiesen, dass er auch bei vielem Hilfe bekam, das andere alleine hätten regeln können.
Jedenfalls stellte sich die "Frau mit Kopftuch" als Pflegerin heraus, die wohl nicht muslimisch war, sondern sich zum Schutz eine Art Küchentuch über die Haare gebunden hatte.

Es kann übrigens wirklich sein, wenn eure Kinder sensibilisiert aufwachsen, dass sie irgendwann Oma und Opa korrigieren oder erstaunt darauf hinweisen, dass sie jetzt etwas gesagt haben, das andere Menschen verletzen könnten.

In einem echten Raucherhaushalt dürfte es allerdings sehr schwierig sein, rauchfreie Kleidung zu haben. Eventuell kann man hin und wieder etwas professionell reinigen lassen und dann am Tag des Besuches abholen. Wir hatten eine Verwandte mit einer drei-Zimmer-Wohnung, die nur auf dem Balkon rauchte. Nach ihrem Tod mussten wir leider alles wegwerfen, selbst eine umfangreiche Sammlung Kunstblumen, weil alles auch Wochen später immer noch nach Rauch roch.

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Tipps und Ideen für ein Gespräch habe ich nicht. Wenn das ihre Attitüde ist, musst du es wohl akzeptieren. Ändern kannst du sie nicht und warum solltest du auch? Sie haben ihre Einstellung und finden deine wahrscheinlich genauso falsch wie du ihre.

Mein Schwager äußert sich in den letzten Jahren auch vermehrt so und glaubt dazu an Verschwörungstheorien 🙄. Er steht aber allein damit in unserer Familie und wird von uns anderen ausgebremst, bevor es Streit gibt. Denn leider würde er gerne streiten, nur lassen wir uns nicht darauf ein. Die Frage ist, wie lange das noch gut geht - irgendwann werden wir den Kontakt wohl abbrechen müssen.

Ich denke, ihr werdet auch über kurz oder lang über Kontakteinschränkungen nachdenken müssen, wenn ihr euch und euer Kind dem nicht weiter aussetzen wollt. Denn bei euch sind ja schon mehrere Personen "infiziert". Ihr könntet gegebenenfalls verlangen, dass solche Themen nicht zur Sprache kommen, wenn sie euch besuchen. Aber in ihrem eigenen Zuhause müssen sie sich ja äußern dürfen, wie sie wollen, ob euch das nun gefällt oder nicht.

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