Unsicher bezüglich Wohnlage seit Kind

Mein Mann und ich sind im Juli zum ersten Mal Eltern geworden.
Vorher waren wir uns sicher mit unserem Wohnort und seit das Kind da ist, kommt jedesmal die Sehnsucht nach mehr Ruhe und Natur, wenn wir seine Eltern besuchen.

Aktuell wohnen wir eher urban. Vorort mit Bahnhof, ganz guten Busverbindungen, Supermärkte zu Fuß erreichbar und nahe Autobahn, so reicht uns ein Auto vollkommen. Dort halt direkt an der Hauptstraße und im Garten hört man die Autobahn.
Meine Eltern wohnen mit im Haus, lassen uns aber ziemlich freie Hand, als wäre das Haus schon uns.
Sie sind Beide nicht mehr ganz fit und brauchen mal Unterstützung, dafür helfen Sie uns aber auch wo Sie können.
Arbeiten tun wir Beide 12 km entfernt. Mein Mann fährt die Strecke 3/4 Jahr mit dem Fahrrad am Fluss entlang.
Ich fahre mit den Öffentlichen oder auf der Spätschicht mit dem Auto.
Beide Jobs sind nicht im HO möglich.
Sind als Quereinsteiger im öffentlichen Dienst gelandet und haben noch nicht den 1. Angestelltenlehrgang. Wenn wir also von unserem Arbeitgeber zu einer anderen Stelle wechseln würden, würden wir weniger verdienen.

Seine Eltern wohnen 40 Minuten entfernt auf dem Dorf. Dort gibt es nur eine Bäckerei und Metzgerei im Ort, für Alles Andere braucht man ein Auto.
Aber es ist dort doch so viel schöner. Aktuell sind wir pro Woche einen Tag da. Die Großeltern sind fitter und seine Schwester wohnt dort in einer Einliegerwohnung und ist auch ganz wild auf unser Kind.
Wenn wir dort hinziehen würden, bräuchten wir wohl ein zweites Auto und der Arbeitsweg könnte im Berufsverkehr auch mal 50 Minuten dauern. Oder es wechselt mindestens einer die Arbeit, dann wäre aber erstmal weniger Gehalt da.
Und eigentlich sind mein Mann und ich froh darüber, nicht für Alles ein Auto zu brauchen.

Gestern waren wir mit dem Schwiegervater eine große Runde spazieren und sind an einem Haus vorbei gekommen, dass zum Verkauf steht. Darauf hat er auch extra hingewiesen. Online hatte ich es auch schon entdeckt, da ich gerne mal schaue welche Häuser da und auch in unserem aktuellen Wohnort zum Verkauf stehen.
Und genau dieses Haus gefällt mir wirklich sehr gut.
Wäre ein Fußweg von 7 Minuten bis zu den Schwiegereltern.
Theoretisch könnten wir da aber sogar auf dem Grundstück noch bauen.
Theoretisch könnten wir uns das auch leisten, dafür müssten wir aber doch unseren Lebensstandard ändern. Ich shoppe z.b gerne, mein Mann steckt jeden Monat 150-300 € in sein Hobby und wir gehen gerne mal Essen, holen uns ein Eis etc

Jedenfalls sind wir beide wirklich sehr zerrissen wegen unserer Wohnsituation. In so jungen Jahren wäre ländlicher Leben schöner für ein Kind, aber als Teenie wird sicherlich die Nähe zur Großstadt bevorzugt. Auch wohnen unsere Freunde eigentlich auch fast alle in unserer aktuellen Nähe.
Aber trotzdem träumen wir da ein wenig vom Haus im Grünen.

Geht es da jemand ähnlich? Und wie habt ihr euch entschieden?

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Du betrachtest eure Situation aus dem Blickwinkel des Mangels heraus - du könntest aber auch eine andere Sichtweise wählen: Ihr habt das Beste aus mehreren Welten!

Tolles Haus von (finanzieller Aspekt!) und mit Eltern ohne Streit. Absolutes Privileg, mit Fahrrad und Öffis mobil zu sein, Einkaufen zu Fuß - und trotzdem daheim einen Garten. Schwiegereltern in der Nähe in toller Umgebung, wo Ihr plus Kinder herzlich willkommen seid und das Dortige genießen könnt, ohne die Arbeit zu haben: Seht das als Wochenenddestination, als Ferienhaus sozusagen.

Das Gras ist, wie du schreibst, immer grüner - dort, wo man nicht im Alltag lebt. Aber man kann sich bewusst von dieser "schlechten Gewohnheit" lösen, das besser zu finden, was man NICHT hat. nicht haben, was man liebt, sondern lieben (=erkennen), was man hat.

Alles Liebe für euch - count your blessings!

Bearbeitet von -Lil-
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Du hast vollkommen Recht.

Meist gelingt es mir ja, vor allem die Vorteile zu sehen, aber manchmal kommen eben doch ein wenig die Zweifel.

Danke für deine positive Lebenssicht.💖

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Hallo,
Genau diese Gedanken mache ich mir auch, nur andersrum:-) wir sind im November Eltern geworden und leben auf dem Dorf. Früher haben wir auch in der Stadt gewohnt. Da wohnen auch unsere Familien und Freunde. Von denen kommt uns nur noch wenig besuchen, weil es 20 km entfernt ist. Andere Familien mit Kindern kennen wir auch noch nicht in der Nähe, das kommt vielleicht erst im Kindergarten alter. Aber es ist ziemlich einsam muss ich zugeben und wir überlegen wieder zurück zu ziehen.

Liebe Grüße

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Uns ging es genauso und wir haben ein Haus gekauft in der Nähe meiner Schwiegereltern , was wir mit Baby Richtung Herbst beziehen werden. Aktuell wohnen wir auch urban und uns war es sehr unwohl bei dem Gedanken, dass unser Kind hier aufwachsen soll. Zudem kam bei uns ganz klar die Großeltern Thematik, da wir hier niemanden an Familie aktuell haben. (Das ist bei euch anders, habe ich gelesen)
Ansonsten ziehen wir wirklich aufs Land, aber es gibt eine Bus Verbindung, mit der der Teenie dann in die Stadt fahren kann (6km) und uns ist auch klar, dass wir viel Taxi spielen werden in den kommenden Jahren. Trotzdem haben Haus, großes Grundstück, viel günstigere Lebenshaltungskosten & Immobilienpreise ,Nähe zur Familie… am Ende für uns gesiegt. :)

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Ich halte tatsächlich so garnichts von Einfamilienhäusern in denen man plant langfristig zu wohnen. Wie du es beschreibst, die Bedürfnisse ändern sich enorm über die Zeit.

Mit kleinen Kindern ist mir wichtig:
- direkter Gartenzugang
- günstig, sprich beide können Teilzeit arbeiten
- Gute Kita vorhanden
- Viel Natur rundherum
- pflegeleichter und sicherer Wohnraum

Mit grossen Kindern:
- Viel Selbstständigkeit möglich mit Fahrrad und ÖV
- Gute Bildungsmöglichkeiten in der Nähe
- Mehr Platz, guter Standard
- Garten unwichtig, Sitzplatz reicht

Mit ganz grossen Kindern dann wieder was anderes.

Ich würde in Etappen denken. Was braucht ihr JETZT? Wäre eine Eigentumswohnung auch was?

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Also eigentlich haben wir Alles was wir brauchen.
Mehr Natur, ohne ins Auto zu steigen zu müssen wäre halt schön. Genauso wie es einfach schön wäre, seine Familie auch so nahe zu haben.
Es steht eigentlich ja schon fest, dass wir die nächsten Jahre hier bleiben. Aber das Endgültige macht halt das was man nicht haben kann, schwerer zu verkraften.

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Genau das meine ich. Ich finde es blöd wenn man ein Haus als "endgültig" sieht. Die Lebenssituation verändert sich und auch der Bedarf an den Wohnraum.

Wie wäre eine Wohnung im der Nähe der Schwiegereltern jetzt und in 5-10 Jahren zieht ihr wieder in das Haus?

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Du sagst es selbst für Jugendliche wird das Dorf schnell öde und Eltern fungieren als Taxi.
Das wird schwierig, weil sich euere Arbeitswege erweitern.
Aus dieser Sicht würde ich euren jetzigen Wohnort bevorzugen.
Ein Haus im Grünen klingt schön und idyllisch, hat aber eben auch Nachteile, die auf Kosten von Zeit und Geld gehen.
Die Idylle ist dann doch nicht mehr so idyllisch.

Ich selbst bin im Dorf groß geworden. Als Kind war es toll. Später weniger, denn die Wege waren lang und kaum Öffis.

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Ja, mein Mann sagt ja das Gleiche.
Als Jugendlicher fand er es doof, zur nächsten Stadt 30 Minuten, zur Großstadt 50 Minuten mit den Öffentlichen.
Er sehnt sich aber noch mehr nach einer ruhigen Umgebung, wünscht sich zeitgleich aber auch gar nicht mehr auf ein Auto angewiesen zu sein. Also quasi die eierlegende Wollmilchsau.

Ich bin halt in der urbanen Umgebung großgeworden und mochte es auch als Kind, da wir einen Garten hatten und es viele Kinder in der Nachbarschaft gab.
Damals war es aber auch noch ein wenig grüner und es war weniger Verkehr. Da konnte man als Kind noch gut auf dem Gehweg Fahrrad fahren, jetzt sind da halt viele geparkte Autos.

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Naja, ihr seid in der glücklichen Lage beides zu genießen. Den praktischen Alltag in der Stadt und wenn man Bock und Zeit aufs Grüne hat, fährt man einfach hin.
Prinzipiell müsst ihr auf nichts verzichten.

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Gäbe es nicht die Möglichkeit, irgendwo dazwischen etwas zu suchen?

Nicht ganz so ländlich / außerhalb, aber nicht direkt an der Hauptstraße?

50 min täglich einfach zur Arbeit zu fahren ist schon viel.
Gerade mit Kind fehlt einem die Zeit dann. Morgens ist es oft hektisch, wenn das Kind zur Kita, später Schule, muss....

Wie sieht es in dem Dorf z.B. mit der Kita / Schule / weiterführender Schule aus?

Die Zeit vergeht super schnell - und wenn euer Kind dann in der 5. Klasse ist und ewig zur Schule braucht, der Bus nur 2x am Tag fährt und ihr ständig Elterntaxi spielen müsst, dann ist das auch eine Belastung.

Denkt auch an Freizeitangebote, Sport, Musik, an den Kinderarzt, Zahnarzt, Kieferorthopäden.....das alles wird dann mit dem Auto gefahren.

So verlockend das Dorf ist - die Dorfidylle hat auch seinen Preis.

Ich würde nach einer Kompromisslösung suchen.
Mehr im Grünen, aber mit vernünftigem Anschluss für das Kind.

Bearbeitet von Yoyo
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Was dazwischen macht keinen Sinn für uns, wir wollen ja den nahen Familienanschluss haben, dass man sich eben nicht immer ins Auto setzen muss.
Alleine schon das ich von meinem Eltern wegziehen würde, ist doch schon sehr unwahrscheinlich, einfach da die immer mehr Hilfe im Alltag brauchen.
Letztes Jahr haben Sie noch eine Viertel Stunde zu Fuß entfernt gewohnt, da war es schon doof z.b beim Getränke kaufen, zweimal halt zu machen. Denn wir wohnen zwar urban, doch sowas wie Flaschenpost gibt es hier nicht.
In meiner idealen Vorstellung würden wir Alle super nah auf einem Fleck wohnen, damit sich jeder gut gegenseitig unterstützen kann.

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Würden dann deine Eltern mit umziehen?
Oder wie ist der Plan?

Denn wenn du sagst, dass euch schon eine Viertelstunde auseinander zu viel ist, dann bleibt ja eigentlich keine andere Möglichkeit?

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Ich bin von der Millionenstadt (aber Randlage) ins Dorf OHNE Bäcker und Metzger gezogen als ich schwanger war, mein Partner hat hier seine Wurzeln und er hat hier Eigentum.
U3 Kita ist unbezahlbar (Kommune ist pleite, 30h Kosten fast 1000€) aber da unser Kind sowieso stark gefördert werden muss und wir gleich das nächste nachlegen wollen, passt das schon.
Kita ab 3 ist ein Traum, genau wie Grundschule. Kleine Gruppen, alle Freunde zu Fuß erreichbar. Ab 5. Klasse kommt sie mit dem Bus auch in eine Stadt (weiterführende Schule)...

Mein Mann kotzt täglich, dass er mindestens je eine Stunde zur Arbeit und zurück braucht. Das ist pure lebenszeit, die flöten geht. Ich muss mir nach der elternzeit einen neuen Job suchen und habe keine Ahnung, was ich hier außerhalb des niedriglohnsektors machen soll... Gute Jobs sind einfach rar gesät. Die betreuungszeiten sind ebenfalls rar gesät, die Mütter, die ich hier kenne, arbeiten nur dann vollzeit, wenn sie nicht arbeiten müssen (oder auch die kassieren steuergelder für einen Job, in dem sie nicht arbeiten müssen), realistisch sind 20 Stunden bis zur 5. Klasse.
Mein Mann wird kaum einen Job bekommen, der näher an seinem Wohnort liegt - er ist spezialisiert und kann schon froh sein, dass er so nah einen Job bekommen hat.

Für mich ist es noch das ganz spezifische Problem, dass wir uns mit den Schwiegereltern, das Grundstück teilen und die mich deutlich spüren lassen, dass das alles ihres ist - keine Privatsphäre, keine Ordnung... Ich wohne also auf dem Land in einer Wohnung, in der Stadt hatte ich einen Garten.

Das habe ich nun auch zur Bedingung gemacht, dass wir im Dorf umziehen und ich meine Ruhe bekomme und meine Privatsphäre. Mit allem anderen komme ich klar, weil ich tatsächlich die Ruhe überragend finde, auch die Sicherheit, die ich meinem Kind hier bieten kann (und damit meine ich nicht Messerattacken oder so, sondern autofahrer, ältere Kinder auf dem Spielplatz die mobben...) - ich werde dafür sorgen, dass sie als Teenie auch rauskommt, dass die Stadt für Sie nie das Mysterium ist, dass sie für mich früher war und wenn sie dann alt genug ist, gehe ich davon aus, dass sie auch weggeht... Für Frauen ist hier einfach immer noch 1950 und die meisten anderen jungen Frauen gehen auch weg.
Helfen Dir meine Ausführungen weiter?

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Eure Situation klingt echt kräftezehrend.
Hoffe ihr werdet glücklicher mit Abstand.

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Beide 50 Minuten zur Arbeit wäre mir auf Dauer zu viel. Was wenn das Kind aus der Kita abgeholt werden muss und ihr seit fast eine Stunde entfernt ? Oder könnten die Schwiegereltern das übernehmen? Sonst würde ich sagen einer sollte was in der Nähe suchen.

Grundsätzlich verstehe ich den Gedanken. Wir haben den Kompromiss Kleinstadt gewählt. Es gibt hier eine Kita, Schulen, Supermärkte und eigentlich alles was man braucht, es gibt Wald und Grüne Flächen und es war nicht so teuer, ein kleines Reihenhaus war möglich.
Aber natürlich hat auch alles seine Nachteile, der ÖPNV ist jetzt nicht so super, meine Eltern wohnen 30 km entfernt (kommen trotzdem regelmäßig) und ob unsere Tochter in der Nähe mal eine Ausbildung machen kann, keine Ahnung. Aber jetzt gerade ist es für uns perfekt.

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50 Minuten Fahrt zur Arbeit - für mich das Totschlagargument 😉 und dann noch nen Parkplatz suchen...

Das sind hin und zurück zwei Stunden jeden verdammten Tag, die ihr eben nicht in der Ruhe und Natur verbringen könnt.

Spätestens in der Pubertät wird euer Kind euch auch hassen, wenn ihr so eine tolle Verkehrsanbindung sausen lasst - ich hab es gehasst so überhaupt nicht mobil zu sein 😬

Wir selbst wohnen trotzdem irgendwo im nirgendwo. Ich versteh deine Gedanken also. Aber ich hab Home Office. Als ich noch keines hatte, war ich im absoluten Dauerstress. Morgens ja nicht fünf Minuten zu spät losfahren, sonst gibts keinen Parkplatz mehr 😵‍💫 furchtbar.

Dazu kommt: ihr habt ja einen Garten. Wie cool ist das denn. Ihr habt die gesamte städtische Anbindung, aber trotzdem nen Garten. Sehr cool 👍

Die Autobahn hört das Kind ja gar nicht, das kennts ja nicht anders.

Und ihr könnt die Großeltern ja auch ganz oft besuchen gehen. Ihr habt da ja ne Anlaufstelle im Grünen. Denk dran, du müsstest die Strecke sonst tagtäglich pendeln. Also könnt ihr mit Kind auch mindestens wöchentlich für Freizeit die Strecke pendeln.

Also ich persönlich würde da bleiben. Und ich bin ja eigentlich Fraktion "gib mir ein einsames Haus mitten im Wald" 😅

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Die 50 Minuten wären es wohl nur beim Feierabend auf der Frühschicht, eventuell noch beim Hinweg zur Spätschicht. Ansonsten wären es nur so 30 Minuten, je nachdem wie nahe man bei der Arbeit parken kann.

Aber wir sind beide eigentlich super dankbar dafür, keinen weiten Arbeitsweg mehr zu haben.
Nach der Spätschicht, wenn ich mal bei der Arbeit parken kann, bin ich innerhalb von 11 Minuten Zuhause, mein Mann mit Fahrrad braucht um die 20 Minuten.

Unter der Woche zu den Großeltern pendeln ist aber leider jetzt auch nur im Urlaub gemeinsam möglich. Wären da erst gegen 5, wenn einer von uns Frühdienst hat und um halb 7 beginnt schon die Schlafenszeit von unserem Kind. Für einen Geburtstag oder so kann man da mal die Ausnahme machen, so schauen wir aber, dass wir dann Zuhause sind.