Sehr hohe Östrogenwerte aber trotzdem wenig (reife) Eizellen

Lieber Herr Dr. Peet,

nach inzwischen 5 ICSIs mit immer ähnlichem Verlauf bin ich etwas ratlos und verzweifelt. Vielleicht können Sie mir helfen.

Bin mittlerweile 35 Jahre alt (erste ICSI mit 32 Jahren) und habe das lange Protokoll, 2 mal Antagonisten-Protokoll und 2 mal das kurze Protokoll probiert.

AMH: 1,4,
FSH zu Zyklusbeginn immer recht hoch (11-13)

Zum FSH senken und Östrogen-Priming erfolgte vor jeder ICSI ein Vorzyklus (einmal sogar 3 Vorzyklen) entweder mit Cyclo Progynova, mit Femoston oder mit Estrifam und Primolut.

Stimuliert wurde entweder mit 300 IE Menogon (einmal auch 375 IE) oder aus einer Kombination von Menogon und Pergoveris.

Nach zögerlicher und träger Eierstockreaktion (gesamte Stimulationsdauer meistens 13-15 Tage) irgendwann endlich Follikelwachstum.

Gesichtet wurden in jedem Protokoll zwischen 6-8 Eizellen, die eigentlich hätten reif sein sollen.

Östrogenwert lag zum Zeitpunkt der Auslösespritze immer zwischen 4000, 6000 und 8000 - also sehr hoch. Ärzte waren immer recht zuversichtlich. Angeblich seien die Östrogenwerte "bombastisch". Nächster Arzt bei weiterer ICSI wieder zuversichtlich.

Ergebnisse: Im langen Protokoll waren von 8 Eizellen 6 Stück leer. Die anderen beiden Eizellen nicht zu gebrauchen. In den anderen Versuchen waren ebenfalls immer ungefähr die Hälfte der Eizellen leer. Von der anderen Hälfte noch einmal die Hälfte unreif.

Übrig blieben höchstens 2 reife Eizellen, die in einem Versuch befruchtet und beide zu Blastos wurden. Immerhin.

Nun hatten wir gerade eine weitere ICSI, bei der wir mit "nur" 225 IE Menogon stimuliert haben, in der Hoffnung, dass die Ausbeute besser ist. Ausgelöst mit 1,5 Ovitrelle (ca. 10.000 IE von Ovitrelle). Punktiert wurde nach 38 Stunden, in der Hoffnung, dass dann mehr Eizellen reif sind.

Östrogenwert lag beim Auslösen bei 4800. Dazu gab es 6 Follikel zwischen 18-21 mm und einen mit 17 mm.

Ergebnis: 1 reife Eizelle!

Wie kann das sein?

Ich habe das Gefühl, dass der "bombastische" Östrogenwert irgendwie eher genau das Problem darstellt. Kann es sein, dass der Wert nur deshalb so hoch ist, weil fast alle Follikel Zysten ohne Eizellen sind, die mehr Östrogen produzieren als üblich wäre?

Ich bin jetzt immer besonders skeptisch, wenn der Östrogenwert so hoch ist. Das ist doch nicht normal. Ich hätte lieber einen normalen Östrogenwert mit vernünftigen Eizellen.

Haben Sie eine Erklärung oder Ideen, was ich noch probieren kann?

Kann es Veranlagung sein? Denn ich habe das Problem seit meiner ersten ICSI, als ich noch 32 Jahre alt war.

Eine weitere Frage: Wirkt sich der hohe Östrogenwert negativ auf meine Schleimhaut aus, wenn diese länger unter dem hohen Östrogeneinfluss steht? Oder kann es generell ein Problem mit der Blut-Fließfähigkeit geben, wenn Östrogen so hoch ist ("Eindickungen")?

Würde es - um wenigstens der einen reifen Eizelle eine Chance zu geben - Sinn machen, das Blut mit Heparin zu verflüssigen oder aber die Eizelle einzufrieren und im Kryozyklus unser Glück zu versuchen? Gefahr wäre natürlich, dass die Eizelle nicht mehr aufwacht und wir dann gar keine Chance haben...

Bin sehr verzweifelt und würde mich sehr über Ihren Rat freuen!

Viele Grüße

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Hallo
vielleicht sollte man bei Ihnen einen Stimulationsversuch mit Letrozol Tabletten durchführen. Man könnte hier eine ähnliche Anzahl von Eizellen mit deutlich weniger Kosten und Aufwand erreichen. Ein zusätzlicher Vorteil könnte bei ihnen sein das Östrogenwert dann deutlich niedriger. Sie haben Recht, ein sehr hoher Östrogenwert kann nachweislich die Einnistung Fähigkeit der Schleimhaut reduzieren.
Grüße
Peet

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Vielen Dank für Ihre Antwort! Das hilft mir sehr weiter! Ich werde die Idee mit dem Letrozol ansprechen. Das klingt wirklich gut. Das Gefühl, dass die hohen Dosen nicht unbedingt mehr bewirken habe ich nämlich auch und wenn sich der hohe Östrogenwert dann auch noch negativ auf die Einnistung auswirkt, dann kann es ja eigentlich nur besser werden.

Vielen Dank und ein schönes WE!