Kaiserschnitt wirklich notwendig?

Guten Tag Frau Dr. Kolsch!

Ich bin jetzt in der 40 ssw. nach einer ICSI-Behandlung. Meine Frauenärztin schickte mich vor 5 Wochen zur Geburtsplanung ins Krankenhaus. Dort war ich dann auch und der Arzt dort hat mir zu einem Kaiserschnitt geraten. Ich schreib Ihnen jetzt einfach mal ein paar Eckdaten runter.

- 1. Kind Blasensprung in der 35. ssw, daraufhin Einleitung. Nach 9 Stunden dann patologisches CTG, Herztöne schlecht, Muttermund 3 cm offen, secundäre Sectio (Kind hatte sich die Nabelschnur 2 x um den Hals gelegt und dadurch wurden die Herztöne schlechter. Kind 2450 g, 45 cm groß

- insulinpflichtiger Schwangerschaftsdiabetes gut eingestellt. Werte sind in Ordnung

- Plazenta war bei 38+4 bei Grad 3 vorher noch Grad 2

-Geburtsstand: Unreif, Kind sitzt noch nicht im Becken

- Meine Größe 1,60, Schuhgröße 39 (wurde ich immer wieder gefragt?!)

- Kind wurde bei 38+4 auf 3195 Gramm geschätzt, Kopfumfang im Unteren Bereich, aber noch ok

Der Arzt meint jetzt, dass ich ein Missverhältniss habe zwischen meiner Plazenta und dem Geburtsstand. Mein Körper müsste jetzt also quasi mit Geburt anfangen, mag aber nicht. Ich hab nur ab und zu einen richtig festen Bauch und noch keine Wehen, wie ich sie von der Einleitung her kenne.

Ich hätte gerne natürlich entbunden, die Hebamme versteht auch nicht, warum der Arzt unbedingt einen KS machen will. Ich hab jetzt noch bis zum ET Zeit, spätestens da wird der KS gemacht. Einleitung lehnt der Arzt ab. Das ist zu streßig für Mutter und Kind...

Ich weiß, dass es schwierig ist, jetzt eine Meinung zu äußern, aber vielleicht könnten sie mir doch einen Rat geben. Muss es wirklich ein KS werden oder kann ich es nicht doch erst normal probieren. Vielleicht ne PDA legen lassen, die man im Notfall erweitern kann, oder so?

Mir ist am Wichtigsten, dass es dem Kind gut geht. Das steht an aller erster Stelle!

Liebe Grüße und Danke schon mal fürs Lesen meines Langen Textes!

Summsi

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Ach ja, die Kaiserschnittnaht ist bei 2 mm.

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Hallo sumsebrumm,
ohne allzu individuell zu werden, versuche ich Ihre Frage zu beantworten.
Ich verstehe mehrere Aussagen Ihres Arztes nicht. Vielleicht liegen hier Missverständnisse vor.
Ein Missverhältnis zwischen Plazenta und Geburtstand- noch nie gehört.
Es gibt Missverhältnisse bei den kindlichen Maßen: z.B. dass der Kopf im Vergleich zum Bauch/Brustkorb zu klein ist und somit das Risiko einer sog. Schulterdystokie erhöht ist. Sie schreiben der Kopf Ihres Kindes sei zierlich- vielleicht ist das gemeint? Diese Konstellation kann durchaus zu einer Kaiserschnitt-Empfehlung führen.
Dass die Plazenta im Verhältnis zum Höhenstand des Kindes irgendetwas anzeigt, habe ich noch nie gehört.
Der Gestationsdiabetes und das Schätzgewicht sprechen nicht gegen eine vaginale Entbindung.
Eine Einleitung bei Z.n. Kaiserschnitt sollte immer sehr behutsam und unter enger Überwachung erfolgen. Das legen einer PDA sollte gut überlegt werden, da etwaige Beschwerden im Bereich der Narbe so "kaschiert" werden könnten. Aber sicher ist das grundsätzlich möglich.

Warum nach der Schuhgröße so oft gefragt wird, weiß ich nicht. Das entbehrt jeder medizinischen Grundlage und ist eher unter Glaskugel-Seherei und Hebammen-Wissen einzuordnen. Dass es einen Zusammenhang zwischen Schuhgröße und Beckenmaßen gibt und somit zu schwierigeren Geburtsverlaufen kommen kann, mag ja sein, ist jedoch nicht statistisch oder wissenschaftlich in irgendeiner Weise belegt. Ich würde das nicht zur Grundlage einer Entscheidung machen.

Ich bin ein Befürworter der vaginalen Entbindung, da nach dem zweiten Kaiserschnitt der Weg einer vaginalen Entbindung versperrt ist (es sei denn man entscheidet sich gegen ärztlichen Rat dafür) und viele Nachteile für Mutter und Kind entstehen.
Sprechen Sie nochmal mit den behandelnden Ärzten im KH welchen konkreten Grund es gibt und entscheiden Sie am Ende entsprechend Ihres Sicherheitsbedürfnisses.

Alles Gute und einen schönen Endspurt!

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Danke für die Meinung. Hab heute lange mit meiner Frauenärztin gesprochen. Werden erst mal sanft Einleiten und dann wird man sehen, wie es weiter geht.

Schöne Zeit noch

Sumsi

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Liebe Frau Dr. Kolsch,
ich möchte Sie in keinster Weise kritisieren, aber "Hebammen-Wissen" mit "Glaskugel-Seherei" zu vergleichen finde ich angesichts dessen, dass Hebammen ausgebildete Fachfrauen für Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett sind irgendwie sehr unangebracht.
Meine Hebamme hat mich nie nach meiner Schuhgröße gefragt oder sonstigen "esoterischen" Kram, sondern mich kompetent und medizinisch auf Top-Stand durch Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett begleitet. Ich habe mich bei ihr genauso gut betreut gefühlt wie beim Arzt.

Das nur als Randbemerkung.