Essen / abwarten oder therapieren?

Hallo Herr Dr. Jahn,

meine Tochter kam bei 24+3 und ist jetzt 12 Monate alt (8.5 Monate korrigiert).

Sie tut sich nach wie vor schwer beim Essen. Brei füttern lässt sie sich gar nicht - sie würgt es direkt wieder raus, wenn man den Löffel überhaupt in den Mund bekommt.

Wenn sie den Löffel selbst hält, lutscht sie ein wenig dran rum.

Wenn ich ihr feste Nahrung in die Hand gebe, lutscht sie es zwar interessiert an, drückt es aber mit der Zuge wieder raus. Sie schaut uns das Essen vom Teller und wenn ich was auf dem Boden sitzend esse, kommt sie an und will es haben.

Uns wurde nun in der Frühchennachsorge nahegelegt, über eine Castillo Morales Therapie nachzudenken, falls sie im Mund überempfindlich ist. Ich habe mich auch schon umgehört, aber wir könnten aufgrund der Urlaubszeit auch erst in 4 Wochen beginnen.

Was können wir tun, um unsere Tochter zu unterstützen? Wie dringend sehen Sie den Handlungsbedarf? Welche Lebensmittel sind geeignet, das zu "üben"? Im Moment mache ich 1x tgl Getreide-Milch-Brei (das ist von der Breisorte her der geringste Aufwand, denn ich schmeiße seit Monaten ein Gläschen nach dem anderen weg) und wenn es passt, bekommt sie Brötchen/Obst/ged. Gemüse zum Probieren.

Im Herbst beginnt die Kita - da sollte sie zumindest ein bisschen was essen können. Außerdem merke ich ja auch, wie unzufrieden sie damit ist, selbst nichts essen zu dürfen/können.

Danke vorab für Ihre Meinung.

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Liebe das.kat,

ein anstrengendes erstes Lebensjahr Ihrer Tochter liegt hinter Ihnen... gestartet mit 24+3... sicher mit vielen Höhen und Tiefen und manch einem sorgenvollen Tag und schlafloser Nacht.

Eine Castillo-Morales Therapie halte ich für einen guten Gedanken. Und so schnell damit zu beginnen, wie es Ihnen möglich ist, macht sicher Sinn. Wenn es jetzt aufgrund Ihrer Situation nicht möglich ist, wird man das nicht ändern können.

Ich weiß jetzt nicht genau, wessen Urlaubszeit hier den Beginn der Therapie verzögert. Sollte es sich um Ihre eigene Urlaubsplanung handeln, wäre eventuell zu erwägen, ob Sie vor dem Urlaub Termine wahrnehmen, in denen Sie schon Anleitung erfahren, die Sie dann selber anwenden können und Sie fahren dann mit der Therapie nach Ihrer Rückkehr fort.

Mit welchem Lebensmittel Sie üben, ist grundsätzlich Ihnen überlassen und Sie werden einiges ausprobieren müssen. Wenn Ihre Tochter Interesse an Ihrem Essen zeigt, bieten Sie es ihr an. Eventuell entsprechend angepasst an die (motorischen/neurologischen) Möglichkeiten Ihrer Tochter. Spart auch die Gläschen. Wie ich Ihrem Bericht entnehme, haben Sie damit ja aber auch schon begonnen.

Auch bei den Breien dürfen Sie variieren.

Lieben Gruß

Kinderarzt.jahn