Kristeller Handgriff - wie war das für euch?

Ich lese fast ausschließlich, dass der Kristeller Handgriff so tragisch ist und als Gewalt unter der Geburt gilt.

Ich habe im Mai heuer mein 1.Kind bekommen und durch sekundäre Wehenschwäche und Sternenguckerbaby eine Geburt mit Saugglocke, Dammschnitt und Kristeller Handgriff (von oben drücken durch die 2.Hebamme) gehabt. Mir wurde aber alles davor mitgeteilt und erklärt, warum diese Dinge notwendig waren.

Für mich persönlich war das nicht schlimm, weil ich einfach nur mehr froh war, dass die Kleine da war. Wir waren dann mit 8 Wochen bei der Cranio Sacralen Therapie aufgrund der Interventionen und jetzt hat sie einen noch besseren Schlaf.
Sie war aber von Anfang an immer schon ein braves, wissbegieriges Baby :-)

Deshalb meine Frage an diejenigen, bei denen auch von oben mitgedrückt wurde:
Empfindet ihr oder habt ihr den Kristeller Handgriff als tragisch empfunden? Wurdet ihr davor darüber aufgeklärt?

Mich beschäftigt das Thema erst jetzt, weil ich es nicht als schlimm empfunden habe und gerade nachdenke, ob ich das verharmlose!? :-)

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Hi,
hatte ich auch und ich fand es nicht schlimm. Es war meine erste Geburt, nach 2 Tage Einleitung, für die Presswehen Wehentropf und grünes Fruchtwasser. Laut meinem Freund gingen die Herztöne vom Kleinen in den Keller, daraufhin hat die Hebamme die Ärztin gerufen hat und ihr signalisiert, dass gehandelt werden soll. Den Part habe ich nicht mitbekommen, was ich aber eher als positiv empfinde, weil ich mir Sorgen gemacht hätte. Die Ärztin kam zu mir, hat sich vorgestellt und hat mir zwar schnell, aber ganz ruhig, sachlich und deutlich erklärt, dass die den Kleinen jetzt raushaben möchten und, dass sie deswegen bei der nächsten Wehe mit drücken wird, dass sie dafür halb aufs Bett steigen wird (sie war klein und zierlich) und, dass es kurz unangenehm wird. Ich habe zugestimmt und zwei Wehen später war mein Kleiner da. Ich habe es nicht als unangenehm empfunden. Gekonnt angewendet ist dem nach dem was ich gelesen habe, auch nichts einzuwenden. Am nächsten Tag habe ich gemerkt, dass beim Bauch an einer Stelle wie eine ganz leichte Prellung war, aber nichts der Rede wert. Vielleicht hätte ich mir ohne den Griff den Dammriss erspart, aber wer weiß.. Ich fand’s total in Ordnung und dem Kleinen ging’s auch super

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Hallo,

bei mir war es fast das Gleiche damals. Ich wurde eingeleitet und nach 3 Stunden erfolglosen Pressversuchen, dann Dammschnitt, Saugglocke und Kristellerhandgriff, weil ich am Ende meiner Kräfte war. Ich wurde dann gefragt, ob man mir helfen soll und ich hab dankend angenommen. Mir wurde zwar nicht gesagt, dass der Handgriff gemacht wird und er tat auch echt verdammt weh, aber ich hab das nicht als Gewalt unter der Geburt empfunden. Ich dachte nur, die müssen sie halt raus drücken. Bei mir hat das sogar ne Ärztin gemacht und die weiß ja hoffentlich, was sie da tut. Ich hab lang gebraucht, bis ich über die Geburt hinweg gekommen bin, aber daran lag das ganz sicher nicht.

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Soweit ich weiß, wird der Handgriff in den allermeisten Fällen falsch angewendet. Es ist eig ein Handgriff, aber viele arbeiten trotzdem mit den Unterarmen.
Evtl ist das der Grund, warum manche Frauen ihn als sehr negativ und schmerzhaft empfinden haben.

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Ich kann zwar geburtstechnisch noch nicht mitreden aber ich denke, wenn man kurz darüber aufgeklärt wird und nicht einfach "besprungen" wird ist das schon mal die halbe Miete 😅 in bestimmten Situationen ist er halt hilfreich und ich denke wenn man da am Ende seiner Kräfte ist, ist man froh wenn dadurch was voran geht.

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Bei mir hat ihn die Ärztin angewendet. Es war die dritte Nacht ohne Schlaf, dafür mit durchgehend Wehen (außer Pda) und ich glaube alleine hätte ich es tatsächlich kräftemäßig einfach nicht mehr geschafft. Ob die Ärztin das angekündigt hatte weis ich Gar nicht mehr. Ich empfand es nicht als Gewalt, kann mich auch nicht daran erinnern, dass es weh getan hätte. Für mich war es die pure Erleichterung und ich wollte nur noch das der Zwerg da raus kommt.

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Hallo,

Bei der Geburt meiner Tochter vor 15 Monaten wurde dieser Handgriff angewendet, unter Vorankündigung und Aufklärung.
Tatsächlich empfand ich es aber als Gewalt unter der Geburt denn ich wollte eine kurze Pause, also mal kurz durchschnaufen (Mein Kind war zu keiner Zeit in Gefahr, es bestand ein Geburtsstillstand, kurze Nabelschnur und nachlassende Wehentätigkeit, Herztöne waren zu jeder Zeit gut)
Und wie schon oben jemand geschrieben hat wurde auch bei mir der Griff falsch angewendet.

Liebe Grüße

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Hallo,

Ich hatte das über der Geburt von meinen ersten Sohn. Sterngucker, auch Saugglocke.
Ich hatte einen Dammriss, einen Schnitt und einen Scheidenriss und konnte wochenlang nicht sitzen. Ich habe bis heute Probleme mit den Narben, hauptsächliche während der Mens, dann tut alles weh, und wenn das Wetter umschlägt.
Die eine Ärztin ist mir dermaßen auf den Bauch herum gehopst beim Handgriff dass war sehr schmerzhaft und unschön. Das klappte dann nicht so richtig, und dann haben sie mir ein Handtuch um den Bauch geschlungen und daran gezogen.

Jetzt wird es aus diesem Gründen ein Kaiserschnitt. Schlimmer kann es nicht werden.

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Ich glaube man kann nicht pauschal sagen, dass ein bestimmter Eingriff zu einem traumatischen Geburtserlebnis führt.
Ich kenne Frauen mit einer ganz normalen Geburt, die danach in Therapie mussten und andere haben wirklich alle Interventionen und Geburtsverletzungen mitgenommen, die so gingen und waren trotzdem selig.
Ich glaube ganz ausschlaggebend ist ob die Frauen das Gefühl haben das Heft des Handelns noch in der Hand zu haben. Gerade wenn es um das Thema Gewalt im Kreißsaal geht, höre ich oft, dass die Ärzte für die Frauen entschieden haben und sie diese Entscheidung nicht nachvollziehen konnte.
Bei mir wurde ein ungeplanter KS damals gemacht und ich versteh bis heute nicht warum. Ich fühlte mich auch vorher nicht verständnisvoll begleitet und mir kam irgendwann der Verdacht, dass die einfach keinen Bock mehr auf mich hatten. Dieser Kontrollverlust und das Gefühl diesen unfreundlichen Menschen ausgeliefert zu sein, haben mich tief verletzt. Ich kämpfe immer noch mit diesem Erlebnis.

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Hallo. Mein erster Sohn wurde so zur Welt gepresst. Ich konnte nicht atmen, hatte unglaubliche Schmerzen und große Angst. Mir wurde die ganze Zeit über gar nichts erklärt. Es wurde nur gemacht und getan. Ich habe die ganze Geburt als -sehr schlimm- in Erinnerung. Im Februar soll mein viertes Kind kommen, leider muss ich wieder in das selbe Krankenhaus. Ich merke deutlich das ich diese Erfahrung noch lange nicht verarbeitet habe 😞

Dennoch versuche ich guter Dinge zu bleiben. Der Kreißsaal wird mittlerweile von Hebammen geleitet. Eine davon ist meine Beleghebamme. Ich bin sehr gespannt und leider auch etwas ängstlich.

Lg