Die Geburt - mehr als nur 3 Phasen!

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Hallo Mädels,

Ich hänge aktuell ein bisschen in der Luft mit unregelmäßigen Wehen nachts, verstrichenem Gebärmutterhals und 2-3cm offenem Mumu. Den Zustand habe ich schon seit bald 1 Woche und langsam keine Lust mehr... Wo stehe ich denn nun aus medizinischer Sicht, was kann helfen und wie lange dauert es noch?! Keiner ist bereit mich so richtig aufzuklären und meine Hebamme die es vermutlich könnte, ist eine Woche weg jetzt.
Ich lese hier ja immer wieder dass ich nicht die einzige bin und wollte mit euch teilen wie ich mir nun selbst geholfen habe diese Ungewissheit zu zerstreuen und mir ganz viel Mut zu machen. Jetzt weiß ich dass alles so läuft wie es soll und Mini eben Zeit braucht. Unterstützende Maßnahmen helfen ein bisschen und ich drehe nicht am Rad, weil ich einerseits was tun kann und andererseits die meisten Maßnahmen harmlos sind.

Nachdem ich nicht oder nur unzureichend aufgeklärt werde, habe ich mich eben selbst informiert. Eine Kollegin hat mich über ihren Zugang zu Thieme und PubMed (Zugang zu wissenschaftlichen Arbeiten) unterstützt. Bei dem vielen Lesen musste ich feststellen dass der allgemeine Wissensstand zum Thema Geburt und Dauer der Geburt (3 Phasen?!) sehr weit von der Realität abweicht. Ich teile einfach Mal mein neues und beruhigendes Wissen mit euch und hoffe dass es der ein oder anderen Frau hier hilft etwas Ruhe und Frieden vor Geburt zu finden.

Erstmal kann man sagen dass der Geburtsprozess sehr lange im voraus vom Körper geplant und vorbereitet wird. Der Prozess selbst ist hochkomplex, also halte ich das kurz und möglichst verständlich.
Zum Ende hin baut der Körper den Uterus um und zwar von einem Organ das schützt und behält was es enthält, zu einem Organ dass gewaltige Kräfte aufbringen kann und den Inhalt ausstößt. Also die komplett umgekehrte Funktion! Das geschieht auf vielen verschiedenen Ebenen im Körper und führt zu großen Veränderungen die wir mit Wehwehchen und Beschwerden, wie Übelkeit, Müdigkeit etc, spüren können. Das sind also die ersten Vorboten und gute Zeichen dafür dass alles in die richtige Richtung läuft!

Als nächstes muss der Geburtsapparat reifen. Das ganze beginnt irgendwann Anfang des 3. Trimenons und ist ein störanfälliger Prozess aber er ist nie völlig aufzuhalten, dauert halt bei Störungen nur länger. Also keine Panik wenn es sich zu ziehen scheint!

Den Abschluss dieser Reifevorgänge bildet die Latenzphase. Einige wissen vielleicht schon was das ist, andere noch nicht. Es ist die erste spürbare Phase der Geburt (ja! Dann geht es langsam aber sicher los!) und stellt den Übergang zwischen Schwangerschaft und Geburt dar. Sie kann nur Stunden dauern oder sich Tage hinziehen und ist sehr wichtig und sehr sensibel... Leider führen oft unzureichende Betreuung oder Eile in dieser Phase, oft zu unnötiger Intervention und unschönen Erlebnissen bei Frauen. Ich kann nur sagen: Lest genau nach was die Latenzphase ist und ihr werdet sie viel entspannter begehen können! Die Quellen im Internet die ich auf der ersten Seite von Google fand, haben gute und verständliche Informationen dazu. Das erspart euch vielleicht unnötige Eingriffe und beschert euch eine schönere Geburt.

Erst nach der Latenzphase kommen wir zu den bekannteren Seiten der Geburt, also Eröffnungsphase, Austreibungsphase, Nachgeburt. auch hier gibt es einige feinere Abstufungen aber die sind oft bekannt und werden heutzutage Gott sei Dank gut von den meisten Geburtshelfern vermittelt und betreut.

Am Ende des ganzen Zirkus, haben wir ein (oder mehr) wunderschönes Baby in unseren Armen! Eine ganz große und großartige Leistung würde ich sagen. Es ist eben doch mehr als "nur" pressen... Denn das kann ja jeder ... Auf'm Klo halt. 🤷

Ich hoffe die Infos helfen der ein oder anderen Frau die langen Phasen entspannt und informiert durchzustehen. Seid euch bewusst was ihr da leistet! Es ist wirklich so viel komplexer und mehr als man denkt.

Ich lasse noch Quellen die frei zugänglich sind da für diejenigen unter euch die noch was nachlesen wollen.
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/abstract/10.1055/s-0041-111634?device=mobile&innerWidth=412&offsetWidth=412

https://www.bfh.ch › dam › b...PDF
Prävention einer frustrierenden Latenzphase - Berner Fachhochschule. <- über Google suchen.

Viel Spaß auf den letzten Metern und eine ganz baldige schöne Babyzeit.

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www.prof-hildebrandt.de › P...PDF
Die besondere Geburt als etwas Normales? - Prof. Dr. med. Sven Hildebrandt

Eine weitere Quelle, aus der auch die Übersicht der Phasen stammt.

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Oh ja, die Latenzphase. Von der hatte ich zum Glück schon gehört, sonst wär ich wohl wahnsinnig geworden, gerade bei Nr.5. 24 volle Stunden lang Ehen alle 20-10 Min und die tatwn auch schon weh. Etwas am Mumu haben sie auch bewirkt, der war dann bei 5cm als ich ins Kh kam. Aber die Wehen waren immer noch unregelmässig. Ein Glück mussten wir nicht wieder heim, beim 5. Kind wollten sie das nicht riskieren. War auch gut so, 2h später war das Baby da 😅
Also, immer Ruhig Blut, der Körper weiss was er macht, auch wenn es uns unlogischvorkommt.
Alles Gute!

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Danke fürs Teilen. Sehr interessant!

"Zum Ende hin baut der Körper den Uterus um und zwar von einem Organ das schützt und behält was es enthält, zu einem Organ dass gewaltige Kräfte aufbringen kann und den Inhalt ausstößt."
-> weißt du zufällig, wann diese Phase stattfindet und wie lange sie im Schnitt dauert?

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Der Grundstein wird mit dem Eintritt der Schwangerschaft gelegt. Wenn die Fruchtblase sich nämlich an die Gebärmutterwand heftet, benutzt sie eine bestimmte Verbindung als Kleber dazu. Löst sich am Ende der Kleber, werden kleine Signalmoleküle frei, die dem Körper weitere Impulse geben, die Geburt einzuleiten.
Der "Umbau" beginnt mit laut Literatur mit Eintritt ins dritte Trimester. Genauere Angaben finde ich leider selbst nicht dazu aber ich denke man kann "um die 30. SSW" ganz gut sagen und liegt damit in etwa richtig.

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Ich leide seit wenigen Wochen wieder unter elendiger Müdigkeit und mir ist wieder vermehrt leicht übel/flau. Bin aktuell in der 33. SSW und dieser Umbau würde es ja erklären 😅

Auf jeden Fall sehr spannend. Danke!

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Das passt alles sehr gut zu meinen Beobachtungen vor und während meiner Geburt letzten Samstag.

Ich hab die Tage/ Wochen davor schon gemerkt das alles anders ist. Laut Befund und CTG war aber nichts in Richtung Geburt in Sicht und ich war sooo ungeduldig. Die FÄ und die Ärzte im KH haben mir immer etwas Angst gemacht, wegen Einleitung und Risiko des Fruchttods der nach ET steigt. Die Hebammen im Geburtshaus haben mich aber immer wieder beruhigt und mich bestärkt darin uns die Zeit zu geben damit der kleine Mann kommt. Dafür bin ich unendlich dankbar.

Wenn ich das jetzt so im Nachhinein betrachte waren die Prozesse vor der aktiven Geburt bei uns eher lang und haben damit gut vorbereitet und am Ende hatten wir so eine wunderschöne Blitzgeburt in 3,5 Stunden ohne Schmerzmittel und Interventionen (ausser dem Rizinuscocktail als letzten Anstupser). Alles nicht nach Lehrbuch aber du deiner Liste passt es dann doch einigermassen.

Ich kann also auch noch einmal appelieren: Vertraut euren Körpern und eurem Kind und lasst euch nicht zu schnell verunsichern.