Tatsächlich schwanger, und niemand hat mehr damit gerechnet

Hallo, ich bin neu hier. Ich habe mich extra angemeldet um meine Geschichte zu teilen, denn ich möchte anderen gerne Mut machen.
Vorweg: Ich bin Schwanger mit bald 40 Jahren, 16. Woche. Der Kleine ist, soweit man das beurteilen kann, kerngesund.
Mit 32 Jahren habe ich (sehr sportlich, 100% gesund, liebe gesunde Ernährung, nie geraucht, wenig Alkohol. Gleiches gilt für meinen Mann) die Pille abgesetzt. 1,5 Jahre später wurde ich schwanger, aber es hat sich nicht richtig entwickelt und es gab eine Ausschabung. Danach wurde ich nicht mehr schwanger. Clearblue sollte helfen, ich hatte auch regelmäßig meinen Eisprung, aber geholfen hat es nichts. Also ging es irgendwann ins Kinderwunschzentrum. Mein Mann und ich sind auf den Kopf gestellt worden, aber es wurde nichts gefunden, beste Voraussetzungen für eine Schwangerschaft also. Die Versicherung genehmigte 3 ICSI- Versuche. 2 ICSIs gab es in dem Kinderwunschzentrum, ohne Erfolg. Die Befruchtungsraten waren gut, es gab Blastozysten, aber am Ende war ich trotzdem nie schwanger. Wir wechselten in die Uniklinik. Es wurden sämtliche Untersuchungen durchgeführt, die man machen kann. Top Voraussetzungen für eine Schwangerschaft hieß es. Wegen des Wechsels neue Beantragung bei der Versicherung, die uns wegen der hervorragenden Werte/ junges biologisches Alter insgesamt 3 weitere ICSIs genehmigte. Einen Versuch haben wir in der Uniklinik unternommen, danach Kryo, denn auch hier war die Befruchtungsrate gut. Alles wieder ohne Erfolg. Danach hatte ich die Schnauze voll und wollte von künstlicher Befruchtung nichts mehr wissen. Eine Weile haben wir es wieder mit Clearblue versucht, dann habe ich es irgendwann komplett aufgegeben. Kinder waren für uns offenbar nicht vorgesehen. Ich habe Anfang 2019 aufgehört, meine Regelblutung zu notieren, den Job gewechselt (ich konnte diese mitleidigen Blicke schwangerer Kolleginnen die Kommentare wie "bei dir klappt das sicherlich auch noch irgendwann" nicht mehr ertragen) und wenn mich meine neuen Kollegen gefragt haben, warum ich keine Kinder hätte, habe ich erzählt, dass ich keine Kinder möchte. Ich habe mich voll auf meinen Sport konzentriert und an Wettkämpfen teilgenommen. Ich habe mich wahrlich nicht geschont.
Jetzt im Sommer fühlte ich mich nicht so gut, irgendwie komisch in meinem eigenen Körper. Ich konnte nicht zur Toilette obwohl die Blase voll war, mein Kreislauf war sehr schlecht und ich hatte Schlafstörungen. Voller Angst vor einem Tumor oder was auch immer bin ich zum Frauenarzt, der mir zur Schwangerschaft in der 8. Woche gratulierte, ich konnte das kleine Herz auf dem Bildschirm schlagen sehen.
Tja, und jetzt bin ich in der 16. Woche und allmählich traue ich mich, über meine Schwangerschaft zu sprechen. Zu groß war vorher die Angst, dass doch wieder etwas sein könnte.
Ich weiß nicht, warum ich jetzt plötzlich schwanger geworden bin. Den üblichen Kommentar wie "man darf sich nicht so unter Druck setzen" kann ich nicht hören, denn genau das habe ich nie getan. In meinem Leben hat irgendwie alles immer geklappt, deshalb habe ich das Urvertrauen, dass ich schon noch schwanger werden würdet, bis zum Frühjahr 2019 nicht verloren. Der Entschluss, die weiteren ICSIs verfallen zu lassen, war dann spontan und ich habe nie daran gezweifelt, dass ich einfach Typ Sport und nicht Typ Mutter bin und es das Schicksal sicherlich richtig mit mir meint.
Corona hat das Leben entschleunigt, das ist die einzige Erklärung, die passen könnte.
Das ich überglücklich bin brauche ich sicherlich nicht extra zu erwähnen. Jedesmal beim Frauenarzt heule ich wie ein Schlosshund, wenn ich die Live- Bilder von unserem kleinen Mann sehe. Ich hoffe so sehr, dass er im Frühjahr gesund zur Welt kommt und das kleine Herzchen 90 Jahre lang weiter schlägt.

Ich hoffe, dass meine Geschichte helfen kann, wenn das Hadern mit dem eigenen (kinderlosen) Schicksal zu groß wird. Manchmal wundert man sich über das, was das Leben doch noch parat hält.