Schwierige Vergangenheit #trigger#

#TRIGGERWARNUNG#

Hallo.

Ich bin eigentlich stille Mitleserin,
aber im Moment weiß ich nicht, wo hin mit meinen Gefühlen und Emotionen. Deshalb versuche ich es jetzt mal mit "von der Seele schreiben".

!! #TRIGGER# !!
Ich wurde von einem Bekannten meiner Eltern sexuell Missbrauch.
Ich habe lange gebraucht zu verstehen, dass es nicht meine Schuld war und das ich ohne professionelle Hilfe nicht mehr klar komme.

Nun bin ich diesbezüglich ziemlich gefestigt und auch mein Mann sagte vor geraumer Zeit, dass das Thema nicht mehr so präsent ist, als es früher mal war.

Nun ja, dennoch kommen jetzt wieder mehr negative Phasen und teilweise auch wieder Panikattacken.

Ich bin 30ig und in der 19SSW mit unserem absoluten Wunschkind. 4 Jahre haben wir es versucht und nun hat es glücklicherweise geklappt.
Seit dem Zeitpunkt, als mir die FA den Termin gab, wann ich mich im KH vorstellen sollte (für die Geburt anmelden ect), geht es mir nicht so gut. Ich habe Attacken, Alpträume (so wie damals, dass ich von oben zusehen muss was mit mir passiert - oder - auch, dass meinen Kind das selbe passiert... ) usw.

Der schlimmste Gedanke für mich, ist die Geburt. Viele Fremde Menschen, Ärzte ect., die in meine intimste Zone eintreten. Keine Kontrolle über das, was dann "da unten" passiert. Die Narben die sie dann sehen und sich Vl denken ich hätte mir sie selber zugezogen... Schwierig für mich, es genauer zu beschreiben.
Jetzt mögen viele denken, dass es doch total normal ist bei einer Geburt oder das es doch da ums Baby geht und alles andere Nebensache ist...
Aber für mich ist das gerade eine große Herausforderung und ich weiß nicht, wie ich es meistern kann.
Ich hatte längere Zeit auch nach der normalen FA Untersuchung zu kämpfen, mich danach wieder zu sammeln. Mittlerweile geht es besser und meine FA weiß auch Bescheid was passiert ist.

Wenn ich mit ihr darüber rede, sagt sie nur: das kriegen wir schon hin und es ist ja noch lange Zeit bis zum ET. Es würde dann alles schnell gehen und die Geburt wäre dann im Vordergrund das ich keine Zeit habe mir über was anderes gedanken zu machen.

Was wäre den die Option? Ich kann doch nicht im KH Bescheid geben von meinem sMb und verlangen, dass mich jeder mit Samthandschuhen angreift.
Ein geplanter Kaiserschnitt kommt eig. Auch nicht in Frage, also muss ich irgendwie damit klar kommen.
Vielleicht hat jemand von euch einen Rat?

Danke, dass ihr euch die Zeit für meine Zeilen genommen habt!

PS. Ich habe bereits bei meiner alten Therapeutin einen Termin, jedoch ist sie bis Jänner noch in Karenz. Ich könnte mir jemand neuen suchen, aber alles wieder von vorne durchkauen...?

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Hi Kaathi

Ich empfehle dir, dem KH vorher Bescheid zu geben und zur Entbindung einen Zettel mitzunehmen, den du der Hebamme in die Hand drücken kannst:

Liebes Team der Entbindungsstation
Ich habe in der Vergangenheit sexuelle Gewalt erlebt. Bitte fragen sie mich/ kündigen Sie unbedingt vorher an, wenn Sie mich anfassen. Ich möchte eine Retraumatisierung unbedingt vermeiden, damit ich die Zeit mit meinem Baby geniessen kann. Bitte helfen Sie mir, dass die Geburt für mich ein schönes Erlebnis wird und in guter Erinnerung bleibt. Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!

Irgendwie so.
Dann musst Du auch bei Schichtwechsel nicht jeder neuen Hebamme von vorn alles erzählen.
Zudem kann das auch hilfreich für die Planung im KH sein, damit du ev. eine frühe PDA bekommen kannst, falls dich die Wehen triggern.

Es ist einfach so mies, dass einen solche Themen immer wieder mal im Leben einholen können. Das ist nicht fair.
Hol dir professionelle Unterstützung, wenn es die S

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Sorry, zu fürh weg:
Schwangerschaft überschattet.
Du musst nicht alles nochmal durchkauen, du kannst auch gezielt zum Thema Geburt daran arbeiten und Strategien besprechen.
Du hast es verdient glücklich zu sein.
Ich wünsche Dir von Herzen alles Gute! 💗

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Vielen Dank Gioia, für deine Antwort.

Das hilft mir gerade wirklich sehr!! Einfach den Blickwinkel von jemand anderen und auch das Thema etwas zu entschleunigen weil man es teilt.

Das mit dem Brief finde ich eine super Idee! Speziell im Hinblick darauf, dass man es nicht jedem erneut erzählen muss bzw. Es auch einfacher fällt es zu schreiben als zu sagen und gerade bei der Geburt wahrscheinlich auch nicht die Nerven dazu hat es noch so beiläufig zu erwähnen. Abgesehen davon, dass ich mit schreiben schon öfter situationen aufgearbeitet und verarbeitet habe. Auf solch eine Idee wäre ich aber nie von selbst bekommen.
Man kann ja trotzdem bei der Vorstellung im KH auch darüber reden.

Und auch, dass ich eig. Wirklich nicht von 0 beginnen muss, den ich kann mich in der Therapie ja echt nur um das spezielle Thema Geburt und triggerpunkte kümmern.

Das mit der PDA habe ich mir auch schon überlegt bzw. Hat mich mein Mann darauf gebracht. Jedoch bin ich mir nicht sicher, ob der "körperliche Kontrollverlust" noch mehr triggern würde.
Themen die man professionell aufarbeiten sollte (Strategien).

Danke nochmal!

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Gibt es in Oe. Auch Dou.las. meine Dou.la hat mir unter den Geburten sehr geholfen.

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Es tut mir sehr leid, was dir passiert ist.

Als Krankenschwester kann ich dir sagen, dass es immer hilfreich ist, so etwas über seine Patienten zu wissen. So können die Leute unter der Geburt anders und einfühlsamer mit dir umgehen und darauf Rücksicht nehmen. Vielleicht gibt es ja eine Möglichkeit, dass dich eine Ärztin unter der Geburt betreut, falls du das brauchst. Oder eine Hebamme, zu der du eine gute Bindung hast. Ich denke es wäre eine gute Idee, das bei der Geburtsanmeldung oder dem Planungsgespräch zur Geburt zu thematisieren, soweit es dir möglich ist. Auch wenn das sicher schwer ist. Vielleicht kann dein Mann oder eine andere Vertrauensperson dich dabei auch begleiten, trotz Corona. Die Geburt sollte für dich so angenehm wie möglich gestaltet werden, trotz deiner schlimmen Vergangenheit. Das geht denke ich nur, wenn die betreuenden Personen (Ärzte, Hebammen usw.) im Bilde sind.

Alles liebe Aurori

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Vielen Dank Aurori, auch für deine Antwort und Zeit die du dir genommen hast.

Es wird das beste sein, mit offenen Karten zu spielen und dem Thema doch etwas Aufmerksamkeit widmen. Anfangs dachte ich ja, dass es das Thema nicht wert ist, im Sinne von: es hat es nicht verdient, nochmal im Vordergrund zu stehen.

Doch du hast völlig recht, ich würde viel Druck raus nehmen, wenn ich mit dem Personal kommuniziere. Zumal ich auch nicht weiß, wie ich reagieren würde, wenn mich etwas zu sehr triggert.

Noch ein kurzer Gedanke: gehört werden / ernst genommen werden.
Leider habe ich auch schon die Erfahrung gemacht, nicht ernst genommen zu werden bei diesem Thema. Oder vielleicht nicht so, wie ich es mir gewünscht hätte. Das kostet dann Überwindung es nochmal zu besprechen mit der Möglichkeit, dass man zwar gehört wird, aber nicht ernst genommen.

Vielen Dank nochmal!

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Bei meinem Geburtsplanungsgespräch wurde im KH sogar explizit danach gefragt, ob man je sexuellen Missbrauch/sexuelle Gewalt erlebt hat. Also auf jeden Fall mitteilen, kurz und knapp sollte reichen. Dann stellen die sich darauf ein. Alles Gute!

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Liebe Kaathi!
Mir tut es sehr Leid, dass du das erleben musstest.
Ich finde du hast jedes Recht im Krankenhaus Bescheid zu geben. Und ja, du darfst dir auch wünschen nur mit Samthandschuhen angefasst zu werden. Zudem denke ich, dass es wirklich sinnig ist, das Personal einzuweihen, da manche (bestimmt nicht aus Bösartigkeit, sondern einfach aus Gewohnheit und weil sie sich selbst nichts dabei denken) Handgriffe durchführen, die dich retraumatisieren könnten. Da ist es ganz wichtig Bescheid zu wissen, um sensibel und individuell auf dich eingehen zu können. Vllt kann man wenn möglich die Häufigkeit der Untersuchungen z.B. Muttermundsprüfungen so auch wirklich nur auf das nötigste reduzieren.

Die oben genannte Idee mit dem Zettel fand ich super.
Zudem würde ich meinen Partner oder die Person, die dich zu Geburt begleitet, instruieren, was unter der Geburt okay ist, wo du vorgewarnt werden möchtest etc., damit schaffst du dir ein Sicherheitsnetz. Die dir vertraute Person ist bei der Geburt ja bei klarem Verstand (was man ja als Gebärende nicht immer ist) und kann so ganz klar Grenzen aufzeigen und ggf. eingreifen.

Ich wünsche dir alles Gute 🍀👶

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Auch dir vielen Dank für die Antwort und Zeit!

Ich selber bin Krankenschwester in einem Pflegeheim (Geriatrie) und weiß genau, was du meinst.
Für das Personal ist es Alltag und man kommt schon in eine Art Routine.
Daran, dass es auch weniger trigger geben könnte habe ich überhaupt nicht gedacht.
Also, dass man Vl 1x weniger den Muttermund kontrolliert, weil es nicht unbedingt nötig ist!

Und auch, dass ich meinen Partner einweihe, was ok ist und was eventuell zu weit geht.
Natürlich möchte ich daraus jetzt auch keine Wissenschaft machen. Die Hebammen ect. Sollen sich ja schon um das Wesentliche kümmern können. Aber wenigstens so Ansatzweise und um einfach durchs reden etwas Druck raus zu nehmen.

Das mit dem Zettel finde ich auch einen sehr guten Vorschlag!

Ich bin sehr dankbar, es hier mit euch bereden zu können!

Dankeschön

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Das mit dem Muttermundskontrollen war so gedacht:
Bei meiner Geburt würde gefühlt von jedem kontrolliert der in den Raum gekommen ist (alle war dabei ganz sensibel und vorsichtig und für mich war's nicht schlimm, weil ich eben keine schreckliche Geschichte in der Vergangenheit habe erleben müssen). Ich bin trotzdem der Meinung, dass man mit guten Übergaben, Absprachen und wenn vom Geburtsprozess her nichts dagegen spricht, die Anzahl dieser Kontrollen deutlich reduzieren könnte.

Was mir gerade noch eingefallen ist, für die Geburt könntest du zudem ein weites Männer-T-shirt bis Knielänge tragen. Man fühlt sich dadurch weniger nackt und verletzlich.

Ganz liebe Grüße 🤗

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Vielleicht wäre ja eine Hausgeburt mit einer vertrauten Hebamme, die dich nur berührt wenn du es möchtest die Lösung. Oder ein Geburtshaus. Ich verabscheue genitale untersuchungen aus den gleichen Gründen und bekomme meine Kinder deswegen zu Hause. Ich nehme auch keine Vorsorgetermine beim FA war sondern lasse das von der Hebamme machen. Sie hat bisher kein einziges Mal eine vaginale Untersuchung vorgenommen. Ich bin in der 30ssw

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Erst einmal es tut mir wirklich leid was du erleben musstest. Wegen der Geburt würde ich dir dringend raten im Krankenhaus mit anzugeben dass du sexuellen Missbrauch erfahren hast. Wenn es dir unangenehm ist bitte deine FA das für dich zu tun. Es ist für das Personal ungemein wichtig das zu wissen, damit sie auf dich und deine Bedürfnisse eingehen können. Und es ist auch durchaus möglich und legitim darum zu bitten dass während der Geburt nur die nötigsten Personen anwesend sind und der Rahmen möglichst klein gehalten wird. Spreche deine Wünsche klar aus und äußere es ruhig schon im Vorraus wo deine Grenzen sind. Vielleicht ist es auch möglich dass du eine Beleghebamme der du vertraust und zu der du ein gutes Verhältnis aufbauen kannst mit zur Geburt nehmen kannst die dann noch mehr für dich da ist und die deine Wünsche umsetzen kann wenn du dazu nicht in der Lage bist und dein Mann das nicht übernehmen kann oder will. Einen Termin bei einem Therapeuten zu machen halte ich auch für sehr gut.

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Hallo,
es ist furchtbar, was dir passiert ist und total verständlich, dass dir das im Hinblick auf die Geburt Angst macht.
Ich habe erst vor drei Wochen unseren zweiten Sohn entbunden. Ich war bereits vorher mehrfach zur Untersuchung dort und auch zum Vorgespräch. Die Hebammen hatten alles genau vermerkt, was mir Angst macht, was bei der ersten Geburt schief ging usw usw.
Jedes Mal war eine andere Hebamme und eine andere Ärztin da aber alle wussten genau Bescheid.
Da es ein Lehrkrankenhaus ist, war immer mal wieder mehr Personal im Raum, als „normal“ bzw. Notwendig, was mich nicht gestört hat, du aber verhindern könntest, indem du vorher auf deine „Problematik“ hinweist (die Idee, das per Brief oder email zu machen, ist super). Während der Geburt (ging bei mir recht zügig) wurde ich von einer Hebamme betreut. Sie tastete einmal zu Beginn nach dem Muttermund (hätte ich aber ablehnen können, es war lediglich ein Angebot von ihr, mich zu untersuchen, um zu wissen, wo wir stehen und ob die Wehen, die das CTG aufzeichnet, auch was bringen) und einmal, als die Wehen in der Wanne stärker wurden.
Als es dann Richtung Endspurt ging kam noch eine Ärztin hinzu (und eine weitere Auszubildende, auf die man bei dir wohl verzichten würde), die dort eben bei der Geburt dabei sein muss und tatsächlich lediglich das ctg an den Bauch gehalten hat. Im Intimbereich war unter der Geburt nur die Hebamme, die seit Beginn dabei war, zugange. Diese kümmerte sich auch darum, dass die Nachgeburt kommt und untersuchte mich danach auf Geburtsverletzungen. Erst zum nähen wurde dann die Ärztin aktiv.
Auf Station waren dann natürlich Schichtwechsel dabei aber dort kümmerte sich niemand mehr um meinen Intimbereich. Das Baby wurde in meiner Anwesenheit untersucht und natürlich auch nach Ansage. Wenn man bei mir nach dem Stand der Gebärmutter tastete o ä wurde das nach vorheriger Erklärung immer mit einem lieben „Ich berühre sie jetzt“ angekündigt.
Schau dir 1-2 Kliniken an und die, für die du dich dann entscheidest, weihst du ein. Dann kann man dort selbst in dieser intimen Situation größtmögliche Rücksicht auf dich nehmen. Und zur „Not“ ist sicher dein Mann oder sonst eine vertraute Person bei der Geburt dabei, die für dich einstehen kann.
Ich wünsch dir alles, alles gute 🍀
LG