Spagat - Lehrerin mit Kleinkind

Guten Abend.

Mein Mann und ich befinden uns seit Dezember in einem Spagat zwischen Kind und Job. Bei uns sind Kitas und Tagesmütter geöffnet für alle. Keine notbetreuung. Wir wurden natürlich trotzdem angehalten, unser Kind (16 Monate) zuhause zu lassen, was wir liebend gern tun (würden).

Mein Mann hat sich im Januar insgesamt 10 Tage Urlaub genommen, um unseren Sohn zu betreuen (er bekommt keine Kinderkranktage, dass war ein Teil seines Jahresurlaubs). Wir haben unser Kind zwei Tage die Woche zur Tagesmutter gebracht. Ich habe ihn teilweise zuhause betreut, während ich Onlineunterricht gegeben habe. Wie man sich denken kann, war das für niemanden erfolgreich.

Meine SchülerInnen kommen zu einem großen Teil aus sozial schwächeren Familien. Sie haben zuhause oft Probleme, über die sie mit niemanden sprechen können. Ich bin der einzige Kontakt zur Außenwelt, der helfen kann. Ihnen fehlt natürlich auch der Austausch mit Gleichaltrigen. Sie lieben den Onlineunterricht, weil sie dann einfach mal mit anderen sprechen können.
Das Problem ist: Wenn ich ausfalle, fällt der Onlineunterricht aus und die Kinder müssen alleine ihr Unterrichtsmaterial bearbeiten. Manche benötigen aber eine extra Zuwendung, mehr Erklärungen, Hilfestellungen, etc. All das würde wegfallen.

Ich möchte mein Kind natürlich gerne zuhause behalten. Dann wird der Onlineunterricht aber nicht mehr in dem Umfang stattfinden, wie er jetzt ist, bzw wäre nicht mehr möglich. Entweder mein Kind, oder 23 Kinder am Bildschirm (plus natürlich die Eltern, die einen guten Unterricht von mir erwarten).

Wie geht es den Mamas, die arbeiten müssen und homeoffice nicht mit der Betreuung der Kinder vereinbaren können? Ich habe ständig ein schlechtes Gewissen allen gegenüber...

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Ich verstehe dein Problem nicht.
Du hast eine Tagesmutter und kannst dein Kind hinbringen.
Also ist dein Kind untergebracht.
Ich erwarte von einer Lehrerin das sie ordentliche Arbeit abliefert, was jeder andere ja auch tun muss.

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Wäre ein Kindermädchen eine Möglichkeit? Eine Person darf ja in euren Haushalt.

Oder austauschen mit einer befreundete Kollegin? Wenn zB du von 8-9 unterrichtest und sie von 9:30-10:30? Und ihr euch gegenseitig die Kinder betreut?

Ansonsten wäre evt eine Option stundenweise in die Kita?

Also alle arbeitende Eltern in meinem Umfeld schicken ihren Kind weiter in die Kita. Bei Freunden mit Kleinkindern ist es so, als ob gar kein Corona wäre fast, da alle ganz normal zur Arbeit und zur Kita gehen.

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Die Idee eines Kindermädchens hatte ich tatsächlich auch, nur ist mein Mann nicht einverstanden.

Ich bin die einzige im Kollegium mit Kind, die anderen haben alle erwachsene Kinder. Darum ist das leider nicht möglich.

Unser Kind geht schon stundenweise, aber trotzdem 6 Stunden am Tag, da ich so lange arbeiten muss. Wir unterrichten online ganz normal wie in der Schule, mit festen Zeiten.

Ich weiß, bei unserer Tagesmutter kommen auch alle Kinder, egal ob die Eltern berufstätig sind oder nicht. Manchmal habe ich das Gefühl, wir reißen uns drei Beine aus... aber es ist unsere Entscheidung und jede Familie soll das für sich ausmachen.

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nur ist mein Mann nicht einverstanden.

Warum nicht?

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Hallo,

die Frage ist:
Warum möchtest du dein Kind Zuhause behalten?

Das soll jetzt nicht despektierlich klingen.
Der Punkt ist doch:
Sorgst du dich darum(1.), dass dein Kind eine Infektion einschleppen könnte? Wäre ja nicht ganz unwahrscheinlich. Und wer ist dann konkret gefährdet? Großeltern? Risikogruppe?
Sorgst du dich (2.) um die Erzieherinnen, die durch dein Kind angesteckt werden könnten? Wie viele Kontakte habt ihr als Familie so?
Willst du gerne (3.) der allgemeinen Aufforderung nachkommen, die Kinder möglichst Zuhause zu lassen?

Bei Punkt 3 wäre für mich klar, dass du nicht persönlich angesprochen bist. Du arbeitest und das geht eben nicht mit Kleinkind. Privaten Urlaub habt ihr schon reingebuttert und zwar, als die Zahlen wirklich hoch waren. Prima. Aber ewig geht das nicht.
Bei Punkt 1 würde ich vermutlich sagen, dass sich jeder selbst der Nächste ist. Bevor du das Leben und die Gesundheit deiner Familie riskierst, müssen deine Schüler eben ohne dich auskommen. Man kann nicht die ganze Welt retten.

Kommt also schon irgendwie aufs persönliche Risiko an, auf die eigene Risikobereitschaft und damit zusammenhängend auch auf die Inzidenzzahlen in eurer Gegend.

LG!

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Es ist eine Mischung aus 1,2 und 3. Es gab bereits einen Coronafall bei der Tagesmutter und wir mussten alle über Weihnachten in Quarantäne (für uns nicht allzu schlimm, da wir nicht vor hatten, mit der Familie zu feiern). Das hat mir nochmal gezeigt, wie viel daran hängt und wie nah das Virus doch ist. Einer hat es und 5 weitere Familien (+x) sind betroffen. Unser Kind wurde zum Glück negativ getestet, trotzdem hinterlässt das ganze einen bitteren Beigeschmack.
Auf der anderen Seite habe ich SchülerInnen mit suizidalen Gedanken (was ich natürlich an betreffenden Stellen weitergebe, da ich dafür nicht ausgebildet bin), die sich an mich wenden. Gerade um solche Dinge zu erfahren, ist der Kontakt zu den Schülerinnen enorm wichtig. Wenn ich jetzt Wochen ausfalle, bekomme ich das nicht mit.

Ich hoffe einfach sehr, dass bald alles einen gewohnten Lauf nimmt...

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Hi,
ab 22.2. geht in RLP, GsD, wieder die Grundschule los.

Entweder gehst Du arbeiten, oder Du hast Elternzeit/arbeitslos.

Wie war das geplant? Sollte der Zwerg in eine Betreuung, und Du wolltest arbeiten?

Also mach es so, wenn Dein Mann nicht weiter daheim bleiben kann, du nicht mit einer Kollegin die Kinder-Betreuungs-Schichten wechselst, nicht jemand zum betreuen, heimholst.

Alle Welt zerreißt sich, es ist für fast jeden Haushalt, kaum noch zu Bewältigen, aber entweder ist man daheim und bekommt auch kein Geld, oder geht arbeiten für sein Geld.

Ich bin evtl. bisschen "hart", aber die Lehrer an der GS meines Sohnes, gehen zum großen Teil, wirklich von aus, das die Eltern daheim sind und den ganzen Tag, sich um die Massen um Hausaufgaben mit Kind kümmern.

Wie Du es machst, ist doch sowieso verkehrt.

Gruß

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Mit einem 16 Monate alten Kind im Homeoffice arbeiten funktioniert gar nicht, egal welche Branche.

Meine kleine ist drei- und das ist äußerst grenzwertlg. Wenn man im Homeoffice nicht gerade Kugelschreiber zusammen baut sondern sich konzentrieren muss ist das kaum zu schaffen.

Also bring dein Kind, machen andere Mütter gerade auch. Die sind nicht im öffentlichen Dienst und verlieren schnell ihren Job wenn sie wochenlang nur schlechte Arbeit abliefern.

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Irgendwie haben wir uns tatsächlich durchgekämpft. Aber kräftemäßig zerrt es unheimlich. OK, als Lehrer hätte ich Notbetreuung bekommen können für mein Kleinkind. Sie ist 2,5 Jahre und den ganzen Tag voller brillanter Ideen - aber leider auch Risikopatientin - und die Angst, sie einem Risiko auszusetzen, hat mich in den letzten Wochen angetrieben. Mein Mann arbeitet in Schichten und ist auch nur begrenzt verfügbar. Wir haben uns aktuell so den Alltag eingerichtet, dass wir frühs ausschlafen bis die Kleine wach wird. Dann gibt es Frühstück und ich mache mit der 3.Klässlerin ihre Schulaufgaben. Sie hat ADS und ist Förderschülerin, so dass sie tatsächlich ständige Begleitung beim Erledigen ihrer Aufgaben braucht. Und es dauert bei ihr... Die Kleine beschäftigt sich dabei mit allen möglichen Dingen oder macht mit - zählt das Rechenmaterial, holt die Blätter aus dem Drucker, knetet, malt oder stellt Blödsinn an. Dann gibt es Mittag und ich schaff die Kleine ins Bett. In der Mittagsruhezeit gebe ich Online-Stunden. Das konnte ich zum Glück so mit der Schulleitung vereinbaren. So bekommt jede Kasse von mir in jedem Fach pro Woche eine Onlineeinheit passend zu den Themen, die Sie im Wochenplan bearbeiten. Dort gibt also Input und Raum für Fragen. Nach der Mittagsruhe gehen wir raus oder spielen, Hauptsache irgendwie mit den Kindern beschäftigt sein. Nach dem Abendessen wird geduscht und gelesen, meine Große liest der Kleinen vor. Wenn die Kleinen schlafen, gehe ich an den PC: Aufgaben für den Wochenplan erstellen, Schülerpost korrigieren, Verbesserungstipps schicken usw. Meist geh ich gegen 1 Uhr schlafen. Und dann am nächsten Tag in die nächste Runde.....

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So ein Quatsch, wozu schlechtes Gewissen?
Dein Job ist nun mal nicht mit einem Kleinkind machbar, also ab in die Betreuung. Wenn die Erzieher dafür kein Verständnis haben, dann ist das nicht dein Problem.

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Kannst Du Deine Schüler erreichen, wenn Dein Mann Feierabend hat und sich um's Kind kümmern kann?

Wir hatten vor ein paar Tagen eine Schulelternratssitzung, in der es darum ging, wie das Homeschooling klappt. Grosser Meckerpunkt der Elternvertreter: Videokonferenzen mit den Lehrern finden oft erst ab 18.00 Uhr statt. Das war dann ganz schnell vom Tisch, als die Schulleiterin darauf aufmerksam machte, dass es ja eine Menge Lehrer gäbe, die ihre kleinen Kinder zuhause betreuen würden und die als Alternative nur die ihnen zustehenden Kinderbetreuungstage ziehen könnten und damit gar kein Unterricht mehr stattfinden würde. Das hatte tatsächlich niemand der Eltern auf dem Schirm und man war sich einig, dass später Online-Unterricht in solchen Fällen die bessere Alternative sei.

Vielleicht ist sowas auch für Dich machbar.

Grüsse
BiDi

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Wäre es denn möglich wenn du dein Kind vormittags wenn du Online Unterricht hast dein Kind zur Tagesmutter gibst, am Nachmittag dein Kind betreust und am Abend wenn es schläft bzw dein Mann da ist machst du den Rest der Vorbereitungen? Das ist mit Sicherheit auch sehr anstrengend, aber ich denke trotzdem, dass du allen zumindest etwas gerechter wirst.