Systemrelevant...

Hallo ihr Lieben!

Das soll keine politische Diskussion werden, sondern ein Einblick in andere Lebenswelten.
Immer wieder stolpere ich über den Begriff systemrelevant, ehrlich gesagt schon seit einem Jahr. In der ersten Welle hat der für einen kurzen Zeitraum für mich Sinn ergeben, als wirklich fast alles irgendwie runter gefahren war und man gehofft hat (Hahaha) dass alles bald vorbei ist. Da konnte ich auch die Einteilung in Blaulicht etc noch kurz nachvollziehen. Mittlerweile nicht mehr.
Ich lese immer wieder die Bitte, nur Kinder von systemrelevanten Arbeitnehmern sollen in die Schule bzw. vor allem den Kindergarten. Das ist auf dem ersten Blick ja sinnvoll. Nehmen wir noch Alleinerziehende dazu, dann sollte das ja deutlich reduzieren...

ABER:
Systemrelevant bedeutet, nötig, damit das System funktionieren kann.
Ich würde mich freuen ein bisschen Input aus euren Erfahrungen zu bekommen, welche Bereiche da außer „Blaulicht“ und Pflege noch dazu gehören. Denn das sind meiner Meinung nach viel mehr. Vielleicht liest das der ein oder andere dann und schreit nicht mehr so laut nach der Systemrelevanz als Kriterium... Dieser Begriff :/

Als Beispiel was ich meine:
Der Hausmeister in der Schule hat VIELLEICHT Anspruch auf eine Impfung... wenn der ausfällt gibts keine Seife ins kein Klopapier...

Jeder Bürojob, der zum Beispiel Gehaltsüberweisungen zum Thema hat... fallen die aus, dann kann bald keiner mehr irgendwas bezahlen.
Kunst und Kultur fällt auch bei meiner Überlegung durchs Raster, aber vielleicht seh ich es auch nur nicht, weil es nicht meine Lebenswelt ist.

Liebe Grüße mit der Hoffnung auf ein bisschen Input!

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"Systemrelevant" sollte das Unwort des Jahre werden.

In einem zwei oder drei wöchigen Zeitraum gibt es vielleicht Berufe, die nicht absolut nötig sind, aufs Jahr gesehen ist abder wirklich so ziemlich jeder Beruf systemrelevant, auch die, die mit Kunst und Kultur zusammenhängen.
Das "System" ist ein dichtgewobenes Netz, das langfristig nur funktioniert, wenn wirklich alle Bereiche abgedeckt werden.
Kein Beruf ist da wichtiger als der andere.

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Sehr ich genauso wie du. Im ersten Lockdown mag das über den Zeitraum von 12 Wochen geklappt haben, aber nicht über ein Jahr lang...
Genauso die schreierei der Politiker nach Homeoffice für alle.
Und wer geht in der Firma ans Telefon und nimmt die Post an und scannt diese und schickt sie den Kollegen? Wer kümmert sich um das Lager und Bestellungen?

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🤣 ans Telefon kann man überall gehen. Bei anderen Sachen gebe ich dir recht.

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Ich bin Psychologische Psychotherapeutin und arbeite ambulant, in einer Art großen Praxis. Aktuell bin ich jedoch noch in Elternzeit.

Hier in Hamburg sind wir gleichgesetzt mit den niedergelassenen Fachärzten und damit in der Prio-Gruppe 2 bezüglich Impfen.
Auch mein Kind dürfte ich in die Notbetreuung der Kita schicken, wäre ich nicht in Elternzeit (dafür muss nur ein Elternteil in einem systemrelevanten Beruf arbeiten).

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Ich werde nicht aufhören mit meinen Forderungen nach Systemrelevanz und keine Betreuung für Leute im Homeoffice.
Und zwar deswegen, weil die Eltern die Notbetreuung ausgenutzt haben, so lange ihnen gesetzlich kein Riegel vorgeschoben wurde. Es wurde GEBETEN, die Kinder nur zu bringen, wenn die Eltern arbeiten. GEBRACHT wurden die Kinder auch, wenn einer frei hatte und auch so lange dagelassen, bis der Einkauf erledigt war. Aber Einkaufen ist kein Betreuungsgrund. Daher kann ich nur sagen, BITTEN bringt nichts, man muss sie ZWINGEN um auch den letzten Betreuungsbetrüger zu erreichen. Sonst sind diejenigen Eltern, die sich bemühen die Gelackmeierten, weil die anderen wieder mit allem durchkommen.

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👏👏👏

"Betreuungsbetrüger" - sehr gut ausgedrückt 👍

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Also Leute im Homeoffice arbeiten nicht wirklich, sondern sitzen nur faul daheim. Daher können sie sich auch ohne Probleme, um die Kinder kümmern.

Interessante Logik, aber leider weit verbreitet.

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Systemrelavat?
Ja das ist so ein Begriff, den kann und muss man nicht immer verstehen.
Z. B. Bei der Thema Grenzschliessung. In unserem Landkreis dürften ne Weile nur systemrelavate Pendler mit negativem test, alle 24 oder 48 Std zum arbeiten über die Grenze. Also alle die im medizinischen Bereich arbeiten, Gas, Wasser und müllwerker, Arbeiter der Molkerei, Metzger usw. Die Metzgereifachverkauferin dürfte nicht rüber.
Und die Arbeiter einer Kunststoffverarbeitung, die nachweislich, termingebunde Produkte für den medizinischen Bereich fertigen, mussten auch zuhause bleiben. Lt ZeitungsBericht sollen da auch produkte dabei gewesen sein, die zur Herstellung von Beatmungsgeräten nötig sind. Da fragt man sich doch echt ob die Herren an ihren Schreibtisch noch denken.

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Geh mal davon aus, dass das hier geschlossen wird. Auch wenn du sagst, es soll keine gesellschaftlich politische Diskussion werden, wird es eben genau das. Und schon die ersten Antworten enden wieder in Fakten und Meinungsverschiedenheiten, die das Unverständnis für jede mögliche Ansicht zum Ausdruck bringt. Lasst solche Themen doch einfach. Es endet doch eh wieder nur im Streit, wer die ärmste Sau im Dorf ist 🤷‍♀️

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Ja, leider hast du Recht. Die Idee war tatsächlich ein bisschen einen Eindruck zu bekommen welche Bereiche außerhalb der eigenen Lebenswelten man vielleicht unterschätzt.
Ob und wer seine Kinder aus welchen Gründen daheim oder eben nicht daheim betreuen kann war gar nicht so der Mittelpunkt.
Solche Ideen kommen halt wenn man zu wenig Schlaf hatte :)

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also um mal Bereiche zu nennen: Alles rund um Stromversorgung und Wasserversorgung, Müllabfuhr u.ä. aber meiner Meinung nach auch alles rund um Lebensmittelproduktion oder Produktion sonstiger alltäglicher Nutzgegenstände (Hygieneartikel z.B....man stelle sich nur mal den Aufschrei hier vor, wenn die Tampon-Regale leer werden ;-)).
Interessant fand ich im ersten Lockdown, dass immer mehr Berufe systemrelevant wurden aber meine Kollegin und ich, die wir in unsrer Kommunalverwaltung für die gesamte Organisation rund im die Notbetreuung, Platzvergabe für die neuen Kitakinder, Bestellung von Desinfektionsmitteln für die Kitas, Rückerstattung von Kitagebühren bei nicht-notbetreuungsberechtigten usw. zuständig waren, waren zu keinem Zeitpunkt systemrelevant. Also unsre eigenen Kinder durften nicht betreut werden.

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Ich denke es ist mehr Systemrelevant als hier einige meinen, da im Hintergrund schließlich ganz viel passiert.
Werkstätten zählen in meinen Augen auch dazu. Lkw Fahrer, die z. B. den Lebensmittelhandel versorgen. Auch der Online Handel wird gebraucht. (auch wenn vlt mal nicht für 3 Wochen, aber es geht ja nun schon länger) So ein Shop läuft aber auch nicht ohne Dienstleister im Hintergrund. Zulieferketten sind sehr komplex, das kann man von außen häufig gar nicht überblicken.

Und wer denkt, dass man in homeoffice gleichzeitig Kinder betreuen kann, möge mir die Drogen geben, die dies ermöglichen.

Ja, man soll die Kinder nach Möglichkeit nicht bringen und bei uns kann ich auch keine Notbetreuung in Anspruch nehmen, nur dummerweise können auch die ganzen unwichtigen Leute nicht nur von Luft und Liebe leben.

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Bei uns in der Kita bekomme ich so langsam wirklich einen Brechreiz.

Ich bin Grundschulleherin und arbeite Teilzeit. Deswegen bin ich in der Notbetreuung eingesetzt. Meine Kinder schicke ich nicht in die Notbetreuung, danach immer Alternativen finde. Zum Beispiel nimmt der Papa mal frei, mal homeoffice, mal kommt die Oma etc.

Wenn ich dann aber sehe, wer in der Gruppe meines Sohnes so einläuft, wünsche ich mir wirklich stärkere Regeln. Von 28 Kindern kommen 17!!!! In die Notbetreuung. Davon 12!!!! bei denen die Mutter in Elternzeit ist und ein oder max zwei kleine Kinder daheim hat. Die Begründung ein kleines Kind zuhause gilt ja als Grund für die Notbetreuung.

Und ganz ehrlich. Das ist auf dem Dorf. Es sind keine sozial schwachen Familien, für die eine Betreuung eventuell Sinn macht. Es sind stinknormale Familien, bei denen Papa einer geregelten Arbeit nachgeht, Mama ist daheim und gewohnt wird im Einfamilienhaus.

Da geht mir echt die Hutschnur hoch!

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Ich sag ja, das wird total ausgenutzt und daher bin ich sehr schwer enttäuscht von der Politik! Im ersten Lockdown war es echt noch richtige Notbetreuung. Jetzt ist es doch eine Farce! Ich bin daher für die Regelung im ersten Lockdown.

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Und wie soll das über einen so langen Zeitraum funktionieren?

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Bei uns in der Kita bekomme ich so langsam wirklich einen Brechreiz.

Ich bin Grundschulleherin und arbeite Teilzeit. Deswegen bin ich in der Notbetreuung eingesetzt. Meine Kinder schicke ich nicht in die Notbetreuung, danach immer Alternativen finde. Zum Beispiel nimmt der Papa mal frei, mal homeoffice, mal kommt die Oma etc.

Wenn ich dann aber sehe, wer in der Gruppe meines Sohnes so einläuft, wünsche ich mir wirklich stärkere Regeln. Von 28 Kindern kommen 17!!!! In die Notbetreuung. Davon 12!!!! bei denen die Mutter in Elternzeit ist und ein oder max zwei kleine Kinder daheim hat. Die Begründung ein kleines Kind zuhause gilt ja als Grund für die Notbetreuung.

Und ganz ehrlich. Das ist auf dem Dorf. Es sind keine sozial schwachen Familien, für die eine Betreuung eventuell Sinn macht. Es sind stinknormale Familien, bei denen Papa einer geregelten Arbeit nachgeht, Mama ist daheim und gewohnt wird im Einfamilienhaus.

Da geht mir echt die Hutschnur hoch!

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Systemrelevant ist an sich schon ein totales Unwort. Es impliziert nämlich, dass einige Leute mehr Wert sind als andere.

Frage: Ist eine Hotelangestellte oder eine Kellnerin, die den Leuten nach einem harten Arbeitstag das Leben ein wenig versüsst, etwa nicht systemrelevant?

P.S. Ich denke einige Antworter hier wollen offenbar nur provozieren. Und das natürlich anonym. Das Homeoffice ja nämlich in Wahrheit Urlaub ist, traut sich der/diejenige sicher nicht offen sagen.

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Systemrelevant heißt dringend notwendig für die Grundfunktion eines Staates.
Das sagt nichts darüber aus, dass andere Jobs unnütz oder stressfrei sind.

Es ist etwas anderes, ob alte Leute im Bett verhungern, weil die Pflegekraft nicht kommt oder ob man im Restaurant kein Schnitzel bestellen kann, weil die Kellnerin nicht arbeitet.

Ich arbeite in der IT einer Forschungseinrichtung im medizinischen Bereich.
Es ist weder so, dass wir unwichtig wären, noch dass wir die halbe Zeit Däumchen drehen.
Wenn meine Kollegen und ich nicht arbeiten würden, könnte die Forschungseinrichtung nicht forschen.
Das wäre auf Dauer blöd für die Leute mit den schweren Krankheiten, an denen geforscht wird.
ABER ob der ganze Laden zwei, drei Monate dicht ist oder nicht, wäre egal.
Schlimmstenfalls müssten Langzeit-Laboruntersuchungen abgebrochen und später neu gestartet werden.
Die Forschungseinrichtung behandelt/betreut aber keine Patienten.

Wir sind somit nicht systemrelevant.

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"Systemrelevant heißt dringend notwendig für die Grundfunktion eines Staates.
Das sagt nichts darüber aus, dass andere Jobs unnütz oder stressfrei sind.

Es ist etwas anderes, ob alte Leute im Bett verhungern, weil die Pflegekraft nicht kommt oder ob man im Restaurant kein Schnitzel bestellen kann, weil die Kellnerin nicht arbeitet."

Perfekt formuliert! Einfach klasse. Genau so und nicht anders ist es 👍🏻👍🏻👍🏻 du hast es wirklich toll ausgedrückt, ohne irgendwem etwas "abzusprechen".

Ich zb gelte als "systemrelevant", denn wie du so schön sagtest : Grundfunktion des Staates aufrecht erhalten.
Ohne meine Kollegen und mich würde niemand hinter den Mauern bleiben, sondern trotz Verurteilung oder Gefahr für die Allgemeinheit "frei rumlaufen".

Mein Mann wiederum, der Kinder in Kitas und Schulen mit Essen beliefert ist nicht "systemrelevant". Sehen wir völlig ok so. Die Kinder könnten ja von den Eltern mit Essen versorgt werden 🤷‍♀️. Es ist wie es ist. Wie eine andere Userin sagte : solche "Diskussionen" führen nur zu Neid, Missgunst und dem ewigen Mantra "ich bin die ärmste nicht systemrelevante Sau im Land".

Noch eine kleine Sache : Eltern in Homeoffice haben für mich definitiv Anspruch auf Kinderbetreuung. Die Stunden, die sie arbeiten = Betreuung. Punkt.

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