Vater wird 80

Mein Vater wird in drei Wochen 80, ist schwer und unheilbar krank, Krebs Endstadium.
Er möchte gerne mit der ganzen Familie feiern, also eigentlich was ganz Normales was ja in Corona Zeiten kriminalisiert wurde.
Meine Schwester und mein Bruder sind einverstanden, sie kommen mit ihren Familien, ich würde da natürlich auch mit ziehen.
Die beiden Schwestern meines Vaters würden einen Tag später mit Familie kommen.
Ich weiß es ist nicht Corona konform, aber es wird sein letzter Geburtstag sein und er hat uns alle seit 13 Monaten nicht mehr gesehen und ist sehr traurig darüber.
Wir wollten ihn nicht gefährden während seiner Chemotherapie, da jetzt aber alles abgesetzt wurde und er palliativ behandelt wird, hat sich die Ausgangslage natürlich verändert.
Würdet ihr es machen auch auf die Gefahr hin, erwischt zu werden?

2

Die Welt ist schrecklich geworden.
Abstand. - Regeln. - Unmenschlich.

Ganz ehrlich? Er stirbt bald. Ihr dürft später im im Krankhaus nicht besuchen - die Trauerfeier wird nur im engsten Kreis sein. - rückblickend werdet ihr bereuen, ihn nicht gesehen zu haben und diese Gelegenheit nicht genutzt zu haben.

Geht hin. Macht ihm ein schönes (letztes?) Wiedersehen mit der ganzen Familie möglich. Er wird sterben.

Sollten Euch fiese Nachbarn denunzieren, dann ist es das Strafgeld wert gewesen.

Es ist nur Geld!

Ich weiß, diese Antwort ist politisch nicht korrekt und verstösst gegen die aktuellen Regeln ... aber wo ist denn das Herz und die Menschlichkeit heutzutage geblieben?

Mein Vater starb sehr lange vor Corona. - Ich bereue bis heute, dass ich am letzten Abend nicht bei ihm im Krankenhaus geblieben bin, obwohl ich geahnt hatte, dass das nicht gut ausgeht. -- aber um 22h war Besuchsschluß im Krankenhaus und es gehörte sich damals einfach, dass man sich da an so Regeln hält und abends weggeschickt wird und am nächsten Tag wieder kommt. Mein Herz hatte damals eigentlich was anderes gesagt... --- das belastet mich bis heute und das ganze nur, weil ich meinte, ich müsste den "das tut man so"-Regeln folgen. Ich hätte mich durchsetzen sollen.

Nimm die Chance wahr, ihn noch ein paar mal zu sehen --- es kann nicht schlimmer kommen, selbst wenn ihr ihm Corona hintragt.... --- sprich über Dinge, erzähle vom Leben, - frage ihn, was Du schon immer fragen wolltest.... Sei froh, dass Du durch diesen Krankheitsverlauf eine Frist bekommst und das nicht so schnell geht, wie bei mir damals... -- nimm die Chance wahr... und trefft Euch. Gäbe es eine Strafe: es ist nur Geld.

3

Volle Zustimmung. Was bringt es dem 80jährigen Vater, "nicht gefährdet worden zu sein" - dafür hat er sein letztes Lebensjahr ohne seine Familie verbracht. Schrecklich.

18

Eben. Wenn ich an das letzte Lebensjahr meines Mannes denke, ich hätte das nie und nimmer gemacht, ich könnte schon bei dem Gedanken heulen.
LG

weitere Kommentare laden
1

Hallo,

Ich ich würde es machen. Und hier in NRW wäre es aktuell auch zulässig, wenn es im eigenen Haus / Wohnung stattfindet.

Sei Vater liegt im Sterben und wenn er zu Hause ist dann nichts wie hin, wenn es dein Wunsch ist. Wenn du es nicht machst wirst du den wahrscheilich den Rest deines Lebens bereuen. Wenn ihr euch besser fühlst, dann könntet ihr ja einen Schnelltest zu Beginn machen.

LG Morgain

19

Pauschal falsch für NRW.
Da gibt es Kreise, da darfst du dich als Haushalt nur mit 1 weiteren Person treffen. Auch im privaten Raum.

4

Da er ja bereits palliativ behandelt wird, würde ich mich informieren, ob es da Sonderregeln gibt.
Ihr habt Rücksicht genommen, als es noch Chance auf Heilung gab (Chemo).

Zu sterbenden darf man zum Teil ins KH.
Wenn er zu Hause ist, wäre es evtl. eine Art Sterbebegleitung. Noch mal alle sehen, um loslassen zu können.

Rechtlich kenne ich mich nicht aus. Ich weiß nur, dass es mancherorts Ausnahmen für Sterbende gibt.
Ist er zu Hause oder in einem Pflegeheim/Hospiz? Entsprechend würde ich da die Regeln zum Schutz anderer einhalten.
Allerdings schon möglich machen, was dem Sterbenden gut tut.

In eurem Fall könnte die Hauptargumentation dann so sein, dass ihr euch gegenseitig anstecken könnt und das weiter tragt. Also nicht ihn, sondern wenn alle gleichzeitig kommen.
Das ist ja auch der Hintergrund bei Beerdigungen die Kontakte zu reduzieren.

Wäre es eine Möglichkeit euch nach Haushalten aufzuteilen?
Ihr besucht ihn. Zeitversetzt. Jeweils pro Haushalt.Zu anderen Abstand halten. Evtl. mit Schnelltest vorher.
Das würde zeigen, dass ihr euch Gedanken macht und dass ihr trotz der schweren Situation versucht, andere nicht anzustecken. Wohl aber seinen Wunsch ernst nehmt.

Ich bin sonst kein Freund von Schlupflöchern und Ausflüchten suchen.
In eurem Fall würde ich mir die Regeln noch mal durchlesen. Sonderregeln sind für Ausnahmesituationen ja da. Ihr nutzt es ja nicht aus, sondern ihr seid in einer Situation, für die es vielleicht sogar Ausnahmeregeln gibt.

Viel Kraft euch.

5

Natürlich, ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken.

Schlimm genug, dass er euch alle die letzten 13 Monate nicht gesehen hat.
Hoffentlich bleibt es jetzt nicht bei dem einen Besuch zum 80. Geburtstag.

6

Natürlich.

7

Ja, auch ich würde hingehen.

Vor einiger Zeit ist eine ehemalige Nachbarin gestorben. Sie war fast 100, lebte aber noch im eigenen Haus.

Letztes Jahr um diese Zeit durfte man sich ja auch nicht treffen. Sie hatte an einem schönen Frühlingstag alle ihre Enkelkinder draußen auf einer Blumenwiese um sich (ja ich weiß, wie kitschig). Ich fand den Moment so schön, als ich alle zusammen gesehen hab.

Im Grunde macht ihr alles richtig -nichts falsch. Es ist nichtmal was verwerfliches daran. Es ist doch absolut nachvollziehbar.

8

Ja, würde aber alle Familien, die kommen testen lassen, 3 Tage davor und am Tag der Reise nochmal.

Deine Situation tut mir sehr leid

9

Hallo,

wieso habt ihr ihn seit 13 Monaten nicht gesehen?
Chemo, klar. Aber Schnelltests gibt es doch nicht erst seit letzter Woche. Direkt nach dem Test ist eine Ansteckung doch sehr unwahrscheinlich. Und innerhalb von 13(!) Monaten hat man doch auch mal Urlaub, den man für eine freiwillige Quarantäne nutzen kann, um am Ende den Vater zu besuchen.

Die Gefahr, erwischt zu werden, ist sicher gering, wenn ihr nicht gerade eine ausschweifende, laute Party schmeißt.
Ich würde aber darauf dringen, dass alle Beteiligten am selben Tag einen Schnelltest machen. Denn da sind dann ja schon eine Menge Menschen auf einem Haufen.
Mein Cousin hat seinen und auch meinen Eltern eine Menge erspart, indem er vor dem Zusammentreffen einen Schnelltest gemacht hat... So hat es zumindest nur ihn erwischt und der Rest der Familie konnte dann für ihn einkaufen, Essen bringen u.ä. Dieses Virus kann einen ziemlich umhauen...

Den letzten Wunsch würde ich versuchen, dem Vater zu erfüllen. Aber es gibt ja mittlerweile Möglichkeiten, das Risiko dabei gering zu halten.

LG!

10

Meine Mutter war da sehr besorgt.
Sie hat ihn komplett abgeschirmt, hat meinen Bruder, der am nächsten wohnt mehrmals abgewiesen, er konnte ihn aber zumindest zweimal ganz kurz sehen.
Ausserdem war er auch sehr viel im Krankenhaus, da war Besuchsverbot.
Wir werden alle einen PCR Test machen lassen, kann man hier im Testzentrum für 80 Euro pro Person.
Meine Tanten, seine Schwestern kommen deshalb ja auch einen Tag später, da auch sie schon alt und vorerkrankt sind, die Ehemänner auch.
Wir, die wir alle nicht im Homeoffice arbeiten, sondern im Lebensmittelhandel, im Krankenhaus , als Lehrer oder beim Arzt, dazu Kinder die zur Schule gehen und auch noch Freunde treffen, sind ein zu großes Risiko für diese älteren Personen .
Diese sind zwar alle zweimal geimpft, wir teilweise auch, aber das ist ja keine Garantie dass man nicht doch erkrankt oder andere anstecken kann.

12

Das hört sich doch Alles sehr vernünftig an!
Es geht ja darum, Risiken zu reduzieren, indem man unnötige Kontakte vermeidet.
Sich - unter Einhaltung einiger Sicherheitsmaßnahmen - von einem nahen Angehörigen zu verabschieden, sollte immer möglich sein.

weiteren Kommentar laden
13

In dem Fall würde ich es riskieren. Natürlich getestet.