Hallo zusammen,
ich hab meinen Freund über eine zweijährige, weit entfernte Email-Freundschaft kennenlernen können, bevor wir uns dann endlich trafen. Ich erinnere mich an die tiefen "Gespräche" über alle möglichen Themen, die wir geführt haben. Als wir uns dann persönlich sahen, war sofort eine Art Vertrautheit, aber auch neue (körperliche) Anziehungskraft da. Er befindet sich wegen eines Projektes temporär in meiner Stadt (von weit her kommend; insgesamt ist er erst ein gutes halbes Jahr in Deutschland), und jetzt ist es so, dass er während dieser Zeit auch bei mir wohnt. Wir beide hatten wohl ein ziemliches Defizit in Sachen Sex, und tlw. schlafen wir mehrmals täglich miteinander. Wir finden kaum Schlaf 
. Inzwischen zehrt es an meiner Substanz und ich glaube auch, an seiner. Das Sexualleben nimmt einen großen Raum ein, während wir kaum in der Lage sind, miteinander zu sprechen. Es ist irgendwie schwer zu beschreiben...was heißt, miteinander sprechen?? Man könnte sagen, irgendwie ist uns die Tiefe abhanden gekommen. Ich vermisse die Tiefe, die wir vorher miteinander hatten. So ungefähr könnte man es ausdrücken.
Ist es normal, dass in so einer heißen Phase alles andere unwichtig wird? Legt sich das wieder? Kennt ihr sowas und wie seid ihr damit umgegangen? Ich habe Angst, dass uns das, was uns verband, entgleitet.
Auf keinen Fall ist es so, dass unsere Motivation nur sexuell war. Auch glaube ich nicht, dass die Tiefe, die uns in unseren stundenlangen Email- und Chat-Gesprächen verband, eine Einbildung war.
Wer rückt mir den Kopf zurecht oder hat einen guten Rat.
LG, Nachdenkliche
Doofe Frage: Kann zuviel Sex der Partnerschaft schaden
Er hat vorher keine Beziehung geführt.
lol die nötige Tiefe scheint ihr ja zu haben :-P
Aber liegt es nicht an Euch beiden ob ihr miteinander schlaft oder nicht? Man könnte ja fast meinen ihr schlaft miteinander weil ihr es müsst.
Dann mach Deinen Mund auf und sage: Mein Schatz, lass uns heut doch schön den Abend ausklingen, etwas Musik hören, Wein trinken und reden.
Und wenn er Dir wieder an die Wäsche will sagst Du ein 2. mal: Mein Schatz, lass uns heute doch mal reden.
Ist das so schwer?
Wir Menschen unterscheiden uns nicht umsonst von Tieren, wir haben nämlich einen Verstand den wir einsetzen können.
Lg
Hi,
wie gesagt gab es ein großes sexuelles Defizit auf BEIDEN Seiten. Unsere Sexualität ist fast obsessiv, sie drängt darauf, sich zu erfüllen. Was da passiert, ist für uns beide in dieser Form neu. Gleichzeitig haben wir beide Angst, dass uns das, was uns sonst verbindet, entgleitet. Insofern ist sehr wohl der Verstand dabei, der warnt. Sicher könnte man reden, aber wir haben beide das Gefühl, dass wir uns plötzlich nichts mehr zu sagen haben. Die Frage ist ist, ob das von der körperlichen Erschöpfung herrührt. Für ihn kommt all das Neue in einem neuen Land hinzu, eine neue Tätigkeit...Naja, mir war klar, dass ich es schwer würde rüberbringen können, was ich meine. Deine leicht spöttische Reaktion kann ich dir insofern nicht verübeln.
Ihr habt zuvor "nur" reden können, jetzt ist die physische Seite dran. Der Hunger will gestillt sein, auch wenn ihr beide geschafft seid.
Wie ist es, wenn ihr gemeinsam gemütlich auf der Couch liegt, mal einen Film gemeinsam seht oder abends schön essen geht?
Wie ist es, wenn ihr abends ins Bett geht...wenn ihr beide dieses negative Gefühl habt, warum "verabredet" ihr euch nicht zum Kuscheln im Dunkeln, ganz ohne Sex?
Fangt doch mit kleinen Gesprächen an...wie war der Tag, was ist passiert? Wie fühlt ihr euch miteinander?
Schlaft Arm in Arm ein, genießt dieses vertraute Gefühl, dieses gute Gefühl, euch zu haben, einander vertrauen zu können.
Ihr verliert euch ganz sicher nicht, aber ihr seit offensichtlich zwei intensive Menschen, die alles excessiv angehen müssen.
Ihr werdet den goldenen Weg noch finden....das Glück ist doch noch frisch....also entspannt Euch 
Gruß Hezna 
Danke Hezna für deine wirklich liebevolle Antwort . Würde dich gerne dafür umarmen.
Es ist, wie du sagst, wir sind beide sehr intensiv - in allem, was wir tun. Und wir sind zwei Menschen mit hohem Anspruch uns selbst gegenüber, den anderen gegenüber. Vielleicht hilft es auch einfach nur, sich zu sagen, dass man alle Erwartungen beiseite legen sollte und das, was gerade ansteht, intensiv zu erleben. Weißt du, irgendwie ist bei mir die Angst groß, nicht im Ganzen verstanden zu werden, und dass uns die Basis entgleitet. Tja, vielleicht schleicht sich auch die Angst ein, nicht zu genügen, zu verlieren...Eine allumfassende, menschliche Angst, die uns hindert, groß zu werden.
Aber...
Nicht Haben, sondern Sein. Sein ist wichtig.
Herzliche Grüße von
der Nachdenklichen. 
P.S.: Hab Dich mal besucht. Du bist s e h r schön .
Hezna
Hallo,
ich glaube schon, dass das irgendwie normal ist. Ihr hattet ja lange Zeit "nur" die Gespräche und ihr hattet euch offenbar auch viel zu sagen. Jetzt habt ihr endlich die Möglichkeit, euch auch rein körperlich all das zu geben, was ihr die ganze Zeit schon füreinander empfunden habt und zurück halten musstet. Genieß doch einfach und mach kein Problem draus. Wenn ihr euch genügend körperlich "ausgetauscht" habt, rückt der Sex, hofffentlich nicht zu sehr, wieder in den Hintergrund (und glaube mir, früher oder später wird das so kommen). Und dann werdet ihr auch wieder zu euren Gesprächen zurück finden. Ich wäre an deiner Stelle davon überzeugt.
Hallo Suzanne,
deine Worte beruhigen mich etwas . Wenn man den Gipfel bestiegen hat, muss man auch wieder runterkommen. Trotzdem ist es eine nicht unkritische Phase, weil man sich an der Stelle wieder offen und neu begegnen muss. Hoffentlich wird uns das gelingen.
Danke!
LG, Nachdenkliche
das was euch verbindet kann dir nicht abhanden kommen
nur kannst du es vielleicht manchmal nicht erkennen, weil es von etwas anderem überlagert ist
wie könntest du die tiefe die du vermisst in die sexuelle begegnung mit einbringen?
könnte es sein, dass das was ihr vorher per mail ausgetauscht habt sich nun einfach auf einer non-verbalen körperlichen ebene abspielt.
liebe und tiefe braucht nicht wirklich worte
welches gefühl fehlt dir, wenn du sagst du vermisst die tiefe?
oder ist diese tiefe die du meinst, nicht eher nur ein gedanke der im moment gar nicht soviel platz braucht wie du ihm gern geben möchtest?
reden ist kommunikation
sexueller austausch ist kommunikation
nicht reden ist auch kommunikation
warum zweifeln?
liebe grüsse
marcus
Nicht Reden ist auch Kommunikation. Dieser Satz hat mich umgehauen, auch wenn ich "tief" in mir darum wusste.
Nicht Reden ist vielleicht dir reinste Kommunikation in ihrer Ganzheit. Nicht reden, weil man nicht reden braucht.
Nichts zu brauchen. Sich ganz und vollständig fühlen in jedem Moment, in jeder Situation. Das ist es. Wenn man sich dieser Form der Kommunikation geben kann, könnte man vielleicht auch fähig sein, liebevolle Kommunikation auf allen anderen Ebenen zu pflegen.
Danke Marcus. Deine Worte treffen mitten in mein Herz. Was könnte ich dem jetzt hier noch hinzufügen?
Genau!
Es ist nämlich nicht möglich, nicht zu kommunizieren!
Gruß von Joulins
Hallo du!
Solange man sich nur virtuell begegnet, projiziert man seine eigenen Sehnsüchte auf das (im Prinzip unbekannte) Gegenüber. Die Erwartungshaltungen sind hoch, denn sie werden ja nicht von der Realität zurechtgerückt.
Wenn man eine virtuelle Beziehung (und davon kann man reden, wenn man 2 Jahre gemailt und gechattet hat) in die Realität trägt, und sie übersteht den Schock des ersten Real-Life-Dates (
), merkt man, daß gerade die Nähe, die man geistig zueinander schon aufgebaut hat, verwirrend ist, weil man den anderen noch so gar nicht kennt, aber sich schon so vertraut ist.
Ihr habt die Verwirrung und eure Sehnsucht nach 100% Nähe mit Sex kompensieren können (das können bei weitem nicht alle, die eine hoffnungsvolle Internetbekanntschaft in die Realität umsetzen) - d.h., ihr holt jetzt erst einmal nach, was so lange nicht möglich war, sozusagen das Defizit an körperlicher Intensität. Im Prinzip lernt ihr euch jetzt kennen, wie andere Verliebte auch. Dies wir sicher nachlassen, aber vorerst habt ihr ja 2 Jahre nachzuholen ...
Genieße es einfach. Eine Garantie, daß Gesprächstiefen zurückkehren, gibt es in keiner Beziehung. Ob man da viel oder wenig Sex hat, spielt im Prinzip keine Rolle. In jeder Beziehung muß man daran arbeiten, daß einem die anfängliche Tiefe und und das Bedeutungsvolle nicht entgleitet. Vielleicht hilt es, wenn man Gesprächsrituale erschafft (z.B. immer Samstag abend essen gehen, damit man nicht ständig in Versuchung ist).
Ich wünsche euch alles Gute!
Joulins
Danke Joulins .
..."merkt man, daß gerade die Nähe, die man geistig zueinander schon aufgebaut hat, verwirrend ist, weil man den anderen noch so gar nicht kennt, aber sich schon so vertraut ist.
....
Ihr habt die Verwirrung und eure Sehnsucht nach 100% Nähe mit Sex kompensieren können"
Du hast damit genau ausgedrückt, was ich in der Form nicht auszudrücken vermochte. Das Wort "Verwirrung" hat in meinen Gedanken gefehlt. Es ist aber genauso: Wir sind einander vertraut, kennen einander jedoch nicht. Eigentlich findet dieser Prozess umgekehrt statt: man lernt sich kennen und - im guten Fall - vertraut einander dann. In der virtuellen, gefilterten, nicht den Alltäglichkeiten ausgesetzten Welt war es viel einfacher, dieses Vertrauen zu schaffen. Diese virtuelle Welt war viel fokussierter, selektiver und auf das (für sich) Wesentliche ausgerichtet. Man war nie gezwungen, sich dem Anderen in seinem täglichen "Geworfensein" auszusetzen. Und dieses tägliche Geworfensein und die Schichten, die wir dadurch um uns herum bilden, sind die wahre Herausforderung in der Liebe. Kurzum: das Alltägliche.
Danke, dass du dir intensiv Gedanken gemacht hast. Das weiß ich sehr zu schätzen.
Hallo du!
Habe deine Antwort erst heute lesen können .
Tja - das Problem erkennen und benennen zu können, heißt leider noch nicht, daß man es für sich schon gelöst hat, hm ... ?
Eigentlich ist es doch klasse, daß sich eure schöne und tiefgründige Mailfreundschaft in eine wunderbare Liebesgeschichte aufgelöst hat. Wenn ich da an meine Real-Life-Dates zurückdenke, in meiner aktiven Chatphase ... das war manchmal ein echtes Trauerspiel, trotz Austausch von Bildern, und auch dem tiefergehenden Austausch von Gedanken. Oft fand ich dann ein ganz bestimmtes Detail, das man in der virtuellen Welt halt nicht mitbekommt, einfach unerotisch (quäkige Stimme z.B., oder ungepflegte Hände, oder ein gewisser Geiz, oder sein Kleidungsstil verriet einfach eine ganz andere Schwerpunktsetzung ...) , und damit war der Ofen aus bei mir.
Ich wünsche euch alles Gute - genieße es, Sternenstaub wirst du nicht allzuoft erleben. 
Joulins
Hi,
wenn ich mir Deine Beiträge so durchlese habe ich den Eindruck, dass Du ein sehr, sehr intensiver und leidenschaftlicher Mensch bist.
Du scheinst Dir sehr genau zu überlegen was Du sagst und was Du tust. Und das, was Du anfängst, bringst Du mit allem Einsatz und allen Kräften auch zu einem Ende.
Du machst Dir genaue Gedanken darüber, was Du sagst und stehst auch voll dahinter.
Das soll nicht heißen, dass Du ein reiner Kopfmensch bist, nein , ich denke, Du bist bei allem mit Leib und Seele dabei.
Ich denke, dass ist auch bei Deinem Partner so. Wenn Du Dich hingibst, dann mit Haut und Haaren. Ganz oder gar nicht.
Ich kann Euch zwar nur wünschen, dass irgendwann von selbst ein wenig Ruhe bei Euch einkehrt - vor allem, weil es so an die Substanz geht, aber so richtig glauben kann ich daran nicht - dafür bist Du zu "intensiv".
Alles Gute,
Errik