Outing des Schwagers als Alkoholiker - und nun?

Hallo an Alle,

ich bin gerade total wütend, weil meine Schwester mir heute erzählt hat, dass ihr Mann, mit dem sie gerade erst ein paar Wochen verheiratet ist, ihr gestanden hat, dass er wohl ein massives Alkoholproblem hat (hat sich selbst als Alkoholiker bezeichnet). Er hätte es wohl nicht von sich aus gestanden, aber sie hat im Kleiderschrank einen Beutel mit "Flachmännern" gefunden und da er sich etwas anders als sonst verhalten hatte, hat sie ihn darauf angesprochen.

Er hat erst geschimpft, dass sie geschnüffelt hätte, hat es dann aber zugegeben und sie haben sich gestritten, weil meine Schwester total enttäuscht und wütend ist (begreiflicherweise, wie ich finde). Sie hat beruflich teilweise mit Suchtkranken zu tun und weiß, dass es keinen Sinn macht, jemanden zu einem Entzug zu überreden. Er macht nun auch ein bisschen auf Mitleid und würde wohl gerne in den Arm genommen und getröstet werden, aber dazu ist sie im Moment nicht in der Lage. Er hat wohl auch gefragt, ob er nun ausziehen soll.

Mir tut das Ganze so leid. Ich mag ihn eigentlich, aber meine Schwester steht mir natürlich näher und ich hatte so sehr gehofft, dass er gut für sie ist und sie jetzt ihr Leben mit ihm gemeinsam genießen kann, aber andererseits würde ich ihn am liebsten anrufen und ihn zusammenfalten, wie er sie unter diesen Umständen heiraten konnte, ohne mit offenen Karten zu spielen. Sie sind übrigens beide Ende 40.

Er hat es wohl immer sehr gut vertuscht, in dem er Fisherments gelutscht hat, so dass er nie ne Fahne hatte. Und wenn doch mal etwas zu "riechen" war, wurde es auf ein Feierabendbier geschoben. Ich habe mich manchmal gewundert, dass er plötzlich einen so fertigen Eindruck gemacht hat, wenn wir uns bei Familienfeiern getroffen haben, habe es aber auf seine schlechte Kondition (Übergewicht) gemünzt. Nun sind die geröteten Augen natürlich erklärt. Allerdings sah er immer nur "fertig" aus, machte aber nie einen alkoholisierten Eindruck.

Ich weiß gar nicht so recht, was ich nun hören möchte. Zum einen vielleicht Ratschläge, zum anderen würde mich interessieren, ob man zur Not die Ehe unter diesen Voraussetzungen annulieren lassen könnte. Meine Schwester ist selbst psychisch nicht die Stabilste und ich möchte nicht, dass sie durch eine Co-Abhängigkeit selbst kaputt geht, falls er das Problem nicht in den Griff bekommt.

Oh Mann, das ist alles so Sch....e. Und ich bin natürlich überhaupt nicht objektiv, weil ich ihm am liebsten sonst was an den Kopf werfen würde (verbal).

Herrje, vielleicht hat ja jemand Rat.

Verzweifelte Grüße

1

wieso heisst es für dich, dass du ihn nun nicht mehr "magst"?

Ich würde deiner Schwester raten, den Vorschlag des Mannes anzunehmen, dass er erstmal ausziehen soll.
DAs schützt sie nämlich vor Co-Abhängigkeit und er kann dann versuchen, sich da rauszuholen oder in der Situation stecken zu bleiben.

Aber das machen leider die Wenigsten.

mfg

2

"wieso heisst es für dich, dass du ihn nun nicht mehr "magst"?"

DAS habe ich nicht geschrieben, lediglich, dass ich wütend bin - gerade, weil ich ihn mag. Und weil ich meine Schwester noch lieber mag und denke, dass sie total verzweifelt ist... Und ich bin megawütend, dass er ihr das angetan hat... Das ist natürlich alles rein emotional. Und weil ich da eben gefühlsmäßig involviert bin, würde ich gerne Meinungen von Leuten hören, die das ganz objektiv beurteilen können.

Danke für den Ratschlag mit dem Ausziehen. Ich fand die Idee eigentlich auch nicht schlecht, wenngleich ich denke, dass er es zwar angeboten hat, aber nicht davon ausgeht, dass sie es annimmt. Ist natürlich eine vertrakte Situation.

lg


4

Schicke noch mal ein "c" fürs vertrackt hinterher....grrrr

3

Ich würde die Ehe annulieren.

Sie darf höchstens 6 Monate verheiratet sein und es muß ein schwerer Grund vorhanden sein, der ihr verheimlicht wurde.

Und er sollte ausziehen. Vielleicht ist sie und ihr gemeinsames Leben ihm soviel wert, daß er was tut.
Dann könnte man nochmal über eine Beziehung nachdenken...

7

Auch Dir ein Danke für Deine Meinung.

5

Hi,

ich kann gut verstehen, dass deine Schwester und du nun sehr geschockt seid.

Mein Vater ist Alkoholiker und ich habe (typisch für erstgeborene Kinder von Alkoholikern) lange Zeit versucht die Heldin zu spielen und alles dafür getan die Familie zusammen zu halten. Für eine Jugendliche bzw. irgendwann junge Erwachsene natürlich nicht zu schaffen. Durch einige Gespräche mit einer Suchtberaterin - steht auch Co-Abhängigen zu habe ich mein Verhalten ändern können.
Mein Vater trinkt bis heute, obwohl er weiß dass er sich damit schadet - er ist inzwischen Diabetiker.

Mein Tipp wäre folgender:
Wichtig ist, sich nicht in die Co-Abhängigkeit drängen zu lassen, das heißt z. B.:
nicht für ihn Lügen! Das ist ganz wichtig. Man muss auch nicht damit hausieren gehen "mein Mann ist Alkoholiker" aber wenn man darauf angesprochen wird die Warheit sagen.
Ruft z. B. jemand an, der den Mann deiner Schwester sprechen möchte und dieser liegt besoffen auf dem Sofa muss es auch so gesagt werde - kein Ausreden erfinden wie, "der ist gerade nicht da" oder "er schläft - sein Tag war so anstrengend"

Denn wenn dem Betroffenen der Schein, dass alles in Ordnung ist genommen wird gesteht er sich vielleicht selber ein, dass er Hilfe braucht.

Aber dein Schwager hat es ja schon eingesehen.
Dass er im Moment kein Mitleid erwarten kann finde ich völlig nachvollziehbar. Aber vielleicht können die beiden ja zusammen einen Termin bei der Suchtberatung machen und gemeinsam in ein Gespräch gehen.

Wünsche euch ganz viel Kraft, dass ihr die Situation in den Griff bekommt.

LG Ann-Kathrin

P.S.: Wenn du noch irgendwelche Fragen hast meld dich gerne.

6

Hallo,

danke für Deine Antwort und das Angebot, Dich noch mal anzuschreiben. Wer weiß, was nun noch so auf uns zu kommt.

lg

8

Hallo,

du hast geschrieben das du selbst nicht weißt was du hören möchtest, nun ich denke ich werde etwas schreiben was nich unbedingt sehr schön ist, mir aber auf der Seele brennt.

Ich finde es sehr erschreckend wie du über ihn schreibst, als wär er ein Monster!
Natürlich ist es ein Schock, und ich will es auch ganz bestimmt nicht gutheißen, aber er ist krank.
Was ihr tun könnt:
Ihn unterstützen, emotional vor allen Dingen, schließlich muss es auch einen Grund für seine Sucht geben, veruteilt ihn nicht, seid doch für ihn da.

Du redest als sei er nun abartig, pervers oder sowas, wie kann man jemanden nicht mehr mögen wegn sowas, immer diese Vorurteile.

Und der Satz mit dem Ehe anullieren, oh mein Gott wie herzlos und egoistisch ist das denn, ich bitte dich, da kann sie ihn ja nicht lieben, sonst wäre sie gerade jetzt für ihren Mann da, auch wenn sie labil sein sollte, so is beiden mal nicht geholfen, finde es sehr schlimm sowas zu lesen, sie sollten beide gemeinsam zu einer Beratung gehen.

Alles Liebe DON

9

Hallo,

also wie ein Monster sollte es nicht rüberkommen, so empfinde ich es auch nicht, wenn ich das Geschriebene noch einmal lese, aber eine riesige Enttäuschung ist es schon...man sollte doch zu seinem Partner ehrlich sein und das war er eindeutig nicht. Er hat eine negative Seite bewusst nicht offengelegt.

Das mit der Annulierung kommt nicht von meiner Schwester, sondern war ein Gedanke von mir, auch wenn es herzlos klingt, mache ich mir in erster Linie Gedanken um meine Schwester. Mit Sicherheit hat sie keine Gedanken in diese Richtung, aber ich hätte einfach gerne gewusst, ob das im Notfall eine Möglichkeit wäre.

Alkoholismus ist ein Thema, mit dem wir uns in unserer Familie zum Glück noch nie auseinandersetzen mussten, darum fühle ich mich ja so hilflos.

Wir müssen abwarten, ob er bereit ist, zu einer Suchtberatung zu gehen oder ob er die ganze Sache bagatellisiert, wenn sich die ersten Wogen geglättet haben.

Natürlich wird es irgendwelche Gründe haben, aber das hört sich jetzt wieder so an, als wäre mit einer schlechten Kindheit (die er aber nicht hatte) alles zu entschuldigen.

Ich bin böse, weil ich ein wenig das Gefühl habe, dass er sie heiraten wollte, um sie fester an sich zu binden, damit sie eben nicht einfach gehen kann...

Und wahrscheinlich ist es einfacher, als Unbeteiligter edel zu erscheinen, als als Betroffener. Wobei meine Schwester eher ein Samaritergen hat als ich und im Moment einfach nur enttäuscht und traurig ist und versucht, ihre Situation zu erfassen.

lg

10

Hallo,

du meinst dein Posting mit Sicherheit nur gut. Aber es klingt nicht, als ob du Erfahrung im Umgang mit Alkoholikern hättest.

Die bauen nämlich ganz genau auf das, was du da geschrieben hast: dass andere für sie da sind, sie unterstützen etc etc. Alkoholiker, und das ist Bestandteil der Krankheit, sorgen dafür, dass sich die ganze Welt um SIE dreht. Dass IHRE Bedürfnisse an allererster Stelle kommen, egal mit welchen Mitteln. Und Leute, die ein weiches Herz haben, gerne helfen wollen und sagen "da kann er ja nichts für" - die sind gefundenes Fressen. Mit denen haben sie nämlich leichtes Spiel.
Allein, dass besagter Schwager jetzt Mitleid haben will, in den Arm genommen werden möchte- da klingeln bei mir schon alle Alarmglocken. Das ist typisch. Wenn die Schwester das jetzt tut, dann hat er sie schon den ersten Schritt auf seinen Weg gebracht.

Wenn man einen Alkoholiker unterstützt, dann ist die Gefahr mehr als groß, in die Co-Abhängigkeit zu geraten. Das fängt mit ganz kleinen Dingen an und steigert sich- ganz unauffällig- mit der Zeit.

Unterstützen würde ich einen Alkoholiker erst, wenn er eine Entgiftung macht und in der Zeit danach. Ganz sicher nicht vorher.

Gruß
Sneak

11

Ich habe mich erstmal gefragt, wo ist eigentlich hier ein Problem?

Dein Schwager trinkt seiner Meinung nach zuviel? Okay.

Tut er irgendwas im Zustand der Alkoholisierung, was Deiner Schwester oder seinem/ihrem Umfeld schadet? Schlägt er sie? Ist er sonstwie gewalttätig? Geht er seiner Arbeit nicht mehr nach? Fährt er hackedicht Auto und bedroht das Leben oder die Gesundheit anderer? Ist sein Verhalten sonstwie anti-sozial? Etc etc etc.

Wenn nicht, sehe ich irgendwie kein Problem, ausser daß es vielleicht seiner Gesundheit schadet. Aber das ist allein seine Sache ......und wer will schon ewig leben?

12

Das Problem ist, dass er seine Jetzt-Frau in Bezug auf diese Seite seines Wesens angelogen hat. Er fährt heimlich auf dem Weg von der Arbeit zur Tanke und füllt seinen Pegel auf, den er wohl mittlerweile braucht, er fährt also sehr wohl alkoholisiert Auto. Was auf der Arbeitsstelle vielleicht im Geheimen getrunken wird, weiß ja niemand (zumindest wir nicht).

Ich finde, die Angst, dass es irgendwann genau dahin führt, was Du beschrieben hast, ist durchaus berechtigt.

Erste gesundheitliche Einbußen sind auch schon da, die durchaus auf den Alkoholkonsum zurückgeführt werden könnten. Ich finde schon, dass man seinem Partner schuldig ist, auf sich zu achten und seine Lebenszeit nicht bewusst zu verkürzen.

Und ich denke mal, dass auch SEINE Lebensqualität nicht gerade gesteigert wird. Diese Heimlichkeiten können auch ihm nicht gut tun.

13

"Das Problem ist, dass er seine Jetzt-Frau in Bezug auf diese Seite seines Wesens angelogen hat. "

Hat er sie angelogen oder es verheimlicht? Das ist für mich sehr wohl ein Unterschied.

Wenn sie es nämlich selbst gar nicht bemerkt hat und erst jetzt, aber nicht aufgrund seines Verhaltens sondern aufgrund der gefundenen aufgezehrten Branntwein-Gebinde, wird sie ihn doch nicht vorher gefragt haben: "Sag mal, hast Du ein Alkoholproblem?"

Und wenn sie nichts bemrkt haben will aber das Problem jetzt aufeinmal so gravierend ist, war sie vielleicht vor der Eheschliessung auch ein wenig ignorant?

"Ich finde schon, dass man seinem Partner schuldig ist, auf sich zu achten und seine Lebenszeit nicht bewusst zu verkürzen. "

Und gemäß dieser Regel, des Sich-Umeinander-Kümmern überlegst Du als Maßnahme die Annulierung der Ehe zu empfehlen? Das klingt mehr nach Flucht als sich um den Partner kümmern........

"Erste gesundheitliche Einbußen sind auch schon da, die durchaus auf den Alkoholkonsum zurückgeführt werden könnten."

Eben, es "könnte" so sein! Muß aber nicht.
Aber jetzt, da das Thema auf dem Tisch ist, wird wohl jedes noch so kleinste Fehlverhalten seinerseits dem Alkohol zugeschrieben werden.

weiteren Kommentar laden