Diabetiker achtet nicht auf sich...

...kann ich ihm da reinreden?

Hallo zusammen.

Ich bin seit kurzer Zeit mit einem lieben Mann zusammen, den ich schon einige Jahre kenne. Ich wusste, dass er Diabetiker (Typ 1) ist und nicht darauf achtet (keine regelmäßigen Mahlzeiten, viel Fast Food, viele Süßigkeiten+Kohlehydrate, kaum Blutzuckermessen, wahlloses Insulinspritzen „nach Gefühl“).

Seit wir zusammen sind, stört mich das extrem. Ok, vorher war mir auch nicht bewusst, welche Auswirkungen schlecht eingesteller Diabetes, darüber hab ich mich nun belesen (#schock)
Vorsichtige Gespräche in die Richtung blockte er mit „Weiß ich alles...“ ab. Überzucker, Unterzucker, Notarzt, Krankenhaus.. alles schon dagewesen. In den Fingerspitzen hat er kein Gefühl mehr, weil dort die Nerven schon abgestorben sind.

Ich will ihn auch nicht bevormunden! Aber der Großvater einer Freundin war in dieser Hinsicht auch so drauf und ist ganz elendig an einem diabetischen Gangrän gestorben.
Ich würde mir nur wünschen, dass er etwas mehr auf sich achtet.
Würdet ihr versuchen, bei dem Thema auf euren Partner einzuwirken? Oder ist das ganz allein seine Sache? Und, wenn ansprechen – wie, ohne dass er denkt, ich wolle ihn bemuttern, ihm was vorschreiben etc.?

Vielen Dank für Antworten!

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Hallo,

nein, kannst du nicht.

Mein Vater ist auch Diabetiker und futtert Süsskram in sich rein. Wenn er seinen Blutzucker testet, möchte er bemitleidet werden, wie hoch der Wert doch ist.

Anfangs hat er mir leid getan. Mittlerweile weiss ich, dass er es nicht anders möchte. Verstehen werde ich es nie.

Alles Gute

Serena

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Naja, zumindest auf Mitleid legt er keinen Wert.. egal, wie hoch der Wert ist, es ist auf Nachfrage immer "realistisch", und dann wird kein Wort mehr drüber verloren.

Hast Recht, kann niemand außer dem Kranken ändern. Danke für deine Antwort.

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Nein, du kannst ihn nicht dazu bringen, besser auf sich zu achten.

ABER du solltest dir überlegen, ob du tatsächlich eine verbindliche Partnerschaft mit ihm eingehen willst. Eine nette kleine unverbindliche Liebesgeschichte mag ja in Ordnung sein. Aber mehr? Da würde ich die Finger davon lassen.

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Hm, du bist nicht die Erste, die mir das sagt... ehrlich gesagt auch mit guten Argumenten. Auf der anderen Seite bin ich verknallt. Und wie. Das machts nicht einfacher..#schwitz

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..aber dat Blümsche krichste auch noch, ganz vergessen:

#blume

;-)

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Er ist erwachsen und wahrscheinlich auch Herr aller seiner Sinne.

Also wirst du nicht viel machen können er wird wohl wissen das du Angst um ihn hast als wird es auch nichts nutzen das du ihm dies sagts.

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Hm, wahrscheinlich. Ist bloß schwer einzusehen, aber ich arbeite dran.

Danke.

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Ich bin auch Diabetiker, das nur vorweg.

Du schreibst, Ihr seid kurz zusammen. Meine Krankheit ist während meiner Ehe ausgebrochen, Dein Partner ist bei Typ 1 sicher schon lange krank.

Wenn ich kurz mit jemandem zusammen wäre und der würde sich nach meinem BZ erkundigen, würde mich das sehr verwundern.

Ich sehe es als seine Angelegenheit an und dieses Verhalten ist eher im Mutter-Kind-Bereich zu finden, wo es auch seine Berechtigung hat.

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Mutter-Kind-Bereich.. jepp. Da haste mich erwischt, in die Richtung tendiere ich wirklich, leider.

Die Krakheit hat er seit ein paar Jahren, als junger Erwachsener stressbedingt gekriegt.

Danke für den Anstoß.

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Du unterstützt ihn am besten, indem du für ihn da bist und bereit bist, ihm zuzuhören, falls er von seiner Gefühlswelt erzählen möchte. Ihm Druck zu machen, wie er mit seiner Krankheit am besten umgehen sollte, hilft ihm sicher nicht.

Er darf selbst entscheiden, wie er leben möchte.

Erzähle ihm aber doch gerne von deinen Ängsten und Gefühlen.

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Puh. Schwierig, wenn man jemanden am liebsten packen und schütteln würde, weil er seinen Körper so kaputtgehen lässt.
Aber Recht hast du. Ich werds mal ganz behutsam in Angriff nehmen. Also - die Kommunikation ;-)

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"Überzucker, Unterzucker, Notarzt, Krankenhaus."

Unterzucker ist lebensbedrohlich, da sollte man immer einen Saft in der Nähe oder einen Traubenzucker in der Tasche haben.
Danach geht es einem entsprechend besser.

Überzucker ist keine akute Gefährdung und man merkt ihn auch nicht.
Überzucker verursacht die Langzeitschädigungen.

Einen Grund für den Notarzt erkenne ich bei beiden nicht.
Im Krankenhaus kann er vernünftig eingestellt werden, das dauert dann etwa 2-3 Wochen.

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Er hatte einen Wert von über 400, als er umkippte. Deshalb hielten seine Freunde es für ratsam, den Notarzt zu rufen. Keiner traute sich zu, eine Spritze zu setzen (was ich voll verstehen kann).

Danke für deine Antwort.

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Der Vater einer Kollegin ist an einer Unterzuckerung gestorben. Trotzdem ein Notarzt gerufen wurde. Grundsätzlich glaube ich daher nicht, daß ein Laie in jedem Fall bei einer Unterzuckerung helfen kann und ein Notarzt dann angebracht ist.

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Wenn ich eine Beziehung mit einem Menschen eingehe der an einer lebensbedrohenden Krankheit leidet geht mich das sehr wohl etwas an:

Denn wenn er eine Zukunft mit mir will sollte er darauf achten dass es auch eine gibt!


Die Spät(?!)folgen der Diabetes sind ja nun mal kein Pappenstiel und ich würde mir schwer überlegen womöglich noch eine Familie mit einem Menschen zu gründen der schon so leichtsinnig mit sich selbst ist - wieviel Verantwortung übernimmt er dann bsp. für seine Kinder?

Wenn er jetzt schon eine Polyneuropathie in den Extremitäten hat ist es höchste Zeit etwas zu ändern!


Ich war/bin selbst schwerstkrank und weiß was es heisst auf sich zu achten.


Für mich wäre das klar - wenn er das nicht ändert gäbe es mit MIR keine Zukunft.

Jemand der sich wissentlich zum frühzeitigen Pflegefall macht ist kein ernstzunehmender Partner für mich.



LG, katzz

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Hm, interessant, im ersten Teil beschreibst du ganz genau das, was mir auch als Erstes durch den Kopf ging (ehrlich gesagt in dem Moment, da ich was von "erektiler Dysfunktion" las... wtf?!)

Kinder und so sind noch nichtmal ansatzweise geplant (ich bin ja nicht verrückt), aber ja, die Zukunft, die sollte es doch geben. Mit möglichst schönen Jahren.

Wie deine Vorschreiberinnen sagst du auch, dass es seine Entscheidung ist, für sich zu sorgen oder auch nicht..

..scheint, dass mir nur überbleibt, mit ihm zu reden, ihm klarzumachen, wie ich die ganze Sache sehe. Seine Entscheidung hab ich zu akzeptieren. Muss nur selber für mich entscheiden, ob ich damit leben will oder nicht.

Autsch.

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Ja so ist es.

Ich habe gerade eine Beziehung beendet die ähnlich belastet war - wenn auch anderes Thema. Ergebnis leider das Gleiche.

Er hat mir viel bedeutet und ich habe lange versucht ihn zu überzeugen - aber letztlich - wer nicht will der hat schon. Mich allerdings nicht.


Und so leid es mir tut - jemand der sich selbst nicht wichtig genug ist - ich zweifle daran dass ihm jemand anderes wichtiger sein wird.


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Erst letzte Woche kam in der ARD die letzte Folge der Reihe: Die grossen Volkskrankheiten - Diabetes.
Da wurde klar und deutlich gesagt, dass es eine lebensgefährliche Krankheit ist!

Nicht nur eine Stoffwechselerkrankung, nein auch eine Erkrankung, die schwere Schäden an Venen etc. auslöst. Man hat in dieser Sendung von einer Spezialklinik für Diabetes berichtet. Dort wurden Patienten gezeigt, die ebenfalls keine Gefühle mehr in den Füssen etc. hatten.

Zucker verstopft die Aterien. Bei einigen mussten Füsse etc. amputiert werden. Einige werden blind oder sterben an Nierenversagen.

Gerade bei Diabetes Typ 1 ist eine richtige Einstellung lebenswichtig. Ein Mensch der nicht auf sich achtet, ist dann auch in anderer Hinsicht eher unzuverlässig.

Dein Partner muss nunmal mehrmals am Tag Blutzucker messen, die genaue Insulinmenge berechnen und auch ständig zum Diabetologen und Augenarzt gehen. Wieso ist ihm das lästig? Will er sterben!?

Sag ihm, das direkt ins Gesicht! An Unterzuckerung sind auch schon viele gestorben! Jüngstes prominentes Beispiel: Der Sohn von Blacky Fuchsberger. Er ist aufgrund einer Unterzuckerung ertrunken.

Also Dein Partner muss sich um sich selbst kümmern. Du kannst es leider nicht.

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Hi,

danke für deine Antwort.

Ich glaub ehrlich gesagt nicht, dass er sterben will oder was auch immer.. aber das, was eine Vorschreiberin meinte, klingt schon echt plausibel, dass er sich mit seinem Verhalten "schützen" möchte. Wenn man ihm zuhört, ist Diabetes nichts weiter als eine kleine Unpässlichkeit, die man am besten gar nicht beachtet. Vielleicht will er auch nicht anders leben müssen als seine Freunde und der Rest der Welt, keine Ahnung.

Ja, eben diese Spätfolgen meine ich. Davor hab ich wahnsinnige Angst. Er ist, mal abgesehen von seinem blöden Verhalten seine Krankheit betreffend, ein lieber Partner. Aber bei Druck macht er dicht (würd ich wohl auch).

Mal sehen...

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Hallo Zuckerliebchen (ist das niedlich!),

als ich meinen Freund damals kennen lernte, hat er versucht zu verheimlichen, daß er Diabetiker ist (auch Typ 1, seit seinem 16. Lebensjahr). Als ich ihn dann fragte, warum er immer, bevor das Essen serviert wird, auf dem Klo verschwindet, hat er es mir dann erzählt. Ihm war das irgendwie peinlich! #augen

Mein Großvater war auch Typ 1 Diabetiker, ich bin mit der ganzen Thematik also schon groß geworden, und habe mich dann nur zum Thema Langzeitfolgen belesen müssen. Ja, das ist schon ein Hammer, was alles kommen kann, wenn man nicht auf sich aufpaßt.

Jedenfalls habe ich meinen Freund damals nur sanft dazu angeregt, offener mit seiner Krankheit umzugehen. Bei der Arbeit wußte es z.B. niemand! Er arbeitete oft 8-9 Std. durch, ohne etwas zu essen. #klatsch
Heute weiß es seine Abteilung. Er verschwindet oft mal kurz, um schnell was kleines zu essen, und für den Fall, daß er doch mal unterzuckert, steht eine Flasche Cola und Traubenzucker bereit.

Er sah die Krankheit eben als Schwäche, und ich nehme an, Deinem Freund geht es genauso. Und wenn Du ihn zu sehr betütelst, verstärkt es das Gefühl nur noch. Gerade, wenn ihr noch nicht lange zusammen seit.

Ich habe damals ein Diabetiker-Kochbuch gekauft, und angefangen, ihn daraus zu bekochen. Ihm Diabetiker-Gummibärchen zum Geburtstag geschenkt. Nur kleine Sachen, ohne ihn zu nerven.

Wir sind jetzt seit vier Jahren zusammen und er ist inzwischen super eingestellt und geht jeden Monat zum Arzt, um ggf. ein bißchen daran zu drehen. Unterzucker kommt ungefähr einmal im Monat vor und ich erkenne das inzwischen so schnell, daß er mir nicht zu sehr absackt. Überzucker hatte er in unserer gesamten Zeit zusammen keinen.

Vor einem halben Jahr habe ich angefangen, beim Kochen alles abzuwiegen. Er meinte erst, das wäre total sinnlos, er könnte die BEs schätzen. Tatsache ist aber, daß seine Werte jetzt weniger schwanken, weil er sich einfach besser spritzen kann. Inzwischen fragt er beim servieren immer schon nach der BE-Zahl. ;-)

Aber das hilft Dir jetzt nicht so entscheidend weiter, nehme ich an. Ich würde sagen, gib ihm Zeit. Seine Krankheit ist etwas, mit dem er allein "kämpft" und er empfindet es wahrscheinlich wirklich als aufdringlich, wenn Du Dich zu sehr einmischst.

Die Reißleine würde ich aber unbedingt dann ziehen, wenn er Dich in Gefahr bringt. Wenn er beim Autofahren unterzuckert, kann das für Dich auch schlimm enden. Ein Bekannter von mir (ähnlich nachlässig mit dem Messen und Spritzen wie Dein Freund) hat auf der Autobahn einen schweren Unfall verursacht, als er Unterzuckerte. Seine Frau wäre dabei beinahe gestorben.

Also, konzentriere Dich nicht zu sehr auf die Krankheit. Sie soll ja nicht Eure Beziehung bestimmen. Gib ihm zu verstehen, daß daran nichts Schlimmes ist und es erst recht keine Schwäche darstellt.

Ich wünsch Dir alles, alles Gute.
Bumblebees

PS: Sorry, ich kann mich einfach nicht kurz fassen!

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Find ich toll von dir wollte ich dir nur mal sagen.