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..aber das klingt nicht gut.
Meine Mutter war mit einem Mann verheiratet, der ähnlich veranlagt war.
Sie dachte, er würde sie lieben und könnte es nicht ausdrücken.
Als sie an Krebs erkrankte und bettlägerig wurde, hat er nur noch rumgejammert, jede Medikamentenzuzahlung war ihm zuviel--sie "verdiente" ja nichts mehr dazu.
Ihren Schmuck, den er ihr geschenkt hatte, nahm er an sich, es wäre ja "seine Wertanlage", deswegen hätte er den ja überhaupt für sie gekauft (sie dachte, es wäre ein Zeichen der Liebe). Ich könnte ewig so weiterschreiben. Während ihrer letzten 2 Jahre sind unglaubliche Sachen passiert, alle positiven Gefühle, die ich für ihn hatte, haben sich komplett umgekehrt.
Ich habe ihn einmal weinen sehen in der Zeit und dachte, er hätte doch Gefühle.
Aber er sagte dann, er hätte ausgerechnet, ob seine Witwerrente genügend abwerfen würde, so dass er vorzeitig in Rente gehen könnte.
Beim Beerdigungsinstitut wollte er um jeden Cent feilschen, wollte nicht mal, dass ihr Mädchennamen mit auf den Grabstein kommt, weil das ja zu teuer wäre.
Ja, es ging ihnen finanziell eigentlich sehr gut, das machte das Ganze so unfassbar.
Als ich erwachsen war, habe ich alles an Kosten übernommen, es ihm zurückgezahlt.
Ich wünschte, meine Mama hätte einen Mann gehabt, der ihr liebenswertes Wesen, ihre Sanftheit, ihren Witz und Charme geschätzt hätte. Als der Pastor fragte, was er üer seine Frau mitteilen könnte, wegen der Grabrede, fiel ihm nichts ein.
"Sie hat immer ganz gut gearbeitet. Na, am Ende nicht mehr so." Mehr fiel ihm nicht ein.
Wenn ich an all das denke, kommt bei mir immer noch Hass hoch.
Du merkst, dass ich vom Mann meiner Mutter rede und nicht von meinem Vater.
Das liegt an dieser Zeit, erst da habe ich erkannt, was für ein Mensch er ist.
Wenn ich dein Posting lese, kommt viel aus dieser Zeit zurück, mit hohem Wiedererkennungswert, und ich mache mir Gedanken. Pass gut auf dich auf!