Probleme mit ungesprächigem Partner

Hallo zusammen,

ich habe einen fast zweijährigen Sohn und bin mit dem Papa seit fast zehn Jahren zusammen. Seit Jahren krieselt es immer wieder, und im Grunde ging/geht es immer um das gleiche Problem. Wir beiden haben eine sehr unterschiedliche Art zu kommunizieren und äußern unsere Probleme sehr unterschiedlich bzw. gar nicht.

In der Stillzeit mit meinem Sohn habe ich gemerkt, dass ich aufgrund von Schlafmangel, Geschrei, in die Brust beissen, Überforderung und Unsicherheit völlig neben der Spur (agressiv, gereizt, motzig) war. Mein Freund hat das auch abbekommen und seitdem bin ich für ihn völlig unten durch.

Hier die Beschreibung, wie es damals war:
Unser Kind schreit. Seit Tagen schlafe ich fast nicht, stille unser Kind ständig, es beisst mich dabei, es hat gerade seine ersten beiden Zähne bekommen. Ich versuche es zu beruhigen, merke, dass ich selber nicht ruhig bin und mich das Schreien eher noch hochschaukelt. Ich gehe etwas wütend zu meinem Freund und schimpfe „Menno, was soll ich machen, es nervt, ich bin müde, ich kann nicht mehr…“. Er nimmt mir unser Kind aus dem Arm und befiehlt „DU setzt Dich jetzt mal da hin und bist ruhig.“ Und geht mit unserem Kind ins Schlafzimmer. Ich fühle mich arschdreckig, schuldig, weil ich mein Kind nicht beruhigen konnte und weil mein Freund mich so hart angemacht hat. Ich gehe hinterher, weil ich die Situation nicht aushalten kann und mein Kind selber beruhigen möchte (es schreit noch mehr als vorher, weil es der Mama so entrissen wurde). Ich komme ins Zimmer und er schreit mich an, was ich denn da machen würde, ich solle runtergehen. Ich sage, ich möchte unser Kind beruhigen. Er wird wütend und sagt erneut, ich solle gehen. Ich bitte ihn, mir unser Kind zu geben. Er hält unser schreiendes Kind fest und sagt „Nein, hau jetzt endlich ab“. Ich versuche ihm, unser Kind aus dem Arm zu nehmen, er hält es fest. Ich trete ihn in meiner Wut, dass er mir mein Kind nicht geben will, und nehme (fast reisse) ihm unser Kind aus dem Arm. Unser Daraufhin schreit er und wütet und beleidigt mich und schlägt mich ebenfalls.
Im Grunde genommen hätte ich nur Zuneigung von ihm gebraucht.
Allerdings ist er meist sofort auf Ablehnung gepolt, sobald ich nicht mehr kann und nicht mehr funktioniere, wie ich sollte.

Irgendwann habe ich dann abgestillt und es wurde besser. Allerdings hat mein Freund nun ein absolut schlechtes Bild von mir. Kommt es zu einer Diskussion, kann er nicht umhin, mich sofort zu denunzieren und in meiner Person als Ganzes nieder zu machen.
Ich habe das Gefühl, dass ihn die Situation wie oben beschrieben, traumatisierte. Das o.a. geschah auch ungefähr 5-mal in der Art.

Ich muss sagen, ich bin auch nicht leicht. Ich bin sehr perfektionistisch, verlange viel, gebe aber auch sehr viel, mein (etwas ungesundes) Grundmotto ist leider "wieso nur halb so gut, wenn es doch gut geht". Mein Freund sieht das alles entspannter, manchmal aber auch zu entspannt. Er räumt zum Beispiel den Küchentisch nur zur Hälfte ab. Ich habe noch nie darüber nachgedacht, aber seit ich ein Buch über "passiv-agressive Persönlichkeiten" lese, kommt mir der Gedanke, dass er solche Dinge extra macht, um mich zu provozieren. Ich habe eh schon lange das Gefühl, dass er mich vorsätzlich provoziert, um mir dann nachher die Schuld für etwas in die Schuhe zu schieben. Ich habe in 10 Jahren Beziehung noch nie von ihm gehört, dass er wohl etwas falsch gemacht hätte oder so. Immer bin ich an allem Schuld. Teilschuld kennt er nicht. Er rechtfertigt sein (mittlerweile häufiges) SChreien damit, dass ich daran schuld sei. Nur als ich mal kurz davor war, ernsthaft zu gehen, und er mit mir ins Bett wollte, da fing er plötzlich davon an, dass er ja auch nicht so einfach sei. Blablablupp.

Ansonsten ist eines unserer Grundprobleme, dass er einfach nicht redet. Ich frage ihn etwas,...
- er antwortet nicht
- versteht die Frage falsch (und fängt im schlimmsten Fall an zu meckern)
- redet drumherum
- fragt "warum?", obwohl die Frage eindeutig war

Als wir uns kennenlernten, war er für mich ein ruhiger, sensibler Mann, der leicht verletzlich ist, seine Gefühle nur schwer darlegen kann, aber sehr liebevoll ist. Und gesellschaftstauglich.

Mittlerweile sehe ich ihn als mürrischen, lieblosen Mann, der seine Agressionen entweder passiv oder auch aktiv an mir auslässt und der mich für seine eigene Unzufriedenheit verantwortlich macht. Er fühlt sich aufgrund unseres Sohnes und meiner Berufstätigkeit (25 STd.) eingeschränkt, weis aber einfach nicht, wie er sich weiterentwickeln soll. Er hat kein Interesse an gemeinsamen Unternehmungen (zumindest schlägt er keine vor, schlage ich welche vor, kommt er mit, aber ich habe immer das Gefühl, dass er eigentlich gar keine Lust dazu hat), äußert seine Bedürfnisse nicht (außer Sex). Wenn er da ist, habe ich immer das GEfühl, ein Arschloch zu sein, der böseste Mensch auf Erden.

Möchte ich ihm etwas Gutes tun, lehnt er es meistens ab oder begreift das Angebot/ die Frage nicht als nett gemeint, sondern als bösartige, hinterhältige Intrige von mir.

Ich habe ihm schon 'zig Mal vorgeschlagen, sich doch ein Hobby zu suchen, seine Bedürfnisse mehr zu äußern. Aber er macht es nicht und er erwartet (wie er mir am Anfang unserer Beziehung schilderte), dass man in einer Beziehung auch ohne Worte die Bedürfnisse des anderen erkennt.

Ich habe mittlerweile 7 kg weniger als vor der Schwangerschaft und nehme immer mehr ab. Ich sehe ausgemergelt aus und fühle mich allein in der Verantwortung, Geld für uns zu verdienen, mir Gedanken um Erziehung, Haushalt usw. zu machen. Wenn ich ihm das Gefühl schildere, wird er richtig sauer und meint, ich sei ungerecht. Er nimmt dann keine Stellung dazu ein (seine Meinung kann er eh schwer äußern, eigentlich fast gar nicht, er kann auch keine Entscheidungen fällen, das überlässt er meistens mir) und begreift nicht, dass ich gerne eine Lösung für uns alle finden möchte.

Ich finde es wichtig, dass man in der Familie (das Wort will er nicht hören) Rituale hat, gemeinsame. Z.B. finde ich es wichtig, gemeinsam zu essen, erst den Tisch zu decken, sich dann "Guten Appetit" zu wünschen und dann anzufangen.
Heute morgen - er war wieder nicht selbst aufgestanden, sondern ich musste ihn aus dem Bett holen (wofür er mich gleich angestresst hat) - stand er an der Anrichte und schmierte darauf ein Brot für unseren Sohn und für sich, obwohl der Plan war, gemeinsam zu frühstücken. Der Tisch war nicht gedeckt, für mich wurde kein Brot geschmiert. Ich habe dann gefragt, ob wir uns nicht an den Tisch setzen wollen und das Brot da zubereiten wollen.
Von ihm kam nur ein kurzes, abgehacktes "Ja", seine Miene verfinsterte sich und er machte einfach weiter. Ich hab dann festgestellt "aber du machst ja weiter". Daraufhin kam nur "WEist Du, Du gehtst mir so auf den Piss", dann setzte er sich an den Tisch, stellte das Brot vor unseren Sohn auf den Tisch und biss wütend in sein Brot.
Ich hab dann gesagt, dass er sich beruhigen solle, worauf er nur sagte, ich solle das tun, bei ihm sei alles in Ordnung. So geht das immer.
ich traue mich gar nichts mehr zu sagen. Nach dem Frühstück bin ich raus und irgendwann wieder rein, hab ich vorsichtig über die Schulter gestreichelt und gefragt, "alles wieder gut?", woraufhin er mich ignorierte, unseren Sohn anzog und ohne sich zu verabschieden, verschwand (die beiden wollten zum Sport).
Für mich ist das Psychoterror.
Ich habe mich so schlecht gefühlt. Und so ein Gefühl habe ich ständig. Ich denke über mich selbst so schlecht. Ich würde am liebsten einfach weg sein von hier.

Sorry für's Auskotzen
Doro

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Ihr habt BEIDE ein Problem. DU genauso.

Ich kann verstehen, dass die Stillzeit anstrengend ist. Das war bei uns auch so. Auch ich bin meinem Mann gegenüber dann mal ruppiger geworden, weil ich einfach nervlich am Ende war. Allerdings hat er es verstanden und ich habe mich entschuldigt. Auch er hat mir mal den Kleinen abgenommen und gesagt: Setz dich hin, leg mal 5 Min die Beine hoch, ich versuche den Kleinen zu beruhigen. Dann hab ich ihn aber auch machen lassen und bin nicht hinterher um ihm den Kleinen wieder weg zu nehmen. Wieso? Warum gibst du ihm nicht die Möglichkeit den Kleinen zu beruhigen.
Und schlagen geht ja wohl mal gar nicht. Auch von DIR nicht. Scheinbar hast du ihn ja als Erste getreten. Finde ich absolut unmöglich. Von euch BEIDEN. Da tut mir das Kind ja schon leid.
Scheinbar ist dein Mann angepisst weil du ihm den ganzen Tag Vorhaltungen und Vorwürfe machst. Wär ich auch.

Warum darf dein Mann am Sonntag nicht mal ausschlafen? Ich geh davon aus, er arbeitet? Dann kann man das Frühstück doch etwas später machen? Mein Sohn ist auch 2 und ein Frühaufsteher, aber er bekommt dann Sonntag morgen ne Kleinigkeit und wir frühstücken dann gegen halb elf oder elf zusammen. Dann gibt es eben kein Mittagessen. Mal steh ich Sonntag mit dem Kleinen auf, mal mein Mann. Aber keiner schmeißt den Anderen aus dem Bett. Ich wär auch angepestet wenn mein Mann mich ausm Bett holen würde.

Ihr solltet mal eine Paartherapie versuchen, weil anscheinend könnt ihr Beide nicht richtig miteinander reden.

2

Nein, er arbeitet nicht. Ich arbeite 25 Stunden in der Woche.
Er wollte heute mit dem Kleinen zum Sport, hat sich aber selbst keinen Wecker gestellt, damit er früh genug wach wird.
Ich habe ihm erlaubt, alles mit dem Kleinen alleine zu machen. In den ersten 1,5 Jahren waren wir beide fast immer zuhause. Ich hab da nur freiberuflich von zuhause gearbeitet.

Ja, mein Sohn tat mir auch damals auch sehr leid. Ich mache mir da große Vorwürfe, leider selbst darunter, dass es so war.

Ich hätte nur damals selbst etwas Liebe von jemand anderem gebraucht.

Du hast Recht, wir sollten eine Paartherapie machen. Ich schlage es seit Jahren vor, er will aber nicht.

Ich mache ihm nicht ständig Vorwürfe. Manchmal ja. Aber was würdest Du tun, wenn Dein Mann fast nichts von sich aus tun würde? Wenn er es sogar nicht schafft, den Hund nach dem Spazierengehen zu füttern...

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Ich hab ihn auch nicht aus dem Bett geschmissen, sondern gesagt "duuu, XY, magst Du mal aufstehen?".

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