Ist Abstand wichtig, um über eine Beziehung hinweg zu kommen? Und wenn ja, warum?

Ich habe vor ein paar Wochen die Beziehung zu meinem Lebensgefährten beendet und weiß auch vom Bauch her, dass es richtig war, allerdings geht es mir sehr sehr schlecht. Er bat mich darum, dass er sich ab und zu melden darf, da er es sonst nicht schaffen würde (leidet unter Panikanfällen etc.).

Mir sagt allerdings jeder, das ich einen sauberen Schnitt machen und Kontakt vermeiden soll, damit mein Leiden schneller vergeht. Ich frage mich nun, ob das tatsächlich so ist, und wenn ja, warum genau eine Kontaktsperre helfen soll.

Könnt ihr mir das beantworten?

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Ist ja klar, dass es weh tut - auch wenn Du es als richtigen Schritt empfindest. Du hast was verloren/beendet, was Dir sehr wichtig war. Einen menschen, den Du mal (sehr) geliebt hast.

Den Kontakt abzubrechen würde ich gerade dann machen, wenn ich wüßte, dass es dem anderen schlecht geht. Es besteht Gefahr, dass der andere sich (unbrechtigte) Hoffnungen macht und am Ende noch mehr verletzt wird.
Wenn dein Ex-Partner Panikattacken hat, die sich nun verstärken, ist es seine Aufgabe sich dazu Hilfe zu holen - allerdings nicht von Dir!

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hallo.

wenn einige grundlegende dinge nicht geklärt werden, kannst du auch auf die andere seite des äquators ziehen und wirst trotzdem nicht glücklicher und eher drüber weg kommen!

ein sauberer schnitt ist nicht zu machen, wenn die fronten nicht eindeutig geklärt sind.

grundsätzlich bin ich dafür, auch im falle einer trennung einen freundschaftlichen gemeinsamen weg einzuschlagen, zumal ich ja mal davon ausgehe, das euch viele dinge viele jahre gemeinsam begleitet haben. die stellt man nicht einfach ab, genausowenig wie noch vorhandene gefühle.

gegen seine panikattacken sollte sich dein ex lieber professionelle hilfe holen!

lg a.

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Um ehrlich zu sein kommt es weniger auf solche Empfehlungen, als auf die jeweilige Konstitution an. Ich hätte gar keine Gelegenheit gehabt, mit meinem Ex eine Kontaktsperre zu vereinbaren, denn er ist der Vater meines Sohnes. Da muss man sich einfach irgendwie zusammen reissen. Und offenbar waren wir einigermassen reif genug, um es Beide gut zu verkraften.

Ein Kontakt reisst unter Umständen immer wieder alte Wunden auf. Oder lässt Hoffnung zu. Falsche Hoffnung. Oder führt vielleicht dazu, dass man versucht zu klären, warum man sich getrennt hat.. und es endet jedesmal wieder im Streit. Oder man bekommt mit, dass der Andere jemand Neues hat.
Eine Kontaktsperre wird empfohlen, damit man sich auf sich selbst besinnen und den anderen aus dem Leben streichen kann. Die Trennung verarbeiten kann. Und wieder nach vorne schauen kann.

Es gibt aber auch Fälle, da geht es einem besser, wenn noch ein gewisser Kontakt besteht. Auch das habe ich selbst schon erlebt.

Was möchtest Du denn und warum? Hinterfrage vor allem das "Warum?" sehr ehrlich und genau. Für Dich. Damit Du Dir nicht eventuell selbst eine (Emotions)Falle baust.

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Mir hat der Kontaktabbruch immer geholfen, mich auf mich selber zu besinnen und mein Leben etwas zu "sortieren". Meistens hatte ich einiges an Trauerarbeit und Ich-Arbeit zu bewältigen, immerhin geht einer Trennung ja immer etwas voraus. Ich hab mir meine Fehler, meinen Anteil am Scheitern angeschaut, die Beziehung nochmal Revue passieren lassen. Auf der anderen Seite war es für mich total wichtig, abzuschließen, nach vorn zu schauen, wieder ins Leben reinzuspringen. Der regelmäßige Kontakt mit dem Expartner wäre da belastend und hemmend gewesen, zumindest in der ersten Zeit. Ich hatte keine Lust, die Beziehung noch auszudiskutieren und mich emotional aufwühlen zu lassen, und zumindest ein Ex hatte eindeutige Tendenzen zu solchen Spielchen.
Die Sache ist: Du bist nicht verantwortlich für das Wohlergehen deines Expartners. Die Panikattacken sind sein Problem, nicht deines. Du musst schauen, wie du mit dem Kontakt zurechtkommst - wenn es dich nicht belastet, fein. Aber wenn du merkst, es tut dir nicht gut, dann sollte deine erste Sorge bei deinem eigenen Wohlergehen liegen. Dein Ex ist ein erwachsener Mann, der sicherlich in der Lage ist, das Telefon zu bedienen und sich bei seinen Freunden oder seinem Therapeuten auszuheulen. Du bist nicht sein Kummerkasten, du hast (wahrscheinlich) dein eigenes Päckchen Kummer zu tragen.

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Deine Intuition gibt Dir vollkommen recht:

Sail away and don't look back in anger!

Wenn der Schmerz gegangen ist und die Wut und all die Gefühle , kann man sich immer noch wiedersehen. Und wer weiß, vielleicht ja gute Freunde werden.

Auch wenn's Jahre dauert.

Tu ihm den Gefallen und lass ihn in Frieden. Auch wenn er Dich anbettelt wie ein Junkie nach Stoff.

Denn, in der Tat, für ihn beginnt nun die Entziehungskur und da macht es keinen Sinn, seine Lieblingsdroge ständig zu sehen.

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Ich denke es ist eine Frage der Selbstbeherrschung.

Wenn jemand eine Beziehung beendet und der Annahme ist (und ich meine eine 100%-Annahme), dann ist ein weiterer Kontakt durchaus nicht schädlich.

Sollte es eine halbherzige Entscheidung oder eine Entscheidung zugunsten äußerer Umstände sein.... - tja.... - dann würde ich deutlich von der Selbstkasteiung abraten. Ein Alki sollte sich nicht vor ne Flasche setzen und diese anstarren, den inneren Konflikt herbeiführend. Die Versuchung ist groß und erst denkt man auch - - - klar bekomme ich das hin. Die Rückfallquote liegt deutlich zu hoch, als das man sich hier selbst überschätzen sollte.

Für Deinen Ex ist das Gift... - was immer es für Dich wird, kannst nur Du wissen. Es wird aber einen Grund für die Trennung gegeben haben.

Lass es - wer sich in Gefahr begibt kommt darin um.

GzG
irmi

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Ich danke Euch für Eure gut reflektierten und hilfreichen Antworten! Ihr habt mir weiter geholfen.

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Dieser Rat wird oft erteilt, weil es einem meist schneller besser geht, wenn der Kontakt gebrochen wird.
Die Frage ist, muss es einem schnell besser gehen?
Warum suchen wir eigentlich immer Wege dem Schmerz möglichst schnell zu entkommen, statt wacker hindurchzuschreiten um was draus zu lernen und daran zu wachsen.

Es gibt viele Möglichkeiten Trennungen zu ver- und bearbeiten und ich finde es super wenn es jemand wirklich für sich, oder zu zweit - auch macht. Und was der Mainstream dazu so sagt und denkt ist hinlänglich einfach nur "Massenware" an einer Stelle wo es Individuelle Lösungen braucht.

Das es Dir schlecht geht ist ok. Trennungen sind richtige Trauerarbeit.
Wenn ihr das zu zweit bewältigen wollt, dann lasst Euch dabei helfen... es ist schwer, da klare Grenzen zu ziehen und klar zu bleiben und altes und neues Leben nicht zu vermischen...

Ich wünsch Dir alles Gute auf Deinem Weg.

Lg, Cora