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Hallo Udo!

Ich schreibe dir als ehemalige Betroffene. Das, was du hier von deiner Frau schreibst, hätte 1 zu 1 eine Beschreibung von mir sein können, als ich noch mitten in meiner Kaufsucht hing. :-(

Viele schreiben, du solltest deiner Frau das Geld wegnehmen und ihr nur ein Taschengeld zuteilen. Oft ist es aber so, dass die Frauen für alle Einkäufe zuständig sind. In unserem Fall war es zudem noch so, dass ich für die Rechnungen zuständig war.

Ich habe keine Ahnung, wie ich in den Schlamassel geraten bin. Ich denke, es fing nach der Schwangerschaft an. Meine Schwangerschaft war sehr traumatisch für mich. Auch danach ging es mir nicht besser, weil ich selber erkrankte. Es war nicht so, dass ich unnützes Zeug kaufte. Im Gegenteil! Die Sachen, die ich bestellte, benutzen wir alle regelmäßig. Mir fiel es schwer, mir selbst Grenzen zu setzen.

Unser Konto rutschte immer mehr ins Minus, bis wir irgendwann 10.000€ erreicht hatten. Wir schuldeten um. Dieser Kredit ist mittlerweile 15.000€ hoch und wir sind 6.000€ im Minus. Mir wird ganz schlecht, wenn ich daran denke...

Bei mir ist der Groschen gefallen, als wir irgendwann komplett handlungsunfähig waren. Unser Bankberater rief an und erkundigte sich, ob und wann das Konto ausgeglichen wird. Ich weiß zwar, dass es noch schlimmer geht, indem z.B. Verbindlichkeiten nicht mehr bedient werden. So geschehen bei der Mutter meiner besten Freundin. Aber so weit kam es bei uns Gott sei Dank nicht.

Wichtig ist, dass du erkennst, dass es sich um eine Sucht handelt. Deine Frau steckt darin fest und sie kommt alleine nicht dort raus! Ihr solltet dringend eine Schuldnerberatungsstelle aufsuchen. Dort kann man euch helfen! Und vielleicht kannst du mit ihr zusammen einen Psychologen aufsuchen, der mit ihr eine Gesprächstherapie beginnt, in der sie nicht nur über ihre Kaufsucht, sondern auch über das Trauma, das sie während der Schwangerschaft erlebt hat, reden kann. Möglicherweise weiß sie, dass sie ein Problem hat, weiß aber nicht, was sie tun soll. Mit großer Wahrscheinlichkeit ist es ihr auch peinlich, dass ihr so tief in der Tinte steckt. Ich habe lange gebraucht, ehe ich meiner besten Freundin davon erzählen konnte.

Ihr nur das Geld wegzunehmen, ist sicher keine günstige Variante! Sie sollte den richtigen Umgang mit Geld lernen. Das funktioniert nicht, indem man sie bevormundet und ihr nur ein Taschengeld zuteilt.

Und du solltest dir keinen Kopf machen! Mein Mann hat genauso gedacht wie du! Er hat gedacht, dass er nicht genug verdient, hat die Schuld bei sich gesucht. Aber ich kann dir sagen, dass es daran nicht liegt! #liebdrueck

Ob wir auf einem Weg der Besserung sind? Ich kann es nicht sagen! Leider haben wir an dem 15.000€-Kredit schwer zu knapsen. Immerhin bezahlen wir jeden Monat 275€ und das über 6 Jahre. Aber zumindest haben wir in den letzten Monaten schon mal 1.000€ des Dispos ausgeglichen. Das ist doch schon mal was! Langfristig würde ich mir wünschen, dass wir irgendwann wieder schuldenfrei sind (außer natürlich dem Hauskredit, den zähle ich nicht dazu). Dass wir uns vielleicht auch mal guten Gewissens eine Flugreise leisten können. Bis dahin wird noch viel Wasser den Fluss hinunterfließen. Aber ich weiß, dass wir es schaffen können.

Such' dir bitte Hilfe, bevor ihr in derselben Situation steckt, wie wir! Ich wünsche euch aber alles Gute! #klee

Gruß

Betroffene Frau