"Warten Syndrom"

Hallo,

also ich bin jetzt seit gut einem Jahr in einer neuen Partnerschaft.
Soweit alles Gut.
Jeder hat seine eigene Wohnung, jeder seinen Beruf, jeder sein Gehalt.
Jeder lebt auch noch sein Privatleben, ohne Partner. Also heisst:
Jeder unternimmt auch mal was nur für sich.
Die Beziehung verläuft sehr gut.

Allerdings hat meine Partnerin aus meiner Sicht ein kleines Problem.

Also: Ich würde es als das "Warten-Syndrom" bezeichnen.
Meine Partnerin schiebt alles, aber auch alles vor sich her.
Egal was es ist.
"Da muss ich erstmal gucken, mal abwarten" ist meistens ihre Aussage.
Bloss nicht heute, lieber morgen oder überhaupt nicht.

Meine Partnerin mag keine Veränderungen, gar keine.
Alles ist gut und so soll es auch bleiben. Bloss nichts ändern oder auch tun.
Meine Partnerin lässt nur Veränderungen zu die von aussen kommen,
Also irgendwie fremdbestimmt.
Von sich aus tut sie wenig bis gar nichts.

Ich bin das anders. Habe eine "to do Liste", arbeite alles ab was drauf steht, meistens so schnell wie möglich. Dann ist es erledigt. Getreu dem Motto wer nichts ändert wird verändert. Das will ich nicht.

Bei meiner Partnerin staut sich alles auf. Sie tut eigentlich nichts. Lässt alles liegen.
Erst wenn es richtig ernst wird, ja dann rafft sie sich mal auf.

Kennt ihr das?

Ist sie träge oder faul?

Aus Gesprächen mit ihr merke ich, dass sie auch im Beruf mit ihre Verhaltensweise auf Probleme stösst. Es gibt Dinge, die sie wohl tun soll oder muss, aber einfach liegen lässt. Dadurch ergeben sich für sie zwangsläufig Probleme. Das mag ihr Arbeitgebeber natürlich so nicht hinnehmen.

Ja, ein wenig ratlos.

Was meint ihr?

2

Sie ist keine "Warterin", sondern sie ist eine "Aufschieberin".

Davon gibt es verschiedene Typen, google mal "Prokrastination". Es gibt viele Leute, die aufschieben, weil sie den Stress spüren müssen/wollen - zumindest glauben sie das - den der Druck einer unerledigten Aufgabe in ihnen erzeugt. Da kann sehr viel dahinter stecken und daher ist das mit "Reiss dich endlich zusammen!" oder "Ändere dich doch einfach!" nicht getan.

Auch vernünftige, rationale Begründungen - das ist doch viel besser für dich, wer nichts ändert, wird verändert, nimm dein Schicksal aktiv gestaltend in die Hand - erreichen keine Verhaltensänderung. Weil der Ursprung des Verhaltens nicht im Rationalen, Vernünftigen liegt...wie fast immer im menschlichen Verhalten.

Hier kannst du mal gucken.

http://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/prokrastination-so-bekaempft-man-seinen-zwang-alles-aufzuschieben-a-897180.html

3

Das kann ich genau so unterschreiben. Ich entdecke Züge davon an mir selbst, allerdings nicht an allen Bereichen.

Die Frage ist, ob das schlimm sein muss und ob die Partnerin des TE das als Belastung empfindet. Prokrastination kann durchaus produktiv sein, so komisch das klingt.

Viele Grüße!

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<< also ich bin jetzt seit gut einem Jahr in einer neuen Partnerschaft.
Soweit alles Gut.
Jeder hat seine eigene Wohnung, jeder seinen Beruf, jeder sein Gehalt.
Jeder lebt auch noch sein Privatleben, ohne Partner. Also heisst:
Jeder unternimmt auch mal was nur für sich.
Die Beziehung verläuft sehr gut. >>

Bittet sie dich um Hilfe diesbezüglich - "Warten Syndrom"?
Will sie sich ändern?
Will sie dich ändern?
NEIN?

Dann würde ich es so lassen wie es ist. Du kannst und sollst einen anderen Menschen nicht ändern.

VG

4

So eine Aufschieberin war ich auch mal, wusste bis gerade eben nicht das es dafür einen Ausdruck gibt, danke an die Vorschreiberin hierfür :).

Nun ja, ich war auch so ... Alles bis zur letzten Sekunde hinausgezögert, manchmal sogar darüber hinaus. Also, es war wohl richtig, richtig schlimm bei mir.

Und dann, eines Tages kam es wie es kommen musste. Der große Knall.

Durch mein Aufschieben hatte ich von einem Tag auf den anderen plötzlich jede Menge Probleme die ich auch nicht mit "ja dann mach ich das jetzt noch eben schnell" aus der Welt schaffen konnte.
Der Haufen stand in Flammen.

Das war der Moment wo bei mir endlich die Einsicht kam.

Das Ganze ist gut 10 Jahre her.

Jetzt habe ich allerdings die Befürchtung das ich ins genaue Gegenteil umgeschwenkt bin. Ich erledige Dinge lieber gestern als morgen.

Mich macht es rasend wenn ich auf andere angewiesen bin und die Menschen dann nicht in die Pötte kommen.

Vielleicht muss bei Deiner Partnerin auch mal der große Knall kommen ... das irgendwas gravierendes passiert was sie dann auch nicht noch "mal eben" aus der Welt schaffen kann ...

Bei mir hat es gefruchtet ... und so geht es mir sehr viel besser. Es ist für mich erleichternd am Ende eines jeden Tages dazusitzen und zu wissen, alles ist geschafft, du musst jetzt nur auf die nächste Aufgabe warten ... :) that's life!

LG, Lena

5

Kenn ich auch. Aber nicht von mir sondern von meinem Mann. Irgendwann wirds dann eng und dann kommt der Druck. Na ja mein Mann ist allerdings ADHSler die kriegen vieles nicht geregelt wenn sie planen müssen.

Ela

6

Hallo,

entweder sie braucht diesen Druck, um in die Puschen zu kommen.

oder

Sie drückt sich vor Entscheidungen, also dem aktiven Tun, weil dies ja Veränderungen mit sich bringt. Sich entscheiden heißt ja nicht nur, sich für etwas zu entscheiden, sondern auch gegen wer weiß wie viele andere mögliche Variationen / Möglichkeiten.

Manche kommen damit wunderbar klar.
Andere wiederum versinken dann quasi in ihrem "Müll", die zu erledigenden Arbeiten türmen sich dann vor einem auf und allein vom Anschauen dieser Türme, wird einem schlecht, man bekommt Angst und ... schaut weg.

Ändern wirst du sie nicht können.

Das kann nur sie. Wenn sie keine Notwendigkeit sieht, daran etwas zu ändern, wird sich da auch nichts bewegen. Vielleicht kannst du ja ihr "Lehrer" sein, der sie davon überzeugt, dass deine Variante besser wäre.
ABER: wenn du sie damit zutextest, überforderst du sie ggf. noch mehr und sie macht dicht.

Also, die Entscheidung kann nur von ihr kommen, von ihr allein.

vG
ficus

8

Hallo Ficus,

"Sie drückt sich vor Entscheidungen, also dem aktiven Tun, weil dies ja Veränderungen mit sich bringt. Sich entscheiden heißt ja nicht nur, sich für etwas zu entscheiden, sondern auch gegen wer weiß wie viele andere mögliche Variationen / Möglichkeiten."

Das genau ist der Punkt!.
Die Veränderungen die selbst kleine Dinge, wenn sie auch noch so unerheblich sind, bewirken können oder könnten.
Das will sie nicht.
Ist schon ein wenig komisch.

9

Hallo,

für dich ist das vielleicht komisch, weil du dich daran gewöhnt hast, die Dinge zu benennen, aufzuschreiben, zu erledigen und abzuhaken. Daraus hast du für dich einen klaren Vorteil erkannt.

Für sie sieht die Sache hingegen anders aus. Sie hat nicht deine sondern ihre Gewohnheit. Stell dir mal vor, es käme jemand zu dir und würde von dir verlangen, dass du deine Gewohnheit aufgibst.

Ebenso wie du scheint sie aus ihrer Gewohnheit einen Nutzen zu ziehen und diesen auch zu schätzen, sonst wäre dieses Verhalten bei ihr nicht zur Gewohnheit geworden.

vG
ficus

7

Ich denke, sie ist einfach so. Meine halbe Familie ist ein "Schieber" und mag keine Veränderungen.

Vielleicht hat sie ja auch ein kleines Problem mit Deiner Art, weil sie eben das Gegenteil darstellt. Alles SOFORT erledigen, nicht mal was liegenlassen können, obwohl es wirklich Zeit hätte.

Ich würde sagen, entweder Du kommst damit zurecht oder nicht.
Probleme könnte es im Alltag geben, wenn Ihr mal zusammen leben wollt.

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Darf ich dich fragen welchen Sternzeichen sie hat? Ist sie ein Wasserzeichen, wie Fische?

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Ha, mein erster Gedanke war: Sternzeichen Waage.

Mal sehen, ob "wir" darauf noch ne Antwort bekommen ;-)

Meine Mutter ist Waage und wenn es um Entscheidungen geht, schiebt und schiebt und schiebt sie.... weil sie sich ja mit jeder Entscheidung für etwas auch gegen etwas entscheidet und dass kann sie irgendwie nicht.

ABER: ich glaube, das ist auch wiederum vom Sternzeichen unabhängig, ich kenne so einige andere, die auch diese Strategie fahren - also Sternzeichenübergreifend.

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Bin weder Fisch noch Waage und eine extreme Aufschieberin. Das hat mit Sternzeichen wohl eher weniger zu tun.