hat mein Mann Asperger?

Hallo,

ich bin seit über 20 Jahren verheiratet. Von Anfang an hat mein Mann, wenn er etwas erzählte, so weit ausgeschweift, dass man als Zuhörer gar nicht mehr wußte um was es eigentlich ging. Als Zuhörer wird man auf eine harte Probe gestellt.

Ihr könnt euch vorstellen wie das in einer Runde ist, wenn mein Mann nicht zum Punkt kommt und alle Beteiligten gefühltermaßen mit den Augen rollen und den Füssen scharren und man nur noch aus Höflichkeit zuhört.
Ich habe meinem Mann immer wieder gesagt, er solle sich doch mal kurz fassen, weil es manchmal echt nicht mehr zu ertragen war.

Ich stellte ihm eine Frage die man mit Ja oder Nein beantworten könnte.
z.Bsp. ober er noch ein Brot mitbringen könnte, wenn er in der Stadt ist? er: ich muss mal sehen, wenn ich das zeitlich noch schaffe, ich hab ja um halb vier den Arzt-Termin, wenn es schnell geht, und nicht so viele Leute im Wartezimmer sind...und und und er hört einfach nicht auf zu reden.

Durch Zufall bin ich auf Asperger gestossen und habe in so vielen Symptomen meinen Mann wiedererkannt: hier mal aus Wikipedia kopiert

Weitere Charakteristika sind eine sehr detailorientierte Erzählweise mit Schwierigkeiten, das Wesentliche vom Unwesentlichen zu unterscheiden,[1] abrupte und für den Zuhörer nicht nachvollziehbare Themenwechsel, das Wörtlichnehmen von Redewendungen, das Antworten auf rhetorische Fragen, die Verwendung von Metaphern und Wortschöpfungen, die nur dem Sprecher geläufig sind, das Festhaften an Formulierungen, die wie auswendig gelernt oder wie aus einem Buch vorgetragen klingen,[37] Selbstgespräche,[38] das Nichterfassen von Nuancen (zum Beispiel Ironie, Necken) und ungenaues Zuhören.[39]

das ist mein Mann wie er leibt und lebt...kennt das noch jemand, vor allem bei Erwachsenen?

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Die entscheidende Frage ist, was es dir bringt, wenn das, was du an ihm beobachtest, einen Namen bekommt?

Asperger ist ein Sammelbegriff für ein schwer greifbares, und kausal gar nicht therapierbares Krankheitsbild.

Er ist, wie er ist, er kann lernen, damit umzugehen, du kannst lernen, damit umzugehen.

Das tut ihr seid längerem, ob nun mit oder ohne "Asperger".

Ganz allgemein scheint es so zu sein, dass Verschiedenartigkeit immer weniger einfach hingenommen wird, sondern immer mit Kategorien und am besten Krankheitsbildern in Schubladen gesteckt werden muss.

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es ändert nichts an meiner Ehe oder an der Liebe zu meinem Mann.
Ich war nur irgendwie "erschrocken", dass es einen Namen für genau das gibt, wie ich meinen Mann seit Jahren erlebe. Es ist alles gut.

Ich dachte nur, es wäre einfach so eine Angewohnheit oder Marotte mit dem Reden u.ä. und plötzlich lese ich im Internet darüber, das wie die Faust auf's Auge passt

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Letztlich sind in dem Bereich ja die Grenzen zwischen "Marotte" und "psychischer Krankheit" fließend.

Mal ein Beispiel aus einem anderen Bereich: Ab wie viel Mal Hände waschen am Tag ist das zwanghaftes Verhalten? Maßgeblich ist da ja das Vorhandenseins von Leid beim Betroffenen, und dessen Ausmaß.

Ich bin der festen Überzeugung, dass niemand von uns zu 100% "seelisch gesund" ist, ebensowenig wie wir in unserem Leben zu 100% "körperlich gesund" sind.

Schwierig fänd ich in deinem Fall, wie ich mit diesem "Wissen" umginge. Einerseits kann es nützlich sein, ihn und sein Verhalten auch gegenüber anderen zu erklären, wenn die mal wieder genervt von seiner Art die Augen verdrehen, andererseits besteht bei mit Namen versehenen Krankheitsbildern die ständige Gefahr der Stigmatisierung.

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Natürlich wäre es möglich, dass dein Mann tatsächlich Asperger ist. Nur anhand deiner Schilderung, zudem virtuell in einem Forum und von Laien, lässt sich natürlich unter keinen Umständen eine Diagnose stellen. Zudem gehören noch unzählige weitere Merkmale dazu, nicht nur die Art und Weise wie jemand kommuniziert.

ABER: deine Schilderung ist so wunderschön anschaulich, mir so wohlbekannt, dass ich die Situationskomik welche sich ergibt mit breitem Grinsen genossen habe beim Lesen. Ich weiss, in der Situation selber nicht immer ganz so lustig, oft peinlich, samt Fremdschämeffekt, als Anekdote oder Sketch jedoch einfach nur zum Brüllen komisch.

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#sonne ich lieb ihn trotzdem, und ja, der Fremdschämeffekt ist schon manches mal dabei... aber was soll's

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Meine Frau würde jetzt sagen: "Das mit dem Fremdschäm-Effekt schaffst du sogar ganz ohne Asperger."

Ich finde, du und dein Mann, ihr macht das gut und genau richtig.

Und ja, ich kann das Bedürfnis, Erklärungen für manchmal schwer verständliches Verhalten zu haben, sehr gut nachvollziehen.

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Also wenn es jetzt vor allem um das drum herum reden geht, da kenne ich viele Menschen, die so sind.

Wenn man die Mutter einer Freundin fragt, ob sie Toilettenpapier gekauft hat, kann es schon mal sein, dass ihre Antwort mit: "Also vor 12 Jahren, da hat bei uns in der Firma ein Mann gearbeitet... " anfängt.

Oder eine ehemalige Arbeitskollegin hat mir gerne 15 Minuten lang irgendeine Begebenheit erzählt, obwohl sie eigentlich eine ganz einfache Frage stellen wollte. Man musste dann schon sehr genau aufpassen, um die Frage nicht zu verpassen.

Aber wie hier schon jemand schrieb: bringt es dir wirklich etwas, wenn du weißt, ob das bloß eine Macke bei deinem Mann ist oder ob man es mit Asperger betiteln kann? Man kann und muss es nicht therapieren, er ist eben so.

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das ist und war auch nie meine Absicht, das zu therapieren. Im Gegenteil, ich habe es sogar sofort meinem Mann erzählt, was ich gelesen habe und dass dies doch voll auf ihn zutreffen würde.

Da er "leider" schon mit mehr oder weniger chronischen Wehwehchen zu kämpfen hat, sagte er nur, darauf käme es jetzt auch nicht mehr an.

Wir sehen das beide locker, nur jetzt habe ich mal einen wagen Ansatz, warum mein Mann manche Dinge eben so macht der wie er redet. Er selbst kann darüber nur lachen.

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<<<kennt das noch jemand, vor allem bei Erwachsenen?>>>

Bei etwa geschätzten 60% der Urbiauser.....wobei ich das mit dem "Erwachsen" manchmal anzweifle. ;-)

Ernsthaft: Ich halte nicht sonderlich viel von medizinischen "Ferndiagnosen" von Leuten mit Halbwissen, welches bei solchen Fällen sogar gefährlich sein kann, wenn Leute sich dann gegenseitig hochschaukeln, und letztendlich aus einer laufenden Nase ein akuter Befall der schwarzen Pest wird.

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Oh ja, diese Beiträge, die schon mit "Achtung lang" beginnen.

Dann wird aufgezählt, wie lange man verheiratet ist, welchen Film man beim ersten Date gesehen hat und natürlich die Einkommenssituation erläutert (normalerweise "nicht reich, aber auch nicht gerade arm. Für Eigenheim, zwei Autos, drei Urlaube im Jahr und das ein oder andere teure Hobby reicht es".) Im Anschluss muss noch das Verhältnis zur Schwiegermutter (schon immer schwierig, aber seit die Kinder da sind eine Katastrophe) erörtert werden.

Erst wenn all diese wichtigen Fakten geklärt sind, kann man fragen, ob man sich Sorgen machen muss, weil der Nachwuchs heute eine Oktave höher gepupst hat als sonst.

Ich mag Urbia. ;-)

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ich brauche keine Diagnose, habe auch nie darum gebeten.

Mein Mann und ich sehen das locker und haben uns kaputtgelacht, dass es soviel Übereinstimmung in der Symptomatik gibt.

Ob er nun wirklich Asperger hat oder nicht ist uns/mir eigentlich völli egal.

Man sieht halt nur manches im anderen Licht.

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Ist extrem praktisch geworden, wie ich feststelle, ohne ausreichendes klinisches Wissen nach psychischen Störungen zu googeln und diese dem temporär abgelehnten Partner "anzuhängen".

Dann muss man nicht mehr an sich und seiner Beziehung arbeiten, weil man hat ja seinen Partner zum Gestörten erklärt.

Mein liebes Vöglein: GRUNDBEDINGUNG für die Diagnosevergabe einer JEDEN psychischen Störung ist Leidensdruck des Betroffenen!!!!

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Wo genau schreibt sie, dass sie nicht längst, seit Jahren, mit dem Partner zusammen am Funktionieren dieser Beziehung arbeitet?

Im Gegensatz zu dir feigem Menschenkind macht sie auf mich einen wohlüberlegten, liebevollen Eindruck. Du polterst hier nur rum.

Es gibt - das sei nur nebenbei angemerkt - auch etliche Diagnosen psychischer Störungen ohne aktuellen Leidensdruck beim Betroffenen, so z.B. in Anfangsphasen von Abhängigkeitserkrankungen.

Was an deinen Ausführungen schrie jetzt eigentlich nach Anonymisierung, nur deine herablassend aggressive Ausdrucksweise oder noch etwas anderes, das ich gerade übersehe?

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Ein Leidensdruck der Betroffenen liegt vor.

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Hallo,

Um asperger zu diagnostizieren ist um einiges mehr nötig als ein paar übereinstimmende Symptome aus dem Internet. Das ganze ist so facettenreich.

Wir sind nun seit über 2 Jahren dabei unseren Sohn zu testen und es kommt bisher keine konkrete Diagnose heraus. Der hat aber auch massive Probleme in der Schule und das ganze ist notwendig für ihn. Bei einem Erwachsenen der sonst keine Probleme in seinem Leben hat, sondern lediglich gerne viel labert würde ich nicht mal den Gedanken an asperger verschwenden.
Was würde sich ändern wenn er diese Diagnose hätte? Nichts... Er ist dann immer noch er, egal welchen Namen das Kind trägt.

LG

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Ganz genau.

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Hallo

Meinst Du mit den vielen Symptomen das was Du da mal auf Wikipedia gefunden hast? Ist das alles was er hat oder gibt's da noch mehr?

Ich finde Deine Antworten in weiteren Thread sehr grenzwertig. Wolltest Du coole Lässigkeit demonstrieren oder warum musst Du betonen, dass es eigentlich egal ist und Du und Dein Mann über die Ähnlichkeit im Verhalten herzlich lachen konnten?

Ich hab eher den Eindruck, dass Du Dich für Deinen Mann schämst und nun eine Erklärung für sein Verhalten suchst, die akzeptiert wird. Ich würde es mal mit "Hört sich gern reden" versuchen. Alles andere fände ich nach einer Hobbypsychologischen Analyse mit Hilfe des Internets Betroffenen gegenüber unfair.

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Mein Sohn ist Autist, wenn auch nicht Asperger, sondern Frühkindlicher. Und ich weiß das zu Autismus doch noch einiges mehr gehört! Aber du schreibst ja das du vieles gefunden hast was passt. Wie war er früher? Wie kam er in der Schule zurecht? Wie ist er im Sozialen? Wie ist er mit Gefühlsdingen?
Gruß Ela