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Hallo,

wir hatten so einen Fall selbst vor kurzem. Auch wenn ich nur halb involviert war, war es sehr komisch für mich.

Mein Partner hatte einen langjährigen guten Freund. Dem ging es nicht gut. Immer wieder Drogen und irgendwann kam der Verfolgungswahn. Er wurde psychotisch, aber mein Partner und ein enger gemeinsamer Freund wollten ihm trotzdem helfen. Sind von Arzt zu Arzt gerannt, wollten ihn einweisen um ihm zu helfen (es war wirklich furchtbar. 30 (!) Nachrichten in 2h hat mein Partner nachts bekommen). Ich war mit auf der Polizeistation. Beim Psychosozialen Dienst. Überall. KEINER hat geholfen.

Oktober letzten Jahres spitzte sich das alles zu. Er dachte, seine Freunde (Mein Partner, unser gemeinsamer Freund und noch jemand) würden unter einer Decke stecken und ihn versuchen in den Selbstmord zu treiben. Er hat einem von den dreien das Auto demoliert.

Da war für mich das Ende erreicht, ich war hochschwanger und über dem Geburtstermin und habe meinem Partner ganz klar gesagt: BIS HIER UND NICHT WEITER. So funktioniert das nicht, IHR müsst Euch auch schützen. Sie hatten Angst um sich und das zurecht. Wurden Tag und Nacht wahnsinnig gemacht. Ich war die Einzige die noch einigermaßen objektiv war. Außerdem hatte ich die gleiche Situation schon mal und habe da auch den Kontakt abgebrochen, auch wenn ich sehr gelitten habe. Die drei haben sich abgewandt und nichts mehr von ihm gehört.

Bis vor 2 Monaten. Da hat mein Partner ihn gegoogelt und eine Todesanzeige gefunden, 14 Tage nach dem Kontaktabbruch.

Wie das eingeschlagen ist, muss ich ja nicht sagen. Aber wir haben viel geredet und es war ja so, wir konnten rein gar nichts ändern sondern wurden selbst gefährdet.
Ich habe mich selbst natürlich auch gefragt, ob ich nicht selbst schuld bin dass das passiert ist. Aber nein, wir haben alles gegeben und es ging nichts mehr.

Uns geht es gut. Und ihm da wo er vielleicht ist, sicher auch.

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Hallo,

eher frage ich mich, wieso Du nach Jahren erst wieder den Kontakt zu einer Person suchst, welche Dir nicht einmal am Herzen lag. Denn wenn es so wäre, hättest Du den Kontakt auch nach der Arbeit gehalten. Nach Jahren kommst Du plötzlich auf die Idee nach ihr zu suchen. Die Person ist aber tot, Selbstmord. Nun hast Du was gefunden, worin Du Dich suhlen kannst - mehr ist das nicht. So viel kann sie Dir nicht bedeutet haben, sonst hättest Du - wie schon gesagt - den Kontakt eher gesucht oder gehalten. Für mich ist das nur Hascherei nach Aufmerksamkeit.

LG
Alera

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Hallo,

ich finde deinen Beitrag sehr unangebracht und auch sehr verletzend. Ich "suhle" mich nicht und ich "hasche nicht nach Aufmerksamkeit".

Ich war damals mit der Situation sehr überfordert. Einerseits tat sie mir sehr sehr leid, andererseits wollte ich meine Gasteltern, die sehr nett waren, nicht vor den Kopf stoßen.

Ich habe in den letzten Jahren oft an Stella gedacht. Direkt nachdem ich dort gearbeitet habe, habe ich ihr auch einmal einen Brief geschrieben, der aber mit dem Vermerk "unbekannt verzogen" zurück kam. Ich habe mich bei meiner Gastmutter nach ihr erkundigt, die aber nur erzählte, dass das Arbeitsverhältnis beendet wurde, weil Stella mehrfach betrunken bei der Arbeit erschien.

Ich habe in den vergangenen Jahren oft versucht, sie über Facebook und Instagramm zu finden. Die Idee, ihre Kinder zu googeln, kam mir jedoch erst vor einigen Wochen - so habe ich dann erfahren, dass sie tot ist. Kontakt zu den Kindern habe ich nicht aufgenommen, da es vermutlich nicht zielführend/ hilfreich ist - ich weiß ja nicht, wie sie zu ihrer Mutter stehen.

Ich möchte dich einfach sehr herzlich bitten, in Zukunft Menschen im Internet aufgrund weniger Informationen, die du hast, nicht so harsch anzugehen und persönlich anzugreifen, wie du es getan hast. Deine Antwort hat mich sehr verletzt. Dann schreibe doch lieber nichts? Ich bin ein lebendiger Mensch. Auch wenn du es nicht nachvollziehen kannst (und ja, der Kontakt war sehr kurzlebig und oberflächlich) - ich habe Stella denoch gern gehabt (auch wenn mich die gesamten Umstände völlig überfordert haben) und die Frage stellt sich mir derzeit einfach, ob man ihr hätte helfen können. Es hat mich wirklich schockiert, dass sie unter solchen Umständen gestorben ist. Und nein, ich "suhle" mich nicht in ihrem Leid und dem ihrer drei Kinder.

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Ich stand vor vielen Jahren auch vor der selben Entscheidung wie "Stella", und es lag nicht am mangelnden "Mut" es zu tun, sondern nur an einem Zufall/Schicksal, wie auch immer man das nennen möchte, daß es nicht "geklappt" hat.

Niemand hätte mich davon abbringen können, niemand hätte mir gut zureden können, und niemand wäre mir eine Hilfe gewesen zu dem Zeitpunkt, in dem der Entschluss dazu gereift ist, und das war keine Kurzschlusshandlung, sondern akribisch vorbereitet, auch weil es das erste seit langem war, was scheinbar wieder Sinn ergab.

Was aber die Zeit vorher angeht - ja, da wäre es schön gewesen mit anderen Menschen zu tun zu haben, außer denen, die der falsche Umgang waren, die nicht zugehört haben, denen man eigentlich egal war, oder die den Kontakt nicht wollten, weil andere ihnen irgendwelchen Mist erzählt haben.

Insofern eine Bitte an dich, und an alle anderen: Bildet euch immer selbst ein Urteil über den Menschen, egal was alle anderen sagen. Die plappern vielleicht selbst nur etwas nach, was irgendjemand erzählt hat.

Bist du daran Schuld? Nein, wohl nicht.

Hättest du anders handeln sollen? Vermutlich, nur bringt es nichts, jetzt darüber zu hadern oder dir Gedanken darum zu machen die sich um "was wäre wenn" drehen.

Mach es künftig einfach anders.

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Ich danke euch für eure netten Antworten. Auf rationaler Ebene weiß ich, dass ich nichts hätte tun können.

Es ist ein sehr komisches Gefühl, vielleicht auch, weil ich so eine Situation bisher noch nicht erlebt hatte.

Ich hatte irgendwie gehofft, dass die Geschichte ein gutes Ende genommen hat und habe mich wirklich erschrocken, dass es nicht so war.

Euch Danke für eure Zeit. Eure Antworten haben mir großteils wirklich sehr geholfen.