Wenn der Mann keine Stärke in Form von einer eigenen Meinung hat

Hallo,

ich bin heute in einer Eheberatung auf das Thema "wenn der Mann keine Stärke hat" gestoßen worden. Es ging darum, dass ich mich momentan in meiner Beziehung nicht wohl fühle, aber keinen direkten Auslöser dafür finde. Mein Mann und ich sind schon seit vielen Jahren zusammen (seit meiner Schulzeit) und haben Kinder. Bisher fand ich es in unserer Beziehung immer toll, dass wir uns im Gegensatz zu anderen Paaren NIE streiten. Mein Mann schätzt mich, weiß was er an mir hat und möchte mich nicht verlieren. Andererseits will er mich aber auch nicht aufhalten, wenn es mir wichtiger ist die Beziehung zu beenden. Mir fehlt mittlerweile irgendwo die Wertschätzung ihm gegenüber.

Nachdem die Psychologin das Thema heute angesprochen hat, habe ich mir das genauer durch den Kopf gehen lassen und finde das gar nicht mal so abwegig, dass da meine Gefühle auf der Strecke geblieben sind und zwar in dem Punkt, dass ich bisher immer alles allein entschieden habe, weil von meinem Mann nur ein "Das musst du wissen" und "Bisher hast du immer die richtigen Entscheidungen getroffen" kam. Sei es in welchen Kindergarten die Kinder kommen, auf welche Schule, ob ich mir einen neuen Job suche und und und. Er hat meine Entscheidung nie kritisiert. Es lief auch bisher immer alles gut und ich kann rückblickend nicht sagen, dass ich mich an einer Stelle falsch entschieden hätte. Dafür mache ich mir bei sowas immer gefühlte 1000 Gedanken über die Sache. Einerseits war das für mich natürlich bequem. Andererseits merke ich in der Kommunikation mit anderen Leuten / Freunden, dass ich mehr brauche. Mehr Anregungen, mehr Tipps. Vielleicht auch um meine Meinung nochmal zu überdenken. Nur mit meinem Mann kann ich das nicht. Steht er hingegen vor einer Entscheidung, sage ich ihm schon, was ich davon halte, was die Vor- und Nachteile sein könnten usw. Er schätzt meinen Rat und oftmals entscheidet er sich hinterher gegen etwas, was er vorher geplant hatte.

Ich selber bin laut der Psychologin recht stark. Ich weiß was ich kann. Sie vermutet, dass mir ein Gegenpart fehlt, zu dem ich "aufschauen" kann, der weiß was er will. Jemand, der eine eigene Meinung hat und mir auch mal Grenzen aufzeigt. Nur warum hab ich das bisher nicht gebraucht? Warum macht sich sowas erst jetzt nach vielen vielen Jahren bemerkbar? Liegt das an der persönlichen Entwicklung? Ich habe seit ein paar Jahren einen verantwortungsbewussten Job, den ich auch sehr gern mache. Die Jahre davor hatte ich immer das Gefühl, dass ich die Arbeitsstellen wechseln müsste, wenn mich die Aufgabe nicht mehr ausfüllt. Das waren zum Teil auch Arbeitsstellen, wo ich eher eine "Nebenrolle" gespielt habe und nicht wirklich was bewirken konnte oder wo meine Arbeit vom Chef nicht geschätzt wurde. Jetzt bin ich im sozialen Bereich tätig und habe das Gefühl, dass mir das ganz gut tut. Ich kann helfen, ich kann was bewirken. Und jetzt läuft das mit der Arbeit und ich stelle meine Beziehung in Frage... Wenn ich gedanklich durch meinen Freundeskreis gehe, fühle ich mich tatsächlich eher zu den Leuten hingezogen, die wissen was sie wollen.

Eigentlich müsste ich doch glücklich sein mit einem Mann, der ehrlich ist, der mich schätzt und achtet, der mich im Haushalt unterstützt. Aber ich bin es nicht. Jammere ich auf hohem Niveau oder ist das für euch auch ein wichtiger Punkt in eurer Beziehung?

LG

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Muss Dein Mann im Job Entscheidungen fällen? Du bist stark, das bin ich auch, vielleicht hat Dein Mann Deine Entscheidungen übernommen, weil es bequemer war als zu diskutieren? Mein Mann überliess mir auch vieles, wenn auch nicht alles. Du beschreibst, dass Du ihn von Deinen Entscheidungen überzeugt hast....oder eher überredet und er merkte, dass für Dich sowieso alles feststand und er nicht dagegen ankam? Egal, ob rhetorisch oder fachlich.
Ist das Problem bei Dir nie vorher aufgetreten oder war es einesteils ganz bequem, nicht alles diskutieren zu müssen? Ich weiss nicht, ob Du von heute auf morgen Deinen Wunschmann bekommen wirst, eher nicht.....deswegen die letzte Frage: Liebst Du ihn noch? Er scheint ein wertvoller Mensch zu sein und seinen "Fehler" hat er sicher nicht erst seit letzter Woche.
LG Moni

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Danke für deine Antwort. Mein Mann muss im Job wenig Entscheidungen treffen. Er macht das, was er gesagt bekommt. Generell hat er einen recht lockeren Job und kommt entspannt nach Hause. Da sieht es bei mir schon anders aus, auch wenn ich nur 4 Stunden am Tag arbeite...

Ich habe lange nach etwas gesucht, was mich so unglücklich in der Beziehung sein lässt. Das geht mir nicht erst seit kurzem so, sondern schon einige Jahre. Blöd wie ich war habe ich das nie angesprochen, sondern einfach laufen lassen. Irgendwann hatte ich das Gefühl, dass mein Fass voll war und ich so nicht mehr weiter machen wollte. Im Nachhinein ärgert mich das etwas. Das liegt wahrscheinlich auch an meiner Erziehung. Auch ich habe meine Eltern nie streiten sehen. Auch da war immer Harmonie. Und ich hab das wahrscheinlich so übernommen. Trotzdem finde ich, dass meine Eltern ein harmonischeres Eheleben haben als mein Mann und ich :-(

Meinen Mann kann ich natürlich nicht ändern. Ich kann versuchen, ihn mehr in Entscheidungen einzubeziehen. Einfach ist das sicher nicht, wenn es bisher so lief. Zum Thema Liebe bin ich mir wirklich nicht sicher, ob ich ihn noch liebe. Ich habe eher das Gefühl, dass ich meine Kinder eher liebe als ihn. Egal wieviel Stress die Kinder machen, ich schaue ihnen immer wieder verliebt hinterher. Bei meinem Mann tut sich überhaupt kein Gefühl mehr auf. Leider...

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Ich kann dich voll und ganz verstehen. Wir hatten auch in letzter Zeit eine schwere Phase und von meiner Seite aus, ist diese auch noch nicht beendet. Und ein entscheidender Punkt ist da auch, dass was dir bei deinem Mann fehlt. Auch meiner lässt mich alles machen. Ja ich Regel gerne Sachen, aber ich wünsche mir auch einen Partner auf Augenhöhe, der sich für unser Leben interessiert und nich einfach alles mitmacht, von ihm aus ist das auch eher ein Lob für mich, weil "ich entscheide ja alles gut und richtig". Bei mir kommt das aber als Desinteresse an. Und ja, ich finde es schwierig momentan.

Andererseits habe ich mich für diesen Mann entschieden. Er war schon immer so. Das ist also nichts, was sich erst im Laufe der Zeit entwickelt hätte.

Und da stellt sich dann, meiner Meinung nach, einfach die Frage was einem die Ehe wert ist. Natürlich wird man nicht für den Rest seines Lebens immer und zu jeder Zeit Schmetterlinge im Bauch haben. Und natürlich hat jeder Partner und man selbst auch Seiten, die dem anderen nicht optimal gefallen. Aber sowas ist ja eigentlich immer der Fall - vorallem nach mehreren Jahren, wenn man manches erst richtig realisiert.

Ich hab für mich jedenfalls die Entscheidung getroffen, dass sowas alleine kein Grund ist meine Ehe in frage zu stellen. Wenn man einmal an dem Punkt ist, alles in frage zu stellen, spielt da meistens natürlich noch viel mehr mit rein. Da müsst ihr in der Therapie einfach sehen wie und ob ihr miteinander daran arbeiten könnt.

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Hi, was dein Mann da zeigt, ist eine Charaktereigenschaft, die er wahrscheinlich schon hat, seit ihr euch kennt. Natürlich unterstützt du diese Eigenschaft und machst es ihm bequem, indem du ihm Entscheidungen abnimmst. Durch deinen neuen Job erlebst du gewissermaßen nochmal einen Höhenflug, der deine Sicht auf eure Beziehung verändert und es entsteht aus deiner Sicht ein Ungleichgewicht.

Vielleicht solltest du versuchen, nicht so dominant zu sein, dich etwas zurückzunehmen und ihm auch mal gezielt Entscheidungen zu überlassen, ohne deine Wertung oder Meinung einzubringen. Frag ihn in einer Sache um Rat, bitte ihn um seine Meinung, bringe ihm Wertschätzung entgegen. Denn ich denke, Entscheidungen fällen kann man in gewissem Umfang lernen, wenn man es übt. Dazu bedarf es jedoch der Gelegenheit und natürlich auch von deiner Seite aus Disziplin und auch Vertrauen, eben auch mal die Zügel aus der Hand zu geben.
Deswegen stellt man nicht gleich die ganze Ehe in Frage

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< Eigentlich müsste ich doch glücklich sein mit einem Mann, der ehrlich ist, der mich schätzt und achtet, der mich im Haushalt unterstützt. Aber ich bin es nicht. Jammere ich auf hohem Niveau oder ist das für euch auch ein wichtiger Punkt in eurer Beziehung? >

Ja, eigentlich solltest Du glücklich sein und versuchen, das Glücksempfinden wieder zu finden, MIT Deinem Mann, IN der Ehe.

so lange Jahre zusammen und es klingt einfach nach... Routine. das ist völlig normal, jeder übernimmt im Laufe der Zeit seine Rolle in einer Beziehung, macht es sich darin bequem, das Leben funktioniert.

Und Jahre später dreht man sich mal um, guckt nach außen und denkt, nee, das passt mir so nicht mehr, ich möchte eigentlich was anderes. Ob dieses andere dann immer in einem anderen Mann zu finden ist, ist die Frage.

Du bist in einer Eheberatung (mit Deinem Mann nehme ich an) - ich hoffe ihr habt die richtige Unterstützung euch wieder neu zu entdecken und das, was ihr aneinander habt. Es ist nicht immer das Gras auf der anderen Seite grüner....

Lichtchen

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Hallo,

seid ihr gemeinsam in der Eheberatung? Dann würde ich an deiner Stelle erstmal abwarten, wie sich das entwickelt.

Ich kann deine Gedanken gut nachvollziehen. Mein Mann ist auch so. Wir trennen uns gerade nach 28 Jahren Ehe. Ich war auch immer stolz darauf, dass wir nie streiten. Aber ich hatte zunehmend das Gefühl, dass unsere Beziehung irgendwie leer ist.

Ich denke auch, dass die Entscheidungsschwäche deines Mannes allein kein Grund sein muss, die Ehe zu beenden. Auch die Idee, ein anderer Mann könnte "besser" sein, bringt wenig. Ein Mann, zu dem du aufsehen kannst, ist dir vielleicht auf Dauer zu dominant oder hat andere negative Eigenschaften. Allerdings stellt sich die Frage, wie sich die Entscheidungsschwäche deines Mannes auf die anderen Ebenen eurer Beziehung auswirkt. Bei uns hat es sich z.B. so entwickelt, dass wir irgendwann keinen Sex und keine Momente emotionaler Nähe mehr hatten. Ich habe immer wieder versucht, das aufleben zu lassen, aber von seiner Seite aus kam keinerlei Initiative und es ist immer wieder im Sande verlaufen. Das hat dann irgendwann dazu geführt, dass ich mein Ding gemacht habe und wir uns immer weiter voneinander entfernt haben. Die Entscheidung zur Trennung kam letztlich (natürlich) von mir. Mir macht das zu schaffen, denn auch ich hatte immer den Gedanken "Ich müsste doch glücklich sein" - im Haushalt und bei der Familienorganisation hat sich mein Mann immer eingebracht und hat auch immer meine Entscheidungen respektiert. Aber das kann doch nicht alles sein, was eine Beziehung ausmacht.

Nun ja, ich kann dir keinen klaren Rat geben. Wesentlich finde ich für mich immer wieder folgende Gedanken:
- Du kannst deinen Mann nicht ändern
- Er ist nicht schuld daran, dass du mit bestimmten Eigenschaften von ihm nicht klar kommst.
- Du bist nicht schuld daran, wenn du dich so verändert hast, dass es nicht mehr richtig passt mit euch
- Du kannst allenfalls in bestimmten Bereichen dein Verhalten ändern (so wie meine Vorschreiber das schon vorgeschlagen haben) und sehen, ob sich dadurch vielleicht was ändert
- Es ist ganz wichtig, über all das mit deinem Mann zu kommunizieren
- Es ist wenig sinnvoll, sich bei jedem Problem einen "besseren" Partner herbeizuwünschen
- Es ist ebensowenig sinnvoll, sich unter Druck zu setzen, glücklich sein zu müssen, obwohl man es nicht ist
- Du wirst wohl zwangsläufig diejenige sein, die eine Entscheidung für oder gegen Trennung treffen muss, weil dein Mann dazu zu entscheidungsschwach ist.

Ich finde es sehr gut, dass ihr eine Eheberatung macht, weil du dann Hilfe bei dieser Entscheidung hast. Ich wollte, ich hätte das auch getan (und ärgere mich gleichzeitig wieder, weil ich sehe, dass solche Entscheidungen immer an mir gehangen haben und ich mir den Schuh anziehe, mir dafür die Verantwortung zuzuschreiben, was WIR (mein Mann und ich) getan oder nicht getan haben...)

Alles Gute dir!

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Hallo,

"Stark sein" ist eine feine Sache, auch für einen selbst - es ist durchaus selbstwertdienlich, "stärkt" das Vertrauen in sich und seine Entscheidungen. Ich habe aber über die Jahre gelernt, wie wichtig es für mich ist, auch "schwach sein" zu dürfen in einer Beziehung; weil das einfach unheimlich entlastend ist. Es ist nur ein Gedanke von mir zu deinem Beitrag. Hinter dem Wunsch, "schwach sein" zu dürfen, offenbarte sich bei mir zumindest eine ganze Palette nicht erfüllter Bedürftigkeiten (wie ein ganz trivial wirkendes Bedürfnis nach Geborgenheit, welche es in meiner Ehe nicht gab).

LG

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Nun, ich finde, das liest sich doch alles völlig normal und überhaupt nicht therapiebedürftig. Ich find es auch ganz normal, dass man gelegentlich nicht so gut mit dem Partner kann und NATÜRLICH fallen einem dann die Dinge auf, die einen (auch) stören. Ich finde es auch völlig logisch, dass du im Freundeskreis und so eher mit "stärkeren" Leuten kommunizierst als mit weiteren "Lahmärschen" (ohne dass das jetzt abwertend klingen soll). JEDE Charaktereigenschaft hat doch zwei Seiten (also zumindest jede, die nicht grad extrem ist). Bin ich verliebt, finde ich das GANZ toll, bin ich nicht mehr so verliebt und dran gewöhnt, nervt es vielleicht auch.

Ich würde dir als "Therapie" vorschlagen, mal die Ehen von Freundinnen oder Kolleginnen gedanklich "durchzugehen", wo der Mann eher der bestimmende ist. Möchtest du das wirklich? Mein Mann ist auch eher so der Lahmarsch, aber ich werde nie die Augen meiner Kolleginnen vergessen, als ich ihn mal ganz locker vom Betriebsausflug anrief und ihm sagte, dass wir auf den Familienausflug doch erst morgen früh losfahren, weil ich jetzt nicht wie geplant heimkomme, sondern noch etwas länger bleibe (ich war schon etwas angeheitert zu dem Zeitpunkt #schwitz). "Und, wie hat ers aufgenommen?" - #rofl "Viel Spaß noch und genieß es!" hat er mir gewünscht. Sowas hilft find ich ganz gut, wenn einem alle anderen mal wieder toller vorkommen.

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man kennt ja wie du deine Ehe beschreibst und man kann den Satz von deinem Mann deshalb anders deuten
#rofl "Und, wie hat ers aufgenommen?" - #rofl "Viel Spaß noch und genieß es!" hat er mir gewünscht.

- gleichgültig
- desinteressiert
- froh das du weg bist
- kein Lust auf deinen tollen Familienausflug

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Nun, der "tolle Familienausflug" war was anderes und er hatte durchaus Lust drauf.

Weißt du, ich weiß schon sehr genau, dass mich hier manche für ziemlich blöd halten und deshalb mir immer wieder hinfahren müssen, dass mich sicher meine komplette Umwelt auch für total doof hält und dass ich wiederum so derart blöd bin, dass ich es nicht mal check. Nun gut, wenn dich diese Bissigkeit weiterbringt, seis drum. Ist ja egal.

Ich weiß nach so langer Beziehung den Tonfall meines Mannes durchaus zu interpretieren und ich weiß genau, dass es weder desinteressiert war noch gleichgültig und froh, dass ich weg bin, ist er ohnehin nicht. Er ist schon ganz froh, wenn ich wieder da bin. Aber er gönnt mir meinen Spaß wirklich und von Herzen. Ich finde es sehr schade, wenn man das so nicht mehr aufnehmen und sehen kann. Denn wenn man so pessimistisch ist, dann kann der Partner nur noch alles falsch machen. Was hätte er denn deiner Meinung nach sagen sollen?

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Hallo,

ich orakle mal...Dein Mann ist ein Freund, aber nicht mehr Dein Mann, den Du liebst. Man kann sich auch so im Alltag verlieren, daß die Liebe auf der Strecke bleibt. Ob da eine Therapie helfen wird, bezweifle ich.

LG

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Ich finde nicht, das du auf hohem Niveau jammerst, allerdings wünschst du eine Wesensveränderung deines Mannes, die in der Form garantiert niemals vorhanden war. Das ist eine ziemlich einseitige Sache.

Logisch, wir Menschen verändern uns im Laufe des Lebens, aber ich kann nicht etwas anprangern, was nie vorhanden war. Wünscht dein Mann sich im Gegenzug eine schwächere Frau? Hatte er jemals die Chance überhaupt Stärke zu zeigen? Bist du überhaupt wirklich bereit, den Preis zu zahlen? Nämlich auf deine eigene Stärke zu verzichten, damit er überhaupt stärker werden kann?
In meinen Augen haben viele Beziehungen einen "Macher" und einen "Mitzieher", das sind die Grundpfeiler für diese Beziehung, eine Art Symbiose. Diese Art Rollenverteilung abzuändern bedeutet eine große Veränderung für beide Seiten. Zwei "Macher" oder zwei "Mitzieher" harmonieren selten. Zumindest hat das bei mir nie funktioniert. Das eine hatte extremes Konfliktpotential, bei der anderen Art trudelte man irgendwie durch das Leben. Es fehlte einfach der Gegenpart.

Problematisch wird so eine Beziehung doch eigentlich nur, wenn der "Macher" die Macht (die er nun mal hat) ausnutzt oder der "Mitzieher" seinen Verstand überhaupt nicht mehr benutzt.

Ich selber weiß, wie schwer es ist die eigene Stärke in Schwäche umzuwandeln, erst ein Unfall und seine Folgen hat mich das erkennen und daran fast verzweifeln lassen. Und trotz körperlicher Einschränkungen bin ich die "Macherin" bei uns, nur nicht mehr die absolute;-). Und auch für meinen Mann war es schwer, seine "Macherin" (die er sich nun mal ausgesucht hat) so schwach zu sehen. Manchmal sind starke Menschen es so gewohnt immer stark zu sein, das sie nicht mehr erkennen, wieviel Stärke eigentlich in ihrem Gegenüber steckt.

Klar fühlst du dich in deinem Bekanntenkreis bei "deinesgleichen" wohler, mit ihnen bestreitest du aber auch nicht deine Lebensplanung. An ihnen kannst du dich "reiben", dich mit ihnen messen, dich inspirieren lassen. Aber ist das wirklich wichtig in einer Partnerschaft? Für mich sind ganz klar andere Dinge wichtiger. Ja, ich bin sozusagen das Gehirn bei uns, aber ohne die Kraft und das Wissen meines Mannes wären meine Pläne oder "Projekte" nur die Hälfte wert. Und ja, auch wenn er größtenteils mitzieht, kann er auch klar Position beziehen...wenn es denn nötig ist. Nur er kann mich in meine Grenzen weisen (auf seine ganz eigene Art), bei jedem anderen würde das einer Kriegserklärung gleichen und genau deswegen ist er mein Mann.