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Ich vermute mal, dass dein Mann vordergründig ein Problem mit sich hat.

--------dass ICH daran Schuld bin, dass mein Mann nicht mehr so raus könne wie früher und er auch deswegen im Ort nicht mehr der Beliebteste sei. -------

Er sagt das also nicht so oder was meinst du mit "unausgesprochener Gedanke"?

Die Frage scheint mir, wofür braucht er das? Was gibt es ihm, wenn er sich für den Beliebtesten im Ort hält? Mit welchen Menschen umgibt er sich, wenn man daran gemessen wird, wie oft man allein unterwegs sein kann? Irgendwann haben die meisten Menschen Familie und nur die ganz Jungen oder Ungebundenen können tun und lassen, was ihnen beliebt. Es müsste doch im Verein und im Umfeld eine Menge Väter geben, denen es ähnlich ergeht wie deinem Mann (und die sogar freiwillig verzichten oder Kompromisse eingehen).

Habt ihr euch mal zusammengesetzt und geklärt, wie viel Freizeit und Freiheit ER braucht, um glücklich zu sein und wie viel Familienzeit du und das Kind brauchen und wo da Kompromisse möglich sind? Wäre er die ganze Woche unterwegs, wenn es euch nicht gäbe oder was wünscht er sich? Ich kenne keinen Mann mittleren Alters, der ständig in der Woche und am WE unterwegs ist. Allein aus beruflichen Gründen ist es vielen nicht mehr möglich und viele wollen das in dem Alter auch gar nicht mehr.

Könnte es sein, dass dein Mann grundsätzlich genervt ist und jetzt seine Probleme auf dich projiziert? Du lässt ihm seine Hobbys, du meckerst nicht (mehr) und dennoch schiebt er dir die Schuld zu, dass er nicht mehr so kann, wie er will - selbst wenn er dich gar nicht informiert über eine anstehende Vereinsfahrt. DU hättest es ja sowieso nicht erlaubt. Finde ich reichlich unfair und klingt wie bei einem Kind.

Ich hätte keine Lust, mir immer die Schuld zuweisen zu lassen, als wäre alles meine Idee gewesen und das Kind und die damit verbundene Verantwortung plötzlich vom Himmel gefallen. Wenn eine Trennung für dich keine Option ist und ihr so auf keinen verträglichen Nenner kommt, würde ich ihm alles erlauben (klingt blöd, aber du weißt hoffentlich, was ich meine). Er soll sich austoben, mit Freunden unterwegs sein, verreisen etc. Ganz nach Geschmack. Wenn du dich trennst, bleibt vermutlich sowieso alles oder das meiste an dir hängen. Also kannst du auch die Ehe aufrecht erhalten und die Vorzüge daraus mitnehmen und schauen, wie es sich entwickelt.
Ich befürchte nämlich, dass er damit auch nicht glücklicher wird. Nur dass er dann nicht dir die Schuld daran geben kann, dass sein Leben nicht ausgefüllt genug ist. Vielleicht wird ihm das dann selbst klar und ihr hättet wieder eine Basis für Gespräche darüber.

Denn es ist ja schön einfach zu sagen, DU bist Schuld daran, dass ICH nicht glücklich genug bin.

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Ich würde da zwei Ebenen unterscheiden: Den Kompromiss auf der einen Seite und wie man mit dem Kompromiss umgeht auf der anderen Seite.

Die erste Ebene ist der Kompromiss selbst. Grundsätzlich hat jeder hat andere Bedürfnisse und grundsätzlich ist jedes Bedürfnis legitim: Es ist legitim, dass Du Familienzeit möchtest und es ist genauso legitim, dass er etwas ohne Familie machen möchte. Es bringt m.E. nur böses Blut, wenn man die Bedürfnisse des anderen abwertet (so was das in anderen Antworten anklang, so nach dem Motto - ich übertreibe -: der Mann ist doof, weil er nicht mehr Zeit mit der Familie verbringen möchte).

Wenn man aber als Familie zusammenleben möchte, dann muss man sich auf einen Kompromiss einigen, mit dem _beide_ leben können. Wenn es diesen Kompromiss nicht gibt, weil die Schnittmenge zu klein ist, dann wäre die logische Konsequenz die Trennung. Vielleicht sollte man sich das mal konkret klar machen: Würde Dein Mann lieber mit nach Malle fahren und dafür die Familie sausen lassen? Würdest Du lieber alleine leben und dafür nicht abends auf Deinen Mann warten müssen? Falls ja, dann müsste Ihr Euch eben trennen. Wenn die Antwort aber für beide Nein ist, dann wollt Ihr offenbar doch lieber als Team leben denn als Einzelkämpfer und es gibt irgendwo einen Kompromiss zwischen Euren unterschiedlichen Bedürfnissen.

Die zweite Ebene ist der Umgang mit dem Kompromiss. Wenn der Kompromiss darin besteht, dass er z.B. zwei Mal die Woche abends rausgeht und eine Woche Kumpelurlaub im Jahr macht, dann sollten damit auch beide gut leben. Du solltest ihm also den Spaß gönnen und nicht z.B. meckern, warum er denn wirklich noch eine zweites Mal abends raus möchte -- es ist Euer Kompromiss und Du hast ihn akzeptiert. Und umgekehrt darf er natürlich nicht grummeln, dass er nicht noch ein drittes Mal feiern kann - es ist Euer Kompromiss und er hat ihn akzeptiert.

Insofern müsstet Ihr:

a) Eure unterschiedlichen Bedürfnisse als gleichermaßen legitim anerkennen (und nicht unterschwellig abwerten)
b) einen Kompromiss finden, mit dem beide leben können und
c) diesen Kompromiss dann auch ohne Grummeln und Nörgeln leben.

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Ich finde deine Antwort klasse und sie verschafft mir viel mehr Klarheit. Vielen Dank dafür. Ich nehme dies als Anregung für ein klärendes Gespräch.

Ich glaube unser Problem war nämlich oftmals, dass wir nicht konkretisiert haben, wie viel Freizeit er in der Woche braucht. Wenn wir aber grob gemeinsam darüber entscheiden, wie oft er weggeht, fällt es ihm dann vielleicht auch leichter, andere Dinge sausen zu lassen. Mhhh... hoffe das ist nun in der Realität umsetzbar.

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Hallo,

wie alt ist denn euer Sohn? Diese Schlafgewohnheit hört sich wirklich anstrengend an. Lässt sich da nix dran ändern?

Jetzt nur mal angenommen, du würdest deinem Mann voll und ganz die Entscheidungen darüber überlassen, wann, mit wem, wie lange er wegfährt...? Denkst du, dann wäre er wirklich mit nach Malle geflogen? Oder hätte er evtl. aus eigener Einsicht die Entscheidung getroffen, zuhause zu bleiben?

Ich kenne solche Männer auch aus unserem Bekanntenkreis. Da fallen mir spontan zwei ein, die wirklich auch immer überall dabei sein "müssen". Ich frage mich manchmal, warum dies eigentlich so ist? Mittlerweile sind wir alle um die 50 - der eine ist seit ein paar Jahren nun geschieden, bringt es aber nun (erst recht) nicht auf die Reihe, mal einen Ruhepol zu finden.

Bei dem anderen ist halt immer wieder dann der Haussegen mal ordentlich getrübt deswegen. Der hat mir mal anvertraut, er würde halt eigentlich viel lieber mit seiner Frau mehr unternehmen, sie viel öfter gerne dabei haben... aber es geht halt wegen der Kinder oft nicht.

Du sagst ja, dein Mann ist trotz allem für euch da, wenn es wichtig ist. Ich habe so ein bisschen den Eindruck, daß da Trotzreaktionen mitspielen. Wie könnte man aus diesem Verhalten ausbrechen?
LG

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Hi. Du sprichst mir aus der Seele im moment. Mein Mann bejammert andauernd,wieviel Freiheit er durch unsere Kids verloren hat. Mir geht das langsam sehr auf den Keks. Er geht meist 5-6 mal im Monat raus zu seinem Hobby oder mit Freunden.

Alles andere findet er mittlerweile anstrengend und würde am liebsten nur noch seinem Kram machen. Auch gerne mit mir,aber geht ja nicht wegen der Kinder.

Ich werde mir bald auch mehr Freiheiten nehmen,ich seh es nicht mehr ein alleine zuhause zu versauern. Dann leben wir halt bald aneinander vorbei und jeder macht seinen Kram.

Bin gerade echt stinkig.

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Hey Du Liebe,
ich möchte Dir sagen: es geht so vielen Frauen so. Du bist nicht allein damit. Bei uns selbes Spiel, 2 Kinder in kurzem Abstand und mein Mann dauer-gefrustet, dauer-genervt und im dauer-Rückzug. Er jammert ständig er fühle sich eingeengt, nicht wohl, keine Zeit für sich etc. Er kritisiert ebenfalls mich, ich bin sogar schuld daran, dass er nicht mehr so glücklich, locker und gelöst ist... Dabei hat er alle Freiheiten, ich meckerte nie wenn er weg geht und tue es nicht, mache alles alleine. Und dennoch scheint es zuviel.,..
Wie andere schon geschrieben haben: man kann sich trennen, wird aber wahrscheinlich doch das letzte Bisschen, was er dann doch Entlastung und Positives im Familienleben macht (und man gern auch vergisst weil man selber gefrustet ist) verlieren. Man rödelt alleine, hat noch mehr Probleme, während der Herr seine Freiheit genießt, am WE als Spass-Papa die schöne Zeit mit den Kindern hat und überhaupt fein raus ist...
Ich versuche seit kurzem mir ganz oft über den Tag zu sagen: ich bin glücklich, ich habe 2 gesunde Kinder, einen guten Job, und wenn mein Mann unglücklich ist, bin nicht ich schuld. Mein Leben ist gut.
Vielleicht springt irgendwann das Positive auch zum ihm über. Hoffe ich...

Alles Liebe und auch ein Dankeschön an Dich fürs Posten - man fühlt sich einfach nicht mehr so alleine wenn man merkt wie vielen es ähnlich geht...#liebdrueck

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Hallo,

Ja es geht wohl vielen so, mir tat es auch gut zu lesen, dass andere die gleichen Probleme haben.

Hier kamen die letzten Jahre 3 Kinder in kurzem Abstand, die ersten sind schon groß, vor allem seit der Jüngste da ist, ungeplant, ist mein Mann extrem unzufrieden mit seinem Leben, dauerhaft schlecht drauf, dauerhaft genervt, gereizt, gestresst, impulsiv, kein Unternehmungsgeist mehr und auch im Rückzug.
In letzter Zeit heißt es ich soll Sonntag mit den Kindern allein wegfahren, allein in den Urlaub fahren, allein zur Kur, ihm ist das Familienleben viel zu anstrengend, liegt sicher mit am Alter.

Er ist oft beleidigt, versteht keinen Spaß mehr, dreht vieles um, normale Kommunikation ist sehr schwer geworden.

Wenn er bei Ausflügen dabei ist, ist schlechte Stimmung, er verdirbt den Spaß, guckt seit Monaten ständig auf sein Handy, ist mit Kopfhörern nicht ansprechbar, weil er wenn alle zu Hause sind Musik hören muss, geht mit Kopfhörern ins Bett...
Wir schlafen seit Jahren getrennt, sein Schlaf ist ihm heilig, das war seine Idee.

Wenn er das Startkapital für einen Neuanfang hätte, wäre er schon lange weg, nach eigener Aussage.

Er bringt sich zwar noch viel mit ein, aber das Zusammenleben hat sich sehr verändert, auch im Urlaub gab es die letzten 2-3 Jahre Streit.

Ich bin hier auch dran schuld und die Kinder, wir haben sein Leben versaut.

Zum Sport geht er derzeit nicht, tut nichts für sich als Ausgleich. Ich gehe selten weg, es gab fast immer Knatsch weil er sich abends nach dem Job nicht allein um die Kinder kümmern will. Vielleicht 2x im Jahr gehe ich abends mal weg, ansonsten ist der Job mein Ausgleich, das bringt mich auf andere Gedanken und tut gut.

Das Zusammenleben mit so einem Miesepeter macht schon lange keinen Spaß mehr, aber dann bleibt nur die Trennung. Es kommt so wie Du schreibst, er wäre fein raus, zahlt für die Kinder was sowieso wenig wäre, weil er wenig verdient, sieht die Kinder gelegentlich am Wochenende, wenn überhaupt, den Alltag und alles was dran hängt hab ich dann allein.

Wir müssten alle aus dem Haus raus, ich arbeite nur stundenweise und müsste Hartz 4 beantragen um über die Runden zu kommen.

Letztes Jahr in der familienberatung wurde er gefragt warum er nicht geht, mehrere Stellen erkannten die letzten 2 Jahre wie unzufrieden er ist, aber freiwillig würde er nicht gehen.

Ich sage mir auch, mein Leben ist gut, ich bin mit meinem Job zufrieden, ich liebe meine Kinder, er hat ein Problem, nicht andere.