Das "doc" Prinzip - Verhältnis zu den Eltern immer schlechter

Guten Abend,

ich muss schwarz schreiben, da mich sicher einige Leser hier erkennen werden.

Es geht um meine Eltern: Mein Vater ist Landarzt, gesellschaftlich hoch angesehen, workoholic - er arbeitet oft 16 - 18 Stunden täglich am Stück ohne zu ermüden, selbst sehr asketisch lebend - daher hat er im Laufe der Jahre auch riesige finanzielle Rücklagen gebildet. Für Gefühle, etc. hat er wenig emotionalen Raum. Er funktioniert seit Jahrzehnten. Meine Mutter ist böse gesagt "Frau Doktor", die "nach oben" geheiratet hat, ihm den Rücken freihält, grundsätzlich alles gutheißt, was er macht und den sozialen Status genießt. Sie ist für die drei "K" zuständig und nickt sonst alles ab, was "der doc" entscheidet. Er ist -in der Praxis und privat" gewöhnt, dass alles auf ihn zuarbeitet und ihm gehorcht.

Wir Kinder genügten leider nie den familiären Ansprüchen. Es ging schon im Kindergarten los, dass wir und unsere Leistungen sehr oft in Frage gestellt wurden. Wir waren gut in der Schule - aber nicht sehr gut. Wir machten Abitur, aber gewannen keine Preise. Wir studierten, aber nicht Medizin, was für ihn eine riesige Enttäuschung war. Spätestens da kippte das Verhältnis und er (und damit sie) verlor jedes Interesse an uns. Zuvor hat er uns mit Erwartungen, die wir nicht erfüllen konnten, unter Druck gesetzt. Dann hat er nicht einmal die Erwartungen verbalisiert. Er warf uns vor, dass Medizin auch nicht sein Traumjob gewesen, aber er das Beste aus seinem Abitur herausgeholt hätte und er und der Job, sie seien nun eins "nachdem die Phase jugendlicher idealistischer Spinnereien vorbei waren". . Wir würden uns "eben anstellen" und "Sentimentalitäten" folgen, wo er doch alles für aufgebaut hätte - einen Landsitz, eine Praxis ...

Ich hänge emotional an meinen Eltern und schaffe es seit Jahrzehnten nicht, mich da zu lösen, aber es gab z.B. zwei Auslandssemester - ich bin nicht sicher, ob sie sich gemeldet hätten, wenn ich nicht angerufen hätte. Sie wissen auch nicht genau, was ich studiert habe. Im Studium wurden meine Geschwister + ich finanziell sehr knapp gehalten und haben dann auf 650DM Basis gejobbt und in den Semesterferien voll gearbeitet um über die Runden zu kommen. Wir bekamen das Kindergeld überwiesen und 100DM monatlich- für das, was mein Vater verdiente, war das ein Hohn. Wagte ich zu erwähnen, dass mich mein (schlecht bezahlter) Studijob und das Studium mitunter an meine Leistungsgrenze brachten, wurde ich ausgelacht, da er selbst "Erschöpfung" nicht kennt oder an sich wahrnimmt. Er kann einfach ohne Pause durcharbeiten. Es gab wenige Auseinandersetzungen, da wir immer als "undankbar" und "geldgierig" hingestellt wurden und wir das Thema immer umschifften und als Lösung wurde immer das "Medizinstudium" aufgefahren.

Bizarrerweise haben wir einen Cousin, der so war, wie sich mein Vater sein Traumkind vorstellte - schon in der Grundschule Klassenbester, bestes Abitur, bester Abituraufsatz, bestes Latinum. Dieser Cousin studierte dann ... Medizin. Vollfinanziert von meinem Vater, ohne finanzielle Probleme, Engpässe oder Nebenjobs - mit Auslandssemestern und -praktika. Vollfinanziert. Suchten wir das Gespräch, endete das immer in den hässlichsten Familienstreitigkeiten, in denen uns absolute Eifersucht vorgeworfen wurde - und ein hässlicher Charakter. Wir haben das damals geschluckt und uns damit getröstet, dass es für meinen Vater schwer ist, dass wir nicht mit einsteigen in die Praxis. Und dass es das Geld meines Vaters ist, nicht unseres.

Die finanzielle Situation zu Studizeiten war schwierig, aber emotional war es mitunter die Hölle. Als ich meinen Uniabschluss machte, kam er nicht zur Zeugnisübergabe. Ich war erst einige Monate arbeitslos, was ich in einem Supermarkt überbrückte - mit entsprechenden Kommentaren. Ich fand eine Stelle, ich liebe meinen Job, aber ich verdiene nicht so gut wie er. Ich wünschte mir, dass er mich einfach einmal in den Arm nimmt und sagt "gut gemacht - auch wenn es nicht Medizin war". Aber davon sind wir himmelweit entfernt.

Stattdessen hat er uns eröffnet, dass er meinem Cousin (inzwischen eine Gemeinschaftspraxis) auch das Haus überschreiben wird, da wir "nicht so sind, wie er sich das vorgestellt hat" und mein Cousin (und seine Frau, auch eine Ärztin) sich aus dem "Nichts" hochgearbeitet haben. Das sagte er mal total nüchtern an Weihnachten, auch, dass er das mit dem Anwalt geklärt hat, damit wir nicht mit Pflichtteil oder so kommen - den gäbe es nicht mehr, es wäre "alles in trockenen Tüchern". Irgendwie dreht sich alles ums Geld. Ich mag meinen Cousin, bewundere ihn für die Arbeit und dass er den "doc", der sich auch in seine privaten Lebensbereiche einmischt, klaglos aushält. Der ganze Post klingt entsetzlich materialistisch, aber bei Gesprächen dreht es sich wirklich oft um Geld.

Vor einigen Jahren wurde ich (bzw uns, ich hatte da schon Mann und Kinder) wegen Eigenbedarf gekündigt, ich hatte wenig finanzielle Rücklagen und wusste, wenn ich weiterhin irgendetwas miete, dann käme ich nie aus der Situation heraus. Ich fasste mir ein Herz, gar nicht wegen mir, sondern wegen meiner Kinder und bat meinen Vater -zum ersten Mal in meinem Leben- um finanzielle Hilfe. Er sprang ein und übernahm 1/3 des Kaufpreises für unser Eigenheim, ich glaube aber auch, dass er Getuschel vermeiden wollte.

Leider entfremden wir uns seither immer mehr und meine Mutter wirft mir nun vor, ich hätte ihn finanziell ausgenommen bis aufs Letzte und wäre aber nicht bereit, mich "unterzuordnen" und einfach "gierig" und "undankbar". Ich bin aber emotional überhaupt nicht nah genug dran, irgendetwas anders zu machen. Rufe ich an, kann ein Telefonat 45 Sekunden dauern "die Praxis ist voll" oder die Arzthelferin fragt, was sie ihm ausrichten soll und er ruft nicht zurück. Oft lädt er seine Enkel (also meine Kinder) samstagabends zum Essen ein - ich (und mein Mann natürlich auch) sind ausgeladen. Da fährt er vor, nickt kurz, verbringt den Abend mit den Kindern und liefert sie wieder ab. Keine Frage, wie es uns geht. Keine Chance, mit ihm bei diesen "Übergaben" ins Gespräch zu kommen, ihn zu fragen, wie es ihm geht, uns irgendwie auszutauschen.

Mein Vater ist der "doc" und alles arbeitet auf ihn zu. In dieser Patriarchenrolle fühlt er sich wohl. In der Familie ist es nur friedlich, wenn er seinen Willen bekommt. Ich kann das nicht mehr. Er ist eine Schattengestalt in meinem Leben, der alles, was ich tue, kritisiert und niedermacht. Meine Mutter hat mir kürzlich vorgeworfen, ich sei eine Schmarotzerin, die damals gerne das Geld genommen hätte, aber emotional Lichtjahre von ihnen entfernt sei. Versuche ich zu sagen, dass mir das emotional total weh tut, dass ich mir es anders wünsche, dann werde ich ausgelacht, als "gefühlsduselig" und "selbst Schuld" kommentiert.

Mich belastet die Situation immens. Ich würde ihnen am liebsten das Geld vor die Füße werfen und einen klaren Cut machen (den es ohnehin schon gibt)- ich weiß aber, dass ich dann das Studium meiner Kinder nicht finanziell hinbekomme ... und die werden auch nicht Medizin studieren. Ich fühle mich sehr schuldig, dass sein Geld in meinem Haus steckt, was er als "riesigen Fehler" bezeichnet. Ich sehe das auch so. Wie gesagt, es ist kein "ausuferndes" Haus, ich könnte refinanzieren, ihn wieder ausbezahlen - dann wären aber meine Kinder beim Studieren in der gleichen Lage wie ich es war. Andererseits ist es wirklich so, dass das Geld ihm finanziell überhaupt nicht weh tat und ich denke, dass mein Cousin am Ende des Tages alles bekommt ... Praxis, Anwesen ... Von daher wäre es wirklich blöd, versuchen, es zurückzuzahlen. Emotional hintert mich dieses Geld aber daran, mich einfach zu verabschieden.

Also kurz: Rational wäre eine Rückzahlung das Dümmste, was ich machen könnte. Emotional würde ich nichts lieber machen - aber es geht zu Lasten meiner Kinder. Was tun?

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Was wurde anno dazumal bzgl. des Geldes vereinbart oder besprochen? War es ein Darlehen oder ein Geschenk?

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Es war eine "Vorabauszahlung" eines Erbteils und auch klar so definiert (auch meinen Geschwistern gegenüber).

Hintergrund: Mein Vater hatte für kurze Zeit einen Partner in der Praxis, der eines Tages tot in seinem Büro lag (Herzanfall). Er hatte da eine ziemliche Sinnkrise, wie schnell das Leben vorbei sein kann und hat beschlossen, uns das Geld zu Lebzeiten zur Verfügung zu stellen, damit wir um die Erbschaftsteuer herum kommen, wenn es ihn auch plötzlich trifft und er einfach auch sehen möchte, was aus dem Geld wird.

Es war damals sogar so, dass er uns sehr viel mehr Geld angeboten hat, als wir dann angenommen haben. Er sagte so in etwa "kauft euch, was euch gefällt". Ich fand das aber irgendwie unanständig und wollte auch kein Haus "sponsored by Dad". Er kam wirklich mit Häusern an, die eine halbe Million kosteten. Zudem war es so, dass mich diese urplötzliche Großzügigkeit extrem misstrauisch machte, da alle anderen Ausgaben (Führerschein, Hochzeit, etc.) komplett von mir getragen wurden (war ja auch okay, aber es passte nicht). Ich habe auch kommuniziert, dass ich sehr dankbar bin und es auch zu schätzen weiß, dass er so eingesprungen ist.

Leider wird mir das nun immer aufs Brot geschmiert. Ständig. Unser ganzes Verhältnis ist irgendwie auf diese Zahlung reduziert.

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Konkret lief es so: Ich schaute alle sich auf dem Markt befindlichen Wohnungen und Häuser an und nahm das günstigste, ging zur Bank, legte unser Einkommen und meine Vermögensverhältnisse offen und fragte, wie viel Geld fehlte, damit sie finanzieren. Diese "Summe X" habe ich von ihm akzeptiert. Er schaute parallel und versuchte mich noch zu "überreden", ein repräsenativeres Haus zu wählen, da war mir aber auch der Unterhalt zu teuer.

Es war nicht so, dass ich Geld verschleudert habe - nach dem Studium hatte ich ca. 5000DM gespart (das gab mir Sicherheit), viel Geld ging auf für meine beiden Auslandssemester drauf. Alle "großen" Ausgaben danach: Führerschein, Wohnungseinrichtung, Hochzeit, Taufe, Auto etc. habe ich komplett selbst finanziert. Daher hatte ich Rücklagen, aber mühsam, da ich ja Miete bezahlte, Nebenkosten sowieso und wir kleine Kinder hatten - wir haben uns zu zweit eine 120% Stelle geteilt. Groß finanzielle Sprünge oder Rücklagen waren nicht drin.

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Hallo.

Ich musste mir auch das Studium neben dem BaFög selbst finanzieren. Das finde ich nicht schlimm.
Auf das Gegängel hätte ich keine Lust und würde das meinen Kindern auch frühzeitig klar kommunizieren. Die können BaFög beantragen, nebenbei arbeiten oder eine Ausbildung machen. Ich finde es seltsam, dass so häufig erwartet wird, dass Eltern das Studium finanzieren. Immerhin sind die jungen Leute dann erwachsen und können anfangen für sich selbst Verantwortung zu übernehmen.

Mein Weg wäre klar: Refinanzieren und zurückzahlen.

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Bei dem, anscheinend sehr hohem, Einkommen ihres Vaters, hätte sie gar keinen Anspruch auf Bafög gehabt. Ausserdem ist es auch sehr schön seinen Kindern ein Leben nach dem Studium ohne Schulden zu ermöglichen, wenn es finanziell für einen möglich ist.

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Ich hätte nie im Leben BaFög bekommen, mein Vater hat wirklich ein sehr beträchtliches Gehalt ... und unsere Unistadt war leider superteuer, da waren 100DM + Kindergeld + 650 DM Job nichts, was in Uninähe auch nur ein WG Zimmer finanziert hat.

Gerade am Semesteranfang, wenn die Bücher kamen, war es mitunter wirklich so (ich habe viel in der Gastro gearbeitet), dass ich nur dort gegessen habe und heimlich etwas mitgenommen, damit ich über die Runden kam, v.a., als ich noch keine Kochplatte hatte). Als ich irgendwann gespart hatte, war es besser, aber mein erstes Semester lief echt so: Ich fand nur ein (bezahlbares) Zimmer mit Waschbecken. Ich habe im Schwimmbad geduscht. Ich fand nicht sofort einen Job, ich hatte keinerlei Möbel und ich kaufte mir vom gesparten Taschengeld eine Matratze. Problematisch war auch, Möbel in mein Zimmer zu bekommen, denn ich hatte ein Fahrrad und kein Auto. Ein Semesterticket gab es nicht... ich radelte bei Wind und Wetter und in dem Jahr war sofort Glatteis. Das erste Semester brachte mich finanziell wirklich total an die Grenze und ich hatte massive Existenzängste. Ich hatte etwas Geld auf dem Sparbuch von Geburtstagen etc. und das neigte sich dem Ende ....

Es wäre für mich "ertragbar" gewesen, wenn ich gewusst hätte: Meine Eltern können es sich nicht leisten. Aber meine Eltern WOLLTEN es sich nicht leisten, es war einfach Teil seiner Strategie, mich in die Medizin zu zwingen. Ich hätte ihn verklagen können (Ausbildung und so), aber das fand ich moralisch entsetzlich verwerflich.

Wie aus Provokation bekam unser Cousin dann eine uninahe 1 Zimmer Wohnung von meinem Vater finanziert. Es mag Leute geben, die da großmütiger sind - ich war wirklich angefressen. Ich gurkte selbstfinanziert mit dem Wochenendticket Richtung Auslandssemester (Hauptsache billig), während mein Vater den Cousin zu Tagungen mitnahm - mit dem Flieger. Irgendwas lief da einfach "schief".

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Hallo,

es tut mir sehr leid dass du dich von deinen Eltern nie angenommen fühlen konntest, egal was du erreicht hast. Das ist traurig und man sollte gerade von einem intelligenten Menschen und Arzt etwas anderes erwarten können. Das ist aber bei deinen Eltern nicht so. Wird sich vermutlich auch nicht mehr ändern. Du wirst damit leben müssen und kannst es nur bei deinen Kindern besser machen.

Was du ändern kannst ist das mit dem Geld. Ich würde es zurück zahlen und fertig. Das Argument mit dem Studium deiner Kinder und auch mit deinem Studium kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Ich habe mein ganzes Studium lang nebenher in allen möglichen Bereichen gejobbt und die allermeisten Kommilitonen ebenso. Ich bekam nicht mal Bafög, denn meine Eltern verdienten zu viel, allerdings hatten sie einige Kredite am laufen und konnten mir kaum etwas dazu geben. Meist war ein Care-Paket und 50 DM allea, was ich alle paar Wochen bekam. Kindergeld plus 100 DM wie bei dir wären ein Traum gewesen.

Klar, wenn die Eltern im Geld schwimmen kann einem der Gedanke kommen warum sie nicht mehr geben, aber vermutlich hat dein Vater im Studium ebenfalls keine Reichtümer in den Hintern geblasen bekommen, warum sollte er es bei seinen Kindern tun. Und wie gesagt, Kindergeld pmus 100 DM finde ich völlig ok.

Und auch deine Kinder werden nicht umkommen wenn sie -wie die allermeisten Studenten- nebenher jobben. Was ist daran so schlimm?

LG, Tina

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Das mit dem Jobben ging, es war nur echt stressig. In meinem Beruf war Auslandserfahrung auch wirklich wichtig, ich musste aber ständig meinen Studijob und meinen Lebenslauf in Balance halten (wäre ich gegangen, wäre der Job weg gewesen).

Bei uns war es so, dass ich erst zum 6. Semester ein Zimmer im Studentenwohnheim ergattert habe und die "privaten" Zimmer abartige Summen kosteten.

Mein erstes Semester war wirklich so, dass ich kein Zimmer fand, in die Jugendherberge zog und erst mal suchte und suchte ... Irgendwann gab es ein unmöbiliertes Kellerzimmer jwd ... die Jugendherberge hatte aber meine Ersparnisse fast aufgefressen. Ich zog also ein - ohne Möbel und die erste Monatsmiete war natürlich sofort fällig - und ich hatte kaum Geld mehr übrig. Ich radelte also verzweifelt alle Nebenjobs ab ... und musste vier Wochen arbeiten, bis das erste Gehalt kam. So war es schon mal so, dass ich vier Wochen lang auf einer Matratze im Keller lebte und mir auch die Bücher nicht leisten konnte, die ich fürs Studium brauchte.

Es wurde dann besser, ich habe auch Strategien entwickelt. Aber im ersten Monat konnte ich mir auch keine Straßenbahn zur Uni leisten, wenn es noch so geregnet hat. Es war so eine "Abgrunderfahrung" - du kommst abends heim und sitzt auf einer Matraze, hast noch etwas Essen von der Gastro, aber keine Kochplatte, um das aufzuwärmen und hast wirklich Existenzängste.

Ich habe dann auch völlig überzogen gespart, einfach, weil dieser Monat wirklich was mit mir gemacht hat. Ich kann es gar nicht erklären. Ich wusste einfach - es gibt kein Geld von daheim. Oder eben 100DM, die ich in die Matratze und die Bettdecke investiert hatte (gebraucht) und die ich mit Hilfe meines Fahrrades kilometerweit durch die Stadt gefahren habe, während mein Cousin eine schicke 1 Zimmer Wohnung bezog.

Ich finde das unfair. Es wäre anders gewesen, wenn meine Eltern die finanziellen Mittel nicht gehabt hätten. Die waren aber da. Ich hätte nicht erwartet, dass sie mein gesamtes Studium finanzieren, aber andere Eltern kamen mit Autos, einigen Möbeln, leisteten eine "Anfangsfinanzierung". All das bekam ich nicht. Ich hatte wirklich abartige Existenzängste.

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Hm, weiter hinten schreibst du dass du sogar noch 1000 Euro hattest?!

Wie gesagt, ich kann nachvollziehen dass es übel ist wenn die Eltern im Geld schwimmen und dann nur Kindergeld und 100 DM rausrücken, aber ansonsten ist das was du bescheibst (Schwierigkeit Zimmer zu finden, sich Zimmer in Uni Nähe nicht leisten können, nur Fahrrad und kein Auto haben, Job(s) finden müssen, Wochen auf erstes Gehalt warten, nebenher Auslandssemester, extrem teure Unistädte ...) Alltag für sehr sehr viele Studenten. Was das angeht kommst du für meinen Geschmack etwas dramatisch rüber ... ich kenne nicht einen Kommilitonen der mit 1000 DM Startgeld an die Uni kam. Eher das Gegenteil ... Wie gesagt, aus deinem reichen Elternhaus mag das ein extremer Kulturschock gewesen sein, aber es ist jetzt auch nicht so als wären Studenten ansonsten alle von Papa und Mama mit Haufenweise Geld ausgestattet ...

Was ich auch nicht ganz verstehe: du betonst dass du das günstigste Haus genommen hast (da du schreibst dass dein Vater sogar welche für 500000 im Blick hatte, was dich entsetzt hat, kann man wohl annehmen dass dein Haus deutlich günstiger war?!) deine Eltern haben 1/3 dazugegeben, du hattest auch etwas angespart, da kann ja nicht mehr so viel zu finanzieren gewesen sein?! Warum müsstest du dich dann bei einer Refinanzierung bis über die Rente verschulden?
Alles in allem auch hier wieder: ja rs ist traurig dass dein Vater seine Liebe an Erwartungen knüpft, aber die 1/3 für das Haus bekommen auch die allerwenigsten von ihren Eltern dazu. Wenn ich so verletzt wäre, hätte ich die niemals angenommen, sondern es alleine gemacht, wie die meisten Menschen ohne reiche Eltern. Du hast es genommen (was dein gutes Recht ist), dann stell jetzt eben die Ohren auf Durchzug und freue dich daran dass es durch dieses Geld möglich sein wird dass deine Kinder auf der Uni nicht so darben müssen wie du.

LG

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Haben Deine Geschwister auch den gleichen Betrag bekommen?

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Sie haben etwas bekommen. Wir wurden alle verpflichtet, uns nicht über die Beträge auszutauschen. Von daher gehe ich davon aus, das ungleiche Beträge geflossen sind.

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Ich kann mir nicht vorstellen, dass Geld dein Problem ist. Du kannst an dir arbeiten und lernen, dich abzugrenzen von deinen Eltern. Du kannst die Vergangenheit nicht ändern. Aber du kannst lernen, gut und glücklich damit zu leben. Mir hat ein professionelles coaching mit einem guten Trainer geholfen.

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Ich würde mich nicht als materiellen Menschen einschätzen. Wobei mich das mit meinem Cousin wirklich geärgert hat.

Die Geldsache könnte ich verkraften - wenn die emotionale Seite nicht wäre. Mein Vater verknüpft die beiden Seiten jedoch immer. "Wenn du etwas Ordentliches studiert hättest, dann wärst du nicht auf das Geld angewiesen". Das Geld ist praktisch zum Sinnbild des Versagens geworden, das er mir vorwirft. Daher ist es Teil des Problems.

Rational denke ich wäre es vernünftig, es einfach zu behalten. Einfach, weil von meinem Vater finanziell nichts weiter zu erwarten ist (das klingt nun sehr kalt und berechnend). Meine eigene Lebensqualität wird darunter leiden, wenn ich in einigen wenigen Jahren in die Zwickmühle komme, meine monatliche Rate abzubezahlen und meinen Kindern im Studium finanziell zu helfen.

Emotional möchte ich es nicht mehr. Ich möchte es ihm wirklich vor die Füße werfen, praktisch als Beweis, dass ich es auch ohne in schaffe. Es würde gehen, mit einer weitaus höheren monatlichen Belastung (klar, das muss abbezahlt werden). Andererseits habe ich davon nichts, weil dieses "du kannst nichts" dann nicht aufhören wird.

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Warum hat man dahin noch Kontakt. Ich würde ihn abbrechen.

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Ich glaube nicht, dass du hier den ultimativen Rat findest. Mach das, womit du am besten Leben kannst.

Ich würde es wahrscheinlich nicht zurückzahlen. Allerdings nicht wegen des Studiums der Kinder. Das ist doch eine vorgeschobene Ausrede. Ich studiere noch und fast jeder arbeitet neben seinem Studium, um dieses zu finanzieren.

LG

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Ich bin mir selbst so unschlüssig.

Du hast schon Recht: Meine Kinder werden vermutlich ohne mich überleben (finanziell) ... vielleicht projieziere ich da auch zu viel. Bei mir war es im ersten Semester wirklich so, dass ich mit 1000 DM (Geschenke und Ferienjob) und einem Fahrrad Richtung Unistadt aufbrach und es fast ein Jahr dauerte, bis ich mich finanziell konsolidiert hatte.

Ich hatte extreme Überlebensängste, Angst, es nicht auf die Reihe zu bekommen mit dem Studium und dem Job - und das möchte ich meinen Kindern einfach ersparen. Wäre es anders, könnte ich damit Leben. Gut sogar. Aber die Tatsache, dass mein Vater einfach "Spielchen" spielt macht es für mich sehr unerträglich.

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Ohje, das liest sich sehr traurig. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie Ihr Kinder euch da immer gefühlt haben müsst. Wie kann man seinen Kinder so behandeln?! Ich weiß, man hängt sehr an den Eltern, aber ich denke, es würde dir besser gehen, wenn du dich von ihnen löst. Das Geld würde ich nicht zurückzahlen. Sieh es als Art Schmerzensgeld an. Ich glaube, ich würde den Eltern einen langen Abschiedsbrief schreiben. Ich meine, dein Vater sagt, ihr wart nicht die Kinder, die er sich vorgestellt hat!!??? Naja, er war sicher auch nicht der Vater, den sich ein Kind wünscht und braucht. Das würde ich ihm sagen/schreiben. Und dass dir dein Leben zu schade ist, weiter mit emotionslosen materialistischen Menschen zu vergeuden. Und glaub mir, deine Kinder werden auch ohne ihn bzw. seine Finanzen studieren können. Das machen 1.000de andere auch, die keine wohlhabenden Eltern haben. Hauptsache, du bist deinen Kindern eine liebevolle Mutter. Du kannst die Mutter sein, die du dir gewünscht hättest. Lass dir die Energie nicht von deinen Eltern rauben. Eltern sollten genau das Gegenteil tun: seine Kinder BEDINGUNGSLOS lieben, unterstützen bei allem, was sie tun und immer für sie da sein. Naja, so ist unter anderem meine Definition von Elternsein. Ich wünsche dir viel Mut, dich zu lösen.

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Danke! Das ist so in etwa die Position, die ich im Kopf habe. Allerdings habe ich ein schlechtes Gewissen, das Geld zu behalten.

Wenn ich rational an die Sache ran gehe, dann denke ich genau so wie du. Ja, ich könnte zurückzahlen. Dann muss ich eben den Betrag finanzieren (was nun geht), allerdings (und ich war bei der Bank) mit einer ziemlich hohen Rate. Das würde momentan gehen - aber wenn die Kids studieren und Unterstützung brauchen (und eigentlich möchte ich ihnen diese geben), dann wird es sehr eng.

Emotional war es wirklich schlimm. Ich habe wirklich sehr unter Schuldgefühlen gelitten - als Kind war ich völlig überangepasst, ich habe immer verzweifelt versucht, die gesteckten Erwartungen zu erfüllen und bin immer gescheitert. Als Kind denkst du auch immer, dass etwas mit dir falsch läuft und dass, wenn du dich nur anstrengst, du geliebt wirst - und wenn dann nichts kommt, dann strengst du dich immer mehr an. Vor allem sah ich immer bei meinen Freunden, dass es dort anders lief.

Mein Vater hat irgendwie zwei Gesichter. Er ist wirklich ein sehr guter Arzt und hilft auch Patienten - er hat ihnen auch finanziell schon ausgeholfen, daher würde niemand in meiner Heimatgemeinde diese Geschichte überhaupt glauben. Er ist wirklich ein sehr respektiertes Mitglied der Gesellschaft und zeigt daheim aber ein ganz anderes Gesicht.

Als Teenager war ich rebellisch und wir hatten sehr viele Konflikte. Er konnte überhaupt nicht annehmen, dass ich seine Ziele nicht als meine Ziele annahm. Ich hatte z.B. Kunst LK (was für ihn eine Provokation an sich darstellte) und als Teil einer großen Arbeit umhäkelte ich einen Baum. Das kam damals in der Zeitung, es war auch wirklich gelungen, aber er war fassungslos, dass er der Vater von jemand war, der Zeit damit verbrachte, einen Baum zu gestalten, anstatt auf ein Latinum zu büffeln. Wenn ihn Patienten darauf ansprachen, lachte er, aber daheim fielen wirklich sehr unmissverständliche Worte.

Jetzt ist es so, dass mein Cousin einfach die Rolle eingenommen hat, die er für uns vorgesehen hat - er lebt mit im Haus (und seine Frau) und sie und meine Eltern sind praktisch zu einer Kernfamilie verschmolzen, wir wurden praktisch ersetzt durch jemand, der genauso ticket, wie mein Vater es will und der auch seine Ansprüche erfüllen kann.

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Hallo

ich habe dich nicht erkannt, aber deinen Vater...............#rofl
Spaß beiseite, ich kann dich besser verstehen, als du dir vorstellen kannst.

Meiner Tochter hat man kürzlich von fachkundiger Seite geraten, sich so bald wie möglich unabhängig zu machen, von so einem Vater.
Das würde ich dir auch empfehlen.
Das Geld fürs Haus würde ich behalten, sicherlich wird dein Vater Wege finden, dich um deinen Pflichtteil zu bringen.
Also immer schön freundliche Kartengrüße zu Weihnachten und zum Geburtstag senden.( grober Undank, Kontaktabbruch u.s.w. )
Und es dabei belassen.
Lebe dein Leben und mach vielleicht mal eine Therapie.
So ein Vater hinterlässt Spuren ,zumal deine Mutter sich unglücklicherweise angepasst hat.
Das tut mir sehr Leid für dich.

Du wirst es überleben, wie meine Kinder auch.

Alles Gute für dich.

L.G.

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#rofl

Ich will schon irgendwie Beides:

Das Geld behalten, einfach, weil es mir für meine Kinder mehr finanziellen Spielraum gibt - von meinem Vater erwarte ich finanziell überhaupt nichts (mehr). Ist eigentlich auch okay, es ist sein Geld und ich stehe finanziell eigenständig da - die Zeiten, wo mir eine Finanzspritze gut getan hätte, sind vorbei. Ich könnte refinanzieren, bis weit ins Rentenalter das Haus abzahlen und die Rate nochmal deutlich erhöhen = weniger Spielraum für anderes. Vermutlich ein "first world problem". Nee, der kennt genug Leute. Der Pflichtteil fällt aus. Wie gesagt, den würde ich auch ungern nehmen. Aber das Geld zurückzahlen ... das würde einfach "weh tun", rein finanziell.

Dann möchte ich mich komplett lossagen - und irgendwie gehört zu dem Konzept, ihm das Geld vor die Füße zu kippen, verbunden mit einem sehr langen Brief, in dem ich einfach nochmal schildere, wie mistig es mir ging - im Kindergarten, in der Grundschule usw, wie mich Jahre das Gefühl auffraß, nicht genug zu sein. Wie ich die Fehler bei mir suchte und wirklich beinahe auch mal mein Leben beendet hätte nach einer derartigen Auseinandersetzung, so in Teeniejahren, als ich das nicht irgendwie rational sehen konnte.

Freunde raten zu einer pragmatischen Lösung - es ist ja nicht so, dass er irgendwie meinen Kontakt sucht. Mit meinen Kindern versteht er sich prima, das kann so bleiben. Ich habe gelernt, überhaupt nichts zu erwarten - und manchmal mache ich es dennoch. Also ein "softer" Abbruch - ändert fast nichts an unserem Zustand. Und das Geld behalten. Ist sicher das rationalste. Fühlt sich nur so "falsch" an.

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<<<Dann möchte ich mich komplett lossagen - und irgendwie gehört zu dem Konzept, ihm das Geld vor die Füße zu kippen, verbunden mit einem sehr langen Brief, in dem ich einfach nochmal schildere, wie mistig es mir ging - im Kindergarten, in der Grundschule usw, wie mich Jahre das Gefühl auffraß, nicht genug zu sein. Wie ich die Fehler bei mir suchte und wirklich beinahe auch mal mein Leben beendet hätte nach einer derartigen Auseinandersetzung, so in Teeniejahren, als ich das nicht irgendwie rational sehen konnte.<<<<

:-(:-(:-(

Das macht mich schon traurig.
Du wirst ihn nicht ändern und wenn du ihm jeden Cent, den er seit deiner Geburt für dich ausgegeben hat, vor die Füße wirfst.
Meine Tochter hat diesen finalen Brief geschrieben.Seit dem geht es ihr besser.
Diese Typen ignorieren das und machen weiter.
Es ist gut, dass du deine Kinder ihre eigenen Erfahrungen machen lässt.
Ich finanziere drei Studenten, die alle auch jobben.Das dies nur begrenzt möglich ist, kapieren hier einige nicht.Auch nicht wie teuer es in manchen Städten ist.
Du hast es geschafft damals, darauf kannst du stolz sein. Deine Kinder müssen es ja nicht ganz so schwer haben.
Behalte das Geld.

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Ich finde du klingst ziemlich anstrengend, sehr nach Drama Queen, wenn deine Eltern auch so sind, ist es kein Wunder, dass ihr euch gegenseitig ein bisschen das Leben zur Hölle macht.
So wie dein Vater sind viele aus der Generation, wüsste nicht, was es da großartig zu heulen und zu knabbern gibt.

Ich würde auf das grosse Theater, was du da vorhast, verzichten, die Kommunikationswege offen halten, das Geld im übrigen behalten, offen zu sagen, wenn mich etwas verletzt (blöde Sprüche) und mich ansonsten bemühen, mich wie eine ausgeglichene Erwachsene zu benehmen und ein gutes Vorbild für meine Kinder zu sein.

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<<<<So wie dein Vater sind viele aus der Generation, wüsste nicht, was es da großartig zu heulen und zu knabbern gibt.<<<

Ich glaube du hast keine Ahnung wie so ein Vater das Leben seiner Kinder beeinflusst.
Viele sind ganz sicherlich nicht so.#augen

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Ich kenne schon welche, die in die Richtung gehen. Aber irgendwie schlägt doch die Tochter ein bisschen dem Vater nach, oder? Dieses betonte "ich hab mich aus dem Nichts trotz aller Widrigkeiten hochgearbeitet", die dramatischen Vorwürfe, Gesten und Anklagen auf beiden Seiten, wie in einem Schmierentheater (in dem keine Rolle sympathisch ist)...davon sollte sich die TS erstmal frei machen, meiner bescheidenen Meinung nach.

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