Wenn alles über einem zusammenbricht...

Hallo,

ich bin zur Zeit gerade etwas überfordert und weiß auch nicht, wie oft ich mich noch teilen kann, um allen und allem gerecht zu werden...

Ich bin Anfang 40, eigentlich seit Geburt meines Kindes (knapp 14) alleinerziehend, seit einiger Zeit habe ich einen Freund (nach vielen Jahren des Single-Daseins), der oft bei uns ist, mit dem es auch gut läuft und der von meinem Kind voll und ganz akzeptiert wird (mit dem Kindsvater ist kein Kontakt, aufgrund vieler Dinge, die vorgefallen sind, auch Gewalt war mit im Spiel).
Aufgrund einiger Ereignisse in meinem Leben (die nun nicht zur Diskussion stehen sollen), studiere ich zur Zeit im 5. Semester (bin mit meinem Fach an sich auch super glücklich!), arbeite nebenbei noch 16 Stunden die Woche (Auch der Job ist super, werde dort in Vollzeit nach dem Studium angestellt werden, Kollegen sind top, Arbeitsklima super, also echt traumhaft...).
Mein Kind ist krank, hat Rheuma und ADS und bekommt entsprechende Medikamente, wir sind auch regelmäßig in ärztlicher Kontrolle und bisher habe ich auch immer alles irgendwie gewuppt bekommen, sie geht auch zweimal die Woche zum Reiten, ist in der Schule glücklich, beim Konfirmanden-Unterricht hat sie Freunde gefunden und geht auch regelmäßig zu dem kirchlichen Jugendtreff und ist das sehr integriert...
Nichtsdestotrotz habe ich seit knapp einem Jahr das Gefühl, dass sie depressive Züge hat. Ich sprach das beim letzten Psychologen-Termin (der im Zuge der ADS Behandlung regelmäßig stattfindet!) mein Gefühl an...
Die Psychologin klopfte die Symptome mit meinem Kind alleine ab und kam zum Schluss, es wäre eine leichte Depression und wir sollten das mit den Ärzten besprechen wegen der Medikation, ob eines der (vielen) Medikamente daran beteiligt sein könnte.
Nun habe ich nächste Woche den Termin, aber an dem Tag (und zu der Zeit) muss ich ein Referat fürs Studium halten...
Dieses sollte ich eigentlich am Montag mit einer Kommilitonin noch zu Ende zusammenführen und besprechen, dann muss ich aber für die Arbeit jemanden ins Krankenhaus fahren...
Und solche Kollisionen erlebe ich gerade immer mal wieder, bei denen ich langsam nicht mehr weiß, soll ich das Studium (welches ich wohl mit hängen und würgen nächsten Sommer beenden kann) abbrechen und einfach nur in Teilzeit arbeiten?
Ich weiß nicht, ob ich euch das alles einfach schreibe, um es mal los zu werden…

Ich werde wohl meinen Freund/Partner fragen, ob er für mich den Termin wahrnehmen wird… Ich bin einfach innerlich super zerrissen…

Danke fürs Lesen...
Ausweg

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Verstehe ich das richtig, Du überlegst ernsthaft, Dein Studium abzubrechen, weil ein Referatstermin mit einem Arzttermin kollidiert?
- warum läßt Du den Arzttermin nicht einfach verschieben? Oder ist es so zeitkritisch, dass es darauf ankommt, dass dieser schnellstmöglich stattfindet?
- warum ist es für Dich so schwer, Deinen Partner zu dem Arzttermin zu schicken? Oder ist Deine persönliche Anwesenheit unbedingt erforderlich?
- falls der Termin unaufschiebbar ist und Dein Partner nicht kann: können nicht andere Personen (Großeltern, Patentante,...) Dein Kind begleiten?

Ich finde, Du solltest Dir dringend noch einen Notfallplan zurecht legen - gerade als Alleinerziehende! irgendeine Person, die einspringen kann - notfalls halt ein Babysitter.

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Vielen Dank für Deine Antwort!

Es ist natürlich nicht jetzt das erste Mal, dass mein Kind hinten anstehen muss... Wahrscheinlich schwingt unglaublich viel schlechtes Gewissen meinerseits mit.... :-(

Der Termin ist leider sehr wichtig, weil da besprochen werden soll, wegen der möglichen Depression meines Kindes...

Ich denke, ich werde meinen Partner bitten, diesen Termin wahrzunehmen, ich lebe hier ohne jegliche Familie, hab also wenn, nur Freunde und die Patentante lebt leider auch etwa 100 km weit weg...

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Hallo,

vorab: Ich habe keinerlei Berührungspunkte mit den Umständen deines Lebens, also auch keine eigene Erfahrung, an der ich dich nun beteiligen könnte, möchte aber dennoch gerne meine Meinung sagen.

Du bist mit deinem Studium in absehbarer Zeit fertig. Du solltest das nun wegen einiger Holpersteine nicht abbrechen. Halte dir immer vor Augen, dass es nur noch bis nächstes Jahr geht! Also nur ein temporäres "Problem".

Du hast viel geschafft und scheinbar immer versucht, alles alleine hinzubekommen, das finde ich ziemlich beeindruckend. Nun bist du an einem Punkt, an dem das nicht mehr klappt. Bevor du komplett zusammenbrichst, solltest du Freunde / Familie / Arbeitskollegen / deinen Freund um Hilfe bitten. Ich denke, die können das sicher einschätzen, also dass du dann WIRKLICH mal auf Hilfe angewiesen bist. Im Großen und Ganzen sind die Situationen, die du geschildert hast keine unüberwindbaren Hindernisse und ich denke, wenn du einmal tief durchatmest und in Ruhe mit anderen sprichst, auch Lösungen finden wirst.

Ich wünsche dir alles Gute :)

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Danke Dir, ich brauchte wohl auch mal wieder, dass ich das von außen sehe, muss aber wirklich gestehen, dass ich einfach auch ein echt schlechtes Gewissen habe...

Liebe Grüße

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Hallo,

Du bist in den letzten Zügen Deines Studiums und ich vermute, darum bist Du gerade so hin und her gerissen. Jetzt atme mal tief durch. Frag Deinen Freund, ob er mit dem Kind den Termin wahrnehmen kann und gib eine schriftliche Erlaubnis dazu mit. Vorher rufst Du da an und schilderst den Fall und lässt Dir bestätigen, daß Dein Freund mit dem Kind den Termin wahr nehmen kann. Geht das nicht, was ich nicht glaube, verschiebst Du den Termin.

LG und alles Gute!

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Hallo,

herzlichen Dank, ich werde ihn fragen, natürlich, muss ich ja, ich habe halt auch ein unglaublich schlechtes gewissen, weil ich schon mal wieder nicht für mein Kind da sein kann... Aber das schlechte Gewissen macht die Situation natürlich auch nicht besser...

LG

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Ich verstehe Dein schlechtes Gewissen, aber von Deinem Studium wird ja auch Dein Kind einmal profitieren, da Du als Akademiker ja sicherlich mehr verdienen wirst und ihm so einen gesicherten Lebensstandard ermöglichen kannst. Halte Dich daran fest. Du tust es ja letztlich nicht nur für Dich.
Alles Gute!

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Hallo,

also ich fühlte mich ein wenig an mich selbst erinnert. Ich (39) habe bis vor einem halben Jahr auch noch studiert. War im 7. Semester, Alleinerziehende mit 11jähriger Tochter und habe 10-15 Stunden pro Woche gearbeitet.

Meine Tochter musste lange hintenanstehen und ich habe das alles irgendwie wuppen können, habe aber nicht gemerkt, dass ich langsam in einen "Abgrund" schlittere. Ich habe nicht nur meine Tochter vernachlässigt, sondern vor allem auch mich selbst. Dann kam irgendwann der totale Zusammenbruch und die Erkenntnis, dass es so nicht weitergeht.

Ich habe das Studium nicht beendet. Die Arbeit gekündigt und war eine ganze Zeit lang zu Hause. Habe wieder Zeit für mich gehabt und für meine Tochter. Ich habe mein Leben fast komplett umgekrempelt.

Anfangs habe ich manchmal wehmütig an das Studium zurückgedacht, aber nun habe ich einen Haken drunter gemacht.

Ich will dir damit nicht raten, es auch so zu machen, wie ich. Das muss jeder für sich selbst entscheiden. Aber du kannst mal in dein Bauchgefühl reinhören, wie es dir damit gehen würde, wenn du aufhörst. Und im Gegensatz dazu, wie es dir geht, beim Gedanken daran, es geht so weiter, wie bisher.. genau diese Übung hat mir meine Entscheidung gebracht. Ich habe auf MEIN Bauchgefühl gehört.

..
viel Glück