Hallo,
wenn nach langer Partnerschaft jemand verstirbt und ein Mensch zurückbleibt, dann fehlen viele Dinge. Gespräche, gemeinsame Unternehmungen und auch die körperliche Nähe. Das ist nicht nur Sex, sondern einfach die Hand halten, sich umarmen, kuscheln. Und das sind Bedürfnisse, die man nicht so einfach befriedigen kann und da hilft es auch nicht, wenn alle 2 Wochen mal das Enkelkind kommt und die Oma oder den Opa kurz drückt oder man Mutti oder Vati einen Kuss auf die Wange drückt.
Nach dem Tod eines nahestehenden Menschen ändern sich auch die Sicht auf viele Dinge. Die Endlichkeit wird bewusst und vielleicht denkt man darüber nach, wie viel Zeit man noch hat und was man eigentlich noch hätte gemeinsam erleben wollen.
Ich finde es daher logisch, dass man ab einem gewissen Zeitpunkt auch offen für eine neue Beziehung ist. Wann dieser Zeitpunkt da ist und wie schnell das alles geht, dass ist jedem selbst überlassen. Ich freue mich aber für jeden, der das Glück hat, nach einem großen Verlust wieder nach vorne blicken zu können und das Leben und die Liebe zu genießen.
Und ich würde das auch meinem Mann gönnen, denn es schmälert seine Liebe zu mir nicht. Unsere Beziehung ist einzigartig, es wird sie kein weiteres Mal geben weil es eine Beziehung zwischen ihm und mir ist.
Viele Grüße,
lilavogel
> Wenn ich mir vorstelle, ich sterbe und wenige Wochen oder Monate später lebt in MEINEM Haus eine andere Frau.<
Wenn ich gestorben bin, kriege ich das ja nicht mehr mit
Es ist doch eigentlich egal ob Witwe oder geschieden - ich hab auch immer ungläubig auf all die anderen Menschen geguckt, die gefühlt sofort wieder einen neuen festen Partner haben, neu heiraten und die nächsten Kinder bekommen.
für mich persönlich unvorstellbar, wie das gehen kann. Nach 17 Jahren Ehe war ich 6 Jahre Single...
Lichtchen
So wie du.
In meinem Bekanntenkreis gab es so einen Fall. Familie mit 3 kleinen Kindern und sie stirbt an Krebs.
2 Monate später präsentierte er seine neue Freundin, ein halbes Jahr später haben die 2 geheiratet. Sie zog mit ins Haus ein, alle Bilder von der Mutter wurden aus dem Haus verbannt. Die Kinder wurden kaltherzig behandelt und hatten zu funktionieren.
Er hat da auch fleißig mitgemacht und wir haben uns dann von denen abgewendet...
Ich kann mir sowas überhaupt nicht vorstellen.
Ich finde, das kann man nicht pauschalisieren, jeder trauert anders und benötigt dementsprechend auch mehr oder weniger Zeit, um den Verlust zu verarbeiten. Früher oder später wieder körperliche und emotionale Nähe zuzulassen bedeutet nicht, dass der gestorbene Partner vergessen oder "ersetzt" (wenn ich sowas schon lese...man kann einen Menschen nicht ersetzen) wurde.
Ich finds auch ziemlich erbärmlich, wenn Menschen da in bester "Also, ICH könnte das ja nicht..." - Manier mit dem Finger auf andere zeigen, weil diese ihrer Meinung nach nicht angemessen Trauer getragen haben.
Ich denke die situationen und Menschen sind verschieden.
Meine Mama ist an einer Krebs Erkrankung verstorben. Mein Vater hatte seinen Job gekündigt und sich aufoperrungsvoll um meine meine mama gekümmert, sie ist eine Woche vor der Silber Hochzeit verstorben.
....3 Monate später hatte papa eine neue Frau, auch richtig "gesucht"
Für mich als Tochter war das schwer.
Aber papa wollte nicht alleine sein, hatte Angst davor und wollte eben sein leben mit jemanden teilen. Seine verstorbene Frau kann und soll seine Freundin nicht ersetzen. Er hat die sie lieb aber auf eine andere weise als meine Mama! Ich denke ab einem gewissen Alter kommt es auch nicht darauf an die große Liebe zu finden sondern einfach mit einem Menschen, mit dem es passt, sein Leben zu teilen! Nicht alleine zu sein!
Wie wärs, wenn Du jeden so leben lässt, wie er/sie es für richtig hält, solange das alles im rechtlichen Rahmen bleibt. Niemand hat das Recht, andere dafür zu verurteilen, ob man schnell oder langsam einen neuen Partner nach so einem Schicksalsschlag sucht bzw. findet oder nicht. Man mag das eine oder andere vielleicht moralisch nicht in Ordnung finden, wie bspw. meinen Großonkel, der nach dem Tod meiner Großtante nix besseres zu tun hatte als meinem Onkel die Frau auszuspannen aber niemand hat sich darüber ein Urteil zu erlauben. Ich für mich kann (Stand jetzt!) mir nicht vorstellen, nach meinem jetzigen Partner je wieder so viel und tief zu empfinden weil die Beziehung, die wir haben, etwas wirklich besonderes ist. Aber ich hab ihn beauftragt, für den Fall, dass ich frühzeitig sterbe, dass er sich zeitnah eine Neue suchen soll. Dabei aber immer auch ein Augenmaß bewahren soll, ob und wie gut sie mit Kindern kann. Ich möchte meine Mädchen in guten Händen wissen, sollte mir was passieren. Das weiß er auch und er hat mir versprochen, sich daran zu halten.
Jeder geht da unterschiedlich mit um. Zwei Beispiele aus meinem direkten Umfeld noch, betrifft beide Väter meines Lebensgefährten. Er hat einen biologischen Vater und einen sozialen. Seine leiblichen Eltern hatten sich noch vor seiner Geburt getrennt, blieben aber zeitlebens gut befreundet, auch als meine Schwiegermutter einen neuen Mann kennenlernte, ihn heiratete und zwei Kinder mit ihm bekam. Der leibliche Vater meines LG fand ebenfalls eine neue Partnerin, die sich auch hervorragend mit meiner Schwiegermutter verstand.
Im November 2011 starb diese Partnerin an Krebs und mein Schwiegervater trauerte wirkilch sehr um sie. Er besuchte, um damit fertig zu werden, eine Gruppe für trauernde Angehörige und fand dort ein knappes halbes Jahr später seine neue Liebe. Diese hatte ein Jahr zuvor ihren Mann ebenfalls an Krebs verloren. Ein Schicksal, dass die beiden sehr verbunden hat. Anfangs hatte er große Angst davor, sie uns vorzustellen weil er befürchtet hatte, dass wir es ihm vorwerfen würden, dass er sich so schnell neu verliebt hat. Die beiden besuchen gemeinsam die Gräber ihrer Partner und noch heute kommt es vor, dass beiden die Tränen in die Augen steigen bei besonderen Erinnerungen. Ich persönlich mag diese Frau jetzt nicht so sonderlich, aber das hat andere Gründe als die Tatsache, dass mein Schwiegervater und sie "so schnell" zueinander gefunden haben.
Letztes Jahr im Oktober ist dann die Mutter meines Lebensgefährten ebenfalls an Krebs gestorben. Der soziale Vater meines LG macht seine Trauer ganz mit sich alleine aus. Er hat überhaupt kein Interesse an anderen Frauen. Fast würd ich ihm das ja schon wünschen, dass er jemanden findet, der ihn wieder aufmuntern kann. Aber er möchte nicht und ich glaube, er wird auch nicht noch einmal von vorne beginnen. Dafür ist er auch irgendwie nicht der Typ. Er hat relativ schnell nach dem Tod meiner Schwiegermutter die Wohnung umgebaut und ebenso flott auch viele Sachen von ihr aussortiert. Mehr will er nicht. Zu mehr hat er auch einfach nicht die Kraft.
Hässlich ist nur, wie die ersten in unserem Umfeld allmählich fragen, wo denn eine neue Partnerin für ihn bleibt!! DAS find ich persönlich viel verwerflicher als sich selbst wenige Monate nach dem Tod des Partners eine/n Neue/n zu suchen.