10

Emotional gesehen kann ich gut verstehen, dass du ihn gerne bei dir gehabt hättest. Wenn man eh schon psychisch angeschlagen ist, ist Alltägliches nicht so einfach wie für einen gesunden, selbstbewussten Menschen. Manche brauchen da jemanden, der an der Seite ist und einem die Unsicherheit etwas nimmt, obwohl die Sache an sich, also das Warten im Krankenhaus, eigentlich kein großer Akt ist.

Dein Freund hat jedoch im Sinne eures Kindes gehandelt, was in Anbetracht seines noch sehr jungen Alters sinnvoll und vernünftig ist. Vermutlich braucht ihr beide eure eigene Form von Schutz, das Kleine aber aktuell nötiger, weil es hilfloser ist als du. Dass dein Freund nicht mit dem Kind ins Krankenhaus wollte, würde ich ihm also nicht zum Vorwurf machen.

Aber fragt er denn zuhause, wie es dir geht und interessiert sich dafür, was im Krankenhaus rauskam? Unterstützt er dich ganz allgemein im Alltag?
Bei psychischen Erkrankungen ist es oft für beide Seiten nicht sehr leicht, sowohl für den Betroffenen als auch für dessen Partner, sodass Feinfühligkeit und Verständnis, aber auch ein gewisses Maß an Abgrenzung beiderseits nötig ist.

11

>> Was würdet ihr denken? <<

Dass ich einen wunderbaren Partner und Vater des Kindes habe, der sich um das baby kümmert, während ich im Krankenhaus bin. Denn auch ich halte ein Krankenhaus nicht unbedingt für den idealen Aufenthaltsraum für ein Neugeborenes.

12

Als ich ungefähr ein Drievierteljahr mit meinem jetzigen Mann zusammen war und wir noch eine Fernbeziehung geführt haben, bin ich plötzlich erkrankt. Von jetzt auf gleich hohes Fieber, Gliederschmerzen, etc. Er hat den Besuch bei mir daraufhin mit den Worten abgebrochen "ich kann Dir ja eh nicht helfen" und ist nach Hause gefahren. Und ich saß da und war erstmal perplex.

Im weiteren Verlauf unserer Beziehung bin ich aufgrund einer Depression in stationäre Behandlung gegangen. Acht Wochen lang durfte ich nur von Samstag Mittag bis Sonntag abend nach Hause. Besucht hat er mich in der Zeit kein einziges Mal, obwohl die Klinik auf seinem Heimweg von der Arbeit lag. Als ich im Rahmen der Kinderwunschbehandlung die zweite Punktion hatte, hab ich ihn gebeten, mich zu begleiten, damit ich das Ergebnis nicht wie beim ersten Mal allein verkündet bekomme (das war niederschmetternd). Im Vorbereitungs-/Aufwachraum war er dann sichtlich nervös und wollte gern noch dies, das und jenes erledigen. Nur raus da. Ich hab ihn quasi zwingen müssen, zu bleiben, und er hat mir endlich erzählt, warum er mit Krankheit, Ärzten und Kliniken nicht klar kommt: Er hat schlicht Angst. Ihn hat es Überwindung gekostet, an meiner Liege zu sitzen, während ich aufwache. Seitdem sehe ich sein Verhalten anders.
Ich mag seinen Umgang mit dem Thema immer noch nicht. In seiner Familie wird man nicht krank. Wer erkltet ist, schmeißt Grippostad C ein und funktioniert weiter. Wer zum Arzt geht, wird krank. Ich hoffe, dass er langsam mal umdenkt, weil sein Dad nur durch eine Vorsorgeuntersuchung in einem sehr frühen Krebsstadium operiert werden konnte und erstmal keine weitere Behandlung braucht, aber so richtig glaube ich da nicht dran.

Warum ich das alles schreibe? Weil ich Dich ermutigen möchte, Deine Erwartungen an Deinen Partner auszusprechen und abzuklären, ob es wirklich Desinteresse ist, oder ob er ein ähnlich ungesundes Verhältnis zum Kranksein hat, wie mein Mann. Vielleicht kann er sich gar nicht vorstellen, was Du gestern von ihm gebraucht hättest und dachte, das Kind zu versorgen sei das Beste, was er für Dich tun könne. Rede mit ihm, aber ohne Vorwürfe! Äußere Deine Wünsche und Erwartungen an ihn. Erst, wenn er die dann ohne Grund missachtet, kannst Du von Desinteresse sprechen und überlegen, ob Du von einem Partner nicht mehr erwartest.

13

Ihr habt ein Neugeborenes. Du wirst Dich dran gewöhnen müssen, dass sich zukünftig erst Mal alles ums Kind dreht, nicht um einen von Euch. Mit Kindern ist es völlig normal, sofern betreuende kurzfristig einspringende Großeltern o.a. nicht einspringen können, dass der eine Partner sich ums Kind kümmert wärend der Andere ins Krankenhaus oder zum Arzt geht. Ein normaler Zustand bei Eltern, an den Du Dich besser gewöhnen solltest. Sowohl mein Mann als auch ich mussten schon ins Krankenhaus spontan, seit wir Kinder haben, kam keiner auf die Idee, dass der Andere samt Kind dann mitkommt. Taxi oder im Notfall Krankenwagen rufen, wenn man nicht selbst fahren kann. Das ist der Normalzustand als Elternpaar, welcome to reality. Und gute Besserung.

Ich wäre an Deiner Stelle einfach froh und dankbar, dass er sich ums Kind kümmert, damit ich mich um MICH kümmern kann, denn das ist gar nicht selbstverständlich, manche Mütter können sich nicht mal leisten, krank zu werden und müssen sich allein ums Kind kümmern. Denk da mal drüber nach, dann siehst Du, dass Du dankbar sein kannst.

14

Hallo!

Wieso fährst du deswegen ins Krankenhaus? Wieso rufst du nicht erst mal bei demjenigen an, der dir das Medikament verschreiben hat bzw. die Behandlung ambulant weiter durchführt? Heute ist ein normaler Werktag (gewesen).

Und ja, es gibt nichts Schlimmeres als in der Notaufnahme eines Krankenhauses zu sitzen. So lange keine akute (Suizid-)Gefahr besteht, würde ich meinen Mann allerhöchstens hinfahren, absetzen und per Handy Kontakt halten. Denn sonst müsste man mir Beruhigungspillen geben, so sehr hasse ich es in Wartezimmern zu sitzen.

Du hast da aber einen netten, aufmerksamen Vater für dein Kind ausgesucht, der sich ums das Wichtigste kümmert. Das sollte dich beruhigen.

LG

15

Scheinbar hat sie selbst noch nicht ganz realisiert, was inzwischen "das Wichtigste" ist. Ich musste meine 6 Monate alte Tochter im Maxi-Cosi mit zu einer OP am Ohr nehmen, weil ich keine Betreuung hatte. Die OP wurde entgegen ärztlichem Rat daher auch nur ambulant unter örtlicher Betäubung vorgenommen statt Vollnarkose, danach bin ich wieder mit ihr heim. Ich ging mental am Stock und hätte sonstwas dafür gegeben, hätte ich jemanden fürs Kind gehabt, um mich um MICH zu kümmern.

16

Das ist ja hier überhaupt keine Pflicht,aber du schilderst die Situation zu oberflächlich als dass man sich wirklich in die Lage versetzen kann,in der du dich ungerecht behandelt fühlst.Daher sind die meisten,die hier etwas schreiben,eher bei deinem Freund.