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Ich versuche wirklich, sachlich zu bleiben und dir eine andere Sichtweise aufzeigen, als den ganzen Egozentrismus, der aus jede deiner Zeilen einem förmlich entgegen springt. Aber es fällt mir genau deshalb ziemlich schwer.

Ich bin selber eine Frau Ende 40, die sich vor knapp 8 Jahren von ihrem Ehemann getrennt hat. Alleine deswegen schien schon der Anspruch an mich zu sein, mich fortan im Büßergewand zu kleiden und mindestens dreimal täglich mea maxima culpa zu schreien. Das habe ich nicht eingesehen.
Unsere Tochter war zu diesem Zeitpunkt mit der Schule fertig, sie ist auch in etwa dem gleichen Alter, wie du. Nie, zu keinem Zeitpunkt, weder während, noch nach der Trennung, ist sie hingegangen und hat sowas Fieses gebracht wie du, einen Jahr den Kontakt abzubrechen. Wahrscheinlich, weil sie nämlich trotz ihres damals noch jüngeren Alters gewusst hat, dass Menschen sich nicht einfach so mal eben trennen, und dass die ganze Situation auch für mich nicht leicht gewesen ist.
Diese Reife und dieses Verstehenwollen bei dir fehlt mir komplett. Und du gehst jetzt auf die 30 zu, junge Dame!

Auch habe ich nach der Trennung, wie bereits angedeutet, mitnichten das Büßerkleidchen angezogen, sondern mich ins Leben gestürzt. Ich habe mich beruflich weiterentwickelt, ich bin viel gereist, ich habe Erfahrungen gemacht, die ich als ebenfalls junge Mutter nicht habe machen können. Und diesen Lebensstil pflege ich bis zum heutigen Tag, denn ich will dir mal eins verraten: Auch du wirst eines Tages feststellen, dass das Leben endlich ist und die Zeit, die uns bleibt, begrenzt. Wie man diese wirklich kostbare Lebenszeit nutzen will, hat nichts mit Midlife-Crisis, wie es so oft salopp abgewertet wird, zu tun, sondern damit, sich das Leben so angenehm wie möglich zu gestalten. Und wenn dein Vater sich dafür jüngere Liebhaberinnen nimmt. Was geht dich das an?! Was nimmt er DIR denn weg dadurch?

Du schreibst einerseits, er sei immer ein guter Vater gewesen und andererseits fehlt dir die Wertschätzung, das Einfühlungsvermögen und das Verständnis für IHN. Stattdessen suhlst du dich in einem von dir herbei fabulierten Elendssumpf und erklärst dich mal ganz schnell für psychisch krank, damit dein Papi sich wieder um dich kümmert.
Aufwachen. DU bist erwachsen; das hat dein Vater gut erkannt und spiegelt dir das dadurch zurück, dass er nicht mehr wegen jedem Pupserli, den sein kleines Prinzipessa tönt, mit Rat und Tat herbei springt. Für euer beider Beziehung wäre es einfach erleichternd, wenn du deinem Leben mehr als bisher in die eigene Hand nimmst und vor allem, deinen Papa nicht zum Verursacher deines selbsterzeugten Unglücks erklärst. Das ist absolut mies und unfair von dir.

Den Fehler, den dein Vater begangen hat, ist dieser:
"In der Diskussion hat er dann auch zu meiner Schwester und mir gesagt, das er damals für uns sein Leben aufgegeben hat".
Dadurch hat er euch in den Mittelpunkt der Welt gerückt. Die Geister, die er da herbei rief, die suchen ihn jetzt heim.

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Besser hätte man es nicht schreiben können👍

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Ganz ehrlich, es ist nicht eure Baustelle wen euer Vater dated oder nicht. Ja, man kann eine Meinung dazu haben, aber es ist sein Leben.

Ok, wenn dich bestimmte Sprüche verletzen dann ist das unschön und das würde ich auch ansprechen. Auch dass deine Schwester die nagelneue Freundin des Vaters nicht bei der Geburt des Kindes nicht dabei haben möchte finde ich nachvollziehbar.

Aber was ich sonst machen würde? Nichts. Ich wuerde Papa sagen, dass es mich verletzt wenn er XY sagt und dass es vielleicht ein bisschen früh ist, die neue Freundin kennenzulernen. Aber der Rest geht euch nichts an. Ich frage mich wirklich, warum manche meinen, sie dürften sich derart in das Leben der Eltern einmischen.

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Was können wir als Kinder machen? Wie sollen wir uns verhalten?
Ich bin nämlich kurz davor mir einen Psychologen aufzusuchen und nach Rat zu fragen.

Es wäre eine gute Idee, eine Psychotherapeutin aufzusuchen und die familiären Spannungen und Erblasten mal zu bearbeiten, aber auch den Ablösungsprozess und das Erwachsenwerden mal anzusprechen.

Du bist verletzt, der Vater ist verletzt. Die Trauer der Trennung scheinst du auch noch gar nicht überwunden zu haben. Verletzungen kann man zu einem gewissen Teil aufarbieten.

Eltern geben normalerweise "alles" für ihre Kinder, wenn diese klein sind, es fühlt sich wie ein großes Opfer an. Sie geben genau das, was sie von ihren Eltern früher bekommen haben, und normalerweise geben es dann die Kinder wieder für ihre Enkelkinder. Insofern war euer Vater ein ganz normaler, aufopfernder Vater.

An euch Kindern wäre es, den Vater nun seine Wege ziehen zu lassen, ohne ihn dafür in Frage zu stellen, ohne ihn als Midlife Crisis abzuwerten oder gar auszulachen. Ihr könnt ihn natürlich bitten, die Frau seines Lebens erst dann mitzubringen, wenn die beiden eine feste, langfristige Bindung eingegangen sind, wie auch immer das aussehen mag. (Aber denk dran, hättest du diese Vorgabe von DEINEN Eltern gerne hören wollen?)

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Ich schreib dir mal aus der Perspektive eines "Papas", der sich vor einem Jahr (mit 49) getrennt hat: das ist auch in der Rolle nicht leicht, mit der neuen Situation zurechtzukommen.

Klar ist es eine Befreiung, aus einer Beziehung rauszukommen, in der man unglücklich war und auch gelitten hat.

Aber dann - und das lese ich zwischen den Zeilen auch bei deinem Papa - möchte man, dass der Kontakt zu den Kindern weiterläuft und gut bleibt, denn von ihnen möchte man sich ja nicht trennen.

Es ist ein Drahtseilakt zwischen dem alten Leben, zu dem auch du als Kind gehörst, und dem neuen, das sich für ihn aufgetan hat.

Denn plötzlich besteht die Chance, all das Alte, was einen eingeengt hat, hinter sich zu lassen, mit eingefahrenen Gewohnheiten zu brechen und Seiten an sich zu entdecken, die lange verschüttet waren oder sich nie richtig entwickeln konnten. Dazu gehört auch, sich als sexuelles Wesen neu zu entdecken!

Von daher ist es nur logisch, dass du den "alten Papa" nicht mehr wiederkennst und dir der neue ein wenig fremd ist. Aber ist es nicht gut, dass er nun z.B. nicht mehr so pingelig ist?

Das würde ich auch nicht lapidar als Midlife Crisis bezeichnen. Es ist die Chance eines Neubeginns, die aus einer großen Lebenskrise erwächst.

Darum würde ich sagen: Ja, sein Verhalten ist sehr normal!

> ich möchte einfach das mein Papa für mich da ist, und mich auch versteht, das ich es zu früh finde, Sie jetzt schon kennen zu lernen.

Das sind zwei Punkte, auf die du meiner Meinung nach ein Recht hast, und die ich für mich bewusst versuche, anders zu machen.

Ich setze alles daran, meinen Kindern (zwischen 19 und 14) zu zeigen, dass ich für sie da bin, wenn sie mich brauchen. Das gilt auch, wenn mich ihr Verhalten manchmal kränkt oder ich merke, dass sie mir gegenüber gewisse Vorbehalte haben. Auch und gerade dann! Denn ich vertraue darauf, dass sie mit der Zeit merken, dass ich bei aller Veränderung meine guten Seiten immer noch habe und sie sich auf mich verlassen können.

Und auch, was das Vorstellen einer neuen Partnerin betrifft, bin ich sehr zurückhaltend. Denn ich möchte meine Kinder nicht mit meinem Sexleben konfrontieren, und sie auch nicht dadurch überfordern, dass ich ihnen vorschnell jemanden vor die Nase setze.

Also sprich das vielleicht nochmal in Ruhe bei ihm an - nicht als versteckter Vorwurf, sondern als Wunsch deinerseits.

> Was können wir als Kinder machen? Wie sollen wir uns verhalten?

Einen Schritt hast du ja schon gemacht: du versuchst, Verständnis für ihn zu entwickeln, indem du hier um Rat fragst.

Vielleicht hilft es dir, es nicht als seine große Krise zu sehen, die irgendwann vorbei sein wird, sondern als seine Chance auf ein glücklicheres Leben.

Die Hoffnung, dass er nochmal ganz der "alte Papa" wird, solltest du aber begraben.
Vielleicht übertreibt er in deinen Augen etwas und muss erst wieder seine Mitte finden, aber er hat alles Recht dazu, sich auszuleben und neu zu entdecken. Dafür solltest du ihn nicht verurteilen, sondern dich für ihn freuen!

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Hallo,

ich finde deine Einstellung ganz, ganz furchtbar und kann nur hoffen, dass die Geschichte nicht stimmt.
Falls doch: ja, such einen Psychiater auf. Aber für DICH und nicht für deinen armen Vater.

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Ich hätte meinem Papa meinem Papa all das gegönnt. Neue Freundin, neues Land wenn er das möchte. Wenn sein Wünsch wäre dass ich jede Woche eine neue Freundin kennenlernen soll, hätte ich es gemacht.
Und wäre Glücklich dabei. Glücklich, weil er glücklich ist.
Glücklich, weil ich mein Papa sehen kann.
Leider kann ich das nicht. Mein Papa ist vor kurzem an ALS verstorbenen.
Denk darüber nach.
LG

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Schon mal daran gedacht, dass euch das Liebesleben eures Vaters absolut nichts angeht? Dass ihr sie nicht kennen lernen wollt, steht euch natürlich frei, aber deshalb ein Fass aufzumachen und einen Psychologen um Rat fragen zu wollen...du liest dich wie ein bockiges Kind, dem nicht passt, dass sein Papi nicht das tut, was es will.

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Ich Frage dich

Findest du dein Verhalten normal ?
Was geht dich das Liebesleben deines Vaters an ?

Selbst die Ehe deiner Eltern ist nicht Sache der Kinder.

Es tut mir leid, dass ich dir nicht das sagen kann was du hören willst.