
Hallo alle zusammen,
Ich bin Anfang 30, mein Mann Mitte 40. Wir wohnen in einem Haus, haben einen gemeinsamen Sohn und sind seit 7 Jahren verheiratet. 15 Jahre zusammen.
Für mich steht seit Oktober 2018 fest das ich mich gern trennen möchte von meinem Mann. Aber ich tue mich sehr schwer bei dem Gedanken wie ich das Trennungsgespräch führen soll.
Die Sache ist, wir bzw ich habe mich einfach endliebt. Es läuft halt alles so nebenbei, ich habe das Gefühl wir wohnen in einer WG und nehmen es halt so hin. Er ist mein bester Freund aber mehr eben auch nicht. Der Alltag ist geregelt, es ist alles so schön bequem und es läuft so wie es läuft. Ich liebe ihn nicht mehr. Ob er da ist oder nicht, ist mir egal. Ich merke immer mehr wie ich lieber alleine mit unserem Sohn bin. Ich möchte keine körperliche Nähe mehr, keinen Kuss, keine Umarmungen, keinen Sex. Ich finde ihn absolut unattraktiv. Und das meine ich überhaupt nicht bösartig. Er hat sich körperlich nicht wirklich verändert, aber ich finde ihn zu keinem Zeitpunkt mehr anziehend. Ich habe das Gefühl weg laufen zu müssen wenn er Nähe möchte, ich will dann einfach nur raus aus dieser Situation.
Oft habe ich den Gedanken: „kann er sich nicht einfach in eine andere Frau verlieben?“ Immer wenn ich mich bei dem Gedanken erwische frage ich mich ob ich nicht mehr alle Tassen im Schrank habe. Aber diese Gedanken habe ich.
Ich weiß nicht wie ich dieses Gespräch führen soll. Denn im Endeffekt hat er mir nichts getan. Wir streiten nicht mehr und nicht weniger als sonst. Er behandelt mich nicht schlecht oder sonst was. Die Liebe für ihn als Partner ist einfach nicht mehr da. Und ich sehe da auch keine Chance mehr das diese zurück kommt. Wir haben uns vor 1,5 Jahren sehr ein 2. Kind gewünscht. Also eher ich wenn ich das so im Nachhinein reflektiere und er hat irgendwann eingewilligt. Mittlerweile denke ich das dies „nur“ ein Versuch war meinerseits das wir wieder zueinander finden, unsere Beziehung dadurch retten können. Es klappte nicht. Wer weiß aus welchem Grund, vielleicht sollte es so sein. Wir waren in der Kinderwunschklinik in Behandlung, ich spritzte mir Hormone ohne Ende, nahm Tabletten und wir versuchten wirklich alles. Ohne Erfolg. Im August 2018 entschied ich das ich das nicht mehr möchte. Wir haben ein gesundes Kind und darüber sollten wir glücklich sein. Nach dieser Einsicht meinerseits fing es an. Ich wollte keine Nähe, keinen Sex mehr etc. Ich möchte auch wirklich kein weiteres Kind. Weder mit meinem Mann noch kann ich mir das in Zukunft mit irgendwem anderes vorstellen. Mein Mann ist ein toller Mensch, ein liebevoller Vater aber als Partner nicht mehr relevant für mich. Oh Gott das hört sich so unglaublich kühl und nüchtern an. Ich weiß einfach das er unglaublich verletzt sein wird und das tut mir wahnsinnig leid. Es tut mir leid das ich diesen Lebensplan nicht verwirklichen kann und möchte. Dieses auf ewig zusammen und glücklich als Familie. Sowohl seinen Lebensplan als auch meinen.
Ich habe das Gefühl das wir uns in verschiedene Richtungen entwickelt haben und rein emotional auseinander gelebt. Ich frage mich seit Wochen ob es denn ein triftiger Grund ist seine Ehe zu beenden weil man den Partner nicht mehr liebt? Also ob das ausreichend ist? Oder ob ich bis an den Rest meines Lebens diese Ehe führen sollte, denn es ist ja nichts „schlimmes“ passiert. Wir streiten nicht, niemand ist fremd gegangen, wir behandeln uns nicht schlecht. Ich selbst sage mir: wenn die Liebe geht, ist es Zeit zu gehen. Sehe ich das falsch? Ist es egoistisch? Ich möchte nicht den Rest meines Lebens mit einem Mann zusammen sein den ich nicht liebe. Ja ich mag ihn, wirklich. Er ist der Vater meines Kindes und ein herzensguter Mensch.
Ich frage mich was andere davon wohl halten werden. Nach außen hin sah und sieht doch alles so schön aus. Wird mir vorgeworfen das ich egoistisch handle? Das ich unsere Familie unsere Ehe einfach so weg werfe? Ist es okay das auch ich wieder glücklich sein will. Das ich mich vielleicht irgendwann einmal wieder auf einen dann meinen Partner freuen kann wenn ich ihn sehe, wenn ich nach Hause komme. Ist es nicht fairer meinem Mann gegenüber mich jetzt zu trennen als ihm eventuell Jahre etwas vor zu machen? Das zu beenden bevor irgend einer von beiden einen anderen Menschen in Betracht zieht, was wahrscheinlich unweigerlich so kommen würde. Wenn man dann verletzend wird, streitet, sich nicht mehr respektiert. Ich finde er hat das Recht auf eine Frau die ihn wirklich liebt, das denke ich hat er wirklich verdient. Auch wenn er sich das im ersten Moment nie mehr vorstellen kann.
Ich denke es ist Wunschvorstellung von mir aber ich würde es so sehr begrüßen wenn wenigstens ein bisschen Verständnis für meine Situation aufgebracht werden kann. Die Realität sieht wahrscheinlich anders aus. Ich möchte ein erwachsenes miteinander auf Augenhöhe, mir Respekt und Achtung. Allein schon weil wir ein Leben lang Eltern unseres Kindes bleiben. Egal was kommt, das wird uns immer verbinden.
Natürlich habe ich große Angst davor wie unser Sohn das ganze weg stecken würde und das ist auch ein Grund warum ich dieses Gespräch noch nicht geführt habe. Er ist 9.
Wie würdet ihr dieses Gespräch führen? Wie würdet ihr handeln und was würdet ihr erwarten? Im Kopf bin ich bereits getrennt aber ich habe den Mut irgendwie nicht dazu. Ich weiß das ich diesen Schritt allein gehen muss und es mir niemand abnehmen kann.
Es tut gut mal darüber zu berichten und mlr das von der Seele zu schreiben.