Bin ich frigide, weil ich Liebe brauche für Sex?

Hallo zusammen,

Ich bin relativ frisch getrennt. In meiner langjährigen Ehe entstanden zwei Kinder. In den letzten 2-3 Jahren kriselte es sehr, viele verletzende Taten und Worte führten bei mir dazu, dass ich mich schon vor der Trennung emotional getrennt hatte. Am Ende hielt mich nur noch Existenzangst, es allein nicht zu schaffen (er verdiente das Geld) und den erreichten Lebensstatus nicht mehr erhalten zu können.

Sexuell war meinerseits auch durch seine lieblose Art schon lang der Ofen aus. Jetzt zu meiner Frage: Ich habe bei mir festgestellt, dass sexuelle Bedürfnisse und Anziehung nicht aus mir selbst heraus entstehen. D.h. als Single erlebe ich es selten wie nie, dass ich Lust auf Sex verspüre. Bei mir sind Sex und Liebe eng aneinander gekoppelt. Ich bin gar nicht der Typ Frau, der was von ONS hat, ich verspüre keine sexuelle Lust auf einen Mann, für den ich keine Gefühle habe. Umgekehrt kann ich keinen Sex haben, ohne dass Gefühle sich entwickeln. Auch empfinde ich Sex nur mit Liebe als wirklich erfüllend.

Dies findet meine beste Freundin sehr befremdlich und das verunsichert mich. Sie meint, ich soll doch losziehen und mich jetzt austoben mit Männern, und versteht nicht, dass ich dazu keine Lust verspüre. Unterschwellig kam sogar von ihr die Befürchtung, ich könnte frigide sein (sie meint halt, es ist nicht normal, als gesunde Frau keine sexuellen Bedürfnisse zu haben bzw. diese nur zu haben, wenn man einen bestimmten Mann hat, der die Bedürfnisse weckt).

Ist das denn echt so selten und unnormal, dass ich Verliebtheit bzw. Liebe brauche, um sexuelle Anziehung zu spüren? Ich hatte schon ONS, aber das gab mir gar nichts, ich spürte nichts, konnte mich nicht fallen lassen, nicht "kommen", und wartete am Ende nur, dass "er" fertig wird. Wenn ich doch weiß, dass ich zum Entspannen und Mich-Fallen-Lassen mehr Vertrauen und Gefühl brauche, ist das denn so merkwürdig, dass ich dazu keine Lust habe ohne? Das mit der unterstellten Frigidität hat mich echt verunsichert, denn mein Ex hat mir das auch unterstellt, weil am Ende bei uns nix mehr lief. Aber da waren eben auch die Gefühle weg und ich hatte keine Lust mehr auf Sex mit ihm.

Danke für Eure Meinungen.

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Jeder Jeck ist anders! Ich ticke da wie du. Ich habe gerne und viel Sex, bin alles andere als frigide, aber für mich gehört es genau so zusammen wie bei Dir.
Ich fänd „mit irgendwem f.....“ ziemlich eklig und bitchig. Für mich nichts - für andere schon.

Lass dich da nicht verunsichern!

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Ja, so geht es mir auch. Ich fühlte mich nach ONS, derer ich vor meiner Ehe in der Singlezeit 2 hatte, jedesmal wie "benutzt und beschmutzt". Weil es mir einfach nix gegeben hat. Ich habe sogar gedacht danach, super, hier noch ne Show abgezogen mit Stöhnen etc., damit er sich nicht doof vorkommt und nicht merkt, dass es mir nix gibt, da hätte ich doch besser Geld dafür nehmen sollen, dann hätte es für mich wenigstens noch irgendeinen Sinn gehabt. 😅

Ich verurteile keine Frauen, die ihre Sexualität mit "irgendwelchen" Männern ausleben und genießen, aber es ist einfach nix für MICH. Wenn ich allerdings verliebt bin, ist es, als wäre ein Schalter in mir umgelegt, dann kann ich gar nicht genug Sex haben, aber eben nur mit dem Mann, der diese Gefühle in mir geweckt hat. Ansonsten spüre ich auch so ab und zu Lust, aber die ist Solitär leichter und effektiver zu befriedigen als mit irgendeinem Mann.

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"Ist das denn echt so selten und unnormal, dass ich Verliebtheit bzw. Liebe brauche, um sexuelle Anziehung zu spüren? "

Mir ist nicht ganz klar, warum du das überhaupt diskutierst. Ob das nun "normal" ist oder nicht - wenn es nun mal bei dir so ist und du dich damit auch wohl fühlst, ist es eben so.

Wieso deine Freundin von Frigidität spricht, erschließt sich mir nicht, Lustgefühle hast du ja, nur eben unter anderen Bedingungen.

Ob das von Natur aus bei dir so ist oder du entsprechend konditioniert bist, kann ich nicht beurteilen. Wir hatten das Thema der angeblich geringeren Libido bei Frauen im Vergleich zu Männern erst kürzlich an anderer Stelle.

Wie Sexualität gelebt wird, hängt auch viel mit sozialen Strukturen zusammen. Traditionell wird Männern sexuelle Freiheit zugeordnet, während man bis vor nicht allzu langer Zeit Frauen eine eigene Sexualität schlicht abgesprochen hat. Natürlich wirkt das bis heute nach, so kommt es auch zu typischen Klischees, wonach Frauen die Zahl ihrer Sexualpartner durch drei teilen und die Männer mit drei multiplizieren. Als man dann Frauen überhaupt eine eigene Sexualität zugestanden hat, wurde das nur in Verbindung mit Liebe akzeptiert. War natürlich angenehm für (manchen) Mann und überhaupt sinnig für patriarchalische Strukturen.

Bei Studien geht man daher davon aus, dass Frauen oft davon geprägt sind, was sie fühlen sollen. Das ist aber im Erregungsbereich messbar. Beim Zeigen von sexualisierten Szenen in Filmen hat sich dann herausgestellt, dass Frauen tendenziell mehr und leichter erregbar sind als Männer. Ganz ohne Liebe.

Wie gesagt: Was bei dir nun der Hintergrund ist, kann dir egal sein, solange das für dich so in Ordnung ist.

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Du musst deiner Freundin Grenzen setzen, denn sie verhält sich übergriffig. Ich habe Ähnliches durch, als ich aus einer schwierigen Beziehung kam und meine Seele heilen musste und ich alles andere im Kopf hatte als mir Gedanken darüber zu machen wo ich mir jetzt schnellstmöglich einen oder mehrere Bettgefährten an Land ziehe. Wie du Sexualität lebst geht sie nichts an. An dir ist überhaupt nichts unnormal, mich befremdet eher das Verhalten deiner Freundin.

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Also ich brauche für Sex keine Liebe und hatte eine wilde Jugend, bevor ich meinen Mann kennengelernt habe. Aber ich denke, da ist einfach jeder Mensch unterschiedlich.
Ich kann mich bspw. Nicht selbst befriedigen. Ich fand das schon immer seltsam, dass Leute es sich selber machen und habe es bei mir Mal ausprobiert. Aber tote Hose. Auch wenn ich Lust habe, auf Sex kann ich es mir nicht selbst machen. Das ist für die meisten Leute auch sehr eigenartig. Aber mir fehlt dann eben der Mann. 😂
Denke also, dass es da die unterschiedlichsten Menschen und Meinungen gibt. Und das es hier einfach nie ein richtig oder falsch geben wird. Richtig ist das, was sich für einen selber gut anfühlt.

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Wie meine Vorrednerin schrieb: richtig oder falsch gibt es nicht. Sondern mach es so, wie es sich für dich gut angühlt.

Ich persönlich hatte noch kein ONS. Aber Beziehungen die rein sexuell waren. Es war zwar keine Liebe im Spiel aber Sympathie. Und sexuelle Anziehungskraft.
Und wenn ich dann jeweils ans erste mal denke...🙄 Wozu dann ONS?! Die KÖNNEN ja nur enttäuschen. Will die Erfahrung gar nicht machen #rofl

Ich hab die Erfahrung gemacht: wenn der Sex gut ist, hab ich auch Lust, sehr viel Lust.
Ist der Sex langweilig reizt es mich nicht. Hatte daher bei meinem Ex eigentlich nie Lust (war auch bedingt durch die Pille, aber später wegen fehlender sexueller Anziehung).

Also: das du keine Lust auf ONS hast, kann ich nachvollziehen. Frigide würde ich dich jetzt aber auch nicht nennen.
Leben und leben lassen 🤷‍♀️

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Das ist völlig normal, man hat das inzwischen sogar benamst: Demisexualität.

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Hallo, ich finde es ist eine Einstellung. Der eine kann es ohne Liebe der andere nicht. Ich hatte mal eine Affäre was ja am Ende auch Sex ohne echte Liebe bedeutet. Das war okay damals, aber es ging auch immer mit einer gewissen Leere danach einher. ONS finde ich persönlich Horror. Hatte ich einmal, ganz schlimm. Wer weiß vielleicht ist irgendwann mal einer dabei und es lockt dich. 😀

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Gibt dafür einen Begriff: demisexuell. Die Idee dahinter ist, dass sexuelle Anziehung in primär und sekundär unterteilt wird. Ob das nun biologisch/psychologisch so korrekt ist, kann ich nicht beurteilen. Primäre Anziehung wäre dann: Der Typ da ist so heißt, mit dem würde ich gerne... Sekundäre Anziehung ist die Anziehung, die daraus entsteht, dass man eine emotionale Bindung mit jemandem hat. Demisexuelle empfinden keine primäre sexuelle Anziehung. Also nichts da frigide, demisexuell heißt das, kannst du deiner Freundin mal ausrichten.

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Hallo!

Bei Sexualität gibt es eigentlich nur eine Regel: solange es von allen Seiten her so gewollt ist, ist wirklich ALLES normal und ok. Auch, wenn Du eigentlich nur dann Spaß am Sex hast, wenn Du vorher eine tiefe, feste Bindung zu dem Partner aufgebaut hast, ist das total in Ordnung. Und wenn zwei Leute Spaß dran haben, sich gegenseitig stundenlang die Zehen abzunuckeln, dann sollen sie ruhig, wenn sie möchten.

Du bist da halt ein bisschen anders als die Mehrheit, aber deswegen noch lange nicht frigide, mit einem Partner hast Du ja keine Probleme, solange es emotional passt. Erst wenn es gefühlsmäßig nicht mehr stimmt, wird es schwierig. Weil man damit eben schnell in einen Teufelskreis gerät - kein Sex, keine Bindungshormone, schlechte Stimmung bei dem der gerne wollte, damit noch mehr Streit, noch weniger Lust auf Sex, noch mehr Frustration und Streit, noch weniger Lust... da musst Du also aufpassen, dass du nicht wie in deiner Ehe schnell in einer Abwärtsspirale landest, bis Du Dich ganz entfernt hast. Und eben auch den Partner dabei immer weiter von Dir entfernst, weil der eben irgendwann auch nicht mehr liebevoll mit dir umgehen kann, wenn Du ihn dauernd auf Abstand hälst.

Du weichst also eben ein bisschen von der Mehrheit ab, bist deswegen aber nicht krank, sondern vielleicht einfach nur ein bisschen besonders und außergewöhnlich. Musst nur eben aufpassen, dass kein destruktives Beziehungsmuster draus wird - und du kannst ja trotzdem ausgehen und schauen, ob du dich einfach verlieben möchtest, ohne dafür wahllos mit jemandem im Bett zu landen.