Hallo alle zusammen, ich habe in einem Beitrag vor etwa einem Monat geschildert dass mein Freund (20) gerade eine sehr schwere Zeit durchmacht. Stress bei der Arbeit, viele schockierende Verluste in den letzten Wochen/Monaten, und nun wurde sein Vater mit Lungenkrebs diagnostiziert. Macht meinem Freund sehr zu schaffen wie ich sehe, vor einem Monat hatte er einen kompletten Nervenzusammenbruch, hat durchgehend gezittert und geweint und ihm war sehr schlecht. Wir leben im Moment in getrennten Zimmern da er das gefordert hat weil er schlafprobleme hat. Ich höre jede Nacht wie er in seinem unruhigen Schlaf weint und irgendwas faselt. Morgens ist dann auch sein Kissen komplett durchnässt. Er tut jeden tag so als ob alles normal wäre und will ja kein Mitleid. Als ich neulich meinte er soll sich mal so richtig bei mir ausheulen weil das vielleicht hilft meinte er ja dass Männer nicht vor anderen weinen. Ich bin langsam echt verzweifelt und weiß nicht was ich tun soll, weil ich Merk dass es ihm sehr schlecht geht. Habt Ihr Erfahrung damit? Oder einen Tipp?
Danke fürs durchlesen☺️
Braucht mein Freund Hilfe?! Bin am verzweifeln
Hallo Lina,
es ist für dich nicht einfach mit der Situation umzugehen. Leider kannst du für deinen Freund nicht viel machen solange er nicht bereit ist Hilfe anzunehmen.
Du kannst ihn anbieten für ihn dazusein. Ihn auf möglichen Wegen zu begleiten. Aber so lange er nicht möchte sind dir leider die Hände gebunden.
Ich denke er dringend professionelle Hilfe um alles zu verarbeiten.
Ich schicke euch beiden viel Kraft.
blaue-Rose
Liebe Lina,
Ich glaube ebenfalls, dass dein Freund dringend professionelle Hilfe benötigt. Möglicherweise ist er aber nicht mehr in der Lage, sich diese selbst zu suchen.
Vielleicht hilft ihm erst mal eine Gruppe für trauernde Angehörige. Die gibt es in fast allen größeren Städten.
Sonst eventuell ein Termin beim Psychotherapeuten. Das geht ohne Überweisung und jeder Psychotherapeut mit Kassenzulassung muss einen ersten Termin innerhalb von zwei Wochen anbieten.
Wenn da nicht bald was passiert, könnte es nämlich gut sein, dass du die nächste bist, die zusammen bricht.
Liebe Grüße
>> Vielleicht hilft ihm erst mal eine Gruppe für trauernde Angehörige. Die gibt es in fast allen größeren Städten. <<
Der Vater ist doch gar nicht tot. Hälst Du es für eine gute Idee, schon mal 'vorzutraueren'?
Grüsse
BiDi
Das mit den zwei Wochen ist schöne Theorie. Diese Fachrichtung ist auf dem flachen Land seeeehr dünn gesät und hat entsprechenden Termindruck. Da kommst Du nicht mal telefonisch durch!! Es kann auch sein, dass Du Deine Nr. auf einem Band hinterlassen musst und irgendwann die nächsten Tage zurückgerufen wirst.....wenn Du Glück hast. Der dann genannte Termin ist garantiert nicht schon in 2 Wochen, da reden wir mal eher von mind. 8 Wochen. Bei Akutfällen musst Du eben in die Notfallamb. des nächsten psychiatr. Krankenhauses, bei uns 70 km, ein weiteres knapp 100 km entfernt.
LG
Bei allem Mitleid mit Deinem Freund - mach ihm mal deutlich, dass Du mit betroffen bist von seiner Situation und dass er sich mal umgehend bei seinem Hausarzt vorstellen soll. Notfalls machst Du ihm den Termin und gehst auch mit. Der Hausarzt kann ihm für den Anfang mal Tabletten verschreiben, die ihn zur Ruhe kommen lassen und erstmal runterfahren. Das sind Medikamente, die nicht gleich süchtig machen, problemlos wieder abgesetzt werden können aber wirklich helfen. Weiß ich aus eigener Erfahrung. Sollte er betonen, dass er alleine damit fertig wird, weil ja ein Mann nicht jammert, sag ihm, dass das Mittelalter vorbei ist und dass Du ihm helfen willst, er sich aber auch helfen lassen muss.
Einen Termin beim Hausarzt habt ihr schneller als beim Psychotherapeuten. Da sieht die Theorie in vielen Gebieten nämlich weitaus anders als die Praxis.
Sollte er mit leichten Medikamenten immer noch nicht klarkommen, kann ihm der Hausarzt evtl. auch bei der Therapeutensuche helfen.
LG Moni
Habe heute morgen mit meinem Vater geredet welcher meinte dass es kein Problem wäre ihm leichte Schlaftabletten gegen die Schlafstörungen zu verschreiben. Mein Freund will mit mir aus dem Grund nicht reden da er meint dass er mich mit seinen Problemen nur belastet was natürlich nicht stimmt. Er sagt wenn er einmal anfängt darüber zu reden dann bricht er noch zusammen. Ich überlege ernsthaft einen Termin beim Psychotherapeuten oder so zu machen
Das was ich verschrieben bekam, waren keine Schlaftabletten, sondern zum allgemeinen "Runterfahren". Hatte innerhalb eines halben Jahres nicht nur 2 Todesfälle (Mann und beste Freundin) zu bewältigen, sondern noch einiges mehr.
Wäre Dein Freund überhaupt mit einem Therapeuten einverstanden? Das musst Du dann wohl als erstes schaffen, aber so geht es sicher nicht weiter. LG
Meine Mutter hatte auch Krebs und schlußendlich den Kampf verloren.
Als die Diagnose feststand war ich total gegen den Wind. Völlig normal in dieser Situation. Ich hab nachts auch viel geweint.
Allerdings hatte nicht ich die Diagnose Krebs, sondern meine Mutter. Daher galt es für mich stark zu sein meiner Mutter gegenüber. Ihr beizustehen und für sie da zu sein. In Zeiten der Ruhe und vor allem nachts brach es dann doch über mich herein,denn irgendwo muss es ja auch wieder raus.
Darüber reden hätte ich mit niemanden wollen. Das wäre für mich nur noch schwerer gewesen. Mir hat es gereicht zu wissen, dass andere für mich dagewesen wären, wenn ich sie gebraucht hätte. Aber ich wollte und musste das mit mir selber ausmachen. Ich sah das aber nicht als Schwäche sondern als Stärke. Das ist die innere Kraft, die mich vorantrieb und mich nicht aufgeben lies. Sonst wäre ich vermutlich unter gegangen.
Vielleicht tickt dein Freund ähnlich?
Ich würde mich als erstes an den sozialpsychiatrischen Dienst eurer Stadt wenden. Vielleicht haben die eine Idee.