Beziehung mit Autistischen Tendenzen

Ich weiß nicht was ich mir davon erhoffe wenn ich hier schreibe. Will es einfach mal von der Seele schreiben.
Mein Partner und ich sind 4 1/2 Jahre zusammen und haben eine 18 Wochen alte Tochter.
Er war schon immer eher unempathisch und macht viel mit sich selbst aus.Über Gefühle oder Probleme reden (die gefühlsmäßiger Natur sind) kann er nicht. Er sitzt dann nur da und schmollt wenn er sich angegriffen fühlt oder sagt nichts aussagekräftiges dazu. Wenn ich zB sage das mich seine Äußerung verletzt dann guckt er nur ind schmollt und sagt nichts.Konnte ich mich immer mit arrangieren-so ist er halt.
Jetzt kam unsere Tochter und er hat sich nie groß über Babypflege usw informiert.Wenn er Dinge "falsch" macht und ich ihn sage wie es eigentl gemacht wird-dann schmollt er und lässt sich nichts sagen.Beispiel: ich zeige ihm das man Mädels von vorne nach hinten säubert (er hatte bei seinem ersten wickeln von hinten nach vorne gewischt)Er seufzt genervt und macht es das nächste mal trotzdem von hinten nach vorne.
Oder ich will eine Abend weg zu nem Konzert und erkläre ihm den Umgang mit der Muttermilch aus der Kühltruhe. Er wieder genervt und tut als würde ich Oberlehrerhaft daherkommen.Ist aber wirklich nicht so-ich weiss das er sich nicht gern was sagen lässt (schon immer und in Bezug auf allem)und erkläre Dinge deswegen in beiläufigem Ton und positiver Grundhaltung.Nützt aber nix da er dennoch bockig oder genervt ist.
Ich muss ihm aber manche Dinge erzählen da er sich selbst nicht über Baby Pflege oder Handhabung von Muttermilch informiert.Der wüsste nicht wie man mit abgepumpter Milch umzugehen hat (er hätte die in der Micro warm gemacht). Adäquate Bekleidung ist auch ein Thema...er zieht sie oft zu luftig an und wenn ich dann wortlos ein Jäckchen aufstocke ist er-ratet mal-beleidigt.Das sind nur ein paar Beispiele und vielleicht seh ich das auch zu eng...keine Ahnung.
Er liebt unsere Tochter und geht auch fürsorglich mit ihr um aber in Sachen Pflege usw sind da große Lücken gewesen die er sich von mir nur widerwillig schließen ließ.
Er hat autistische Tendenzen-in ich gekehrt, empathisch sehr wenig ausgereift,kein richtiges Interesse an anderen Menschen,Händchen halten braucht er nicht und auch kein Kuscheln,Sex geht und ging immer von mir aus uvm. Er ist einfach zufrieden mit sich und seiner Welt.Er braucht mich nicht zum Glücklichsein.Ich weiss er ist so und das war er schon immer.Ändern wird er sich nicht.
Ich hoffe sehr das er gegenüber unserer Tochter offener ist wenn sie sprechen kann und empathische Kommunikation einfordert.
Er albert viel mit ihr und verbringt gerne Zeit mit ihr. Aber sie ist noch ein Baby und kann
noch nicht wirklich empathische Kommunikation einfordern.Wenn es soweit ist sehe ich echt Probleme beim Vater.
Was denkt ihr darüber?

Danke fürs Lesen!

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Ich verstehe, dass dir sein Verhalten nicht gefällt und es ist auch bestimmt nicht richtig. Das will ich auch gar nicht hinterfragen.

Aber ich muss jetzt mal was anderes klarstellen. Ich bin selber Asperger Autistin und sein Verhalten sind ganz bestimmt keine autistischen Züge!
Mit dieser Aussage werden gerade nur alle falschen Klischees betont und gefördert.

Ich will dir das jetzt auch nicht zum Vorwurf machen. In der Gesellschaft herrscht leider in großen Teilen ein vollkommen falsches Bild.

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Oh ja, unter anderem dank diesem vermaledeiten Film "Rain Man".

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Ich frage mich, wieso Du mit jemandem wie ihm eine Familie gegründet hast?! Er war ja wohl schon vor der Elternschaft so, denn Du schreibst ja, dass er mit sich und der Welt zufrieden ist, kein Kuscheln braucht, Reden nicht gebrauchen kann...
Ihm jetzt eine Art Vorwurf zu machen, nur weil das Kind jetzt da ist, finde ich irgendwie daneben, oder hast Du gedacht, dass sich mit der Geburt sein Verhalten ändert?!

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Diese Antwort ist typisch urbia...sobald jemand über Probleme in der Partnerschaft schreibt kommt diese Frage.Jedesmal.
Solche eine Antwort hilft aber der TE nicht.
Ausserden schreibt sie ja das sie weiß das er sich nicht ändert.
Zur TE:
Mein Rat wäre ihn mal nach seinen Erwartungen und Vorstellungen bezgl der Familie zu fragen.Ohne Emotionen hoch kochen zu lassen.

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Woran machst du fest, dass das autistische Züge sind? Mir würden auch andere Sachen dazu einfallen. Meine Idee wäre, dass du dich kümmerst wie du es tust und ihn lässt, wie er es tut.

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Das sind keine autistischen Tendenzen!

Empathielos, komisch, kritikunfähig, ständig ne beleidigte Leberwurst... ja.
Aber keine autistischen Tendenzen.

Er könnte zumindest daran arbeiten, das ständige beleidigt-sein abzustellen.

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Sag doch mal etwas Gutes über deinen Partner - warum bist du mit ihm zusammen und hast ein Kind?

Fragt sich

Luna

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Hätte er autistische Züge, was mir jetzt aus dem Text nicht besonders schlüssig scheint, dann würde er bei Erläuterungen "mit beiläufigem Ton und positiver Grundhaltung" defintiv die Krätze kriegen. Kennst du das Vier Ohren Modell von Schulz von Thun? Wenn ja, dann merk dir: Sachebene, nichts anderes. Ich Botschaften, schon aber ohne endlosen Sermon. Meiner Erfahrung nach bekommen jedoch viele Männer die Krätze bei "beiläufigem Ton und positiver Grundhaltung", da brauchts keinen Autismus.
Vielleicht löst du genau damit dieses "Schmollen" aus? Was wiederum nicht autismustypisch ist.

Mit empathischer Kommunikation meinst du vermutlich gewaltfreie Kommunikation. Leider wirkt die bei sehr vielen Menschen aufgesetzt, unecht, einstudiert, übertrieben, unehrlich, künstlich und löst bei Autisten echte Aggressionen aus.
Nimm das Beispiel mit dem zu spät kommen, das Verfechter gewaltfreier Kommunikation immer bringen.
Statt zu sagen: „Wir waren vor einer Stunde verabredet. Du kommst immer zu spät!“, soll man sagen: „Wenn du mich so lange warten lässt, vergeht mir die Lust, mich mit dir zu treffen. Es ist nervig, stört mich und gibt mir das Gefühl, machtlos zu sein“
Bitte??? Warum nicht einfach zuerst den Grund der Verspätung erfragen und je nach dem sagen, dass man sich geärgert hat, traurig ist, froh dass das Gegenüber nun doch da ist.

Dass Autisten nicht kuscheln, nicht Händchen halten und Defizite in Empathie aufweisen, das stammt aus Märchenbüchern aus den 60er Jahren. Es gibt sie übrigens auch nicht, diese übereinstimmenden Merkmale. Immer mehr Autisten arbeiten in sozialen Berufen, gerade weil sie sehr authentisch und analytisch sind, nicht falsch, nicht verstellt.

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Ich bin Autistin mit 2 Kindern und Ehemann, es ist eine gut funktionierende Familie.
Das Verhalten deines Mannes lässt sich nicht mit Autismus begründen, das ist fehlendes Interesse und mangelnde Kritikfähigkeit.

Ich hatte mit der Umstellung von Paar zu Familie, resp. von Frau zu Mutter wahnsinnige Mühe - logisch, denn eine grössere Veränderung ist kaum denkbar und darauf vorbereiten kann man sich auch nicht richtig. Aber gerade was mir an Intuition gefehlt hat, habe ich mir aktiv als Wissen angeeignet. Gerade am Anfang war ich oft erschöpft, einfach weil so viel neu war und mein Mann hat mich bei diesem Prozess unterstützt und mir Pausen verschafft. Im Gegensatz zu deinem Mann habe ich aber alles mir mögliche getan, mich auf diesen neuen, kleinen Menschen einzulassen und mich zu kümmern. Gerade klare Anleitungen wie z. B. Milch wärmen waren nie ein Problem.

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Was braucht er denn?
Was sagt er selbst dazu?

Nicht auf die Frage, warum er es anders macht.
Sondern auf die Frage, was braucht er auf der Partnerebene. Was wünscht er sich von dir?

In meinem Freundes- und Bekanntenkreis sind einige Menschen mit Asperger Autismus.
Aber auch viele, die mit verbaler Gewalt aufgewachsen sind und definitiv nicht autistisch sind.
Und früher auch einige, etwas nun ja, "eigen" waren, auch mit Formulierungen und so. Da brauchte man dann eigentlich ein spezielles Wörterbuch, da Ton und Wortwahl nicht zusammenpassten.



Wie reagiert er denn auf Mimik?

Ein Freund, Asperger Autist, sagte mal, er könne nicht gut über Gefühle reden. Aber er versucht es. Sein Glück sei gewesen, dass er es erst als Erwachsener erfahren hat. Deswegen wurde mit ihm als Kind über Gefühle gesprochen. Er hat vieles nicht verstanden, aber gelernt damit zu leben.
Und vor allem auch gelernt, seine Gefühle auszudrücken.


Im früheren Bekanntenkreis und teilweise bei den Müttern in meinem Alter, gab es / gibt es wieder die Tendenz: mit Jungen spricht man nicht über Gefühle. Indianer kennen keinen Schmerz. Ein trauriger Junge sei eine Memme und stellt sich nur an.


Das kann durchaus prägen.


Wie sieht das Schmollen bei ihm aus?

Mir wird oft vorgeworfen ich würde schmollen. Tue ich aber nicht!
Ich entziehe mich nur so manchen Vorwürfen, Genervtheiten anderer, die ihre Gefühle im Affekt noch nicht sortieren können. Wenn die Reizüberflutung beendet ist und jemand sachlich mit mir spricht, ohne Gefühlsgeladenen Unterton, der mir das Gefühl gibt, dass ich es sowieso (wie immer und meistens) falsch mache, dann komme ich gerne wieder.

Ich lasse mir gerne auch einiges zeigen
- wenn ich merke, dass die andere Person gerade selbst entspannt ist,
wenn das Anliegen, es mir zu zeigen wirklich Priorität hat.

Ich komme nicht wieder / versuche es alleine,
- wenn ich es sowieso nicht so machen kann, wie die andere Person es gern hätte.
Dass ich es falsch mache, weiß ich selbst.Deswegen frage ich um Rat.
Gefühlsbetontes drumherum brauche ich da nicht.

Ich bin kein Autist, nur manchmal einfach genervt und weiß nicht damit umzugehen.

Bevor ich also zurück motze, ziehe ich mich erst mal zurück. Fast immer komme ich dann auf die Person wieder zu.




Zum Sex und kuscheln.
Diejenigen mit Asperger Autismus kuscheln z.B. sehr gerne. Manche haben auch gerne Sex. Nur ihre Herangehensweise ist eine andere.

Kuscheln oder vor anderen Küssen kommt bei manchen auch darauf an, wie die Eltern damit umgegangen sind. War es ein Tabuthema, war es was verwerfliches, war es zu viel des Guten (auch vor anderen)....



Bei den Menschen mit Autismusformen in meinem Umkreis, wie auch bei mir ADHS, hilft eines enorm: erst reden, dann handeln!

Schon die Finger an meiner Handlung haben und mitten drin meinen mir zu erklären, ich solle es anders machen, überfordert mich.

Mich in einem ruhigen Moment darauf ansprechen, ob ich Fragen habe, ob ich etwas wissen möchte, klappt sehr viel besser.

Auch: mich auf wirklich wichtige Punkte hinweisen (Gesundheit, Lebensgefahr für andere), aber mir gleichzeitig zugestehen, dass ich in nicht so wichtigen Punkten, es mir selbst beibringe, dass ich es da anders mache.

Wenn ich damit nicht ans Ziel komme, frage ich von selbst nach. Oder wenn ich merke, dass meine Art viel zu lange dauert. Diese Erfahrung brauche ich aber machen zu dürfen!

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Das klingt für mich eher passiv- aggressiv