Wie bei anderen auch?!

Hallo

ich weiß nicht, was ich hören will. Oder ob ich überhaupt, was hören will. Eigentlich weiß ich ja alles und dennoch weiß ich nichts, bzw weiß ich nicht, ob ich das richtige tu.

Ich bin verheiratet, nach langer, schwerer Kinderwunschzeit haben wir zwei tolle Kinder. Sie sind anstrengend, fordernd und bringen uns sehr an unsere Grenzen. Unsere Beziehung hat unter dem Kinderwunsch gelitten und unter den Kindern leidet sie weiterhin. Aber es sind nicht die Kinder, die uns das Leben schwer machen. Es sind wir selbst.

Ich versuchte immer wieder mit meinem Mann zu reden. Hörte mir an, was in an mir stört. Habe ihm gesagt, was mir fehlt und was mich stört. Ich habe auf ihn gehört, versucht und es auch teilweise geschafft, Dinge abzustellen, die ihn genervt haben. Aber ich merke immer mehr, wie ich kaputt gehe. Anders kann ich es nicht beschreiben.
Jeder hat sein Päckchen zu tragen. Vollzeitarbeit, zwei Kinder, Haushalt und Garten. Die meisten wissen, wie viel Kraftaufwand das kostet. Wir sind beide fertig, körperlich, seelisch.
Es gibt auch gute Zeiten, klar. Aber im Moment ist mal wieder eine lange schlechte Phase.

Kommunikation zwischen uns gibt es nicht (mehr). Jeder macht irgendwie sein eigenes Ding, was sicher auch daran liegt, dass wir eigentlich in einem Wechselmodell leben. Einer kümmert sich morgens/vormittags um Kinder, der andere nachmittags/abends, während der Partner jeweils arbeiten ist. Gemeinsame Zeit gibt es eigentlich nur am Wochenende, Sonntags. Und hier ist auch mehr Spannung drin als Entspannung und Freude. Die Kinder bekommen das natürlich auch mit und reagieren darauf auf ihre Weise.

Ich will nicht mehr mit ihm reden, ihm sagen, was mir fehlt, was mich stört. Weil alles was ich sage, so zurecht gelegt wird, dass es ihm passt und er mich verletzen kann. Themen, die mich stören, werden hingenommen, geändert wird nichts. Zuneigung ist kaum vorhanden, wobei er weiß, dass mir das kuscheln, der gegenseitige Respekt, Aufmerksamkeit und so weiter sehr fehlt. Seine Argumentation, du hast ja jetzt die Kinder.

Sexualität fehlt auch. Er hat gewisse Vorlieben, die wir gemeinsam probiert haben, einiges liegt mir, anderes nicht und wir haben dann darauf auch mehr oder weniger verzichtet. Mittlerweile haben wir gar keinen Geschlechtsverkehr mehr, weil er nicht kann. Wenn ich das und das mache, dann geht es, aber nicht lange, aber nicht, weil er zu früh kommt. Auch das fehlt mir, die körperliche Nähe, das zusammen verschmelzen.

Wir haben soweit ein gutes Leben, zwei gesunde Kinder, Haus und Hof, relativ sichere Arbeit, keine finanziellen Sorgen. Wir könnten eine so schöne Zeit miteinander haben und dennoch schaffen wir es nicht mehr, diese zu nutzen. Je mehr ich Stress und Frust außen vor lassen will, abstelle und auch versuche ihn zu entlasten und mit einzubeziehen, desto mehr habe ich das Gefühl, dass er nicht anders kann, als sich selbst mehr Streß als nötig zu machen und dann die "Schuld" auf mich abzuwälzen.
Zur Zeit bin ich auch wieder ganz froh, dass wir uns unter der Woche nicht sehen aufgrund der Arbeitszeiten. Und ich weiß auch, dass dies nicht auf Dauer so weiter gehen kann.

Eine Trennung kommt dennoch nicht in Frage, irgendwie. Wir würden beide nicht am Existenzminimum leben müssen, aber es hängt einfach so viel dran. An dieser Ehe. Und auch meine Gefühle für ihn sind ja nicht einfach weg, sondern da. Deswegen habe ich ja immer und immer wieder versucht durch reden unsere Probleme zu klären und zu beheben.

Manchmal denke ich, es liegt an seiner Kindheit, wie seine Eltern miteinander umgehen. Und ich will in 20 Jahren nicht auch so sein. Die Kinder aus dem Haus und man lebt sein Leben gemeinsam nebeneinander her. Gefühle zeigen ist eine Schwäche und mit der Arbeit kürzer treten bedeutet Faulheit.

Ich merke einfach nur gerade wieder, wie in ein Loch falle. Mich kaum dazu aufrappeln kann, mich um meine Aufgaben zu kümmern. Ich bin müde, gereizt, genervt. Den Kindern versuche ich all das nicht zu zeigen, aber leider schreie ich sie dann doch mal an, wenn etwas nicht schnell genug geht oder man mal wieder nicht hört.

Ach Mensch,
mir geht es doch wie hunderten anderen und wenn mir jemand anderes das erzählen würde, hätte dutzende Tipps oder ähnliche Meinungen wie hier im Forum, wenn bei Eheproblemen sich ausgeheult wird. Doch ich bin es, die es jetzt betrifft, stehe also auf der anderen Seite und kann nichts befolgen, was ich anderen raten würde.

Eigentlich also nur ein Beitrag um mich mal auszuheulen.

Danke fürs "zulesen"

1

Habt ihr mal über eine Eheberatung/Paartherapie nachgedacht? Könnt ihr euch mal Freiraum mittels Verwandte/Freunde schaffen, um Paarzeit zu haben? Wie alt sind die Kinder? Frage deinen Mann mal ganz offen, ob er noch mit dir zusammen sein möchte. Das klingt jetzt wie die Standardtipps, aber so funktionieren nun mal Lösungsansätze. Ich wünsche dir viel Kraft.

2

Hallo.

Ja, dir geht es nicht alleine so aber nur IHR könnt und solltet dringend etwas ändern.

Wir haben auch eine große Tochter, lange kinderwunsch Behandlung und letztlich unser Herzkind aufgenommen. Das alles ist nicht ohne und eine große Belastungsprobe für eine Beziehung.
Jeder hat sein Päckchen zu tragen, wie du es treffend gesagt hast aber das wichtigste habt ihr offenbar vernachlässigt ohne es zu merken! Eure Paarebene!

Uns ist Paarzeit sehr wichtig! Deswegen haben wir eine "nanny" und gehen öfter zu zweit weg.
Wir fahren auch zwei mal im Jahr alleine in den Urlaub. Auszeit ist so wichtig. Einfach Mann und Frau sein und nicht nur mama und papa. Zweisamkeit ohne Kinder im Schlepptau.

Wann habt ihr Auszeit? Wie oft geht ihr gemeinsam weg? Am Geld scheitert es ja offenbar nicht ganz so.
Gerade bei euren gegengesetzen Arbeiten ist es doch umso wichtiger, Zeit zu verbringen!

Alles Gute

3

Müsst ihr denn beide vollzeit arbeiten, oder wäre es möglich, dass einer oder beide die Arbeitszeit etwas reduzieren könnte(n)? Wann wollt ihr denn Sex und Paarzeit haben, ihr habt doch neben zeitlich versetzem Vollzeitjob, anstrengenden Kindern, Haus und Garten überhaupt keine Zeit dafür.

4

Eure Arbeitszeiten find ich schwierig.
Müsst ihr beide VZ arbeiten?

Wenn man nur das Wochenende zusammen hat ist man ja quasi verpflichtet was zusammen zu machen. Wann hat man denn mal Freizeit oder kann sich mit Freunden treffen?

Würde einer weniger arbeiten, hättet ihr auch mal unter der Woche Paarzeit und das WE wär nicht so verzwungen.
Und stressfreier wäre es auch.

Bei dem Sexproblem würde ich tatsächlich mal einen Experten befragen

5

Wie alt sind die Kinder?
Was ich

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Wie alt sind eure Kinder? Können sie nicht schon zeitweise zur Tagesmutter/Kindergarten? Das verschafft euch vielleicht etwas Luft.

Kann einer von euch seine Arbeitszeit nicht etwas reduzieren? Du schreibst, dass ihr finanziell gut dasteht. Vielleicht reicht es ja auch wenn einer nur 20h macht.

Sexuell und auch generell solltet ihr vielleicht eine Paartherapie in Betracht ziehen. Ich glaube nicht, dass ihr das sonst alleine hinkriegt wenn ich deine Zeilen so lese.

Viel Erfolg und halt die Ohren steif!

7

Ich glaube, dass ihr in einer Spirale seid, in der ihr gegenseitig nur das negative wahrnehmt - du beschreibst ja, dass du ihm wieder und wieder sagst, was dir fehlt. Habt ihr es mal damit versucht, euch bewusst zu machen, was ihr aneinander habt? Mein Ex und ich waren da auch drin, wir haben es trotz Therapie nicht mehr geschafft. dieses Gefühl, beständig vom anderen enttäuscht zu sein und der daraus entstehende Frust haben unserer Beziehung das Genick gebrochen.
In meiner neuen Beziehung versuche ich das bewusst anders zu leben. Klar gibts da auch Dinge, die mich nerven und die anstrengend sind, wir bemühen uns aber sehr, uns auf das zu konzentrieren, was uns verbindet. Es gibt da, laut diverser Paartherapeuten, eine Faustformel: wenn das Verhältnis von guten zu schlechten Interaktionen bei etwa 5:1 ist, ist es gut - sonst drohen Probleme.
Vermutlich werdet ihr es ohne externe Hilfe kaum schaffen und selbst damit ist es nicht garantiert.