Zukunftspläne plötzlich unterschiedlich

Hallo,

ich muss mir mal was von der Seele schreiben. Bzw. möchte ich gerne die Meinung von jemand neutralem. Achtung es wird lang!

Mein Partner (31) und ich (27) sind nun seit vier Jahren zusammen. Seit zwei Jahren wohnen wir zusammen. Im Alltag passt alles super, wir verstehen uns sehr gut, haben Spaß, unternehmen oft etwas, ... jedoch kommt es jedes Mal zum Streit, wenn wir über das Thema Zukunftspläne sprechen. Ich muss dazu sagen, dass dieses Thema immer nur von mir angesprochen wird.

Ich bin vor zwei Jahren zu ihm gezogen, da er eine Eigentumswohnung hat und sich keine neue gemeinsame Wohnung mieten wollte. Verstehe ich auch. Ich fühle mich in dieser Stadt überhaupt nicht wohl, kenne noch immer niemanden dort und fahre länger in meine Arbeit und zudem ist die Wohnung sehr einengend für zwei Personen. (Er kennt dort auch niemanden, da es nicht sein Heimatort ist und es sich vor Jahren aus einer Notsituation so ergeben hat.) Dadurch bin ich damals einfach einen Kompromiss eingegangen und bin trotzdem zu ihm gezogen. Er weiß das und ich hab das Thema schon öfter erwähnt. Wir haben vereinbart, dass wir spätestens Ende 2019 starten etwas größeres zu suchen (Wohnung, Haus). Am Ende des Jahres kam kein Wort von ihm. So sprach ich das Thema vor ein paar Tagen wieder an, weil es mir wirklich sehr wichtig ist. Er meinte er hat nicht daran gedacht, weil er so viele andere Dinge im Kopf hat. Ok. Im Endeffekt hat er mir dann gesagt, dass er jetzt doch noch in dieser Wohnung bleiben möchte. Grund dafür: Er möchte sich dieses Jahr mit einem Freund selbstständig machen. Dieses Projekt kostet Unmengen an Geld. Wenn er sich dafür einen Kredit aufnimmt, müssen wir mit Haus etc. noch mind. 5 Jahre warten.

Außerdem möchte er Job wechseln (wusste ich). Und sobald er Job gewechselt hat und mal einige Zeit in der neuen Firma gearbeitet hat, möchte er unbedingt 1-2 Jahre ins Ausland gehen und dort arbeiten (sollte es sich ergeben). Er hat das mal nebenbei erwähnt dass es cool wäre. Aber dass es so konkret ist? Und in diesem Lebensabschnitt? Ich möchte nicht ins Ausland. Mir gefällt mein Job und ich möchte meine Familie um mich haben. Daraufhin meinte er, dass wir dann eine Lösung finden müssen (sollte der Fall eintreffen) und wir quasi eine Fernbeziehung führen müssten, wenn ich nicht mitgehen möchte. Weil er möchte das unbedingt, wenn er die Möglichkeit dazu bekommt.

Aufgrund dieser Tatsachen, verschieben sich unsere gemeinsamen Pläne. Er kann mir auch nicht sagen, ob er dann in zwei oder drei, vier Jahren umziehen möchte. Je nachdem wie das Projekt läuft. Ich hab ihm gesagt, dass ich nicht mehr so lange in dieser kleinen Wohnung in dieser Stadt leben möchte. Irgendwann denkt man ja auch an Kinder. Und ich hab ihn gebeten, dass wir bitte gemeinsam eine Kompromisslösung finden, die für beide passt.

Daraufhin meinte er, dass er eh schon überlegt hat, aber er weiß einfach nicht, welchen Kompromiss er eingehen könnte. Weil er diese oben genannten Dinge einfach unbedingt machen möchte. Ich hab ihm gesagt, dass ich damit nicht glücklich sein kann und dass man in einer Beziehung eben Kompromisse eingehen muss. Da meinte er, dass er das weiß. Aber da ihm diese Dinge so wichtig sind, denkt er, dass es bei uns nur so sein kann, dass einer glücklich ist und der andere nicht. (Und offensichtlich ist er der Glückliche.)

Natürlich könnte ich wieder zurück stecken und noch mehrere Jahre weiterhin hier wohnen, ihm zu liebe. Aber wenn ich ans Ausland denke, wird mir schlecht. Ich verstehe einfach nicht, dass er sein Ding so kalt durchziehen möchte. Ich bin am Ende mit meinem Latein. Ich möchte die Beziehung auch nicht aufgeben. Aber ich weiß nicht was ich noch tun soll, damit er ein wenig umdenkt und nicht so egoistisch ist.

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Hey,

er ist 31 und anscheinend ist es ein lang gehegter Traum ins Ausland zugehen. Ich finde zwar, dass er ziemlich viele Baustellen zur gleichen Zeit aufmacht, aber naja.... das ist wohl Typsache.
Irgendwie kann ich euch beide verstehen.

Wäre ich an deiner Stelle - ich würde wahrscheinlich tatsächlich die Beziehung beenden. Zukunftspläne sind in der Zeit meist existenziell. Er hat dich irgendwie nicht wirklich auf dem Schirm. Macht er sich für viel Geld selbstständig und fällt damit auf die Nase, hat er einen Haufen Schulden. Heiraten? Kinder? Steht das irgendwann mal im Raum?

Ich rate dir nicht zur Trennung, sondern kann eben nur sagen, dass ich mich an der Stelle trennen würde, um einen Mann zu finden, der ähnlich tickt wie ich. Der ungefähr die gleichen Ziele hat.

LG

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Du kannst gar nichts tun, ihn zum umdenken zu bewegen. Aus seiner Sicht denkt er richtig. Das einzige, was du tun kannst, ist dein eigenes Leben zu gestalten. Viel Glück für dich

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Ihr seid beide noch relativ jung - und eben auch relativ ungebunden. Von daher kann ich den Wunsch Deines Partners nach beruflicher Verwirklichung schon nachvollziehen. Auch, dass es ihn in die Welt hinaus zieht. Mit Kindern oder Eigenheim geht das nur noch eingeschränkt oder muss ganz anders geplant und gewuppt werden. Klar, dass das jetzt ein Chance ist, die er nutzen will.

Deine Wünsche mögen genauso berechtigt sein. Aber sie passen dann eben nicht mehr zu seinen. Auch wenn es anders gedacht wird, können sich Lebenspläne ja ändern. Und da jeder eben nur ein Leben hat, finde ich es ok, Kompromisse nur da einzugehen, wo man es selbst vertreten kann. Das siehst Du ja für Dich genauso.

Das ist bestimmt nicht leicht für Dich und sicher sehr traurig. Aber sowas passiert. Ich würde darüber offen mit ihm sprechen und mich trennen. Und dann: nach vorne schauen. Alles Gute dafür.

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Für manchen Situationen gibt es keinen Kompromiss, dazu gehören KInder, Wohnort und Auslandsaufenthalte.
Er hat gezielte Vorstellungen zu seinem Leben und nach Kindern und Familie sieht das für mich nichta us.

Steck nicht mehr zurück und lebe Dein Leben, genauso wie er seines lebt. Du kommst darin nicht vor.
Zieh dahin, wo Du Dich wohl fühlst und beginne Dein Leben.

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Du wirkst ein bisschen so, also würdest du eine Rechnung aufmachen. Du bist zu ihm in die kleine Wohnung gezogen, in eine fremde Stadt, hast einen weiteren Weg zu Arbeit, jetzt soll er sich gefälligst mal dankbar zeigen uns ausgleichen. In dem er dir ein Haus kauft und dir ein Kind macht. So denkst du doch gerade, mal bei Licht betrachtet.

Und vielleicht hast du aus deiner Sicht sogar gar nicht mal so unrecht. Aus deiner Sicht eben. Seine Sicht ist eine andere. Er ist jung, ungebunden, startet in seinem neuen Job durch und bekommt dort die Gelegenheit, ins Ausland zu gehen. Das ist sein Traum. Und der hat genauso Daseinsberechtigung wie dein Traum nach Haus und Kind.

Mein Tipp: entspann dich. Du bis 27. da ist noch genug Luft nach oben für Kinderkriegen. Siehe es doch mal als Chance. Immer hat scheinbar damit gerechnet, dass du ihn ins Ausland begleitest. Er will dich doch dabei haben, in seinem Leben, an seiner Seite. Vielleicht wäre das eine tolle Möglichkeit für euch beide. Ein anderes Land, neue Erfahrungen, enger zusammenwachsen, evtl. auch mehr Geld für ihn als Expat. Wohin soll es denn gehen?

Jedenfalls würde ich versuchen, den Blickwinkel zu wechseln. Nicht das sehen, was du jetzt erstmal nicht bekommst sondern das sehen, was ist. Nämlich die Aussicht auf Abenteuer, spannende Erlebnisse, persönliches Wachstum und vielleicht sogar auch einen Vorteil im Job durch Auslandsaufenthalt.

Bevor du jetzt die Flinte ins Korn wirfst, würde ich die Abenteuerkarte spielen und an seiner Seite bleiben. Klar kannst du dich auch jetzt trennen, aber wer weiß denn, ob du gleich wieder einen Mann triffst, der passt und sich unmittelbar mit dir fortpflanzen will.

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Eine Kollegin hat das Gleiche durch. Die Zukunftsvorstellungen waren so unterschiedlich, dass sie sich dann schweren Herzens getrennt hat.
Ich könnte mit so unterschiedlichen Vorstellungen auch nicht leben.

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Du wirst die Beziehung aufgeben müssen, wenn Du das alles nicht willst, was er plant. Er klingt sehr entschlossen und ist jung genug, um sich seine Träume zu erfüllen.
Der Mann hat keinerlei "Familienplanung" im Kopf - auf lange Sicht nicht. Er signalisiert Dir das deutlich, Du willst es nur nicht so recht wahrhaben.
Spätestens wenn er ohne Dich für Jahre ins Ausland geht, ist die Beziehung ohnehin durch, da bin ich sicher.
LG Moni

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Ich kann mir vorstellen, dass er sich denkt, dass es die letzte Gelegenheit ist, so etwas zu machen. Wenn erst mal Kinder da sind, ist es zu schwierig. Und es kann ja wichtig für ihn sein, eine Lebenserfahrung, einmal etwas anderes gesehen haben, bevor man sich endgültig niederlässt.

Ich finde, du solltest ihn nicht davon abbringen. Teils, weil er dir das immer übel nehmen könnte, und zweitens auch weil es ein optimaler Test für die Beziehung ist. Wenn sie das übersteht, dann könnt ihr danach auch Kinder bekommen. Und dann wird er das auch eher machen. Dann hat er das gemacht, was er wollte. Die Zeit geht doch schnell vorüber! Und man kann sich ja auch mal sehen.

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"Aber da ihm diese Dinge so wichtig sind, denkt er, dass es bei uns nur so sein kann, dass einer glücklich ist und der andere nicht. (Und offensichtlich ist er der Glückliche.)"

Übersetzt gesagt heißt das: Ich mache das, was mir wichtig ist, das bist nicht du sondern diese Dinge, nimm es hin oder geh.

Du gehörst für ihn nicht zu seinem Lebensplan, so klingt das für mich. Du bist eher wie ein Möbelstück, schön, wenn es da ist, aber man kann auch drauf verzichten.

Im Grunde finde ich den o.g. Satz von ihm eine Aufforderung, dass du sagst, du beendest es oder du sagst zu allem ja und amen. Auf das was du willst, gedenkt er jedenfalls keine Rücksicht in seinen Plänen zu nehmen, deine Pläne und Wünsche haben in seinem Leben keinen Platz.