Freund ist bei Niederlagen/schlechter Laune sehr abweisend

Hallo zusammen
Kurz vorweg - wir sind seit 4 Jahren zusammen, führen eine sehr harmonische Beziehung, wohnen gemeinsam und haben fest vor auch den Rest unseres Lebens miteinander zu verbringen. Wir sind beide Ehrgeizig, beruflich Erfolgreich und viel unterwegs.
In der Regel können wir Konflikten zwischen sehr gut vorbeugen bzw. sachliche Aussprachen führen.

Eine Sache bereitet mit dennoch Kopfzerbrechen:
Wenn mein Partner schlechte Laune hat, z.B. weil er einen ihm wichtigen Gegenstand kaputt gemacht hat/verloren hat oder er eine Prüfung auf die er lange gelernt hat nicht besteht, dann reagiert er manchmal für mich sehr unverständlich. Er kann (kurz) laut Fluchen, haut dabei auch mal auf den Tisch o.ä. und lässt mich emotional gesehen überhaupt nicht an sich ran. Solche Situationen kommen selten vor (2 mal im Jahr), dennoch machen sie mir Sorgen. Ich verarbeite ähnliche Situationen völlig anders. Mir tut dann Nähe von Ihm zu, ich kann Traurigkeit zulassen, weiss aber auch, dass solche Situationen vorbei gehen und "sich aufregen" auch nichts bringt.

Gestern war wieder so eine Situation. Er war vor mir Zuhause und lag schon im Bett als ich heimkam. Ich hab mich zu ihm gelegt, ein paar Sätze mit ihm gesprochen und ihn dann mit einem liebevollen "Hey, sei nicht so streng zu dir selbst, das kommt schon gut!" umarmt und auf die Wange geküsst. Er hat mich recht unwirsch weg geschubst (nicht grob, aber schon so dass ich mich deutlich abgewiesen gefühlt habe), sich von mir weg gegen die Wand gedreht. Auf meine Frage ob ich ihn in Ruhe lassen soll, hat er "ja" geantwortet - das war der Rest der Kommunikation für diesen Tag.

Mich verletzt das und ich kann damit nur schwer umgehen. Ich kann nicht verstehen, dass ich in solchen Situationen garkeinen Zugang zu ihm finden kann. Mir persönlich würde es nämlich gut tun, dann Rückhalt von meinem Partner spüren zu können.

Kennt jemand ähnliches Verhalten von seinem Partner? Sollte mir das langfristig Sorgen machen oder gibt es andere die ähnlich reagieren und trotzdem "völlig normal" sind?
Ich werde das ansprechen, wenn er sich wieder beruhigt hat, weiss aber nicht ob ich das auf Dauer immer wieder so ertragen möchte...

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Nur weil Du - wenn Du dich ärgerst Nähe brauchst - muss doch ein anderer Mensch nicht das Gleiche fühlen.
Ehrlich ich finde dich übergriffig, dein Partner sagt klar er möchte seine Ruhe und sagt auch den Grund - der mit Dir nichts zu tun hat - und Du willst dass deine Gefühle in dem Augenblick im Mittelpunkt stehen.
Was ist an dem Verhalten deines Partners nicht normal.
Also aus meiner Sicht ist es normal, wenn ich mich über mich selbst ärgere, dass ich dann einen Auszeit nur mit mir selbst brauche und ja ich fluche dann auch.

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Danke für deine Antwort.
Ich habe gehofft, dass jemand schreibt, dass er in solchen Situationen ähnlich reagiert - das tut mir gut zu lesen, danke.

Deinen Vorwurf ich wäre übergriffig und würde meine Gefühle in den Vordergrund stellen finde ich allerdings beleidigend.
Ich schreibe hier weil ich die Gefühle meines Freundes verstehen möchte und ihm etwas gutes tun möchte. Wenn das heisst ihn gänzlich in Ruhe zu lassen werde ich das tun weil mir sehr bewusst ist, das meine Gefühle dann nicht im Vordergrund stehen. Aber wie du schreibst - wir sind da sehr unterschiedlich und deshalb haben wir in solchen Fällen noch keine gute Art der Kommunikation gefunden. Deshalb schreibe ich hier und hoffe auf Tipps.

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"dennoch machen sie mir Sorgen. Ich verarbeite ähnliche Situationen völlig anders."
"Mir persönlich würde es nämlich gut tun, dann Rückhalt von meinem Partner spüren zu können."

Du bist nicht er
er ist nicht du!

Er hat schlicht andere Bedürfnisse.

"Kennt jemand ähnliches Verhalten von seinem Partner? Sollte mir das langfristig Sorgen machen oder gibt es andere die ähnlich reagieren und trotzdem "völlig normal" sind?"

Ich kenne sein Verhalten von mir.
Umarmungen kann ich in dem Moment gar nicht brauchen.

Ja, DEIN Verhalten würde mir Sorgen machen!

Dein Bedürfnis Nähe zu bekommen, wenn du Frust hast: völlig ok.
Aber würdest du mich in einer Situation bedrängen, weil DU mit MEINEM Bedürfnis (Abstand, Frust alleine austragen) nicht umgehen könntest, wäre das für mich ein Beziehungs-Aus. Nicht sofort, aber langfristig schon.

Ich würde mich von dir übergangen fühlen, wenn du zwischen deinem Bedürfnis (wenn du Frust hast) und meinem Bedürfnis (wenn ich Frust habe), nicht unterscheiden könntest.

Wenn du gefrustet bist, würde ich das durchaus erfüllen. Aber bei mir selbst nicht wollen.
Und wenn dir das Sorgen machst oder du wiederholt versuchen würdest mir deine Strategie an mir aufzudrängen: dann ciao babé.

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Wieso behauptet du ich könnte zwischen den Situationen nicht unterscheiden?
Genau WEIL ich das unterscheiden kann bitte ich hier um Hilfe. Ich MERKE nämlich dass wir da sehr unterschiedlich Kommunizieren, habe aber Schwierigkeiten damit umzugehen weil ich wie du gut gemerkt hast da sehr anders denke.
Also bitte her mit den Tipps aus eurer Sicht.

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Ich finde es schwer da Tips zu geben.. lass ihn in solchen Situationen einfach in Ruhe und gib ihm den Freiraum den er braucht. Nimm es nicht persönlich.

Es geht in diesen Situationen nicht um dich sondern um ihn, darum was ihm gut tut damit es ihm besser geht.

Kommt er denn auf dich zu wenn es dir schlecht geht? Oder lässt er dich dann auch in Ruhe weil ER eben in solchen Momenten lieber alleine sein würde und wünscht du dir stattdessen, dass er dann auch mehr für dich da wäre, weil du es in den Momenten brauchst?

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Ich denke es ist ein Charakterzug von ihm. Finde das sollte dir keine Sorgen machen. Ich kann ähnlich sein. Mal möchte ich getröstet werden, oft möchte ich aber einfach nur alleine sein, mich verkriechen. Wir sind seit bald 20 Jahren ein Paar, sehr harmonisch, glücklich, dennoch erzähle ich meinem Mann einiges nicht oder sehr spät. Denn ich möchte es einfach nicht. Ich mach es mit mir aus. Meine Freundin bequatscht alles mit ihrem Mann. Jeder ist da anders

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Ich denke , es ist sehr selten, dass man auf Schmusekurs ist, wenn man gerade enttäuscht oder wütend oder verletzt ist, viele Menschen wollen dann ihre Ruhe und sind genervt, wenn man sie zutextet oder sie zum Drüberreden nötigt. Lass ihn dann einfach in Ruhe statt dich aufzudrängen und dann selbst verletzt zu sein, weil er dich abweist.

Ich möchte z.B. in solchen Situationen dann auch nicht drüber reden, zumindest nicht sofort. Würde mich aber z.B. freuen, wenn mein Partner mir seine Anteilnahme anders zeigt, indem er mir z.B. eine Tasse Tee oder heiße Schokolade bringt oder mir eine Zeitschrift vom Kiosk mitbringt, die ich gern lese oder mir ein Bad einlässt oder oder oder, du wirst am Besten wissen, womit man ihn wortlos wieder aufmuntern könnte.

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Das ist eine gute Idee, werde ihm mal eine Tasse Kakao hinstellen und mich dann wieder verziehen - danke! :)

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Eine Tasse Kakao oder anderes....auch DAS würde mich nerven weil es mir zeigt, dass du es letztlich einfach nicht akzeptierst und auch das empfinde ich dann als übergriffig.
Wenn ich sage, dass ich meine Ruhe möchte, dann möchte ich auch meine Ruhe.
Und wenn man in einer längeren Beziehung ist, dann brauche ich das auch nicht mehr gefragt zu werden oder sonstwas.

Er weiß doch das du ihn liebst und für ihn da wärst wenn er es möchte, das reicht doch...muss man dann doch noch einen Stempel draufsetzen?!

Wenn ich mich sehr ärgere oder mich etwas sehr mitnimmt, dann brauche ich erst meine Zeit für mich
Meinen Partner zeige/sage ich es dann auch nicht, denn dann will er unbedingt für mich da sein, geht alles durch, erklärt mir dies und das und so weiter....mich macht das irre, waaahnsinnig...ich möchte mir in Ruhe meine eigenen Gedanken machen ohne das da einer reinredet und mich quasi ablenkt und noch mehr nervt es mich dann, wenn ich gesagt habe das ich meine Ruhe brauche, seine mitleidsvollen Blicke oder noch besser, wenn er dann ein wenig angepisst wird...und dabei möchte ICH doch einfach nur meine Ruhe und gut ist, nein, zack gibt es Stress weil ich mich dann mit einem verletzten Partner auseinander setzen muss.

Fazit ist: ich zeige und sage erstmal nichts...muss das denn sein, nur weil ihr es einfach nicht mal sein lassen könnt und ja, dann nervt auch ein Kakao, weil ihr es einfach nicht lassen könnt
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Da wird ganz einfach ein Schuh draus: Würdest Du ihm Raum geben, dass er sich in Ruhe über sich ärgern und damit fertig werden kann, dann müsste er Dich ja nicht abweisen. Klar ist er dann sauer auf sich, aber auf Dich wird er nur sauer, weil Du versuchst ihn zu bedrängen. Und das tust Du tatsächlich.

Nicht jeder Mensch kann mit platten Floskeln wie z.B. "Ärger Dich doch nicht" oder "Alles wird gut" etwas anfangen. Ich kann mit Trost in solchen Momenten auch nichts anfangen, wenn ich Mist gebaut habe, will ich mich erstmal in Ruhe reinsteigern. :-p

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Danke für den Tipp!
Ich dachte nicht, dass die Interaktion von 20 Sekunden nachfragen und 3s küssen und umarmen schon als "Bedrängen" aufgefasst werden kann... Da muss ich mich wohl zurücknehmen lernen ...

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Eigentlich dachte ich, ich hätte es klar ausgedrückt.. es geht manchmal nicht um das, was man tut, sondern um das, was man sagt. Frag ihn mal selbst, wie er die Situation empfunden hat und ich bin sicher, auch bei ihm fällt das Wort "bedrängt". Nur würde ich auf ihn nicht so gereizt reagieren wie auf die User hier im Forum, das vielleicht noch als Tipp, wenn Du schon Rat suchst. :-)

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Hallo, mein Mann ist/war da ähnlich, wenn er sich über etwas ärgert zb. Seine firma hab ich oft ein ganzes Wochenende "die kalte Schulter" bekommen.
Wir sind doch meist am kuscheln oder so, da war das dann aber nicht so. Mich hat es natürlich beschäftigt weil ich nicht wusste was los ist, ob ich etwas getan habe, den er hat mir nicht gesagt was er hat (du weist immerhin was los ist)
Hab ihn dann mal gefragt warum er nicht einfach darüber redet, er macht sowas mit sich selbst aus, hat er immer schon.
Meine Bitte an ihn war dann nur das er mir sagt warum und was er braucht (ruhe, eine Umarmung etc.) Damit ich ihm auch das geben kann was er braucht.
Hat super funktioniert, mittlerweile erzählt er was ihn beschäftigt und will oft auch etwas ausführlicher berichten.

Rede mit ihm, sag ihm das es ok ist wenn er in so einen Moment ruhe will, aber er es dir bitte sagen soll damit du weißt wie du dich verhalten sollst. Gedanken lesen kann niemand von uns.

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Hi,
ich kenne das von mir. Wenn ich schlecht drauf bin, kann ich mich auch gut aufregen, es ebbt schnell wieder ab und ich schaffe es, mein Umfeld mit meinen Befindlichkeiten nicht zu vergiften, dennoch kann ich gut vor mich hingrummeln und brauche dann auch erstmal keine Nähe. Es kommt auf den Anlass an, ich lasse mich schon auch trösten, aber nicht sofort.
Wenn ich mir allerdings vorstelle, mein Mann wäre deshalb „gekränkt“, würde ich wahrscheinlich schreiend davon rennen. Es ist vielleicht nicht perfekt, so mit Niederlagen umzugehen, aber wer ist schon perfekt und ich will mich auch nicht verbiegen wollen, nur weil mein Partner damit ein Problem hätte. Es gibt ja eine Lösung: für ein Weilchen in Ruhe lassen und dann ist wieder gut.
Er ist halt nicht so wie du bist🤷‍♀️

vlg tina

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Hmm... ich find das alles nicht so einfach lösbar, wie viele es sich hier machen. Erstmal vorneweg: natürlich steht es jedem zu, wenn man einfach mal seine Ruhe haben will und sich zurückzieht. Gar kein Thema. ABER: ich erwarte von meinem Partner, wenn er in so einer Phase ist, immer noch einen respektvollen Umgang mit mir, wenn er nen Furz quer sitzen hat, mit dem ich nix zu tun habe. Ich will dann kein hingerotztes "Lass mich in Ruhe", irgendwelches Wegschieben und unfreundliches Abkanzeln wie ein kleines Kind. Ich erwarte eine vernünftige Kommunikation mit mir, die z.B. einfach lauten kann "alles ok, aber gib mir mal ein bisschen Zeit für mich". Das ist für mich einfach eine Sache des Respekts voreinander, und ja, da erwarte ich von einem erwachsenen Menschen, dass er zu diesen rudimentären kommunikativen Grundlagen des Zusammenlebens in der Lage ist, auch wenn er grad sonstwas für eine schlechte Laune hat.

So wie Du schreibst, passiert das 2-3 Mal im Jahr. Da kann man evtl. auch drüber wegsehen. Wenn sich sowas häuft, und er sein Theater irgendwann alle paar Wochen oder gar Tage abzieht, wäre das (zumindest für mich) tatsächlich ein Trennungsgrund, vorausgesetzt, irgendwelche Gespräche fruchten nicht und er ist nicht kompromissbereit.

Ich denke, wir sind uns da recht ähnlich, da ich mit dieser Art der Konfliktbewältigung auch nicht gut zurechtkomme und mich das dann auch belastet und runterzieht.

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Du willst Zuwendung er eben nicht, du kennst ihn ja und weißt das er es nicht so will, dann redet doch nach einiger Zeit in Ruhe einfach darüber #winke