Außensicht von Nöten

Ich muss mir mal alles von der Seele schreiben.

Mein Mann und ich sind seit 10Jahren verheiratet. Wir haben einen 8jährigen Sohn.
Momentan stecken wir in einer tiefen Krise, Ausgang unklar.

Mein Mann hat schon immer gerne und viel getrunken. Ich wusste, worauf ich mich da einlasse. Was aber ohne Kind noch zu verkraften war, hat sich über die Jahre zum ausgewachsenen Problem für mich entwickelt. Er trinkt jedes Wochenende, meistens an beiden Tagen, oft so viel, dass er wirklich betrunken ist. Leider kann ich mich auch nicht auf ihn verlassen, wenn er aufs Kind aufpassen soll. Das hat zu vielen, vielen, vielen Konflikten geführt. Geändert hat sich nichts.

Ich weiß, wie die landläufige Meinung hier bei Urbia in Bezug auf Alkoholkonsum ist. So einfach ist das aber alles nicht: Auch ein Alkoholabhängiger (ist er das? Unter der Woche trinkt er nix und wenn er kann auch verzichten, will das aber so gut wie nie an den Wochenenden, und wehe, wenn sie losgelassen, dann findet er kein Ende und ja, ich habe mich ausführlich informiert, ich war bei Al Alnon, ich war bei den AA, ich war überall), und ich weiß, das Kontrollverlust ein Indiz ist und ich weiß, was Co-Abhängigkeit bedeutet, ich bin es sicherlich auch, aber ich weiß drum und versuche sehr bewusst gegenzusteuern) ist nicht nur alkoholabhängig, sondern dabei auch noch mehr, in meinem Fall ein Partner, auf denen ich mich, nüchtern, verlassen kann, den ich für ganz viele Eigenschaften schätze und mit dem ich mir viel aufgebaut und mit dem ich viel erlebt habe.

Dennoch: Die ständigen Konflikte, sein Nicht- Ernstnehmen, welche Probleme ich mit seinem Konsum habe, die Tatsache, dass er ernsthaft über Jahre der Meinung war, ich sei die mit Problem, mit verquerer Wahrnehmung etc., die völlige Wirkungslosigkeit all meiner Erklärungsversuche, was mich stört, seine Taubheit gegenüber meinen Bitten... das alles hat mich auf Dauer ausgehöhlt und in den letzten Monaten war es mir dann auch sch… egal, ob er trinkt oder nicht. Ich habe gar nix mehr dazu gesagt. Der Preis dafür war/ist, dass ich mich ihm gegenüber nicht mehr verpflichtet fühle, dass ich nicht mehr an meine Gefühle für ihn rankomme (sind die weg? für immer?) und dass ich mich verliebt habe und einmal mit diesem Mann geschlafen habe. Warum soll ich mich an Regeln halten und Rücksicht nehmen, wenn mein Mann das seit Jahren nicht tut? So in etwa war meine Gefühlslage, als ich mich drauf eingelassen habe.

Ich habe meinem Mann danach sofort davon erzählt. Mit der Ankündigung, dass ich nicht mehr kann und ausziehen möchte.

Seitdem habe ich das Gefühl, es ist erstmalig etwas bei ihm angekommen. Das hat ihn jetzt wirklich erreicht und nach anfänglichem Schock ist er auf einmal kooperativ in jeder Hinsicht: er hat für uns durchgerechnet, welche Wohnung ich mir leisten kann, macht sich Gedanken, wie das mit dem Kind laufen kann, sagt aber auch ganz klar, dass er sich nicht trennen will und nun (ich habe oft drum gebeten) eine Paartherapie machen möchte und das er nichts mehr trinken will, bis wir alles aufgearbeitet haben und wir einen Konsens gefunden haben, in welchem Umfang ich auch mal "Partylaune" ertragen kann, ohne dass alles wieder angetriggert wird, was sich an Wut und Ohnmacht angestaut hat.

Wir haben jetzt auch in der nächsten Woche ein Erstgespräch bei einem Therapeuten.
Es geht also endlich, nach 10 Jahren, voran.

Aber da ist so viel Wut in mir und da sind so viele Fragezeichen in meinem Kopf, ob wir eine Chance haben. Und ich habe Sehnsucht nach dem anderen, habe meinem Mann aber versprochen, den Kontakt abzubrechen und ich bin ja auch selbst nicht dämlich und weiß, dass es keine Lösung ist, sich in eine Affäre zu stürzen. Und zeitgleich denke ich: Mensch, du hast mich tausend Mal im Regen stehen lassen und ich soll etwas, was mir erstmalig nach vielen Jahren richtig gut getan hat, sein lassen, weil du, nachdem ich so weit gehen musste, endlich zur Räson gekommen bist? Wieso sollte ich das tun?

Auf der anderen Seite sind "in guten wie in schlechten Zeiten" für mich keine leeren Worte und ich finde, man hat eine Verantwortung, seine Ehe zu retten und nicht alles hinzuschmeißen.

Und zeitgleich bin ich so müde, weil ich in den letzten 10 Jahren so viel getan habe, um die Ehe zu retten. Und mir, als extrem harmoniebedürftigen Mensch, macht der aktuelle Schwebezustand zu schaffen. Mir geht es richtig gehend körperlich schlecht und ich kann mich nicht konzentrieren. Doch wenn ich den Schwebezustand aufgebe, rutschen wir ganz sicher sofort wieder zurück in alte Muster.

Und es gibt noch andere Punkte, die mich zweifeln lassen, ob das alles etwas bringt. Er ist absoluter Kopfmensch und hält Gefühle, und das sagt er genauso, für Spinnerei und irreführend, ich bin Bauchmensch und liebe meine Gefühle (auch wenn ich durch Meditation gelernt habe, dass man die auch mal einfach nur wahrnehmen und sich nicht von denen leiten lassen muss), er braucht sehr viel soziale Interaktion (ständig ist unsere Bude voll), ich viel Exklusivzeit für mich, die Familie und uns als Paar und zumindest bei den letzten beiden Punkten hat er mich auch immer auflaufen lassen: wir waren noch nie alleine in Urlaub als Familie, Paarabende werden von ihm häufig torpediert, indem er ohne Absprache andere Leute dazu einlädt... Zeit für mich, das muss ich ihm aber anstandslos zugestehen, räumt er mir immer ein (außer, dass er sich dann vielleicht aus Versehen betrinkt und ich daher echt Sorge habe, länger auswärts was zu machen, weil ich das Kind nicht unbetreut wissen will.).

Und dennoch: Der Gedanke, dass es wirklich zur Trennung kommt, der schmerzt mich gerade sehr. Seitdem es so dermaßen gekracht hat und mein Mann ein paar Schritte auf mich zu macht, merke ich bei Umarmungen, dass sich etwas in mir löst.

Ich habe aber solche Angst, dass das alles nur kurzfristige Veränderungen sind, weil er gerade so geschockt ist und wir irgendwann wieder an dem Punkt sind, an dem ich es wieder nicht mehr aushalte. Und, ja, ich habe auch Angst, dass ich mit dem anderen Mann gerade eine Chance verpasse, etwas zu erleben, was schön und gut für mich ist.

Ich weiß auch gar nicht, was ich hören will. Vielleicht mag ja der ein oder andere ja einfach nur seine Gedanken äußern... Ansonsten tat es einfach nur gut, alles aufzuschreiben.

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Hey Schlamassel!

Ich habe den Eindruck, dass du dir ganz schön was vormachst. In allen Punkten.
Du stellst seine Abhängigkeit in Frage, obwohl sie bis zum Himmel stinkt. Wenn er seinen Konsum nicht kontrollieren kann, ist das Kontrollverlust. Wenn er so regelmäßig trinkt, dass die Wochenenden dafür draufgehen..dass du dein Kind da nicht mehr lassen kannst.. Das sind doch alles deutliche Merkmale?
Statt den Mann zu entfernen, räumst du das Kind weg. Deine Worte. Dein Mann trinkt indes. Letztlich unterstützt du so seinen Konsum.
Klar, hast du jetzt mal etwas "aufgemuckt", dennoch sind das Merkmale einer Co-Abhängigkeit, die du zeigst und in die du dein Kind reinführst, genauso wie deine Eltern dich. Genau wie dieses ewige Betonen, dass du ihn nicht verlassen kannst, weil er ja doch auch tolle Züge hat. Ernsthaft? Er säuft, ist ein schreckliches Vorbild, kein Partner für dich, weil unzuverlässig- aber hat auch tolle Züge?
Was soll denn so toll sein, dass es solch katastrophale Zustände aufwiegt?
Mir tut euer Kind echt leid. Der wird kaum berücksichtigt, obwohl er wohl derjenige ist, der am meisten leidet. Du wirst wohl am besten wissen, wie es als Kind in so einem Haushalt ist: Die Eltern reden sich ein, das Kind bekäme nichts mit. Aber man selbst als Kind ist eigenlich die Person, die die Zustände und Muster als erstes durchblickt.

Nunja. Nochmal zu deinem Mann: Ist ja nett, dass er euer Budget durchrechnet, um zu schauen, wie teuer deine Wohnung werden kann. Dass er dann erstmal nichts mehr trinkt.
Merkst du was? Alkoholikerverhalten aus dem Lehrbuch. Ich würde aus den Zeilen schließen, dass sein primäres Ziel ist, seine Ruhe zu haben. So bleibt ihr noch irgendwie zusammen, vielleicht kümmerst du dich weiterhin um beide Haushalte.. und er hält dich auf Abstand, um dann in deiner Abwesenheit dem Alkohol ungestört fröhnen zu können. Im Grunde ein Freifahrtschein und das Paradies für jeden Alkoholiker.
Wenn er wirklich etwas ändern will, dann würde er trocken werden. Was verspricht er dir? Erstmal nichts zu trinken, bis du dich wieder beruhigt hast. Wahrscheinlich auch nur so lange, wie du ihn im Blick hast. Sobald du weg bist, hat er ja keinen Grund
Mehr. Soll heißen: Er verarscht dich und erzählt dir, was du hören willst. Und du glaubst es und bewertest es auch noch positiv. Statt der nötigen Therapie und einem stationären Entzug macht ihr eine Paartherapie.
Ist dir bewusst, dass kein Therapeut einen nassen Alkoholiker behandeln würde, bis er den Entzug gemacht hat und trocken ist?
Letztlich ist eure Paartherapie für die Katz, solange wie er nicht trocken ist. Ich würde seine Bereitschaft unter "ihr Zugeständnisse machen, um sie zu beruhigen" verbuchen. Aber nicht unter ernsthaftem Willen, wirklich etwas zu ändern. Dann würde er zuerst einen Entzug voranstellen und trocken werden. Alles andere ist Augenwischerei.

Du erinnerst mich etwas an meinen Vater. Er hätte eigentlich auch ein tolles Leben haben können. Hat gut verdient, hatte einen sicheren Job, viele Interessen. Aber Mutter hat angefangen zu trinken, als ich 3 oder 4 war. Somit war die Sucht das Zentrum der Beziehung, um das sich alles drehte. Jetzt sind sie sozial isoliert, sitzen mehr oder weniger nur zu Hause. Keine Freunde mehr. Mutter hat anfänglich auch nur am Samstag getrunken. Dann Sonntag und Samstag.. in den 30 Jahren ihrer Suchtkarriere gibt es nun keinen nüchternen Tag mehr. Schleichend wird immer mehr getrunken.

Überleg dir halt, ob du dein persönliches Glück gegen so ein freudlose Leben eintauschen magst und ihm beim Zugrunde gehen zugucken willst. Wäre ich du, würde ich mir den anderen Typen genauer angucken und ihm ggf. eine Chance geben. Schau allerdings, dass du nicht vom Regen in die Traufe kommst.
Auf jeden Fall solltest du Kindheit und Ehe in einer Therapie aufarbeiten und einfach das System anschauen, indem du mitspielst. Dir wird es wie Schuppen von den Augen fallen.

Ich habe auch eine Therapie gemacht, um nicht im selben Elend zu enden wie der Rest meiner Familie. Auch die Eltern meiner Mutter waren Alkoholiker, deren Eltern wohl auch. Lange Zeit habe ich auch in einem Forum geschrieben, um weiteren Input zu suchen. Dort wurde die Beziehung des Mannes zum Alkohol auch als Affäre mit der Flasche verglichen. Denk mal drüber nach.

Ich glaube jedenfalls, du verplemperst gerade Zeit und Glück. Werd dir klar, was du willst und arbeite darauf hin. Wenn das ein Leben mit einem nüchternen Partner ist, bist du bei deinem Mann an der falschen Adresse. Der scheint dazu nicht bereit.

Liebe Grüße
Schoko

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Wow, auf solche Beiträge habe ich gehofft. Wirklich.

Darf ich dir vielleicht per PN schreiben?

Du scheinst dich auszukennen und ich bin wirklich willens, da jetzt rauszukommen.

Ich habe gerade eine einstündige Diskussion mit meinem Mann hinter mir, der fragte, wie ich mir das konkret vorstelle mit der Verringerung seines Alkoholkonsums und als ich sagte, dass ich davon ausgehe, dass er in Zukunft gar nichts mehr trinkt, denn wie wolle er denn sonst sicherstellen, dass der Sohn und ich keine Abstürze mehr erleben müssen, waren wir wieder voll drin in allem, was mir so zum Hals raushängt:

Das wäre Bevormundung, darauf lässt er sich nicht ein.
Er habe eine tadellose Beziehung zu seinem Sohn, ich bilde mir alles nur ein. Ich habe das Problem als einzige, sonst niemand.
Kein anderer Mann würde sich gefallen lassen, dass die Frau den Alkoholkonsum untersagt.
Nie wieder Alkohol? Der Preis ist ihm zu hoch, da müsse er gucken, ob dann nicht langfristig doch lieber keine Ehe. (Ernsthaft????? Da habe ich echt geschluckt)

Ich habe ganz deutlich gemacht, dass ich ihn gar nicht bevormunden will, sondern einfach nur ganz klar meine Erwartungshaltung formuliere und er könne sich ein letztes Mal überlegen, ob er was ändern will oder nicht.

Dann fing das Gepokere um eine Trinkmenge an: Sind denn 2 Halbe OK? 2 Halbe und ein 0,33? Er brauche eine feste Obergrenze, denn nix trinken ginge nicht, da müsse er sich zu sehr verändern, er lasse sich nicht verändern. Er sei so. Niemand hat das Recht einen Menschen zu verändern. (Wo ich ihm im Grunde genommen zustimme, aber niemand hat die Pflicht, mit allem klar zu kommen und den Status Quo bis ans Ende seiner Tage als gottgegeben zu akzeptieren.)

Ich habe mich irritiert kurz drauf eingelassen und dann gemeint: Du, das ist doch Unfug, was du hier machst. ICH soll DIR eine Menge sagen und hinterher kommst du mir dann und sagt, unsere Ehe sei an 0,33 Liter Bier zu viel gescheitert? Da stimmt doch was nicht.

Ich will keine Verantwortung mehr haben für seinen Konsum. Er soll machen oder eben nicht. Wird er trocken, fein, haben wir eine Chance, wird er es nicht, bin ich raus.

Ich weiß nicht, er hat so ein Talent mir das Gehirn schwurbelig zu reden und mir immer wieder die Verantwortung anzuquatschen. Wenn unsere Ehe scheitert, dann weil ich ein Problem mit seinem Konsum habe, nicht weil er ein Problem mit Alkohol hat.

Und ich blöde, blöde Kuh glaube ihm das in jeder verdammten Diskussion.

Ich will nicht Schuld sein, dass unsere Ehe zerbricht, zumindest will ich nicht die alleinige Schuld dafür tragen und dass er mir die immer und immer wieder in die Schuhe schieben will, das macht mich noch wütender als das Trinken.

Das ist doch alles Scheiße hier.

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"Er habe eine tadellose Beziehung zu seinem Sohn, ich bilde mir alles nur ein. Ich habe das Problem als einzige, sonst niemand. "

Siehe andere Stelle.

"Dann fing das Gepokere um eine Trinkmenge an"

Damit hat ER die Entscheidung doch längst getroffen.

Du/die Ehe ist ihm nichts wert.
Dich behandelt er respektlos, in hohem Maße.
Und die Ehe ist nur was wert, wenn er alle Freiheiten hat und dich beschimpfen kann einschließlich.


" Wenn unsere Ehe scheitert, dann weil ich ein Problem mit seinem Konsum habe, nicht weil er ein Problem mit Alkohol hat."

Weder noch.

Es ist sein absolut respektloses Verhalten dir gegenüber!

Dass er DIR die Schuld gibt, während er dich total runter macht und dir sorry,d ass ich es üeberspitze :

geistige Unzurechnungsfähigkeit unterstellt. DAS zerstört die Ehe.
Nicht der Alkohol an sich, sondern sein Verhalten DIR gegenüber

dass du es bisher mit mir hast machen lassen, rettete die Ehe auf dem Papier. Emotional war es nur Abhängigkeit.



"Nie wieder Alkohol? Der Preis ist ihm zu hoch, da müsse er gucken, ob dann nicht langfristig doch lieber keine Ehe."


Da war er doch endlich mal ehrlich!

Halte dich an diesem Satz fest. An diesem EINEN Moment der seiner Ehrlichkeit!

Er liebt dich nicht
(siehe andere Stelle: respektiert hat er dich auch nicht)
es funktioniert - für ihn
es funktionierte in deiner Gewohnheit.

Eine Ehe basierend darauf, dass beide sich selbst belügen und möglichst die Klappe halten.


Welche Wünsche hast du für die Zukunft?
Wie stellst du dir Ehe vor?

Auch unter der Prämisse, dass er EINMAL ehrlich war. Er liebt den Alkohol; du passt nur dazu, wenn du zu seinen Bedingungen ausharrst und dich als die schuldige hinstellen lässt.


Schaffst du es, es dir selbst wert zu sein?

(damit bin ich raus, geschrieben habe ich aj schon, was ich meine. Ich will dich ja nicht fluten mit meiner Menge).

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Deine Geschichte ähnelt der meinen. Wenn mein Mann sich mal dazu bereit erklärt hat, etwas zu tun, hielt es immer nur kurz Zeit an. Nach spätestens drei Wochen war alles beim Alten. Als ich dahinter kam, dass er gar keine wirkliche Lust hatte, an uns zu arbeiten, habe ich es beendet.
Du hörst dich sehr reflektiert an und du wirst deinen Weg finden. Ich wünsche dir alles Gute

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Ich habe jahrelang mitangesehen, wie mein Vater so ein Verhalten an den Tag gelegt hat, meine Mutter hat es dementsprechend jahrelang mitgemacht und hat "nie" den Absprung geschafft.
Sie hat auch ihr bestes gegeben, hat nach Hilfe gesucht, hat Therapien vorgeschlagen etc, aber so lange der Betroffene selber keine Einsicht hat, ist leider alles vergebens.
So mein Bruder und ich, werden gewisse Bilder nie mehr aus dem Kopf bekommen, es hat vieles bei uns kaputt gemacht, wir rühren beide keinen Tropfen Alkohol an, "obwohl" mein Vater uns oder meiner Mutter gegenüber nie aggressiv oder ähnliches war, aber Bilder von wegen im Haus sich übergeben, neben die Toilette pinkeln, den Kopf anstoßen, sodass es genäht werden musste etc pp...
Meine Mutter wollte nie aufgeben, sie hat aber nie daran gedacht, was es mit uns Kindern anrichtet...
Irgendwann ist es dann doch eskaliert, Vater wollte Geld für Alk und meine Mutter gab es ihm nicht, da machte er alles kaputt, was er in die Finger bekommen hatte... Erst da packte Mutter ihre und unsere Koffer und wollte weg, da hat es bei Vater klick gemacht und er versuchte aufzuhören.
Jetzt 15 Jahre später trinkt Vater immer noch und Mama lebt im Haus als eine Art Mitbewohnerin... Sie hat die Trennung nie geschafft.
Die Co Abhängigkeit sollte man wirklich nicht unterschätzen und ich selber würde so ein Verhalten nieeee tolerieren, schon alleine durch die Bilder in meinem Kopf.
Kann natürlich sein, dass sich dein Mann grundlegend ändert, wobei ich das nicht denke ehrlich gesagt, denn sonst würde er nicht nach Partylaune fragen...
Du brauchst in meinen Augen auch eine Therapie, denn du hast dir auch viel aufstestaucht in den Jahren und das muss auch verarbeitet werden.
Alles Gute dir.

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Deine Geschichte hat meinen ersten Gedanken nur noch mehr gestärkt :

die te erwähnt das Kind überhaupt nicht (außer das mann evtl nicht drauf aufpassen kann), dementsprechend glaube ich nicht, dass bei ihr schon angekommen ist, was sie ihrem kind antun. Dein Leid in allen Ehren, liebe te, aber was ist mit deinem Kind? Als allererstes bist du ihm/ihr verpflichtet, es zu schützen und beschützen!

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Bevor man sein Kind schützen kann, muss man bei sich selbst anfangen...

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"sein Nicht- Ernstnehmen, welche Probleme ich mit seinem Konsum habe, die Tatsache, dass er ernsthaft über Jahre der Meinung war, ich sei die mit Problem, mit verquerer Wahrnehmung etc."

An dem Punkt wäre ich ausgestiegen bzw. bin es schon.
Nicht aus dem Beitrag, sondern aus einer beginnenden Beziehung!

Wer mich nicht respektiert, ist meine Liebe nicht wert.
Und ich wollte sicher sein, das mein Kind, auch wenn ich da noch keines hatte, NICHT mitbekommt oder schlimmer noch als normal ansieht, wie respektlos dieses Verhalten ist.


Ich habe (zum Glück) nur von außen mitbekommen, wie andere Kinder zerbrochen sind, zerstört wurden durch Abhängigkeit und Co-abhängigkeit der Eltern.

Sie selbst haben es oft nicht gemerkt. Sie haben sich selbst in Co-Abhängige Beziehungen geflüchtet. Sich selbst zerstören sie damit nicht mehr. Sie sind es ja gewohnt und können sich nicht von der Liebe ihrer Kindheit (ausgedrückt im durch Alkohol und dem vertrauten Gefühl des rationalisierens und beschwichtigen) nicht lösen.

Neuanfang und Trennung würde ja auch bedeuten, sich einzugsetehen, dass die Kindheit keine Liebe war sondern ********** und das tut weh, so weh.

Also reden sie sich ein, dass sie ihr eigenes Kidn schützen können. Sie lieben ja den Partner. Das Vertraute. Die Gefühle von damals. Die Sehnsucht nach Liebe.

Und die Kinder bekommen es mit, lernen die Co-Abhängigkeit,
werden selbst groß und bleiben in der Co-Abhängigkeit, weil es ihnen so vorgelebt wurde.


Für mein Kind wollte ich, dass es lernt, was Respekt ist.

Mir war klar, dass ich das nur erreiche, wenn ich LEBE was ich sage.
Dazu gehört auch, mich nicht respektlos behandeln zu lassen.

Denn wenn ich meinem Kind erkläre, sie solle stark sein,
mich selbst aber so behandeln lasse, dann lüge ich mein Kind an.

Ein Elternteil, das sich respektvoll verhält
und eines auf das keinen Verlass ist, weil es zwar A sagt, aber sch*** behandeln lassen doch ok ist.


Das ist etwas, das mir als Kind das Herz zerrissen hat!
Dabei waren es "nur" verwandte. Nur Eltern von Freunden.

Das Kind soll sich selbst schützen, weil es nicht ok ist, wenn sich das Kind so behandeln lässt.
Aber die Erwachsenen schützen sich selbst nicht, weil da ist es ja ok, wenigstens ab und zu?


Ich muss es nicht verstehen.

Für mich habe ich beschlossen auch von Co-Abhängigen auf Abstand zu gehen.
Das tut MIR NICHT GUT.

Und so Sprüche wie es läge an meiner verqueren Wahrnehung, wenn jemand seine (Co-)Sucht rechtfertigt oder einen sch*** Charakter rechtfertigt. Da bin ich raus.


Wer sich selbst belügt, damit kann ich nicht umgehen.
Wer auf meine Nerven kosten sich selbst und damit mich belügt, das tue ich mir nicht an.

Das habe ich als Kind mehrfach mitansehen müssen.
Und es hat mich zerrissen.
Zum Glück nur von außen. Es hätte mich zerrissen. Bzw. die betroffenen Kinder hat es zerrissen. Nur wenige haben den Absprung geschafft. Dann als sie sich ehrlich ihren eignen Gefühlen und Ängsten gestellt haben und es nicht mehr für sich selbst "schön geredet haben" oder "es war doch eine Schöne Kindheit und heute liebe ich doch den Partner, ... weil ich dann nicht um-denkend-fühlen muss"


Zeige eurem Sohn, dass es auch andere Familienformen gibt,
dass es zwar SEINE Familie ist, die er auch lieben darf.
Dass Respekt und Liebe ; Liebe mit Respekt auch in anderen Formen gibt. Damit er sich später selbst entscheiden kann, für welche Form des Familienlebens er sich entscheidet.

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"Zeige eurem Sohn, dass es auch andere Familienformen gibt,
dass es zwar SEINE Familie ist, die er auch lieben darf.
...."


Damit meine ich zusätzliche Bezugspersonen
ohne so Sprüche wie verquer und so die Partnerin ist!

Auch wenn er den einen Satz nicht gehört hat.
Die nonverbale Kommunikation und das "rausgeschafft werden, weil Papa etwas böses macht, was nicht böse ist, aber meint es sei böse aber für normal hält"

und das betteln zwischen durch .......
das bekommt er mit

und da wäre es gut, wenn er auch andere Beziehungen kennen lernt, damit er später die Entscheidung hat, ob er sich an Papa/euch orientiert oder an anderen.

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Ich danke noch einmal allen für die bisherigen Antworten. Ihr habt mir sehr geholfen und ich hatte eine schlaflose Nacht.

Wogegen ich mich wehre, ist die Aburteilung dessen, dass mein Mann ein Arsch sei und mich oder sein Kind nicht liebt. Weder das eine noch das andere ist wahr.
Was wahr, ist, dass er süchtig ist und diese Sucht naturgemäß wichtiger ist als alles andere, er den Alkohol mehr liebt als uns, und das dieser seinen Charakter verzerrt. Und wie heißt es bei den AA immer so schön: Alkohol ist eine Sucht, die einem einredet, dass man sie nicht hätte.

Was mir vor diesem Thread nicht so klar war, obwohl ich dachte, ich sei da ach so reflektiert, ist, wie tief ich mit drinhänge und ich bekomme den Hauch einer Ahnung davon, dass Co-Abhängigkeit mehr heißt, als dass ich dem Betrunkenen ins Bett helfe und die Flaschen wegräume.

Da muss und will ich ran. Ich will aus dieser Co-Abhängigkeit raus. Ich werde mir erneut therapeutische Hilfe suchen (in der letzten Therapie ging es primär um Ängste), da ich das Gefühl habe, dass ich in einem Käfig sitze, dessen Gitter ich nicht sehen kann und der mir Sicherheit suggeriert. Ich hocke da vermutlich bereits mein ganzes Leben lang drin (s. Sozialisation in einer Familie voller Suchtkranker), habe von jeher auch einen Freundeskreis, in dem viel getrunken wird, was dazu führt, dass Abschüsse am Wochenende bis zum Pupillenstillstand für mich die Normalität sind. Meine Vorstellungskraft reicht nicht aus für ein Leben, in dem Alkohol kein Thema ist.

Verrückt, oder?? Wir erfüllen nach außen keinesfalls die Kriterien einer Familie Flodder, für mich selbst habe ich oft im Stillen gedacht, dass wir Asoziale im Yuppiemantel sind.

Ich möchte das nicht mehr. Und ich bin klug (sorry, ich weiß, Eigenlob stinkt) und reflektiert. Ich kann lernen. Ich habe eine Angsterkrankung in den Griff bekommen, ich erreiche meine Ziele sonst gut. Ich schaffe das. Für mich, für unseren Sohn.

Ich möchte meinem Mann diese eine letzte Chance geben. Ich weiß, die Gefahr ist groß, dass er es vermasselt. Aber wir machen jetzt erst einmal diese Paartherapie. Mir ist nach wie vor wichtig, mich verständlich zu machen. Wenn ich gehe, dann will ich für mich das Gefühl haben, alles unternommen zu haben. Einen letzten Versuch unternehme ich.

Aber mein Versprechen an mich selbst ist: Wenn er jetzt nicht aufhört zu trinken, bin ich raus.

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<< Wenn er jetzt nicht aufhört zu trinken, bin ich raus. >>

Spät, aber hoffentlich gelingt es dir. Ich wünsche dir alles Gute #herzlich

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Hallo,
Ich bin mir nicht so sicher ob das Folgende auf deinen Mann zutrifft und ob er wirklich als Alkoholiker einzustufen ist.
Aber ich bin selbst Ex- Abhängige ( nicht Alkohol) und will dir einen Aspekt schreiben den du vielleicht in deine Überlegungen mit einbauen kannst.
Du schreibst, bei ihm ist etwas "angekommen". Von etwas "angekommen" bis zum tatsächlichen aufhören ist meist ein weiter Weg. Ist vielleicht vergleichbar mit den guten Vorsätzen, die man sich fürs neue Jahr macht. Bei den wenigsten funktioniert das, und wenn dann nur für begrenzte Zeit.
Aber auch wenn er wirklich aufhört, heißt das nicht das alles gut wird. Dann wird ihm etwas fehlen.
Meine Situation ist bestimmt nicht richtig vergleichbar. Ich war schwer Opioidabhängig und bin seit einigen Jahren clean. Ich weiß, dass ich mein Suchtmittel nicht mehr anfassen werde, aber da ist ja auch die Suchtverlagerung. Ich muss mit eigentlich allem aufpassen. Alles was irgendwie stimulierend wirkt ist tabu und kann ausufern. Natürlich offensichtliche Dinge wie andere Drogen und Alkohol, aber auch Kaffe, Zucker etc. Selbst Sport und Meditationsübungen können zur neuen Sucht werden. ( und wurden es bei mir). Hört sich nicht problematisch an, kann es aber wirklich werden.
Mit Sicherheit ist das Gehirn deines Mannes nicht so geschädigt wie das meine. Trotzdem besteht die Gefahr, dass sich dein Mann unbewusst einen Ausgleich sucht und die Situation für dich nicht besser wird.
Ich persönlich würde um jeden der Suchttendenzen hat einen großen Bogen machen. Da steckt soviel mehr an Problematik drin, als man erahnen kann. Du sitzt quasi immer auf einem Schleudersitz.
Aber natürlich bin ich auch froh, dass nicht jeder so denkt ;-). Alles gute Dir!

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Das ist so wahr, was du schreibst. Mein Mann sagt selbst, er sei ein Mensch mit starken Suchttendenzen und in Phasen, in denen er weniger trinkt (gelegentlich nimmt er sich das mal vor, allerdings immer seltener), macht er exzessiv Sport und er ist jemand, der immer mit sich eine Challenge am Laufen hat oder ein Projekt, in das er sich besessen reinkniet. Wenn er sich z.B. für ein Thema interessiert, dann liest er alles dazu, was er in die Finger bekommt.
Insgesamt ist das eine Eigenschaft, die ich auch sehr zu schätzen weiß, weil er sehr begeisterungsfähig ist und auch sehr zielstrebig, zeitgleich eben auch sehr ruhelos und getrieben.

Keine Ahnung, wie das hier ausgeht. Ich denke, mit einer gesünderen Sucht, z.B. Joggen, könnte ich mich besser arrangieren, da sie nicht so viele negative Implikationen für uns als Familie hätte, von der Vorbildfunktion eine andere wäre und sie ihn nicht so zerstören würde. Man macht sich ja auch immer Gedanken, welche Folgen der Raubbau am Körper so hat, denn man will ja auch nicht, dass er Partner physisch erkrankt....

Wie schwer der Weg aus der Sucht ist, erlebe ich bei Al Alnkn und den AA, zu denen ich ja nach wie vor Kontakt habe. Ich glaube, ich weiß, dass ich mich da, wenn ich mich drauf einlasse, auf einen beschwerlichen, kurvigen Weg mache. Wenn wenigstens die Richtung schon mal stimmen würde, habe ich vermutlich noch ein paar Kraftreserven.

Ich habe heute viele Rückrufe von Therapeuten bekommen und zwei Erstgespräche vereinbart, nur für mich.

Auf jeden Fall packe ich den Stier gerade mehr bei den Hörnern als je zuvor. Ich bin gespannt, was draus wird.