Alkohol und Coabhängigkeit

Es ist so weit. Ich trenne mich. Mein Kind und ich müssen da raus.
Mein Mann betrinkt sich seit Jahren jedes Wochenende. Sein Problembewusstsein geht gegen 0. An Absprachen hält er sich nicht. Jahrelang habe ich gebeten, geredet, getan. Das hätte ich mir auch schenken können. Es hat sich nichts geändert.

Gestern hat es mir die Augen geöffnet. Ich bin für das Wochenende alleine zu Freunden verreist. Mein Mann hat hoch und heilig geschworen, dass er nichts trinkt, weil er auf den Sohn aufpasst. Als ich gestern um 22Uhr anrief, war er knallvoll, allein Zuhause mit dem Sohn. Er konnte nicht mal mehr sprechen und wollte mir das als Schlaftrunkenheit verkaufen.

Es reicht. Ich kann nicht mehr.

Er will mich heute, wie so oft, nicht verlieren, aber auf jede Entschuldigung folgt eine Bagatellisierung und eine Schuldzuweisung in meine Richtung. Als ich ihm die Bedingung stellte, nie mehr etwas zu trinken und eine Therapie zu machen, sagte er, das sei keine Option.

Gut, dass er da so klar ist. Ich weiß jetzt, dass sich nie was ändern wird. Ich habe alles über Alkoholismus gelesen. Ich
weiß, dass es eine Krankheit und mein Mann nicht böse ist.

Das hat mich jahrelang gehalten. Ein Trinker ist nie nur ein Trinker, er ist auch immer noch der Mann, den man geheiratet hat. Die guten Eigenschaften sind nicht auf einmal weg. Das macht es so schwierig, loszulassen.

Ich hab mich beim Festhalten selbst verloren, langsam, immer mehr. Meine Lebensfreude, mein Glaube an meine Wahrnehmung, meine Fähigkeit, Grenzen zu ziehen... die sind alle weg. Hoffentlich sind die nur verschüttet.

Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Ich verdiene Gott sei Dank gut und kann den Sohn und mich alleine durchbringen. Es wird schon werden.

Heute Nacht habe ich in meiner Schlaflosigkeit eine Seelsorgenummer angerufen. Da habe ich eine tolle Frau erwischt. Die sagte: Sie fühlen sich gerade so als ob sie mit den Fingern über einem Abgrund hängen. Sie haben Angst, ins Bodenlose zu fallen. Lassen Sie los. Sie werden sehen: unter Ihnen sind nur 20cm.

Ich lass also jetzt los und vertraue drauf, dass sie Recht hat, dass meine Beine tragen und mich Freunde und Familie auffangen.

Wünscht mir Glück.

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Ich möchte gar nicht weiter auf das was du geschrieben hast eingehen, ich möchte dir nur viel Kraft wünschen, du wirst das schaffen und deinen neuen Weg souverän und erhobenen Hauptes gehen.

Viel Glück

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Hallo Saufnasenhase!
Ich gratuliere dir zu der Erkenntnis.
Es ist verdammt schwierig, sich dies einzugestehen und dauert seine Zeit. Umso schöner für euch, dass du nun so klar siehst.

Ich würde mir nun die Gründe notieren, aus denen du dich trennen willst. Für den Fall, dass er dich nun überzeugen will zu bleiben bzw.dass du unsicher wirst.

Vielleicht solltest du noch ein Protokoll über seinen Konsum schreiben.
Weißt du, wie das Sorgerecht nun geregelt wird? Im Grunde ist es ja unmöglich, ihm das Kind alleine zu geben. Ich würde mich informieren was du tun kannst, um dein Kind zu schützen.

Liebe Grüße
Schoko

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Ja, das steht jetzt an, dass ich mich um diese Fragen kümmere.
Die Tatsache, dass es eigentlich unmöglich ist, ihm das Sorgerecht zu entziehen und der Fakt, dass ich die Vater-Sohn-Beziehung auch nicht zerrütten oder unterbinden will, hat mich ebenfalls davon abgehalten zu gehen. Mir graut davor, den Sohn ohne meine Kontrolle an Wochenenden beim Vater zu wissen.

Aktuell ist der Plan, dass ich nur 500m weg ziehe, so dass der Sohn jederzeit zu mir kann, wenn es ausufert.

Mir graut dennoch vor allem, was da auf mich zukommt. Ich sill keinen Rosenkrieg. Ich will einfach nur mehr Frieden für mich.

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Ja, das steht jetzt an, dass ich mich um diese Fragen kümmere.
Die Tatsache, dass es eigentlich unmöglich ist, ihm das Sorgerecht zu entziehen und der Fakt, dass ich die Vater-Sohn-Beziehung auch nicht zerrütten oder unterbinden will, hat mich ebenfalls davon abgehalten zu gehen. Mir graut davor, den Sohn ohne meine Kontrolle an Wochenenden beim Vater zu wissen.

Aktuell ist der Plan, dass ich nur 500m weg ziehe, so dass der Sohn jederzeit zu mir kann, wenn es ausufert.

Mir graut dennoch vor allem, was da auf mich zukommt. Ich sill keinen Rosenkrieg. Ich will einfach nur mehr Frieden für mich.

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Hallo, vielleicht öffnet das deinem Mann die Augen und erkennt was er verliert nämlich seine Familie und er wird sich vielleicht Hilfe holen. Ich wünsche dir alles gute und viel Kraft für die nächste Zeit. Halte durch für deinen Sohn und dich.

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Fühl dich gedrückt.

Ich kenne das Problem. Hatte es selbst jahrelang mit meinem Mann erlebt. Alles betteln, besprechen und drohen half nichts.

Irgendwann hat er den Bogen überspannt und ich habe mich getrennt. Als ich ihn mit der neuen Wohnung konfrontiert habe, ist er endlich aufgewacht.

Seitdem geht er zu den anonymen Alkoholikern und ist trocken. Seit 3 Jahren zieht er es durch, ich hoffe das es so bleibt. Es ist und bleibt nunmal eine Krankheit, bei der es jederzeit Rückfälle geben kann.

Er hat diesen Warnschuss gebraucht um sein Problem zu realisieren. Was es für ihn bedeutet Frau und Kinder zu verlieren, dass Haus nicht halten zu können etc. Ich muss zugeben, ich hatte ihm auch gedroht die Kinder wegzunehmen und keinen Umgang zuzulassen, da er auch vor ihnen massiv getrunken hat. Und, ja, ich hätte es auf Teufel komm raus irgendwie durchgezogen, denn Kinder einem Säufer zu überlassen ist keine Option.

Viel Kraft und alles Gute.

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Viel Kraft wünsche ich Dir.

Und es gibt auch Hilfen für Angehörige von Alkoholkranken. Auch wenn du dich trennst, kann dich das Thema weiter begleiten. Wie du schreibst: dich selbst wieder finden, Grenzen finden und ziehen. Um da für dich selbst Hilfe zu finden und mit Zweifeln nicht alleine zu sein, kannst du nach Beratung für (getrennte) ANGEHÖRIGE suchen.

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Du schaffst das! Für Dein Kind und für Dich! Ich bin vor vielen Jahren den gleichen Weg gegangen und man fühlt recht schnell eine ganz große Erleichterung. Alles ist besser als ein würdeloses Leben an der Seite eines unbelehrbaren Trinkers. Seine Beteuerungen sind für die Tonne. Dein Kind und Du haben ein besseres Leben verdient.
Alles Gute für Dich und nochmal: Du schaffst das!
LG Moni

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Ich wünsche dir so viel mehr, als nur Glück. Nämlich Mut und Ausdauer und ganz viel Kraft!!

Ich kann dich nicht mal im Ansatz fühlen, was du fühlst, hab aber eine ganz vage Vorstellung. Eine meiner ehemaligen Kolleginnen war Alkoholabhängig. Wir haben uns eigtl so gut verstanden, ich sie so oft gedeckt, ihre Arbeit mit gemacht, sie heimlich heim geschickt. Irgendwann konnte ich nicht mehr (hatte immer 6-7 Tage am Stück mit ihr Schicht, nur wir 2).

Das ganze Team litt. Sie rief mich auch fast täglich von der Arbeit an (im Urlaub, im frei), weil sie nichts mehr auf die Kette bekam und ich hab’s ständig gerichtet. Aber es nahm mir irgendwann die Freude an der Arbeit.

Ich hab mit dem AG geredet und der hat so toll reagiert: der Arbeitsplatz wird frei gehalten, sie haben Adressen und Hilfen raus gesucht, ihr Zeit gegeben. Sie tat nichts und fing dann auch noch an, sich Geld einzustecken. Und für sie hätte ich meine Hand ins Feuer gelegt in der Hinsicht :( ich war auch so enttäuscht und letztlich der Buhmann, weil ich (mit dem Team) mit der Chefin geredet hab.

Ich denke oft an sie und doch geht es mir ohne sie besser :(

Aber es war nur eine Kollegin. Für echt Betroffene stelle ich es mir so viel schwerer vor. Aber du tust das richtige! So geht es nicht weiter!

Wirklich alles, alles Gute für deine Zukunft. Fühl dich unbekannterweise gedrückt!!

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Ich finde Deine Klarkeit toll. Auch wenn es lange gedauert hat an diesem Punkt zu kommen. Ja Du bist Co Abhängig und auch da gibt es Gruppen oder auch Therapien.
Vielleicht versuchst Du das mal? Das kann wirklich helfen.
Und wer weiss, vielleicht ist das ja der Tiefpunkt Deines Mannes, Dich und seinen Sohn zu verlieren und er hört auf. Jeder Abhängige hat seinen eigenen Tiefpunkt.
Allerdings ist es auch so, dass man für sich selbst aufhören sollte und nicht für jemand anderen, denn dann dauert es nicht lange und man hängt wieder an der Flasche.
Ich hoffe für Dich, dass Du ganz stark bleibst und Dein Leben mit Deinem Sohn genießen kannst ohne Dich von Deinem Mann einlullen zu lassen. (Damit meine ich, dass er Versprechungen macht, eventuell sogar ne Therapie zu machen oder so)
Denn Trinker, bzw alle Süchtigen, die nicht wirklich fest entschlossen sind Abstinenz zu leben sind sehr manipulativ. Und das macht es Co Abhängigen nur noch schwerer.
Alles Liebe
LadyGuderian ❤