Zweifel am Kinderwunsch

Hallo Zusammen,

etwas treibt mich seit einigen Wochen um, was ich (noch) nicht mit meinem näheren Umfeld teilen möchte. Ich freue mich über ehrliche Einschätzungen.

Seit zwei Jahren bin ich sehr glücklich mit meinem Partner zusammen. Wir leben seit Beginn unserer Beziehung zusammen und sind seit kurzem auch verlobt, wollen uns mit der Hochzeit jedoch noch Zeit lassen.
Wir sind wirklich auf einer Wellenlänge und haben eigentlich die gleichen Zukunftspläne.

Nun jedoch der Knackpunkt: Seit einigen Wochen habe ich starke Zweifel an meinem Kinderwunsch.
Ich hätte wirklich nie gedacht, dass das bei mir mal der Fall sein wird, denn schon als Kind träumte ich immer von einer großen Familie. Ich selbst hatte eine sehr glückliche Kindheit mit mehreren Geschwistern und habe ein tolles Verhältnis zu meiner Mutter. Die schönen Erfahrungen, die ich als Kind machen durfte, wollte ich auch an meine Kinder weiter geben.
In meiner Jugend, begann ich mit Babysitten und Arbeit in einer Krippe, was meinen Kinderwunsch nur noch steigerte. Ich schrieb tausende von Listen, auf denen ich meine Lieblingsnamen für zukünftige Kinder sammelte.

Als ich meinen Partner vor etwas mehr als zwei Jahren kennenlernte dachte ich, den Vater meiner Kinder kennengelernt zu haben. Wir sind beide Mitte zwanzig und haben von Anfang an über unseren Wunsch nach eigenen Kindern gesprochen. Wir waren uns einig, noch etwas zu warten und erstmal die Zeit zu zweit zu genießen, bis ich mein Studium abgeschlossen habe und beruflich auf sicheren Beinen stehe.

Seit einigen Wochen denke ich darüber nach, wie es wäre, mein Leben ohne Kinder zu gestalten. Ich habe erfolgreich studiert und habe beste berufliche Aussichten, die jedoch sehr schwer mit Kindern zu verwirklichen sind. Zudem widme ich mich gerne verschiedenen sozialen Projekten.
Wenn ich Kinder hätte, wären sie jedoch meine erste Priorität. Es wäre sehr schwer bis unmöglich, meinen Ansprüchen im Beruf da noch gerecht werden zu können.
Natürlich kann man Teilzeit arbeiten, was ja heute auch oft notwendig ist, damit es finanziell klappt. Mein Partner und mein restliches Umfeld stellt es sich auch so vor, dass wir beide arbeiten sollten (es wurde mir schon von vielen Seiten ungefragt mitgeteilt, dass sich das für eine "starke Frau" heute so gehöre).
Ich sehe auf meiner Arbeit und im Bekanntenkreis so viele gestresste Familien, die versuchen, sowohl Kindern, als auch Beruf gerecht zu werden und daran gefühlt kaputt gehen. Das schreckt mich ab.

Ein anderer Punkt, der mich zunehmend belastet ist die Vorstellung, Kinder in eine sowieso schon überbevölkerte Welt zu setzen, in der aufgrund von endlichen Ressourcen und steigendem Klima nicht klar ist, welche Lebensqualität sie in 50 Jahren noch zu bieten hat und auf der so viel Leid und Ungerechtigkeit herrscht.

Mit meinem Partner habe ich über meine Bedenken geredet, doch er meint diese Punkte reichten nicht aus, um sich gegen ein Kind zu entscheiden. Für ihn ist die Lebensplanung klar: Heiraten, Kinder, Haus bauen.

Doch ich zweifle immer mehr daran, ob ich damit glücklich werden - bzw. diesen Plan trotz meiner Zweifel mit tragen kann. Nach wie vor liebe ich Kinder. Doch ich weiß nicht, ob ich damit glücklich werden würde in der Realität eigene Kinder zu haben.

Hattet Ihr solche Zweifel auch mal? Wie seid Ihr damit umgegangen?

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Ich kenne das. Ich wollte immer jung Mutter werden wie meine Mutter, meine Oma und meine Uroma. Meine Uroma war 60, als ich geboren wurde, ich fand das immer toll. Aber dann kam alles anders und ich hatte einfach nicht den passenden Mann dafür gefunden. Mit 25 lernte ich zwar meinen späteren Ehemann und Vater meiner Kinder kennen, aber unsere Beziehung war anfangs on und off mit viel Drama und Streit, Trennungen und Versöhnungen, bis wir 30 waren sind wir 3x zusammengezogen und wieder auseinandergezogen, in sowas wollte ich dann auch kein Kind setzen. Und als wir dann ab 30 zum 4. Mal zusammenzogen und endlich auch Ruhe eingekehrte bei uns, hatte ich gar keinen Kinderwunsch mehr. Ich fand es schön, zu zweit zu sein, gutes Geld zu verdienen, unabhängig und frei zu sein, reisen zu können usw.! Wir sind dann 3 Jahre lang unheimlich viel gereist (4-5 Reisen pro Jahr) und viel ausgegangen, wurden aber dann immer ruhiger.

Mit 33 hatte ich dann ein Schlüsselerlebnis im Urlaub. Ein kleiner ca. 1-jähriger Junge war wohl seinen Eltern in der Hotelanlage ausgebüchst und lief "herrenlos" vor uns den Weg entlang. Ein ältereres Paar kam uns entgegen, dachte natürlich, der Knirps gehört zu uns. Die Frau lächelte mich an mit diesem "Och-ist-der-süß-den-habt-Ihr-gut-hingekriegt"-Blick, den alle Eltern von Kleinkindern kennen. Ich kannte diesen Blick bis dahin noch nicht und er traf mich bis ins Herz. Ich stand richtig unter Schock, hab die Hand meines Mannes gedrückt und gesagt "Ich glaub, ich will doch ein Kind!" #zitter Hatte richtig Tränen in den Augen dann. Wir haben dann noch 1/2 Jahr gewartet, ob das wieder weggeht, aber es blieb und dann haben wir uns entschieden, es zu versuchen. Mit 34 bekam ich unseren Sohn und mit 36 unsere Tochter, beides absolute Wunschkinder.

Früher wollte ich nie so "spät" Mutter werden, heute denke ich, es war der richtige Moment und es war auch richtig auf ihn zu warten. Lange Rede, kurzer Sinn: Ihr seid noch jung, Du hast biologisch gesehen noch 15 Jahre Zeit, dich zu entscheiden, also lass dir/Euch die Zeit, du musst dich mit 25 nicht dafür und auch nicht dagegen entscheiden. Mach das was sich für dich richtig anfühlt zur rechten Zeit. Sei offen, vielleicht kommt der Wunsch wie bei mir erst mit 35, vielleicht auch nie, wer weiß, du bist jung und musst das jetzt noch nicht wissen. Ich würde in deiner Situation auch erst Mal Berufserfahrung sammeln wollen, evtl. ein Haus schon kaufen, ein finanzielles Polster schaffen, reisen, Zweisamkeit genießen.... und wenn man das alles dann ausgekostet hat, dann kommt vielleicht auch der Wunsch, die Herausforderung Kind in Angriff zu nehmen.

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Dein Vorschlag klingt sehr vernünftig. Allerdings wünscht sich ihr Partner Kinder und ihn so lange hinzuhalten, bis sie (eventuell!) irgendwann so weit ist, halte ich nicht für fair. Umgekehrt gibt es solche Fälle scheinbar oft, dieses Forum ist voll davon und die Frauen verzweifeln fast an der Unentschlossenheit ihrer Männer. Manche warten Jahrzehnte und müssen irgendwann merken, dass sie zu alt geworden sind und sie ihre Chance verpasst haben.

Liebe TE: ich würde dir raten, dir für den Moment zu überlegen, was du möchtest bzw. Nicht möchtest und das auch ganz klar deinem Partner zu kommunizieren. Falls du dir momentan keine Kinder vorstellen kannst, ist es nur fair offen zu sein und deinem Partner die Möglichkeit zu geben, daraus Konsequenzen zu ziehen (oder eben nicht).

Alles Gute!

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Nein, ich hatte solche Zweifel nie. Ich wollte immer Kinder, habe jetzt Zwei. Ich könnte mir nicht vorstellen, meinen Beruf über meine Kinder zu stellen. Das ist nicht wertend gemeint, nur meine Auffassung.

Ich kann Dir nur ans Herz legen, falls Du Dich wirklich gegen Kinder entscheiden solltest, es so offen Deinem Partner zu kommunizieren. In dieser Frage kann man keinen Kompromiss eingehen und muss sich dann leider doch trennen, wenn die Lebenspläne so weit auseinander gehen.

Alles Gute,

Maja

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ja deine Zweifel versteh ich gut...

mir gehen derzeit auch solche Gedanken durch den Kopf..."macht mich ein Kind wirklich zufrieden?" ich weiss es ist nicht die Aufgabe eines Kindes das zu tun, aber wenn ich überlege wieviele total gestresste Eltern ich in meinem Umfeld erlebe die sich permanent über ihre Kids beschweren stell ich mir wirklich die Frage: " will ich das auch?"

hast du mit deinem Partner darüber gesprochen? wäre vielleicht wichtig 😉

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Ist es denn der Zweck vom Kinderhaben, dass sie einen zufrieden(er) machen? Ich würde behaupten, dass die ersten Jahre meiner Mutterschaft bis heute die aufreibendsten, aufopferungsvollsten, unausgeglichendsten, finanziell und emotional instabilsten und partnerschaftlich belastendsten waren. Nie hätte ich gedacht, so negative Seiten an mir selbst feststellen zu müssen. Besonders deutlich treten diese mit permanentem Schlafmangel zutage.

Weil ich diese mittlerweile fast 3 Persönchen, die mein Mann und ich gezeugt haben, aber aufgrund ihres Wesens unheimlich liebe, schätze, bewundere und gar nicht erwarten kann, sie zusammen aufwachsen zu sehen, bin ich glücklich. Nicht glücklicher als vor den Kindern. Aber glücklich. Und ich hätte es später bereut, diese Zeit nicht durchgemacht zu haben.

Generell hilft es bei dieser Entscheidung meiner Meinung nach, sich die fernere Zukunft vorzustellen. Sehe ich mich da mit 1, 2, 3 teenies um mich herum hüpfen? Oder eher voll eingebunden in einem Vollzeitjob und in der Freizeit mit Buch, Reisen und allem, was Familien nicht so leicht vergönnt ist?

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Hey, diese Gedanken, die du hast, hatte ich, habe ich, und werde ich wohl auch immer mal wieder haben. Besonders eben, was die weltliche Entwicklung und Lebensqualität angeht. Ich bin da ehrlich.
Allerdings liebe ich meine Sohn seit dem Zeitpunkt seiner Geburt mehr als mein Leben und auch bei seinem Bruder gehe ich davon aus, dass es so sein wird.
Sowas kann man aber erst fühlen, wenn man ein Kind bekommen hat. Und naja, ich habe irgendwie die romantische Hoffnung, dass ein Kind(er), für dass sich irgendeine Mama auf der Welt entschieden hat,das Klimaproblem, die Ressourcengewinnung und alle weltlichen Probleme durch finden einer neuen revolutionären Technik lösen wird.
Grüße

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zweifel sind doch völlig normal. ich habe im studium tausend mal gezweifelt, ob es das richtige ist, obwohl ich wusste, dass für mich keine alternative in frage kommt.
mir wird dann häufig bewusst, dass ich zweifel bekomme, wenn ich merke, dass etwas nicht perfekt wird/ werden kann. aber eine bessere option kenne ich nicht, also akzeptiere ich, dass nichts perfekt wird.

gerade in der heutigen zeit mit klimawandel, globalisierung, so viel leid und ungleichen chancen im leben wird es ein kind nicht einfach haben in der welt. aber das war schon immer so, es gab immer große globale probleme und die wird es auch geben.

ganz unabhängig davon - lass dich bitte nicht in einen kinderwunsch reinreden. du bist genauso eine vollwertige, tolle frau ohne kinder wie mit kindern. das sollte allein dein gefühl entscheiden. beziehe deinen partner mit ein. "das sind nicht genügend gründe gegen ein kind" finde ich eine echt heftige aussage und zeugt von sehr wenig empathie für dich. es sollte doch bitte starke gründe FÜR ein kind geben und nicht "zu wenige" dagegen. das würde ich ganz klar besprechen gemeinsam

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"Ein anderer Punkt, der mich zunehmend belastet ist die Vorstellung, Kinder in eine sowieso schon überbevölkerte Welt zu setzen, in der aufgrund von endlichen Ressourcen und steigendem Klima nicht klar ist, welche Lebensqualität sie in 50 Jahren noch zu bieten hat und auf der so viel Leid und Ungerechtigkeit herrscht."

Die Ausrede haben Leute, die einfach keine Kinder haben wollten, schon vor langer Zeit benutzt. In meiner Jugend war Waldsterben (saurer Regen), Atomkraft (erhöhte Krebsgefahr) oder auch die RAF (Fahndungsplakate an jeder Tankstelle) das Thema. Und was ist? Der Wald ist weiter in Gefahr, aber bei Atomkraftwerken wird gerade der Ausstieg geplant. Die Terroristen wechseln auch gerade die Gesinnung, wie sie lustig sind. Mord und Totschlag gab es auch schon immer.

Du weißt nicht, was in 50 Jahren ist. Ich bin fast so alt, bei meiner Geburt hat noch niemand an Smartphones gedacht bzw. welche gebaut. Damals hatte man gerade erst Mikroprozessoren entwickelt.

Ich will damit nur sagen, Kinder bekommt niemand, weil er meint, die hätten garantiert ein schönes und erfülltes Leben. Man bekommt Kinder immer aus egoistischen Gründen, eben weil man sie sich von ganzem Herzen wünscht. Du solltest das in den Vordergrund bei Deinen Überlegungen stellen und es ist absolut nichts falsch daran, keine Kinder haben zu wollen.

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Mit Mitte Zwanzig konnte ich mir noch überhaupt nicht vorstellen, mal Kinder zu haben, das kam in meinen Gedanken einfach noch nicht vor. Mit meinem jetzigen Mann war ich zusammen, seit ich 19 war, aber Kinder waren kein Thema bis ich Ende Zwanzig war und er Anfang Dreißig.

Zwischen 29 und 37 hab ich dann vier Wunschkinder bekommen. Und das war gut so. Früher hätte ich dafür überhaupt keinen Nerv gehabt. Ich vermute auch mein Mann wäre unter 30 kein so toller Vater gewesen, wie er es dann war und noch ist.

Ich würde halt einfach mal abwarten. Kein Kinderwunsch mit Mitte Zwanzig scheint mir recht normal.

Was die Welt betrifft... eine Glücksgarantie gab es noch nie. Und auch wenn man gerade ein paar mehr Sorgen hat als vielleicht vor 10 oder 20 Jahren...viel besser als jetzt wars in der Geschichte der Menschheit selten.

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Mitte 20, mit fertigem Studium und erstem Job, immer auf Sause, Parties etc.
da dachte ich so wie du.
Ich war auf jeden Fall sicher, dass ich zu diesem Zeitpunkt noch keine Kinder wollte.
ich wollte erstmal beruflich Fuß fassen und eben einfach mein junges Alter ausleben.
Mein Mann dachte genauso.

Wir haben nur immer gesagt, vielleicht irgendwann einmal...

Und du hast Recht, ich kenne auch viele Teilzeitkräfte, die leider in vielen Firmen behandelt werden wie Vollzeitkräfte und immer dagegen kämpfen müssen.
Viele sind wirklich völlig fertig und stehen ja immer unter Zeitdruck. Aber es hängt auch davon ab, ob sie sich abgrenzen oder nicht.

Und du hast auch Recht, dass es eigentlich sinnlos und auch verantwortungslos ist, ein Kind in diese Welt zu setzen. Wer weiß, wie es dann in 40, 50 Jahren leben muss, unter was für Bedingungen.

Aber nur weil ein Kinderwunsch im Vermehrungsinstinkt des Menschen liegt wie auch bei Tieren, geht es immer weiter, egal, was passiert, egal welche Bedingungen.
Eigentlich recht egoistisch von Eltern.

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Beim Thema Kinder sollte keiner Kompromisse eingehen müssen. Man würde es sich iwann gegenseitig aufs Butterbrot schmieren. Ich selber habe drei Kinder, verstehe aber auch jeden, der sagt, er will keine