Sorgen um meinen Mann...

Hallo miteinander,

ich erhoffe mir von meinem Text ehrliche Meinungen, die ich eventuell von meinem Umfeld nicht bekommen werde.

Mein Mann und ich sind beide Mitte 30,seit 15 Jahren ein Paar, seit 8 verheiratet, 3 Kinder, Eigenheim, beide sehr gute Jobs... Was will man mehr?

Leider ist mein Mann im Moment sehr unzufrieden/unglücklich, so dass ich Sorge habe, dass er in eine Depression abrutschen könnte. Ich hole mal ein bisschen aus:

Mein Mann hat nach dem Abitur und der Bundeswehr 2 Semester studiert und das Studium dann abgebrochen, es war einfach nicht seins. Am liebsten wäre er bei der Bundeswehr geblieben, das wurde ihm aber von meiner Schwiegermutter ausgeredet, da sofort ein Auslandseinsatz in Afghanistan gewunken hätte. Nach dem Studienabbruch hat er sehr erfolgreich eine Ausbildung gemacht, danach in diesem Fachbereich mit unheimlich viel Einsatz ein Abendstudium mit super Noten abgeschlossen. Er verdient sehr gut, aber so wirklich Freude macht ihm der Beruf nicht. Bisher war das in Ordnung, er macht seinen Job, kommt nach Hause, das Geld auf dem Konto passt, kann man mit leben.

Durch Corona geht es jedoch der Firma, bei der er angestellt ist, nicht gut, Kurzarbeit, Entlassungen stehen im Raum, etc. Finanziell ist das kein Problem, ich verdiene genug für uns beide. Aber mein Mann möchte arbeiten und hat sich jetzt anderweitig beworben, um bei Insolvenz der Firma "den Absprung" noch zu schaffen. Nur Absagen, da die gesamte Branche von Corona schwer getroffen ist, da hilft die beste Qualifikation nichts. Vorgestern hatte er zudem einen Einstellungstest in einer anderen Berufsbranche (die immer so ein bisschen sein Traum war, dort wollte er es jetzt doch mit Mitte 30 noch probieren), er hat es nicht geschafft.

Jetzt hinterfragt er alles. Seine Berufswahl, seinen Werdegang, einfach alles. So habe ich ihn noch nie gesehen. Er fragt sich, ob er in seinem Leben alles falsch gemacht hat. Soll es das gewesen sein, noch 30 Jahre in einem ungeliebten Job arbeiten? Wie kriege ich ihn aus diesem "Loch" wieder raus?

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Hey!

Dieser Text war sicher nur ein kleiner Ausschnitt eures Lebens, aber für mich klingt es gar nicht so ungewöhnlich, dass man, wenn sich der große Traum nicht erfüllt, weil man zu schlecht war, niedergeschlagen ist.

Gib ihm Zeit und sprich mit ihm. Du könntest ihm deine Sicht spiegeln.
Ggf. Kann ihm auch ein Coaching helfen, wenn er sich nun weiterentwickeln will

Liebe Grüße
Schoko

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Hey, das ist wirklich keine einfache Zeit und es geht vielen vielen Menschen aktuell so. Man kann nur hoffen, dass die Pandemie bald ein Ende hat und die Wirtschaft wieder Fahrt aufnimmt.

Dass man mal sein ganzes Leben infrage stellt und mal in ein tiefes Loch fällt, wenn man denkt, man hat nichts richtig gemacht und alles und jeder hat sich gegen einen verschworen.

Was du machen kannst: Lass ihr einfach mal und wenn er wirklich nicht rauskommt aus dem Loch, sag ihm, was er alles tolles im Leben erreicht hat, frag ihn, was er anders gemacht hätte und zeig ihm an Beispielen, welche negativen Konsequenzen das hätte haben können. Er hat ein Haus gebaut, die wundervolle Kinder geschenkt, Jahrzehnte lang einen tollen Job gemacht.... Bundeswehr und Afghanistan hätten ihn das Leben kosten können. Wenn er jetzt keinen neuen Job findet, dann ist das nicht seine Schuld. Die Nachfrage ist aktuell höher als das Angebot, aber das heißt ja nicht, dass er nicht nach Corona einen tollen neuen Job finden kann. Dass er arbeitslos wird, ist auch aktuell noch gar nicht gesagt, wenn ich das richtig verstehe. Er soll sich also um ungelegte Eier noch keine Gedanken machen. Fahrt mal weg oder gib ihm eine Aufgabe, bei der er sich beweisen kann. Ich denke am meisten schlägt ihm aufs Gemüt, dass du im Falle seiner Arbeitslosigkeit die Alleinverdienerin bist und er sich nicht als vollwertiger Partner und Vater fühlt, weil ER seine Familie nicht ernähren kann.

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Nur weil es jetzt grad nicht klappt, heißt es nicht, dass es nie mehr klappen wird. Nur halt jetzt nicht.
Bisher sieht es so aus als hätte dein Mann einen lückenlosen Werdegang.
Er ist es nicht gewohnt, dass es auch mal anders laufen kann. Das ist aber kein Grund den Kopf in den Sand zu stecken und sich zu fragen "war es das?"
Ich glaube so ziemlich jeder hat sich das schon mal gefragt, egal ob im Job, ob privat.
Logisch, dass er auch sein Leben hinterfragt, aber jetzt quasi zu sagen "wär Ich doch zur Bundeswehr" und alles wäre ok, bringt ihn nicht weiter.
Er ging einen anderen Weg, hat dich kennen gelernt und eine Familie gegründet. Das darf man nicht außer Acht lassen.
So ganz für die Katz war sein Leben dann wohl doch nicht.

Ich würde ihm mit obig Genanntem eine Kopfwäsche verpassen.
Dann sollte es eigentlich auch wieder gut sein. Krisen sind dazu da um sie zu bewältigen. Seine persönliche Krise ist mit seinem Background (dir) weit angenehmer, als mit nichts und niemanden im Hintergrund.
Klar soll er wieder einen Job finden, wenn der alte wackelt, aber er hat Zeit,die andere nicht haben.

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Also erstmal zur Bundeswehr. Kann er froh sein nicht nach Afganistan gegangen zu sein. Ich habe einen Kollegen der dort war und der unter Posttraumatischer Belastungsstörung leidet seit dem und keinen Vollzeitjob machen kann.

Zu den Bewerbungen. Jetzt ist halt absolut kein guter Zeitpunkt. Sehe ich auch bei einer anderen Kollegin, die eigentlich schon seit Anfang des Jahres was sucht. Dann kam Corona und sie meine neulich, dass kaum Stellen ausgeschrieben sind und sich die Firmen halt aktuell schwer tun mit Neueinstellungen, wenn man nicht weiß was wird.
Ermutige ihn es einfach weiter zu versuchen. Vielleicht sieht es nächstes Jahr wieder besser aus und er findet dann eine neue Stelle.

Für einen Mann ist der Job schon recht wichtig denke ich, was die Bestätigung und Zufriedenheit im Leben angeht. Bei viele Frauen ist es halt die Familie/Kinder.
Vielleicht rutscht er auch gerade in so eine Midlife-Crisis. Wie du schon schreibst, sind alle wichtigen Punkte im Leben abgehakt (Ehepartner, Kinder, Haus...) und man fragt sich ob es das jetzt gewesen sein soll. Ist denke ich auch ein Stück normal.

Ich würde es nicht per se als schlecht ansehen, wenn er sich hinterfragt. Das kann ja auch der Beginn für etwas Neues sein. Er hat doch mit Mitte 30 ein gutes Alter um sich ggf. nochmal neu zu orientieren.

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Meinem Mann ging es nach seinem Studium ähnlich. Er hätte gutes Geld verdienen können, hätte dafür aber Jobs machen müssen, die ihn auf Dauer extrem unglücklich gemacht hätten. Zunächst hat er für unsere zwei Kinder die Elternzeit übernommen, was ihn ausfüllte, danach suchte er weiter Jobs. Er war sehr niedergeschlagen und er merkte, wie er immer depressiver wurde, da haben wir uns zusammen gesetzt und geredet, wie es ihm in Zukunft besser gehen könnte. Er kannte sich da bereits mit Depressionen aus, daher hat er sich mir anvertraut, bevor es endgültig durchbricht. Schließlich habe ich ihm vorgeschlagen noch eine Ausbildung zu machen. Er war davon wenig begeistert, jedoch hat er dann mal rumgesucht und wurde fündig. Es war zwar nicht seine Traumausbildung, jedoch bereut er es heutzutage absolut nicht. Er hat eine prima Arbeitsstelle, weil das Arbeitsklima stimmt und er einen Job wählte, der stets händeringend gesucht wird. Seine Arbeit macht ihm Spaß, wobei die Ausbildung nicht immer schön war. Er hatte jedoch das Ziel im Blick und sich durchgebissen. Er war da übrigens bereits Ende 30 und saß mit 16jährigen in der Schule, dabei war er nicht der älteste.
Vielleicht hilft es deinem Mann doch noch eine Ausbildung zu machen oder eine Zusatzqualifikation, die ihm seinen Traumberuf näher bringt. Was begeistert ihn bei der Bundeswehr? Vielleicht gibt es diesen begeisterungswürdigen Punkt auch anderswo? Private Sicherheitsfirmen sind vielleicht was für ihn? Posten als Trainer für eine Sportart? Weiß ja nicht, was so sein Ding ist :) Vielleicht erfüllt es ihn auch etwas ehrenamtliches zu übernehmen?

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Private Sicherheitsfirmen zahlen nicht sehr gut und es gibt leider sehr viele darunter, die wirklich ein Sammelbecken von gescheiterten Existenzen sind.
Hier eine gute und seriöse Firma zu finden, ist nicht einfach.
LG Moni

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Er engagiert sich in der Freizeit ehrenamtlich als Jugendfußballtrainer 😉

Beruflich möchte er sich nun bei der Polizei bewerben, hatte aber Probleme beim Sporttest (dieser wurde aufgrund Corona und zahlreicher Bewerber verschärft), war dort eben einer der ältesten beim Test und hat erst vor einer Woche den Termin bekommen. Da war die Vorbereitungszeit einfach recht kurz. Eine weitere Ausbildung vorab hilft ihm da nicht.

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Frage 1: Wie sehr lässt er sich noch immer von seiner Mutter beeinflussen? Dsvon sollte er weg sein.
Frage 2: Möchte er evtl.wieder zur Bundeswehr zurück, hat er sich dort wohlgefühlt?
Wenn er eine gute Ausbildung hat, hat er als Wiedereinsteller durchaus Chancen.
Frage 3: Würdest Du hinter ihm stehen?

Es ist beim Bund ganz sicher nicht alles Gold, was glänzt, aber das ist es heute nirgendwo mehr. Ich weiß ja nicht, welche Branche er gerade favorisiert, aber beim Bund gibt es sehr breitbandige Einsatzmöglichkeiten für Fachpersonal......und Bw ist nicht nur Afghanistan! Soll er doch einfach mal einen Beratungstermin ausmachen.....bevor er nur vor sich hinbrütet?!
LG Moni

https://www.bundeswehrkarriere.de/bw/beratungsstellenfinder

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Seine Mutter hatte damals viel Einfluss, aber da wohnte er noch zu Hause. Wir haben guten Kontakt zu ihr und sie hat mit der jetzigen Situation nichts zu tun. Sie hat sich (verständlicher Weise) um ihren Sohn gesorgt und da viel auf ihn eingeredet, lieber mit seinem guten Abitur zu studieren.

Zur Bundeswehr möchte er auf keinen Fall zurück, das war halt vor 15 Jahren sein Ding.

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Okay, war nur so eine Idee, weil es derzeit etliche Männer gibt, die zwischen 30 und 40 wieder zum Bund gehen. Spezialisten sind gefragt - und schlecht bezahlt wird ja auch nicht.

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Gerade wenn er in seinem Beruf nicht 100% glücklich ist, kann ich seine Gedanken gerade verstehen. Es findet ein Umbruch statt und da überlegt man halt ob man nicht doch noch mal was anderes machen los. Ist halt eine Möglichkeit.

Ich selber habe am Montag meine Kündigung erhalten, einen Monat nach Beendigung meiner Elternzeit. Jetzt bin ich am überlegen was ich mache. Noch mal eine Ausbildung oder in den nicht Job zurück den ich nicht 100% mag.

Ich würde ihn seine Gedanken noch lassen und einfach versuchen ihn zu unterstützen. Gerade wenn ihr die Möglichkeit habt das er noch mal was ganz neues machen könnte.

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Bewerbungen sind wie Lotto spielen.
Das liegt echt in fremder Hand. Manchmal gefällt dem Personaler der Font nicht, in dem die Bewerbung geschrieben ist.

Und im Moment ... du weißt es selbst.

Ermutige ihn, und nach EINEM verfehlten Test, da muss doch noch was drin sein.

Lass ihn drüber nachdenken, worauf er Lust hat! Es ist für ihn doch alles drin, wenn ihr das Glück habt, dass du für ihn mitverdienen kannst.
Er könnte sogar noch mal zur "Schule" gehen.

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Eigentlich ist doch die Situation jetzt für ihn eine Chance, sein Leben ein bisschen auf den Kopf zu stellen ;-). Mach ihm Mut.

Und man kann in jedem Alter einen neuen Beruf anfangen.
Im ersten Anlauf klappt es im übrigens bei vielen nicht mit der klassischen Polizeiausbildung- aber evtl. gibt es Alternativen.
Es gibt auch bei der Polizei Quereinsteiger - hat er sich da informiert?
Hat er schon mal über eine Bewerbung beim Zoll nachgedacht?
Möglicherweise wäre es auch eine Chance ein Studium in dem Bereich zu beginnen:Studium Sicherheitsmanagement.