Mann ist ständig unzufrieden

Hallo liebe Forengemeinde,

ich bin so ratlos... vielleicht muss ich mir das Ganze einfach mal von der Seele schreiben.
Mein Mann ist seit einigen Jahren quasi dauer-unzufrieden. Und ich bin inzwischen so genervt und wenn er dann anfängt sich zu beschweren, er habe es so schwer/ andere und ich so viel leichter, werde ich inzwischen wütend und habe das Gefühl ich müsste wegrennen.

Was ich sehe ist, dass er viel zu viel arbeitet. Und das kann/ will er nicht ändern. Er hat da einen Plan und der MUSS auf Biegen und Brechen umgesetzt werden. Deswegen hat er für ganz viele Dinge keine Energie, keine Lust mehr (also alles was im Familienalltag anfällt).
Mein Mann hatte eine heftige depressive Phase vor 3 Jahren, die erst Anfang diesen Jahres richtig abklang. Diese Phase war für mich sehr anstrengend, bei ihm äußerte sich die Depression in verbal-aggressivem Verhalten, es richtete sich ganz viel Wut auf mich.
In dieser Zeit habe ich emotional eine sehr große Mauer um mich aufgebaut um diese durchstehen zu können.
Im Frühjahr diesen Jahres dachte ich, jetzt wird alles wieder gut. Ich sehe auch, dass mein Mann an seinem Verhalten versucht zu arbeiten. Auch wenn er immer wieder betont wie wichtig ich ihm bin, bin ich dieses Schwermütige langsam so leid. Es fängt schon wieder an mit der Unzufriedenheit... Ständig passt was nicht oder er ist müde/ ko. Er kann sich nicht über einen Regenbogen freuen, nicht über eine gute Nachricht. Geschieht etwas positives, reagiert er oft so, als sei dies für ihn grade mal das mindestes was ihm zustünde.

Ich merke an mir selbst, dass ich bei seiner Stimmungsänderung in schwermütig mich innerlich verkrieche und selbst aggressiv werde. Ich erzähle nicht mehr groß von mir, ich bin es leid mir anzuhören, dass ich es ja so viel leichter hätte als er und er es so schwer. Und andere haben es überhaupt viel besser.
Ich war früher nicht so. Ich habe immer gerne zugehört und versucht zu helfen. Aber jetzt bin ich ihm gegenüber verschlossen und zeitgleich habe ich ein Bauchgefühl, das zwischen Unwohlsein und Angst sich befindet...

Gibt es einen Ausweg?

1

Genauso war mein Ex-Mann. Er hatte auch Depression. Was du beschreibst , sehe ich eigentlich als typische Depressions-Symptome. Bei ihm war das so, dass er erst jahrelang herumnörgelte, ständig unzufrieden war, aber eigentlich trotzdem nichts ändern wollte. Z.B. war er mit seiner Arbeitssituation unzufrieden, aber irgendwie kam er nie zu einer konstruktiven Lösung. Denn eigentlich sollte er schon in dem Beruf arbeiten und wenn er hätte den Arbeitsplatz wechseln wollen, hätte er das leicht tun können. Statt dessen nörgelte er immer wieder über die Situation. Er ging dann nach Jahren endlich zum Arzt, bekam ein Antidepressivum, was auch gut half.

Dann hat er mehrmals versucht es wieder abzusetzen, und man hat sofort gemerkt, dass er total komisch drauf war. Therapi fand er dann auch nicht mehr notwenig und fing statt dessen an zu trinken. Da hab ich mich dann scheiden lassen.

Ich würde dir raten zu schauen, ob er bereit ist , daran zu arbeiten, etwas zu verändern. Wenn nicht, dann ist eine Trennung normalerweise die beste Lösung. Das hält man auf Dauer nicht aus mit jemanden, der so negativ ist.

3

Hallo Tia64,

vielen Dank für Deinen Beitrag.
Er arbeitet an sich mit Therapie, schon länger. Aber er hat die Tabletten seit längerem abgesetzt, dann hat er es länger so geschafft, sich auf dem nicht so schlechten Niveau zu halten aber jetzt beginnt der Abstieg wieder.
Offensichtlich merkt weder er noch der Therapeut, dass man wieder gegensteuern sollte. Habe auch schon gefragt ob er nicht meint er müsse was tun aber er meint nicht.

Hast Du Dich mit Kindern getrennt?
Und wie ist das wenn Dein Ex die Kinder hat und so schlecht drauf ist? Die Kinder haben mich schon mehrfach gefragt warum der Papa ständig so schlecht gelaunt ist und so oft mit ihnen schimpft... Ist das an einem Umgangswochenende dann nicht so?

6

Ja, das hört sich ähnlich an wie bei meinem Ex. Es hört sich ein bisschen an wie ein bisschen machen, aber nicht wirklich die Probleme angehen. Allerdings geht dein Mann ja in Therapie. Aber ich frage mich, ob er da vielleicht den Eindruck gibt, das alles in Ordnung ist. Ich glaube, das ist nicht ungewöhnlich, dass Leute, die so "negativ" sind, das tun.

Ja, das ist gerade das Problem wenn man sich trennt und man dem Partner die Kinder nicht richtig anvertrauen will. Ich hab drei Kinder. Für den Ältesten war es kein Problem, der war 16 und hatte dauernd Konflikte mit meinem Ex (der sein Stiefvater ist). Der wohnte dann nur bei mir. Aber die anderen beiden waren 10 und 8, und wir wohnen in Schweden , wo man grundsätzlich das Wechselmodell hat. Also jede zweite Woche beim Vater.

Nun war mein Ex (wie die meisten schwedischen Väter) von Anfang an aktiv mit den Kindern beschäftigt - wenn auch weniger als ich, aber er war doch verlässlich was die Kinder anging. Was mir Sorge gemacht hat, war eher sein Alkoholkonsum. Aber was man auf der Arbeit nicht merkt - er arbeitet als Lehrer in der Mittelstufe - kann nicht wirklich extrem sein. Ich hab manchmal schon etwas Sorge gehabt, aber da muss man schon sehr schwere und konkrete Beweise haben um da den Vater auszuschliessen. Und ob das wirklich das Beste ist, ist auch nicht sicher. Aber wir wohnten nur 2 Kilometer auseinander, daher konnten die Kinder ja leicht zu mir kommen, falls irgendwas wäre.

Sicher, er war nicht gerade ausgeglichen und er war immer ein bisschen "düster", aber ich glaube ihm war völlig klar, dass die Kinder nicht zu ihm gehen würden, falls er sich wirklich daneben benimmt. Andererseits hat wohl vor allem mein Sohn nicht alles erzählt. Kinder sind natürlich da auch loyal. Tochter ist dann mit 16 nicht mehr zu ihm gegangen - sie hoffte er hört dann auf zu trinken. Was er nicht tat. Sohn ging trotzdem, teilweise wohl auch aus Mitleid. Und inzwischen ist mein Ältester zu seinem Stiefvater gezogen, weil er gerade keine eigene Wohnung hatte und weil er ihm die Dinge von damals doch nicht nachträgt.

Jetzt wird es wieder zu lang, aber es ist ein komplexes Bild. Ich hab halt einen so guten Kontakt gehalten wie möglich, der Kinder wegen. Wir haben eigentlich einen ziemlich freundlichen Umgang, so weit es sich halt ergibt. Ich fand drei Jahre nach der Trennung einen neuen Partner und mein Ex hat sogar einige Male Weihnachten mit uns gefeiert. Zu deiner Frage - das Problem war nicht wirklich die Zeit, die sie dort verbrachten, sonder halt insgesamt, dass sie es mitkriegten, dass es ihm nicht so gut geht. Und auch die negative Stimmung. Meine Tochter (inzwischen 24) meinte neulich ihr Vater sei wie eine schwarze Gewitterwolke, und seine Eltern auch. Sie war Weihnachten bei ihnen und hatte versucht, die Stimmung zu verbessern, worüber sich die Oma auch gefreut hatte, aber es war doch sehr anstrengend. Und so ist das ja. D.h. es ist eine Belastung für die Kinder. Wenn der Vater wirklich dauernd meckert, dann muss er damit rechnen, dass die Kinder nicht mehr zu ihm wollen. Natürlich kommt es auch aufs Alter an.

2

Hallo

Du schreibst nichts von einer prof. Begleitung für ihn während den depressiven Phasen. Schau: Menschen, die an Details hängen bleiben und ihren Weg als den einzig möglichen sehen, sind gemäß meiner Observation die typischen Kandidaten für Burnout. Sie sind - gelinde gesagt - nicht mehr nett zur eigenen Familie, weil sie sich so viel aufbürden und gleichzeitig denken, dass ihr Weg der ultimativ perfekte sei..
Er muss Einsicht zeigen, sich im Alltag fundamental und nachhaltig ändern zu wollen. Sonst klappt das nie.. am besten mit therapeutischer Begleitung. Ohne, glaube ich, wird sein Körper scheitern und eure Partnerschaft auch.

Alles Gute.

4

Danke für Deinen Beitrag, phonics.
Doch er ist in professioneller Therapie.
Bei ihm dreht sich alles um ihn. Das laugt mich langsam auch aus... und ich bin ein Energiebündel...:-(

5

Hallo,
Ob es eine Depression ist oder nicht kann ich nicht genau sagen.
Aber was ich dir raten kann : sage ihm klipp und klar das er für sich selber verantwortlich ist. Entweder er ändert etwas an seiner ach so schweren Situation, oder er hört auf zu meckern und lässt dich gefälligst in Ruhe damit!!
Jeder Mensch ist seines Glückes Schmied 😉😉

Mein Mann hatte vor kurzem ja sooo starke Schmerzen im Knie. Hat mir tagelang die Ohren vollgeheult wie weh das tut und er könnte unseren kurzen nicht tragen usw.
Er wollte dann die Tage joggen gehen. Hab dann gesagt ; entweder du bleibst zu Hause und schonst dein Knie, oder aber du gehst joggen, hälst aber die Klappe und ich höre nie wieder das Wort Knie 😂😂

Ist natürlich nicht ganz das gleiche, aber so in der Art :)

Alles gute dir :)

7

Du hast dein Leben selbst in der Hand, sowie er seines. Du bist nicht sein Seelenmülleimer.
Wenn er meint er muss seinen Arbeitsplan durchziehen und dabei vor die Hunde geht, dann ist das sein Problem.
Wieviele Jahre waren es nochmal in denen du das schon mitmachst ohne Erfolg?
Wenn er sich selbst schaden will muss man das akzeptieren. Du musst aber nicht akzeptieren, dass er dir und der Familie damit schadet.
Du kannst entscheiden ob du das weiter so möchtest oder nicht.
Wenn er schon Jahre so ist, glaub ich ehrlich gesagt nicht, dass er eine 180 Grad Drehung schafft. Er will es ja nicht mal und die Einsicht fehlt.

8

Ja da hast Du wohl recht...
Es gab immer Phasen, die besser waren, aber ehrlicherweise bin ich inzwischen oft froh, wenn er viel arbeitet. #aerger
Manchmal fühle ich mich schuldig, frage mich, ob ich als Partner in guten wie in schlechten Zeiten nicht mehr da sein müsste. Aber ich habe so eine Wut und bin zerrissen zwischen Wut, genervt, Mitleid und Gleichgültigkeit...
Und dann liest man über Depression immer, die Menschen können nichts dafür und man müsse Verständnis haben.

9

Verständnis bis zu einem gewissen Grad ja, aber alles kann man damit auch nicht entschuldigen. Auch du hast eine Belastungsgrenze. Aus Mitleid eine Beziehung führen geht nicht gut, da gehst du unter.
Es geht ihm nicht gut und er setzt seine Tabletten ab. Das deutet absolut nicht darauf hin, dass er seine Baustellen erkennt.
Anders wäre es, wenn er alles daran setzt sein Leben umzukrempeln um einen Ausweg aus dem Dilemma zu finden. Dann wäre es verständlich bei ihm zu bleiben, ihm beizustehen und ihm zu helfen.
Nur wie soll man jemanden helfen, der es nicht zulässt? Der sein Problem nicht sieht?

Du bist schon soweit, dass du froh bist, wenn er nicht da ist.
Du hast schon einiges auf dich genommen und als sein Blitzableiter geduldig funktioniert. Das ist sehr belastend, wenn man als nichts anders mehr gesehen wird.
Schuldgefühle musst du absolut keine haben.
Mein Mann und meine Freunde können von mir alles haben, aber wenn ich jahrelang gegen eine Wand rede, dann resigniere ich irgendwann. Man läuft wie ein Hamster im Rad und kommt keinen Zentimeter weiter.
Da geb ich auf, weil es zwecklos ist.

weitere Kommentare laden
11

Hallo liebe resigniert,

meines Wissens sind bei Therapie auch immer Paartermine möglich (mit der KK durch Therapeuten abrechenbar). Ein moderiertes Gespräch durch den*die Therapeuten*in könnte Euch vielleicht helfen. Die von Dir beschriebenen Verhaltensänderungen bei Dir selbst klingen auch schon ziemlich weitgehend, vielleicht hilft Dir eine Beratungsstelle. Gerade Eltern können auch (einzeln) Lebens- und Paarberatung in Erziehungsberatungsstellen in Anspruch nehmen. Du kannst Dir sicher sein, dass man dort schon andere Frauen und Männer beraten hat, deren Partner psychisch erkrankt waren. Die meisten holen sich leider zu spät Hilfe... LG 🤗🤗