Verlustangst und unterschiedliche Vorstellungen von Beziehung

Ich habe leider schon mein Leben lang Probleme mit Beziehungen. Ich komme immer mehr drauf, was mein eigentliches Problem ist. Ich habe sehr starke verlustangst in Verbindung mit passiver bindungsangst. Dadurch suche ich mir stets Männer, die nicht wirklich verfügbar sind auf unterschiedliche Weise. Seit ein paar Jahren habe ich eine Beziehung, in der ich massive verlustangst habe. Mein Partner ist selten zu Hause und grenzt sich auch sonst extrem ab. Im Grunde bin ich sehr oft unglücklich.
Wenn ich mich trenne, komme ich doch wieder in das gleiche Muster. Psychotherapie habe ich schon gemacht und bin auch aktuell mit einer anderen art von Therapie am thema.
Doch frage ich mich, ob ich mich trennen sollte, um nicht mehr dauernd unter dieser heftigen verlustangst zu leiden oder ob ich da durch muss, bis ich das Thema in mir selbst geheilt habe?
Tatsache ist, dass mein Partner mich durch das, wie er ist, triggert.
Dazu kommt, dass wir unterschiedliche Vorstellungen von Beziehungen haben. Ich möchte meinen Partner oft sehen und seine Nummer 1 sein. Mein Partner denkt immer zuerst an sich und sein Leben und kann auch gut ohne unsere gemeinsame Zeit leben. Er braucht einfach viel weniger davon, genießt es aber auch sehr, wenn wir dann zusammen sind.
Unterschiedliche Vorstellungen verlangen nach Kompromissen. Kann man damit wirklich glücklich werden? Ich habe das Gefühl, ich bin sehr oft gestresst wegen meiner Beziehungen, und das schon seit vielen Jahren.

Welche Erfahrungen habt ihr gemacht? Kommt man da raus? Trennung und alleine da durch gehen? Zusammen bleiben und aushalten lernen?
Männer, die mir das geben würden, was ich brauche (viel Zeit und Zuneigung), finde ich leider bis dato sehr uninteressant. Natürlich ist es ein Teil des Musters, das ist mir klar. Aber wie komme ich da raus?

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Liebt dein Partner dich?

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Es steht wahrscheinlich außer Frage, dass Du das Thema in Dir heilen musst. Wenn Du mit Dir im Reinen bist, siehst und fühlst Du womöglich, dass diese Beziehung nicht erfüllend für Dich ist.

Du brauchst wahrscheinlich Zeit für Dich, Dich noch besser kennenzulernen und in eine Richtung zu gehen, wo Du glücklich mit Dir und Dein Leben sein kannst.

Wenn grundsätzlich in der Richtung Beziehung nichts zu machen ist und Du wiederholt in nicht gesunden Beziehungen landest, wäre überlegenswert Deinen Fokus von Beziehungen in andere Bereiche des Lebens zu legen, wo Du eher Erfüllung findest und den Beziehungsbereich nur noch minimalen Bedeutung zu schenken (wie Dein Freund es macht).

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Ich finde es toll, dass Du das Thema therapeutisch angehst, damit es Dir besser geht ...

... nur wird am Ende dieser Reise ja nicht eine 180-Grad-Drehung Deines Charakters und damit absolute Veränderung Deiner Bedürfnisse in einer Beziehung stehen ...

... das eine sind nämlich Deine Verlustängste, die es wirklich zu bearbeiten gilt, weil es Dich belastet und Dir gefühlt das Leben schwer macht ...

... aber das andere sind eben Deine Grundbedürfnisse nach Nähe und Deine Ansprüche und Wünsche an den Partner, z. B. viel Zeit miteinander zu verbringen und sich gegenseitig in den Mittelpunkt des gemeinsamen Universums zu rücken ...

... und das hat alles ja erst mal nichts mit Verlustängsten zu tun ... sondern so bist Du und so sind ganz viele andere Menschen auch ... und im besten Fall finden sich solche Menschen dann.

Ich bin einfach der Meinung, dass es bei Dir und Deinem jetzigen Partner einfach grundsätzlich nicht passt ... und zwar völlig losgelöst von Deinem Problem-Thema Verlustängste ...

... und gerade die Themen Nähe und Distanz und die damit einhergehenden Bedürfnisse und Ansprüche in und an Beziehungen taugen auch nicht für Kompromisse ... das sind grundsätzlich Charaktereigenschaften und Grundsätze (wenn man so will), wie man Beziehung gestalten möchte ... und da sollte sich niemand verbiegen oder verbiegen lassen müssen.

Ich denke, dass Du in Ruhe Dein Thema therapeutisch bearbeiten solltest ... und vor allem ohne einen Partner, der Dich triggert. Es ist übrigens auch nicht ganz fair, an ihm festzuhalten ... er dürfte (wenn er ein wenig empathisch ist) ständig ein schlechtes Gewissen haben, weil er nicht so ist, wie Du grundsätzlich einen Partner brauchst und dass es Dir mit ihm schlecht geht ... obwohl er Dir ja an sich nichts tut ... er passt einfach nur nicht zu Dir.

Und wenn Du das Thema bearbeitest hast und Dich stabil fühlst, dann wirfst Du Dich wieder auf den Markt ... und ich bin mir sicher ... es kommt der Partner, der zu Dir passt ... zu Deinen Bedürfnissen und Wünschen ... und viel Nähe ... eine ganz normale Nähe, die nicht mehr von Verlustängsten gesteuert wird.