Emotionale Affäre verzeihen

Was ist denn eine emotionale Affäre? Ich kann mir da jetzt nix Konkretes vorstellen
LG

Meinst du mit emotional, dass es nicht nur um Sex ging sondern auch Gefühle im Spiel waren? Ich glaube nicht, dass ich da mit dem Partner noch zusammen sein möchte.

Eine Freundin von mir wurde auf diese Weise "betrogen", daher ist das Thema bei mir grad aktuell.

Ich finde eine emotionale Affäre vermutlich schlimmer und schwerer verzeihbar als eine normale, bei der es nur um Körperlichkeiten geht/ging. "Vermutlich" weil ich noch nie in der Situation war, daher ist sowas immer schwer zu sagen. Allgemein kommt es da mit Sicherheit auch darauf an, wie ich davon erfahre, wie lang es ging, was kommuniziert wurde (ganz schlimm finde ich, wenn über den aktuellen Partner ständig hergezogen wird oder Intimitäten weitererzählt werden) und natürlich auch, wie die Beziehung allgemein läuft und ob es das erste Mal passiert ist.

Wenn ich vom "besten" Fall ausgehe, also die Beziehung sonst gut läuft und man schon lange zusammen ist würde ich sicher versuchen zu verzeihen, insofern auch mein Partner sein Bestes gibt und sich nicht querstellt, sollte es um bestimmte Sachen wie Paartherapie etc. gehen.

Eine emotionale Affäre geht weitaus tiefer als wenn es nur um Sex ging. Ich hatte selbst mal eine solche Affäre zu einem vergebenen Mann, als ich selbst vergeben war, es hatten sich über gemeinsames Hobby und viel Austausch Gefühle auf beiden Seiten entwickelt. Aus der Erfahrung kann ich nur sagen: Bei uns geht das jetzt mit Unterbrechungen schon seit 4 Jahren m ich bin inzwischen schon lang getrennt, er nicht. Seine Frau ist paar mal draufgekommen, er bricht dann jedesmal den Kontakt ab und versucht dann wieder, sich auf seine Beziehung zu konzentrieren, aber nach einigen Wochen oder Monaten steht er wieder auf der Matte und sagt, er kann ohne den Kontakt zu mir nicht existieren ("Freundschaft" nennen wir es, aber wir wissen beide, dass es Gefühle sind, die er für seine Frau nicht mehr aktivieren kann, so sehr er es auch immer wieder versucht). Wir können nicht mit- und nicht ohne einander. Aber es läuft nix. Bei seiner Frau wird er aber nie wieder ankommen und ich nie wieder bei einem anderen Mann, das haben wir beide inzwischen verstanden.

Von daher, wenn es wirklich tief geht/ging, ist diese Person für immer eine Gefahr für die Beziehung, sofern man sich nur aus Vernunft trennt von ihr. Bei jeder Krise, jedem Streit, besteht Rückfallgefahr. Ein ewiges Vermissen des verlorenen "Seelenpartners" (so fühlt es sich an) begleitet einen, wenn man es beenden musste. Dem hat man emotional nach Jahren in einer eingeschlafenen Beziehung nicht wirklich viel entgegenzusetzen. Ob man einen Mann will, der dann nur aus Pflichtgefühl, Verantwortung und schlechtem Gewissen bleibt, oder aus Sicherheitsgründen, muss jeder selbst entscheiden.

Ich könnte es je nach Ursache verzeihen. Lag bei der Beziehung was im Argen, hat man sich auseinander gelegt, gab es viel Streit, gab es nicht genug gegenseitige Aufmerksamkeit, dann könnte ich es verzeihen, denn dann wäre es für mich wie ein Warnschuss, dass man wieder an der eigenen Beziehung arbeiten muss,

Hat er es einfach Just for fun gemacht, aus Langeweile oder um sich Bestätigung zu holen, dann eher nicht

Ich finde in einer Beziehung die emotionale Verbundenheit der beiden Partner mitunter viel wichtiger als Sex.
Diese Verbundenheit ist es doch, was ein Paar tatsächlich ausmacht und was am Ende des Tages bleibt.
Freilich ist die körperliche Nähe/ Sex wichtig- aber die Vertrautheit, das Gefühl, die Loyalität, die emotionale Verbundenheit der Partner: DAS ist für mich das Entscheidende.

Wenn mein Mann für lange Zeit diese emotionale Vertrautheit, diese Gefühle, diese Sehnsüchte- kurz: diese Verbundenheit, mit einer anderen Frau geteilt hätte und ich unwissend darüber gewesen wäre, hätte ich ihm das nicht verzeihen können- denn er hätte ( meines Erachtens nach) alles verraten, was uns verbindet, alles verraten, was das „Wir“ ausmacht.
Dann wäre mir der bloße Sex ohne Gefühl lieber gewesen.
Oder er hätte ehrlich zu mir sein sollen und mir davon berichten. Dann hätte man an Defiziten arbeiten können.

Aber so könnte ich nie mehr vertrauen und wüsste, dass mein Partner grundlegende, mir wichtige Dinge, anders sieht als ich- und damit könnte ich nicht leben.
Das ist aber nur meine persönliche Einzelmeinung.
Ich wünsche Dir, dass Du damit umgehen kannst und das anders siehst, als ich🍀

Was heißt denn "verzeihen"? Ich glaube nicht, dass man mit Absicht in solche Geschichten gerät. Oftmals sind sie ja auch Symptom einer Kernbeziehung in der Nähe fehlt oder sonst etwas im Argen liegt.
Ich bin in einer lieblosen Ehe in eine emotionale Affäre geschlittert und kann rückblickend sagen:
Es war kein Zeitpunkt greifbar, an dem ich hätte sagen können: So, nun müsste ich das beichten. Es "passiert" ja nichts, es ist ja eher so, dass die andere Person immer vertrauter wird und zumindest ich war so ausgehungert nach Nähe, danach, dass mich jemand "sieht", dass ich mir das selbst lange als "Freundschaft" verkauft habe. Und auch eückblickend stelle ich mir die Frage: Wo genau verläuft eigentlich die Grenze zwischen tiefer Freundschaft und emotionaler Affäre? Wie exklusiv muss Partnerschaft sein, damit sie funktioniert? Irgendwie habe ich nach wie vor das Gefühl, meinem Partner nichts weggenommen zu haben. Das, was mir die "emotionale Affäre" gegeben hat, wollte mein Mann mir eh nicht geben.

Insofern: Wer hat hier denn wem was zu verzeihen?

Würde mir heute so etwas passieren oder meinem Partner würde ich mit den vier Mantras einer guten Beziehung in ein ernsthaftes Gespräch gehen, die Thich Nath Hanh mal formuliert hat:
Liebling, ich bin hier für dich.
Liebling, ich sehe dich.
Liebling, ich sehe, dass du leidest, wie kann ich dir helfen?
Liebling, ich leide, hilf mir bitte.

Verurteilungen, Wertungen... ich glaube, die führen in einer solchen Situation nicht weiter.

Ist eine Freundschaft nicht auch emotional?

Es ist sehr schwierig...ich selber bin auch in so eine Art "emotionale Affäre" hereingeschlittert, die ich allerdings öffentlich als "Freundschaft" deklariere (aber innerlich weiß, dass sich meine Gefühle ihm gegenüber definitiv von den Gefühlen, die ich gegenüber anderen Freunden habe, unterscheiden). Um uns, bzw. um unsere Ehen zu schützen, haben wir das Ganze öffentlich gemacht und unsere Partner wissen um unseren Kontakt und mittlerweile treffen wir uns auch öfter zu viert. Eine emotionale Affäre lebt ebenso wie körperliches Fremdgehen von der Heimlichkeit und anfangs war das Risiko, dass wir in eine "echte" Affäre schlittern sehr präsent. Mittlerweile sind unsere Themen zwar persönlich, aber unverfänglich und die Nachrichten, die wir uns schreiben überschreiten die Grenzen der Freundschaft nicht. Es ist allerdings immer noch so, dass ich ihn sehr vermisse, wenn ich ihn mal länger nicht sehe/höre und eine so tiefe emotionale Verbundenheit spüre, die für mich einzigartig ist.
Ich habe mit meinem Mann viel darüber gesprochen und für ihn ist der Gedanke, dass da ein anderer Mann ist (den er sogar kennt) natürlich furchtbar. Denn auch wenn ich mich sehr bemühe die Gefühle für den anderen unter Kontrolle zu bekommen, ist es überhaupt nicht einfach.

Wie war es denn bei deinem Mann? War die Frau "real" oder eine Online-Bekanntschaft? Ich persönlich könnte eine Online Bekanntschaft eher verzeihen, weil ich weiß, dass diese durch die gegebene Anonymität zwar schnell tiefgründig wird, aber meistens auch irgendwann wieder weniger wird...

Wichtig ist, meiner Meinung nach, dass du mit deinem Mann in Kontakt bleibst, ihn von deinen Sorgen und Ängsten erzählst, denn wenn er eurer Ehe noch eine Chance gegeben hat, bin ich mir ziemlich sicher, dass er dich nie verletzen wollte/will, sondern einfach nur nicht aus seiner Haut konnte. Nur wenn er weiß, welche Ängste und Sorgen du hast, kann er sich entsprechend verhalten.
Viele liebe Grüße!