Was ist los mit mir?

Ich bin seit ca. nem Jahr mit einem sehr netten Mann zusammen, den ich sehr mag. Wir führen eine Wochenendbeziehung, da wir beide, Ü40, in verschiedenen Städten (ca. 100km Distanz) verwurzelt sind und Kinder aus Exbeziehungen haben. Unsere Kinder haben wir bisher außen vor gehalten, was geht, weil sie jeweils unter der Woche bei uns und an den Wochenenden bei den Expartnern sind.
Ich hatte in meiner Ehe schon Probleme mit dem Zusammebleben. Ich brauche einfach viel Zeit für mich alleine bzw. die permanente Anwesenheit eines Partners, den ich liebe, stresst mich, weil ich meine Bedürfnisse vergesse und all meine Kraft in ein harmonisches Zusammensein stecke. Zeitgleich bin ich, ohne Rückzugsmöglichkeiten, sehr dünn besaitet, heißt selbst flapsige Bemerkungen über Belanglosigkeiten (wie hängst du denn Handtücher auf) treffen mich bis ins Mark und ich vin dann total verunsichert und habe Angst, der andere könnte mich nicht mehr lieb haben wegen so nem Kleinkram. Ich brauche dann Rückzugsräume, um mich wieder zu erden und die Dinge wieder ins richtige Verhältnis zu rücken.
Nun bin ich erstmalig für 2 Wochen bei meinem Partner und ich drehe durch. Ich hab Angst, nicht zu genügen, Angst, dassmehr Alltag bedeutet, dass er mich entlarvt (doch nicht so liebenswert!) und verlässt und in Folge dessen laufe ich total verdruckst hier rum, wohl wissend, dass das ne self
fullfilling prophecy sein könnte... ich wirke ja wie ne Irre.

Am liebsten würde ich abreisen. Ich ertrage Glück und Nähe offenbar nur in homöopathischen Dosen.

Was soll ich bloß machen? Ich fühle mich so beziehungsunfähig. Und ich habe keine Ahnung, woher der Scheiß kommt und wie ich das in den Griff bekomme.

Ich glaube, es steckt ne wahnsinnige Angst dahinter, nicht zu genügen.

Dabei bin ich ansehnlich, vielseitig interessiert, beruflich erfolgreich, sportlich und hab eigentlich viel Liebe zu vergeben. In platonischen Freundschaften bin ich nicht so ne Scheißneurotikerin.

Also: Guter Rat ist teuer, außer bei Urbia. Also bitte: Hilfe! Ich mag es mir nicht schon wieder versauen.
Ich hab es in 10 Jahren Ehe nicht geschafft, mich im eigenen Haus zuhause zu fühlen. Zuhause fühle ich mich nur in MEINER Wohnung, im Safespace... wenn niemand da ist außer die Kids.

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Das klingt Therapie bedürftig. Ich denke jeder hat mal selbstzweifel, was nichts schlechtes sein muss, um kritikfähig zu bleiben und sich zu verbessern. Aber wenn es solche Züge annimmt und du dich wegen vermeintlicher Kleinigkeiten so selbst kasteien musst, ist das ungesund.
Es klingt ein wenig so, als wäre da vielleicht schon in der Kindheit etwas schief gegangen (Erziehung mit Liebesentzug?). Aber das sind Laiengedanken. Daher mein Rat: Wende dich an einen Profi, da es ja deine Lebensqualität einzuschränken scheint.
Alles Gute

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Ja. Ich sehe da durchaus Wurzeln in der Kindheit. Meine Murter hat oft tagelang nicht mit mir gesprochen wegen Nichtigkeiten. Völlig unvorhersehbar, wann da ne Eiszeit anbrach und ich hatte keine Chance sie zu beenden. Wenn sie nicht mit mir reden wollte, konnte ich flehen und betteln wie ich wollte...
Mein Vater ist abgehauen und ich hab nie wieder von ihm gehört, als ich 6 war.
Eigentlich dachte ich, ich hätte das längst hinter mir gelassen. Man kann ja nicht sein ganzes Leben seine unglückliche Kindheit betrauern...

In Liebesbeziehungen holt mich der Scheiß aber immer wieder ein. Therapie, uff. Ich hab Angst, dass es dadurch noch schlimmer wird. Ich denke immer, es ist besser nach vorne zu gucken als nach hinten.

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Meine Mutter hat ähnlich gehandelt. Ignoranz war ihre Macht, bis heute noch. Das holt mich in streitsituationen immer wieder ein und ich fühle mich wertlos.
Ich überlege eine Therapie zu machen, bin aber erstmal dabei nur mit meinem Partner zu reden und die streitkultur zu ändern.
Ich glaube es ist auch sehr wichtig mit dem Partner darüber reden zu können.

Nach vorne schauen geht nur, wenn man Ballast los lassen kann.
Es wird gewiss nicht schlimmer, wenn man ein Trauma aufarbeiten und ad acta legen kann.

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Ich würde dir empfehlen mit deinem Partner offen über deine Sorgen zu reden.
Best case: Er nimmt dir vielleicht deine Sorgen und alles wird gut :)
Worst case: Er versteht dich nicht und du findest frühzeitig heraus, dass er nicht der richtige Partner für dich ist ohne 10 Jahre deines Lebens an jemanden zu verschwenden der es nicht Wert ist...

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Ganz schön heftig.
Der Freund soll innerhalb eines Gespräches die Rolle des Super-Therapeuten einnehmen und die TE von ihren Ängsten befreien?
Und wenn er das nicht kann, ist er nicht der Richtige, sondern einer "der es nicht Wert ist"?
Das ist viel zu viel verlangt... gelinde gesagt.

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Da stimme ich dir absolut zu. Ich möchte das lieber für mich oder mit ner neutralen Person lösen.

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du hast ein Vertrauensproblem, entweder hast du noch nicht den richtigen Partner gefunden oder brauchst wirklich eine Therapie.

ich verstehe auch die Kritik deines Partners nicht. Wenn meinen Mann etwas stört, macht er es einfach und kritisiert nicht. Ein Partner ist doch kein Erzieher!

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Guten Morgen,

wer hat Dir so weh getan, dass die Angst „ doch nicht so liebenswert!“ Dich so dominiert?

Du klingst unglaublich reflektiert, selbstkritisch, als würdest Du Dich selbst sehr gut kennen, mit einem sehr realistischen Gespür für Deine eigene Person und Dein Innenleben. Du klingst äußerst liebenswert, sensibel, feinfühlig, ehrlich und äußerst liebenswert! Du klingst nach einer Person, die man gerne um sich hat oder gerne kennenlernen möchte.

Was ist die Ursache für die Angst, genau das nicht zu sein? Ich glaube, dass Du die Ursache tief in Dir drinnen sehr wohl kennst, oder erahnst, es Dir aber Angst macht, dem weiter nachzugehen und da anzusetzen.

Im Grunde genommen sehe ich zwei Möglichkeiten mit ein paar mehr Varianten.

Du erhältst den vermeintlich sicheren Status quo und lebst Dein Leben weiter wie bisher, dann ist das oben beschriebene ein berechenbares Wiederholungsmuster, dessen Aufrechterhaltung so halb glücklich macht, eine vordergründige Scheinsicherheit, Dein zartes Innenleben in eine dünne Decke aus fragilem Glück gehüllt.

Oder Du fasst den Mut, mal wirklich in die Tiefe zu gehen. Das wird weh tun und Wunden aufreißen, die ohnehin nur oberflächlich verschlossenen sind, bietet aber die Chance auf Heilung und darauf, an sich selbst zu wachsen und gestärkt aus dem Be- oder Verarbeitungsprozess hervorzugehen.

Mit ziemlicher Sicherheit wird der Weg dahin schmerzhaft, bietet aber die Chance auf dauerhafte Verbesserung.

Deine Schwierigkeiten bei Deinem Partner anzusprechen macht Dich noch verletzbarer als Du es schon bist. Ist das sinnvoll?

Dir jemanden zu suchen, mit dem Du Dein Thema professionell aufarbeiten kannst erfordert viel Mut. Es wird eine Weile dauern, eine sorgfältige Wahl von Methode und Therapeut zu treffen und kann wie gesagt zunächst schmerzhaft werden.

Du begibst Dich selbst auf die Reise in Dein Inneres, tiefer als bislang, unterstützt beispielsweise durch entsprechende Literatur oder andere Dir geeignet erscheinende Konfrontation. Das kann eine Überbrückung auf dem Weg zur passenden professionellen Unterstützung sein, kann für sich genommen hilfreich sein oder kann ordentlich schief gehen.

Es liegt an Dir zu entscheiden, wie viel Glück, Zufriedenheit und (Selbst-)Sicherheit Du Dir wert bist?

Alles Gute Dir!

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Kannst du dich selbst lieben?

"dass er mich entlarvt (doch nicht so liebenswert!) "

Wieso entlarven? Entlarven kann man nur etwas, das es gibt. Was es nicht gibt, kann man nicht aufdecken.
Scheinbar scheinst du selbst daran zu glauben, du könntest nicht liebenswert sein. Würdest du dich selbst für liebenswert halten, gebe es nichts zu entlarven, weil er ja weiß, dass du liebenswert bist.

Wann fing dieses Gefühl an?
Warst du in der vorigen Ehe auch schon so?
Von Anfang an oder erst im Laufe der Ehe?

Hast du mal mit einem Therapeuten gesprochen?
Das klingt schon tiefersitzend bei dir.

Kannst du dich selbst als liebenswert akzeptieren? Nicht nur vom Kopf her manchmal, wenn du es dir dann sagst, sondern wirklich von Herzen?
Falls nicht, würde ich mit einem Therapeuten sprechen. Was steckt dahinter, wie kannst du dich selbst lieben lernen.

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Ja Grüzi.
Ich schätze ich kann dir nicht wirklich helfen, allerdings empfinde ich dich allein durch diesen Text als interessant und witzig. Du wirkst clever, eloquent, redegewandt. Mach dich nicht klein, find dich geil.

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Hallo 😊
Irgendwie sprichst du mir sehr aus der Seele....
Es ist zwar nicht so schlimm, aber oftmals habe auch ich diese Gefühle...
Ich habe auch Angst, wenn ich es versuche zu therapieren,das es dann schlimmer wird🤔🤔🤔
Ich will es trotzdem mal in Angriff nehmen.

Genau wie bei dir, war es bei mir auch in der Kindheit...
Bestraft durch nicht beachten und zimmererrest etc...

Aber mich plagen auch andere unangenehme Begleiterscheinungen.

Nun gut, ich hoffe du findest doch den Weg der für dich gut ist.
Oder doch zum Psychologen??

Liebe Grüße
Sarah