Da bin ich plötzlich Eheberatung

Hallo!

Bitte verzeiht mir, dass ich anonym schreibe, aber ich erzähle hier nicht von mir und deshalb möchte ich auf keinen Fall erkannt werden.

Ich hatte heute eine doofe Situation und komm grad nicht von dem Gedanken weg - bin irgendwie "geflasht". Und zwar ergab sich heute mit einem Kollegen ein Gespräch über seine Ehe. Es hatte schon einen beruflichen Grund, dass wir drauf gekommen sind, hat also schon seine Ordnung. Er ist irgendwie auch ein seltsamer Typ, einerseits macht er doch immer wieder ein bisserl auf "dicke Hose" (hört sich vielleicht jetzt auch schlimmer an als es ist), andererseits ist er total unsicher und irgendwie auch einsam. Auf jeden Fall muss ich das Gespräch "loswerden" irgendwo, möchte aber mit niemandem reden, das empfände ich als Vertrauensbruch. Deshalb die Bitte, wer mag, höre mir zu und vielleicht fällt ja wem was ein.

Er hat zwei Kinder im GS-Alter, seine Frau ist psychisch irgendwie auch belastet, war mal in Therapie (das weiß ich aus früheren Gesprächen, die sich aber auch aus dem Kontext so ergeben haben), er ist einer der manchmal seine Freude hat, dass er aneckt. Nun ja, seine Frau geht "angeblich" fremd (er vermutet es, hat auch Beispiele gebracht), er geht mit ziemlicher Sicherheit fremd (aber meine Frage dahingehend hat er abgeblockt). Seine Frau blockt Körperkontakt ab und ist jetzt eine Woche mit zwei Männern - halb beruflich - weg. Er möchte die Familie nicht verlassen, weil er die traditionelle Vorstellung hat, dass er sich um sie kümmern muss, weil er seine Mutter nicht enttäuschen und belasten will und weil er "sie ja so viel gern hat" (was in unserer Sprache bedeutet, dass er sie innig liebt). Er würde alles verlieren, seine Frau, seine Partnerin, seine Freundin, seine Kinder und sein Haus.

Ich hab ihn dann gefragt, ob er nicht meint, dass die Kinder mitbekommen, dass es nicht läuft bei ihnen. "Doch, natürlich. Die kennen es nicht anders. Das ist schon immer so." Der Satz tut mir am meisten weh - wegen der Kinder halt. Ich hab ihm auch gesagt, dass seine Mutter das wohl auch merkt. Ja, wahrscheinlich schon. Ich hab aber auch ganz klar gesagt, dass ich ihm jetzt nicht zu einer Scheidung raten kann und dass ich überhaupt nicht mitreden kann da (ich bin seit über 20 Jahren glücklich mit meinem Mann zusammen und fremdgehen gibt es bei mir nicht).

Ähm, ja. Was rät man? Bzw. was sagt man da bei sowas? Ich hab gemeint, dass ich wichtig finde, dass man eine Lösung sucht und die dann aber auch lebt. Also, entweder beinander bleiben, dann aber auch nicht dauernd am anderen meckern, streiten, sondern den anderen akzeptieren oder aber sich trennen, aber mit Anstand. Grad wenn Kinder im Spiel sind.

Ich hab grundsätzlich nichts gegen so ein Gespräch. In der Arbeit erzählt man sowas vielleicht auch leicht mal, weil da einen niemand als Paar kennt und weil er sicher sein kann, dass ich im Arbeitsalltag eh nicht dauernd dran denk, wenn ich ihn sehe. Mit irgendwem muss man ja reden. Wobei mich die Auskunft, seine Frau würde nach dem Sex so gut schlafen und da sie eh immer über Schlafmangel klage, fände er es doch dann eine prima Lösung, öfter zu vögeln, so genau nicht interessiert hätte. Das mein ich dann wieder mit anecken und provozieren und gleichzeitig wirkt er ernsthaft todtraurig und fühlt sich als Versager, weil sie die Ehe an die Wand fahren.

So, das ist die Geschichte in Kurzform. Ich bin überfordert grad.

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Ich sag Dir mal, was ich machen würde: Gar nichts!

Und dafür gibt es zwei Gründe: Erstens: Es geht Dich nichts an, was sie für eine Ehe führen. Zweitens weißt Du doch gar nicht, ob die Sache so stimmt. Es gibt immer zwei Seiten, die andere Seite kennst Du nicht.

Ich kann Dich aber total verstehen, denn ich war mein Lebtag genauso: Viele Menschen erzählen mir gerne ihre Probleme, ich kann gut zuhören und erzähle auch nix weiter. Irgendwie spüren die Leute das. Und was habe ich mir immer Gedanken um ihre Geschichten gemacht! Und gegrübelt, was man machen könnte.

Heute sehe ich es anders. Die Leute laden nur den Mist auf Deine Schultern ab. Natürlich brauchen sie jemanden, dem sie das mal erzählen müssen. Absolut verständlich!
Aber ich sehe es nicht mehr ein, mich über Dinge zu zermürben, die mich überhaupt nichts angehen.

Versuch es abzuhaken. Er hat seine Entscheidung getroffen, die wahren Hintergründe kennst Du nicht. Du machst Dir das Leben selber schwer, wenn Du Dich damit weiter beschäftigst.

Ich weiß, das klingt wahrscheinlich abgebrüht von mir, aber ich mag mich nicht mehr mit fremden Lebensgeschichten befassen. Zuhören ja, mehr nicht.

Denk immer dran: Du kennst nur seine Darstellungen, mehr nicht. Sind sie wahr? Weißt Du nicht.

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Habs nochmal durchgelesen (in unserer Sprache, traditionell, ...), wir kommen aus einer tief ländlichen Gegend, kein Migrationshintergrund. Falls das relevant ist.

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Ich würde ihm zur Trennung raten und zwar wegen der Kinder.
Jeder betrügt jeden und der Haussegen hängt schief. Welches Kind möchte das?
Sie wären es gewöhnt ist so ziemlich die dämlichste Aussage dazu. Da merkt man welchen Rang die Kinder haben.

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Ich würde da überhaupt nichts raten, aus zwei Gründen:
anhand Deiner Schilderungen glaube ich, dass der Mann ein Schwätzer ist, daher würde ich nicht alles für bare Münze nehmen und auch davon ausgehen, dass er Dir nicht die ganze Wahrheit sagt. Sein "ich will Mami nicht enttäuschen" finde ich echt peinlich, außerdem haben viele Männer bei der Konstellation den UH- Rechner im Kopf, da bleiben die lieber bei der Frau, zumal er anscheinend ja zumindest ab und an "ran darf", um auf seinem Sprachniveau zu bleiben.
Das würde mich nämlich auch von Ratschlägen abschrecken: die Art und Weise, wie er über seine Frau, bzw den Sex spricht. Ich hoffe mein Mann spricht bei anderen nicht darüber, wie er mich "vögelt" , wenn er schon meint, mit anderen über unser Sexualleben reden zu müssen
Daher glaube ich nicht, dass er ernsthaft an Lösungsvorschlägen interessiert ist.
Der zweite Grund,warum ich mich da nicht einmischen würde, hab ich am eigenen Leib erfahren.
Ich hatte vor Jahren, mit Mitte 20, auch einen gleichaltrigen Kollegen, mit dem ich recht gut befreundet war und sehr viel privates besprochen habe. Ich war zwar Single, aber als Mann hatte er mich null interessiert. Den hätte man mir "nackig auf den Bauch binden können", wie man bei uns so schön sagt, da wär nix passiert.
Er hat mir auch monatelang über seine schlimme Beziehung vorgejammert. Da er nicht verheiratet war und es keine Kinder gab hab ich ihm natürlich auch immer zur Trennung geraten. Irgendwann hab ich dann erfahren, dass er im Büro rumerzählt hat, dass ich wohl auf ihn abfahre, da ich ihm immer zur Trennung rate.
Ich war wie vor den Kopf gestoßen und habe mich komplett zurück gezogen.Seither halte ich mich schön raus, wenn mir Männer ( gerne auch auf Firmenfeiern zur später Stunde ) über ihre traurige Ehe erzählen....
LG

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Auch ich würde da nichts „raten“.

Ihr seid alle nicht befreundet und du kennst sie nur ganz oberflächlich. Daher ist ein „Rat“ da eh schwierig.

Du hast deine Ansicht mitgeteilt und mehr würde ich auch nicht machen.

Ich würde einfach nur sagen, dass ICH in dieser Situation wohl eine Trennung anstreben würde, weil ich eine Ansicht von Partnerschaft hab. Aber das muss er wissen.

Er hat sicher bessere Ratgeber, als eine Kollegin…

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Ich ich sage das geht dich nix an , wenn er so unglücklich wäre dann wäre er schon weg ;)
Und selbst wenn du ihn zur Trennung raten würdest glaub ich auch ned ernsthaft das er dies machen sollte ;)
Du kennst nur seine Version aber nicht ihre Version.
Also lass es bitte.
Und wenn dich das so belastet dann sag es ihm das du da drüber nicht mehr reden willst!

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Man will doch im Grunde gar keinen Ratschlag, man will mal ne Runde jammern/sabbeln und dann geht das Leben weiter.
Man hat sich jetzt halt mal drüber unterhalten und gut ist. Das du dich jetzt wie eine "Eheberater" fühlst kann ich nicht nachvollziehen, das ist doch Quatsch. Denn für diese "Position" hättest du zumindest beide Seiten der Geschichte hören müssen.

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Kann deine Überforderung verstehen, mir haben Kolleginnen wie Kollegen teilweise ebenfalls schon Sachen erzählt...

Ich würde da gar nichts raten. Nicht, weil ich mich, entgegen anderer Meinungen hier, grundsätzlich raushalten würde, sondern, weil (sofern die Story so stimmt) sich beide nichts geben und es höchstwahrscheinlich ohnehin keinen Sinn hätte. Entweder bescheißen sie sich gegenseitig oder sind zu faul, sich auszutauschen und ggf. Konsequenzen zu ziehen. Kollegen wie deinen gibts in tausendfacher Ausführung, männlich wie weiblich. Ist halt der typische Weg des geringsten Widerstands - und in deinem Fall evtl auch ein Versuch, bei dir zu landen.

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Ich würde dir raten, dich nicht mehr auf Gespräche einzulassen, und das Thema sofort zu beenden.

Erstens: was eine Laberbacke…meine Güte! Wenn er so auf Traditionen und Mami wert legen würde (was ein Waschlappen), dann würde er anders handeln und vor allem nicht hausieren.

Zweitens: wären ihm die Kinder wichtig, würde er denen Glück vorleben - und nicht ekelhafte gegenseitige Betrügerei als normal verkaufen.

Drittens: was eine laberbacke. Alleine das macht ihn unglaubwürdig und extremst unsympathisch.

Viertens: was eine Laberbacke. Er erzählt „fremden“ Menschen echt von psychischen Problemen seiner Frau? Asozial!

So innig liebt er seine Frau definitiv nicht!!!

Halt dich fern, dann geht es auch dir besser!

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Ich würde ihm raten, dass er sowas doch lieber mit seiner Frau besprechen sollte, anstatt mit Kollegen.