Ich muss bei Konflikten weinen...

... und das geht meinem Partner tierisch auf den Keks. Was ich auch gut verstehen kann. Es sind ja keine essentiellen Dinge. Und kaum sind wir am Diskutieren, laufen bei mir die Tränen.

Ich bin und war schon immer sehr emotional und impulsiv. Mein Partner ist ruhig. Überlegt. Rational. Der Fels in der Brandung.

Ich habe das Gefühl, dass es seitdem meine Kids auf der Welt sind, noch schlimmer wurde, dass bei mir die Dämme aufgehen. Ich finde es selbst so nervig! Aber es passiert einfach. Ich kann mir 100x sagen "ist doch halb so wild" und trotzdem kommen mir die Tränen.

Mittlerweile sind wir in einer richtigen Spirale: wir diskutieren, ich heule, mein Partner ist genervt und zieht sich zurück, ich werde noch emotionaler, weil ich in dem Moment die Distanz schwer ertragen kann (ich akzeptiere natürlich, dass er einen Moment für sich braucht). Aaaargh!

Ich bin doch eigentlich eine gestandene Frau. Mitten im Leben. Habe viel erreicht und durchgestanden. Das muss doch nicht sein.

Hat jemand einen Tipp, wie wir aus dieser Spirale kommen?

In anderen Situationen passiert es nicht. Auf der Arbeit kann ich natürlich die Contenance wahren.

Danke fürs Lesen :)

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nimm dich doch einfch mal aus der Situation, er macht das auch

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Ich glaube der Schlüssel ist Selbstbewusstsein. Vielleicht könntest du versuchen daran zu arbeiten und wenn es zu Konflikten kommt ruhig durchzuatmen. Dich evtl kurz zurückziehen deine Wörter im Kopf zusammenlegen, die du gern sagen möchtest. Manchmal ist es gut sich kurz aus dem Weg zu gehen und dann zu sprechen, wenn das schlimme evtl verdaut ist. Zu Konflikten und Meinu gsverschiedenheiten wird es immer wieder mal kommen und dasist ja auch absolut nichts schlimmes, mach dir bewusst dass es auch etwas Gutes ist Probleme zu beseitigen,ihr versucht Lösungen zu finden und aus einem Konflikt kein Streit entstehen soll. Sondern er da ist um Kompromisse und Lösungen zu finden. Alles Gute 🍀

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Danke für deine Antwort. Du hast Recht, dass mir ein wenig mehr Selbstbewusstsein gut tun würde. :)

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Warum weinst du dann?
Wie weinst du dann?

Wird deine Stimme anders? Deine Sprache?
Wirken deine Tränen manipulativ?
Fühlst du dich in dem Moment zum Heulen?
Ist es eher ein körperlicher Prozess?

Ich kenne beides.
Menschen, bei denen dann die Tränen fließen, nicht steuerbar. Sie können in dem Moment trotzdem rational diskutieren - sofern sich Gegenüber nicht von den Tränen ablenken lässt. Also eher wie ein Augenzucken oder ein mit den Fingern auf den Tisch trommeln oder so.

Damit kann ich umgehen. Wenn ich weiß, dass es so passiert, nicht gewollt ist und die restliche Handlung auf Augenhöhe ist.


Womit ich gar nicht umgehen kann, wenn jemand Tränen einsetzt (Finger trommeln aus wütender Nervosität macht).
Dann ist aber auch die Sprache nicht sachlich, sondern irgendwie anders. Anderer Tonfall, indirekte oder direkte Vorwürfe.
Ich fühle mich dann durch Tränen (trommeln, sonstige Tics) unter Druck gesetzt und beeinflusst.
Verstärkt durch Sprache, Tonfall.
Wirkst du dann auch weinerlich, sehr emotional?
Dann kann eine Auszeit durchaus hilfreich sein.

Warum kannst du die Distanz nur schwer ertragen?
Verhält er sich sonst auch eher distanziert?
Ist es ein altes Muster, das gar nichts mit ihm zu tun hat, dich aber antriggert?

"Ich bin doch eigentlich eine gestandene Frau. Mitten im Leben. Habe viel erreicht und durchgestanden. Das muss doch nicht sein."

Ist es generell so oder nur bei ihm?
Wie verhältst du dich bei anderen Diskussionen? Mit Freund/innen z.B.?

Was braucht er, um zu bleiben?
Was brauchst du, damit dir die Tränen nicht fließen?
Ist das realistisch?

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Danke für deine ausführliche Nachricht. Ich Versuche mich mal anhand deiner Fragen selbstzureflektieren:

Warum ich Weine? Oder, weil ich mich hilflos fühle. Oder verzweifelt, wenn er sich immer mehr zurückzieht und auch nicht mit mir reden will.

Wie ich meine? Mir laufen einfach Tränen über das Gesicht. Also schon eher leise, aber verstecken kann ich es auch nicht.

Ob meine Tränen manipulativ wirken? Vielleicht. Aber ich will ihn damit weder emotional erpressen noch manipulieren. Es passiert einfach. Stimme und Sprache sind auf jeden Fall anders. Viel passiver als sonst. Ich fühle mich - wie gesagt - oft hilflos oder in Diskussionen unterlegen. Objektiv weiß ich, dass ich es nicht bin. Er ist aber sehr dominant in Diskussionen und bleibt eben sehr ruhig, während in mir alles hochkocht (ich schreibe und keife dabei aber nicht herum, auch wenn mir oft danach ist - ich heule dann).

Ansonsten ist er nicht distanziert. Wirklich nur nach Konflikten (ich will es gar nicht Streit nennen, da es oft keine große Sache ist und es auch nicht eskaliert). Ich habe oft versucht zu rekonstruieren, woran mein Verhalten liegen könnte.es ist schon naheliegend, dass es aus meiner Kindheit und Konflikten mit meinen Eltern stammt.

In anderen Situation (Freunden, auf der Arbeit) fühle ich mich in Konflikten auch sehr getriggert und "zum heulen", aber es passiert nicht. In anderen Beziehungen ist es auch nicht derart passiert. Entweder triggert mich etwas an seinem Verhalten so sehr oder es sind wirklich sie Kids, die mich emotionaler machen.

Was ich brauche, um nciht zu weinen? Gute Frage. Ich kann sie gerade nicht beantworten.

Danke für deinen Input :)

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Das klingt, als würden zwei Arten von Kommunikation aufeinanderprallen, die nicht zusammen passen.

Könnt ihr in Ruhe über euer Kommunikationsverhalten sprechen?
Wirklich in Ruhe.
Was triggert dich bei ihm - ohne Vorwurf.
Was triggert ihn bei dir - ohne Vorwurf.
Um dann einen Weg zu finden, damit klar zu kommen.

Ich selbst bin eher der visuelle Typ. Das heißt, ich drücke mich gern mit bildhafter Sprache aus. Manche verstehen schneller und sofort, was ich meine. Andere reibt das so auf, dass sie sich an meinen Beispielen festkrallen, mir Vorwürfe machen. Das gibt dann eine negative Kettenreaktion.
Mit Freunden mit Asperger Autismus habe ich schon öfter solche Kommunikationsgespräche geführt. Ich habe in Ruhe erklärt, dass ich manchmal Floskeln und Sprichwörter nutze, sie mir, dass sie damit nichts anfangen können. U.a. sogar falsch verstehen. In dem Fall ist unser Weg, dass ich - was ich sonst nicht mache - dazu sage "sprichwörtlich" , "bildlich gesprochen". Dann können sie es besser einordnen.

Meine Erfahrung: es gibt viele unterschiedliche Arten der Kommunikation.

Es gibt Menschen, die wollen verstehen. Dann können Gespräche über Eigenheiten, Merkmale, Kommunikation - wie es gemeint ist, Individualitäten, etc. echt helfen.

Manche Menschen reißen auch die Hände hoch. Ich zucke dann zusammen. Blöd, wenn die Person dann meint, ich würde ihr Gewalt unterstellen - weil das schon oft passiert ist. In Ruhe geklärt: ich zucke weiterhin zusammen, aber nicht mehr so stark und die Person ergänzt nicht um laut werden, weil sie mir glaubt, dass das Zucken unwillkürlich ist und keine Unterstellung.

Und manche Menschen wollen nicht verstehen.
DA ist es egal, wie jemand reagiert, egal welche Sprache angewendet wird. Das ist mega anstrengend. Da wird dann allerdings auch jedes Gespräch zur Kommunikation untergraben. Schuld ist der, der nicht so erklärt, dass es verstanden wird. Was ein Fass ohne Boden ist, wenn der Empfänger nicht verstehen will.


Weg 1 wäre ein Gespräch in Ruhe über eure Eigenheiten bei Gesprächen. Was kommt wie bei euch an. Was braucht ihr, was wünscht ihr euch. Wie könnt ihr beide unter einen Hut bringen oder verstehen, dass es beide belastet - wenn auch anders.

Weg 2 könnte sein mit jemandem zu dem Thema zu sprechen. Gar nicht mal so sehr als Paartherapie, sondern eher als Kommunikationsmediator um diese Grundlage zu schaffen. Dass ihr es beide NICHT manipulativ meint, sondern in euren eigenen Mustern gefangen seid. Aber ihr beide eure eigenen Muster so verändern wollt, damit es nicht mehr so extrem ankommt. Das heißt nicht komplettverstellen. Sondern z.B. mit jemandem Erfahrenen Übungen machen z.B. dass die Stimmlage die Tränen nicht mehr verstärkt, sondern "neutralisiert" oder dass ihr lernt euch soweit zu verstehen, dass zwar eure Verhaltensweisen noch da sind, aber euch nicht mehr (gegenseitig / bzw selbst) hochschaukelt.
Oder Übungen was ihr ergänzend tun könnt, um eine Basis zu schaffen, etwas, das euch verbindet, so dass der Rest nicht mehr so extrem wirkt. Z.B. eine komplett neue Geste, die für euch beide noch komplett gar nicht besetzt ist. Als Erkennungsmerkmal.

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Mir passiert das auch manchmal.

Ich glaube, viele Leute sind durch Tränen genervt, weil sie glauben, man würde sie damit manipulieren wollen.

Das kann man klarstellen.
Du könntest vielleicht um eine Diskussionspause bitten, wenn dir die Tränen kommen ("muss mal über die Argumente in Ruhe nachdenken") oder ihm sagen, dass du das nicht immer steuern kannst, und er das einfach ignorieren soll.

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Ein bisschen mehr Selbstbewußtsein und Selbsliebe würden dir gut tun. Das weinen gehört nunmal zu dir. Versuche doch mal glücklich darüber zu sein, dass du so emotional bist.

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Vielen Dank :)

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Na, dann musst du halt weinen. Ich heule auch immer in Konflilten und bitte meinen Konfliktpartner immer, dass zu ignorieren.

Der eine zieht sich ins Rationale zurück, dem anderen schießen die Tränen in die Augen, wieder andere gehen aus der Situation und blocken erst Mal: Partnerschaft bedeutet für mich, ein respektvoller Umgang mit dem Konfliktverhalten des anderen, heißt bei euch konkret: Repektiere, wenn er sich zurückzieht und er soll respektieren, dass du nah am Wasser gebaut ist.

Gerade wenn's an die Substanz geht, kann doch keiner aus seiner Haut raus. Da muss man liebevoll mit umgehen, finde ich.

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Danke für deine tolle Antwort :) so habe ich das noch nie gesehen! Ich dachte die ganze Zeit, dass mit mir einfach etwas nicht in Ordnung sei!

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Ach das versteh ich. Wenn wir heftig streiten, bin ich wütend und da weine ich aus Wut. Wenn mein Mann mich dann fragt, warum ich weine, dann sage ich das auch.
Ich empfinde das als seeehr befreiend. Wie Kani schon schrieb, sieh als nicht als Manko sondern so bist du eben. Dein Partner ist nun mal jemand der dir emotional am nächsten steht und die können einen besonders gut triggern! Lass es laufen, dass muss dann raus!
LG Audrey

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Bei uns ist es genau anders herum. Wird es emotional, dann laufen bei meinem Mann die Tränen. Mir hat es geholfen, dass wir in einer ruhigen Minute darüber geredet haben, wie ich diese Tränen in dem Moment zu werten habe. Wenn es bei uns zur Sache geht, dann blende ich seine Tränen einfach aus, weil ich weiß, dass da keinerlei Kalkül hinter steckt. Genervt wäre ich ja nur, wenn ich annehmen würde, dass er das als Mittel nutzt, um mich emotional unter Druck zu setzen.

Meine Empfehlung: Such das Gespräch und versichere deinem Mann, dass du keine Tränen vergießt, um ihn im Streit unter Druck zu setzen. Allerdings musst du dich dann auch ein Stück weit zusammenreißen. Ich zum Beispiel heule echt hysterisch 😅 Das geht dann natürlich irgendwie nicht.