Sprache belastet Beziehung

Hallo,

mein Mann möchte Deutsch lernen, was sinnvoll ist, da wir in Deutschland leben.
Sein Alltagsdeutsch ist auch schon ganz gut. Tiefgreifende Gespräche sind aber nicht möglich.

Seit einigen Wochen möchte er ausschließlich Deutsch mit mir reden. Es ist nicht das erste mal, dass er sich das vornimmt, aber das erste mal, dass er es tatsächlich durchzieht, und nicht nach zwei Tagen genervt von all den Missverständnissen und der schwierigen Kommunikation ist. Er sagt, jetzt versteht er vielleicht 70 %, aber dafür wird er in ein paar Monaten alles verstehen.

Wenn ich merke, dass es ein Missverständnis gibt oder mir etwas sehr wichtig ist, wechsle ich ins Englische. Leider ist er inzwischen sehr stur, unterbricht mich sofort und behauptet dann immer, er würde kein Englisch mehr verstehen.

Eigentlich sehr löblich. Das Problem ist aber, dass unsere Kommunikation dadurch nicht mehr funktioniert und normale Gespräche nicht mehr möglich sind. Besonders da sich seine Antworten oft nicht aufs Thema beziehen, sondern auf die Grammatik oder eine bestimmte Vokabel. Oft versteht er auch weniger, als er denkt. Ich erzähle ihm etwas und er behauptet später, ich hätte nichts darüber gesagt.

Meint ihr, das wird bald besser, wenn wir tatsächlich weiterhin konsequent Deutsch reden? Er ist jetzt auch nicht wirklich sprachbegabt. Und ich habe Angst, dass unsere Beziehung das nicht aushält, bis er fließend spricht.

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"Ich erzähle ihm etwas und er behauptet später, ich hätte nichts darüber gesagt."

DAS Problem haben die meisten Paare trotzdem beide in der Muttersprache kommunizieren. 🤣🤣🤣



Ich kenne ein Paar, er Grieche sie Österreicherin, beide in Neuseeland kennengelernt. Somit Englisch ihre Familiensprache. Als er in Österreich dann einen Job im öffentlichen Dienst bekam, wote er auch nur noch deutsch sprechen.
Ja es war anfangs schwierig, aber es hat sich wirklich gelohnt. Politisieren kann man immer noch nicht mit ihm - aber wer will das denn schon?

Er war allerdings nicht soooo stur. Beide haben immer wieder englische Wörter einfließen lassen, wenn er den deutschen Ausdruck bzw die Phrase noch nicht konnte/kannte. Dann aber das entsprechende Wort dazu gesagt und weiterverwendet.
Die Mischung macht glücktlich. Er weil er trotzdem verstand und sie weil sie verstanden wurde.

Wichtige Themen wurden anfangs trotzdem noch hauptsäcich auf Englisch begonnen. Finanzen zB. Da hat sie auf englisch das Grundproblem erklärt und dann versucht, auf deutsch darüber zu reden. Eben mit den unbekannten Worten auf englisch. Die wurden mit der Zeit immer weniger.


Wie lange es dauerte kann ich dir aber nicht sagen. Alltagsgespräche die sich immer wiederholen gingen recht flott. Meist hapert es bei ihm nur nocb an den Artikeln und Spezialvokabeln in einem Fach.

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So haben wir es in letzter Zeit auch gemacht. Zuerst haben wir ausschließlich Englisch gesprochen, dann eine Mischung aus Englisch und Deutsch, bis er beschlossen hat, Englisch komplett zu streichen.

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Hallo :-)

Meine Mama (deutsch) ist seit einigen Monaten mit einem Amerikaner zusammen, der wirklich seeeeehr schlecht deutsch spricht, dafür aber einiges versteht.

Meistens spricht einfach jeder in seiner Sprache und der andere versteht das und antwortet dann wieder in seiner Sprache.

Beispiel:
Mama: Wie geht es dir?
Freund: I'm good thank you.
Mama: Das freut mich.
Freund: Me too. How are you?
Mama: Mir geht es auch gut.

Und sogar auf diese Art und Weise hat sich sein Deutsch, aber auch ihr Englisch verbessert (sie konnte so gut wie nichts in englisch, macht viel mit Google Übersetzer o.ä)

Ich denke schon, dass ihr da auf einem guten Weg seid, glaube aber auch, dass es hilfreich wäre, wenn sich dein Mann zwischendurch, nur ab und zu, etwas auf englisch sagen lässt. In dem Moment versteht er das ja dann besser und kann es beim nächsten Mal entsprechend umsetzen :-) Ich würde nochmal das Gespräch mit ihm suchen und ihm erklären, dass die Vorgehensweis grundsätzlich gut und sehr löblich ist, aber in manchen Fällen, wenn es zu Missverständnissen kommt, einfacher ist, ihm das kurz in englisch zu erklären, damit er Bescheid weiß. Es bringt ja auch nichts, wenn er es ständig falsch macht und es sich dann so einprägt. Das dann wieder zu ändern und "neu" zu lernen, ist viel schwieriger.

Alles Gute und frohes Lernen #winke#klee

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So haben wir das auch gemacht, als ich nach Schweden zog. Mein erster Mann und ich haben erst nur Englisch geredet. Aber ich hatte Schwedisch-Kurse gemacht (etwas über ein Jahr und an der Uni) und fand dann, dass ER Schwedisch sprechen sollte, und ich so weit es geht. Wenn ich etwas nicht ausdrücken könnte, dann könnte ich es ja doch auf Englisch sagen. Ich musste ihn mehrmals dran erinnern, dass er nicht auch Englisch sprechen sollte. Aber es dauerte nur einige Wochen, dann hab ich es ganz auf Schwedisch geschafft. Das ist sehr effektiv!

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Da hast du aber offensichtlich eine Sprachbegabung. Mein Mann hatte zwei Jahre lang einen Deutschkurs (wöchentlich 90 Minuten). Wir reden schon länger zwischendurch Deutsch.

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Ganz ehrlich Augen zu und durch.
Ich finde es ziemlich gut, dass dein Mann es jetzt so konsequent durchziehen will.
Wenn es um wichtige Themen geht würde ich versuchen besonders langsam und deutlich zu sprechen, zwischendurch auch einfach mal nachfragen ob er es richtig verstanden hat.
Wenn ihr das so konsequent durchzieht, wird es nicht ewig dauern, selbst bei nur durchschnittlicher Sprachbegabung.
Ich weiß ja nicht was er noch zusätzlich macht, aber vielleicht noch einen fortgeschrittenen Intensivkurs dazu buchen.

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Mein Freund kommt aus den Niederlanden und als wir uns kennenlernten, sprach er fließendes Alltagsdeutsch. Auch bei uns kam es oft zu Missverständnissen bzw. hatte er Probleme mit gehobenerem Vokabular und Sprichwörtern. Heute reagieren die Menschen ganz verwundert, wenn sie hören, dass er kein Deutscher ist.

Es wird besser werden, aber dazu muss dein Mann kontinuierlich am Ball bleiben. Sich hinter bereits Gelerntem zu verstecken, wird ihm langfristig nicht helfen.

Ich weiß ja nicht, um welche Missverständnisse es sich bei euch handelt. Sollten es aber keine Notfälle sein, hab bitte das Nachsehen mit ihm. Für deinen Mann ist es höchst wahrscheinlich noch frustrierender als für dich. Ich kann deine Gefühle diesbezüglich schon verstehen, hab es ja selber durchgemacht, aber bitte unterstütze ihn soweit es geht. Es wird besser werden!

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Nein, es geht nicht um Notfälle.

Ein paar Beispiele:

Ich sage ihm, dass wir in nächster Zeit keine Bananen mehr kaufen sollten, weil die immer braun werden und ich irgendwann Milchshake daraus mache, um sie nicht wegzuwerfen. Am selben Tag bringt er einen Berg Bananen vom Einkaufen mit, weil ich doch Milchshakes daraus machen wollte.

Ich frage ihn, ob wir nicht eine Kommode in den Flur stellen wollen für Handschuhe, Schals und Taschen. Er sagt, es sei ihm egal. Ich schlage vor, zusammen eine auszusuchen. Er wiederholt, es sei ihm egal, ich könne einfach was bestellen. Die Kommode kommt an und er meint, er möchte keine Möbel in den Flur stellen. Das sei ihm zu eng. Er wäre davon ausgegangen, dass ich etwas zum Aufhängen bestelle.

Und bei vielen Diskussionen / tiefgreifenderen Gesprächen habe ich das Gefühl, dass er nichts versteht. Je nach Stimmung fragt er zu wenig oder das ganze Gespräch besteht aus Fragen. Da vergisst er dann ganz, dass es einen mir wichtigen Inhalt gibt.

“Ich mache mir Sorgen um meine Schwester?”
“Sich Sorgen machen? Reflexives Verb?”
“Ja. Sie hat ihre Ausbildung abgebrochen, aber sie weiß nicht, was sie jetzt machen möchte.”
“Warte, was hast du eben gesagt? Sich Sorgen machen über oder um?”
Dann hab ich auch schon keine Lust mehr, ihm überhaupt etwas zu erzählen.

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Ok deine Beispiele können tatsächlich sehr nervenzehrend sein. Ich verstehe dich da total, habe aber leider keine Lösung für dich.

Es klingt allerdings so, als würde dein Mann sich zu sehr auf die blanke Theorie versteifen. Ich meine, welcher Muttersprachler fragt sich, ob es ein reflexivles Verb ist?! Ihr solltet euren Fokus gemeinsam mehr auf den tatsächlichen Inhalt legen. Oder muss er eine Grammatikprüfung ablegen?

Auf der anderen Seite stelle ich mir das für deinen Mann auch sehr frustrierend vor. Kann es vllt sein, dass du ihm im Alltag zu schnell sprichst? Versuchst du, die Sätze so einfach wie möglich zu formulieren? Oder sprichst du „normal“ und er schnappt Fetzen auf?

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Hi, wenn es wirklich wichtig ist, würde ich es auch zur Not in Denglisch machen, also englische Vokabeln einfließen lassen, die er evtl. auf Deutsch noch nicht kennt, und dann mit dem deutschen Wort dafür weitermachen.

Anderer Vorschlag: kurzes "recap" nach dem Gespräch, wenn es wirklich wichtig ist - er soll dir dann (auf deutsch oder englisch) kurz zusammenfassen, was er verstanden hat und was das "Ergebnis" ist... so à la: ok, you will do this, I will take care of that...

lg magmo

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Die Idee mit dem recab finde ich super. Danke. Ich hoffe, er lässt sich darauf ein.

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Hallo!

Mein Mann spricht auch kein Deutsch, wir sprechen arabisch zu Hause.
Allein die Vorstellung jetzt zwanghaft mit ihm deutsch zu reden, damit er es lernt, finde ich gruselig. Dafür gibt es genügend Gelegenheiten außerhalb der eigenen vier Wände. Bei der Arbeit mit Kollegen, im Sprachkurs, beim Einkaufen etc.. Es würde einfach zu viel auf der Strecke bleiben und Emotionen verloren gehen. Schließlich möchte man sich gewählt und ohne Spielraum für Interpretationen ausdrücken.

Ich helfe ihm gerne mit einer Übersetzung bei Verständnisproblemen oder bei Aufgaben aus dem Sprachkurs, aber ansonsten bin ich seine Partnerin und nicht Lehrerin. Man hat in einer Beziehung schon genug mit Alltagshürden zu kämpfen, da muss man es sich nicht noch extra schwer machen. 🤷🏻‍♀️

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Das Problem ist einfach, dass er diese Möglichkeit nicht an. Außer beim Einkaufen, aber das sind ja sich wiederholende Dialoge. Auf der Arbeit spricht er Englisch, mit seinen Freunden auf seiner Muttersprache. Er hat einen einzigen deutschen Freund und den trifft er nicht ständig.

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Hallo, was ich Ihrem Mann noch empfehlen kann, ist viel, viel Deutsch lesen. Am besten Themen, in denen er sich gut auskennt. So habe ich vor 40 Jahren mein Schulfranzösisch verbessert und bereichert. Viel Erfolg und Gruß

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Eigentlich hat er recht. Er muss da konsequent sein. Wie ich schon weiter unter schrieb, hab ich das auch mal gemacht, als ich nach Schweden zog. Hab mich entschlossen, nun wird nur Schwedisch gesprochen, ausser wenn ich mich mal gar nicht ausdrücken kann, dann kann ich notfalls mal was auf Englisch sagen. Und das brauchte ich nur einige Wochen.

Von daher denke ich, es wird nicht allzu lange dauern. Andererseits sind die Leute unterschiedlich. Manche lernen es nicht so schnell wie Andere. Dein Mann hat also eher Probleme mit dem Verstehen? Das hatte ich ja umgekehrt, verstanden hab ich eigentlich alles. Sonst hab ich es wohl gemerkt und nachgefragt. Versuch doch mal, statt Englisch zu sprechen, das was er nicht verstanden hat, auf Deutsch näher zu erklären! Entweder in einfacherem Deutsch, oder wenn es geht zeigen, deutlicher machen.

Es kann passieren, dass du da ein bisschen in der Rolle landest, dass du schon vorausschauend Dinge einfacher ausdrückst oder anschaulich machst, aber wäre das so schlimm? Wenn er es nicht übel nimmt, macht es nichts. Vielleicht solltest du ab und zu mal mit ihm checken, dass es so okay ist, dass du dich nicht auf zu niedriges Niveau legst.

Es kann auch sein, dass er manche Dinge später nicht weiss, nicht weil er es generell nicht verstehen kann, sondern weil es sehr anstrengend ist eine andere Sprache zu sprechen (bis man sich dran gewöhnt). Ich bin selbst bei solchen Gelegenheiten auch schon mal eingeschlafen. ;)

Auch da kannst du ja noch mal checken, ob er das Wichtige gehört hat. Wenn es aber keine offenbar wichtigen Dinge gibt... tja.... das wird wahrscheinlich mit der Zeit immer besser werden. Grundsätzlich ist es ja positiv, dass er das jetzt angeht. Und ich denke schon, dass die Chancen gut sind, dass er es lernt. Schliesslich hat er auch gut genug Englisch gelernt (oder ist das seine Muttersprache?).

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Ja, er hat vor allem Probleme mit dem Verstehen. Er spricht nicht besonders korrekt, aber verständlich. Vor allem die Artikel vertauscht er immer, aber auch wenn er “die Vogel” sagt, wissen natürlich alle, was gemeint ist.

Er ist Vierzig. Englisch hat er seit seiner Jugend gelernt, dann auf Englisch studiert, spricht auf der Arbeit Englisch. Das ist natürlich ein Unterschied.

Danke für deine Tipps.

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Es wird viel besser werden. Mein Mann ist auch für mich eingewandert und wir haben sehr konsequent Deutsch gesprochen, auch als er es eigentlich nicht nicht konnte. Hat aber gedauert. Man braucht Geduld und Verständnis. Ich finde den Willen deines Mannes aber super.