Seit Monaten hat er schlechte Laune

(Vorsicht! Sehr lang)


Hallo ihr Lieben,

Ich muss mir einfach ein wenig abreagieren. Ich bin selbst gerade nicht so gut drauf, seit Monate wegen Burnout, Erschöpfung und depressiven Episoden daheim. Mein Leben ändert sich gerade sehr, da ich bald einen Job-Wechsel und viel Psychotherapie habe.

Mein Freund und ich sind seit über 1 1/2 Jahren zusammen und wohnen seit fast einem halben Jahr bei mir. Er hat leider vor ein paar Monaten seinen Job verloren (Coronabedingt) und so wie sein Ausbeuterbetrieb ihn behandelt hat, war es wohl auch die beste Lösung.

Doch nun lässt er sich hängen und dadurch entsteht bei ihm eine noch nie dagewesene schlechte Laune. Sein Frustrationslevel ist so gering, dass er bei Kleinigkeiten nur sein eigenes Scheitern sieht. Und das sind wirklich Situationen die nicht der Rede wert sind, z.B. er hat 10 Dinge zu erledigen und vergisst dabei den unwichtigsten Teil oder ihm fällt etwas herunter oder er macht einen Leichtsinnsfehler. Er entwickelt dabei einen totalen Selbsthass und betitelten sich als A…

Ich versuche ihn oft zu stärken, sage das mir das auch passiert und es nicht so schlimm ist, aber er blockt komplett ab. Wird dann so abweisend das mir oft auch etwas herausrutscht (ich beschimpfe ihn nicht, sondern reagier ab einen gewissen Zeitpunkt etwas pampig) und dann verzieht er sich in sein Zimmer,

Ich habe das mit meiner Therapeutin schon besprochen. Dieses in sein Zimmer rennen, ist seine Art erst einmal wieder zur Ruhe zu kommen und Dampf abzulassen. Damit ihm nichts Böses über die Lippen kommt, was er eigentlich nicht sagen will. Er will mich nicht verletzten und das ist eben seine Taktik.

Ich verstehe das, auch wenn ich der Typ „Wir reden das aus“ bin. Aber wie sagte meine Therapeutin: „sie haben zwei Möglichkeiten: sie lassen ihn seine Taktik und lenken sich in der Zeit ab oder sie versuchen ihm zu ändern. Letzteres ist sehr zeitaufwendig und wird wahrscheinlich nicht funktionieren, da es bei ihm schon so lange verinnerlicht ist.“

Doch er bleibt da immer länger drin, wie ein bockiges Kind. Nicht etwa eine halbe Stunde oder eine Stunde. Gestern waren es 5 Stunden (!). Wenn ich dann Kontakt aufnehmen will, bekomme ich einen grantigen Blick und Sätze wie „Du nimmst mir die Luft zum atmen“ oder „Du engst mich ein“.

Es ist nunmal so, dass wir in einem Haus wohnen (ja, in einem großen Haus, nicht in einer Miniwohnung.) ich bin jetzt einfach wegen meiner Erkrankung schon lange zuhause, davor habe ich oft 6-Tage-Wochen gehabt (das hat ihm damals auch nicht gefallen, weil wir kaum Zeit zusammen hatten). Er verbringt meist den Vormittag mit Nachmittag in seinem Zimmer. Ich mach dann Hausarbeit, koche oder gehe meinen hobbies nach. Er sitz nur am Pc oder geht seinem Hobby nach. Dann erledigen wir Dinge wie einkaufen oder machen seit neustem Sport für eine Stunde zusammen. Abend essen wir kurz zusammen und dann ist er bis 11 am PC und wir kucken danach noch eine Film oder eine Serie.
Also er ist immer in seinem Zimmer und ich im Wohnzimmer. Er hat alle Freiheiten die er haben möchte und es verletzt mich, wenn er sagt „ich enge ihn ein“. Ich bin diejenige die fast den ganzen Tag alleine ist, obwohl ich das gar nicht mag. Ich sitze immer da und warte, dass wir mal den Film kucken.

Wenn ich einmal Kritik äußere, ist er gleich beleidigt. Also Kritik wie: „wäre schön, wenn du mal die Wäsche machst“ oder „die Spülmaschine ausräumst.“ er ist gleich wieder gereizt und dann kommt es zu einem Streit. Ich versuche normal das auszudiskutieren, aber bei ihm müssen Diskussionen zur Zeit in zwei Sätzen erledigt sein, sonst heißt es: „ich will jetzt nicht weiterreden, wir haben alles gesagt.“ und ratet was passiert: er ist wieder stundenlang in seinem Zimmer und grummelt vor sich hin.

Er darf aber schon Kritik an mir äußern. Ich habe letztens 2 Stunden das Bad geputzt und aufgeräumt, sogar die einzelnen Fugen gescheuert und er kommt rein: „ja, sehr schön. Sieht echt gut aus, aber was ist das da für ein Haufen? Muss das da stehen? Gehört das ins Bad?“ dabei ging es um meinen Schlafanzug (zusammengelegt auf einem Tisch) und Putzmittel (in einer Ecke.) ich fand diese Kritik auch ziemlich unnötig und war dementsprechend enttäuscht.

Ich weiß, dass seine Arbeitslosigkeit ihm auf den Sack geht und er meint, er baue psychisch und physisch ab. Aber er ist gerade so in seinem Trott gefangen, und jeder Tipp ihn da rauszuholen wird als Angriff von mir gewertet. Er hat bis jetzt eine Absage bekommen auf eine Bewerbung. Das ist Wochen her und es triggert ihn so sehr, dass er sich wie ein A…. fühlt, den eh niemand einstellen wird. Es war jetzt einmal. Sowas kann man sagen, wenn es 20x vorkommt.

Ich weiß nicht, wie ich ihn aus dem Loch bekommen soll. Er gräbt sich da immer mehr ein. Seine Launen werden immer öfter schlecht, von jetzt auf gleich. Er kennt sich selbst nicht mehr und ist auch selbst genervt von seiner Art. Ich bekomme das nur so oft ab, weil ich nun daheim bin. Aber wenn etwas mit seinen Freunden nicht passt, reagiert er auch schon so.
Es macht ihn danach auch immer total traurig, weil er weiß wie furchtbar impulsiv er wieder gehandelt hat und ihn dadurch die Leute irgendwann meiden werden.

Und mich macht es auch wahnsinnig, weil der eine Tag ist super und der nächste wieder eine Katastrophe.

Danke fürs lesen

Eure Motherbird

2

Ich glaube, die Aussage „du engst mich ein“ ist etwas anders gemeint als es rüberkommt. Man kann sich auch emotional eingeengt fühlen, nicht nur räumlich oder zeitlich. Er kann dir im Moment nicht richtig erklären, was los ist, denn er versteht es ja selbst nicht, und flieht in sein Zimmer.
Du sagst ja, dass er im Moment psychisch eine schwere Phase durchmacht und extreme Selbstzweifel hat. Solche Phasen können so schlimm sein, dass man die einfachsten Dinge nicht mehr hinbekommt, z.B. Hausarbeit oder soziale Kontakte. Du hast natürlich recht, wenn du sagst, er muss da raus kommen. Der Ansatz sollte aber der sein, zunächst die Erwartungen runterzuschrauben. D.h. deine Erwartungen an ihn (z.B. hinsichtlich der Hausarbeit) aber auch seine Erwartungen an sich selbst. Ihr solltet versuchen gemeinsam etwas mehr Freude in euren Alltag zu integrieren. Macht etwas, das dein Mann gut kann, wobei er Selbstbewusstsein tanken kann. Vielleicht ist das ein Anfang. Und lass ihn wissen, dass du ihm seine Art (noch!) nicht übel nimmst und ihm helfen willst. Ihr müsst rausfinden, was ihm in unangenehmen Situationen hilft, aber auf Dauer eure Beziehung nicht gefährdet.

In meiner schweren Phase (nach der stillen Geburt unserer Tochter) fiel mir alles sehr schwer. Ich bin sogar daran verzweifelt unsere Koffer für einen Urlaub zu packen und bin dabei in Tränen ausgebrochen. Das ist nur ein kleines Beispiel. Aber mein Mann und ich haben herausgefunden, dass es mir hilft, wenn er dann einfach nur bei mir ist und mich tröstet. Ohne Erwartungen, ohne Ratschläge, nur Dasein.

Vielleicht flieht dein Mann nicht vor dir, sondern vor der Situation. Setz dich doch zu ihm in sein Zimmer und beschäftige dich dort, ohne dass ihr reden müsst, ohne Erwartungen. Wenn er das zulässt, ist das doch schon ein großer Schritt.

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>>>bekomme ich einen grantigen Blick und Sätze wie „Du nimmst mir die Luft zum atmen“ oder „Du engst mich ein“<<<

Ich würde ihm seine Freiheit anbieten, soll er doch gehen, wenn du so schrecklich bist.

Bei allem Verständnis dafür, dass es ihm zurzeit nicht gut geht (dir ja auch nicht), sollte er sich nicht in seinem Unglück suhlen, sondern etwas dagegen unternehmen.

Ansonsten wäre eine räumliche Trennung das Beste für euch, so kann es doch nicht weitergehen.

3

Du hast du ja eine feine Zecke im Pelz sitzen. Anstatt zu überlegen, wie du ihm helfen könntest....hilf dir selber, setz den Typen vor die Tür und dein Leben ist um einiges besser.

Der Typ zieht eine Show ab und fällst darauf rein. Der ist nicht in seinem Trott gefangen, der weiß genau, welche Knöpfe er bei dir drücken muß, damit du weiter mitspielst. Selbst die Reaktion auf die Absage nimmst du ihm ja ab.

Ja ich weiß, gleich kommen wieder unsagbare viele Rechtfertigungen, das meine Theorie nicht stimmen kann und das man wegen der Liebe auch schlechte Zeiten meistern soll#bla.

4

Schreibe ihm eine Liste der Hausarbeiten, die er erledigen muss und tritt ihn in den A...

Das lenkt von seinem Leiden ab und gibt ihm das Gefühl, nützlich zu sein.

Dann mach ihm klar, dass du nicht sein Fußabstreifer bist.

Wenn er dich liebt, wird er das tun.

Schreibt er Bewerbungen?

5

"Ich weiß nicht, wie ich ihn aus dem Loch bekommen soll. "

DU ? Gar nicht!

Wenn, dann bekommt nur er selbst sich da raus!
Will er denn da raus?

Du kannst ihn nur dabei unterstützen - wenn er wirklich will!
Und wenn du selbst die Kraft dazu hast.

Möglichkeiten sind
- Therapie: er für sich!
- Arzt: erster Schritt
- Selbsthilfegruppen oder Austausch mit anderen (Arbeitslosen, ehemaligen Kollegen - sofern auch arbeitslos geworden; Angehörigen von BurnOut Betroffenen)
- Seelsorger
...

Das ist das, was er selbst tun kann.
Du kannst ihn dabei nur unterstützen, wenn er das auch will! Wenn er selbst bereit ist dazu. Bei den Bereichen, wo er Unterstützung annehmen kann. Z.B. Adressen raussuchen oder so. In deiner Situation würde ich das aber sein lassen. DU hast schon genug mit dir selbst zu tun.

Versuche ihn nicht zu ändern. Das erzeugt Druck und Rebellion und treibt ihn u.U. weiter in sein Verhalten.

Wohl aber würde ich auf ein paar Grundregeln bestehen.
Statt ewiges Warten und Unsicherheit auf beiden Seiten... klare Regelungen.
Wer macht was: feste Aufgaben. Keine Diskussionen. Er macht seinen Teil, du deinen.

In den Zeiten von bis geht ihr euch aus dem Weg. Jeder in seinen Bereich. Würdet ihr beide Arbeiten, dann würdet ihr euch in der Zeit nicht sehen und somit eher auf euch freuen.
Durch das viele aufeinandersitzen, geht die Vorfreude aufeinander flöten. Erwartungen aneinander steigen (der/die ist ja da, ist ja IMMER da....)
Verlässliche Zeiten können dir auch helfen. Dann weißt du: in der Zeit kannst du ohne ihn planen. Das gibt dir auch Sicherheit. Er bekommt dafür die Sicherheit, dass er da in Ruhe gelassen wird.
Wenn er rauskommt, überfällst du ihn nicht mit Aufgaben und To Dos oder anderen Erwartungen. Dafür hat er seinen Teil der Aufgaben (einmal abgesprochen) einzuhalten. Kein ständiges Wechseln, sondern jeder macht, tut, aber auf die eigene Weise.

Setze Grenzen: manches Verhalten geht nicht.
Entweder er hält respektvollen Umgang ein oder er geht zum Arzt/Therapeuten, wenn er dazu nicht mehr in der Lage ist. An Punkt x ist deine Grenze erreicht.
Ob er lieber zum Arzt geht oder auszieht oder es ohne Hilfe von außen schafft, ist seine Entscheidung. Nicht deine.
Dass er seinen Frust und alles weitere an Dir auslässt, ist ein No Go. In dem Punkt entscheidest du, dass du dir das nicht mehr gefallen lässt.

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Du bist selber psychisch angeschlagen und sollst einen anderen psychisch Angeschlagenen therapieren, der dazu noch bockig ist ohne Ende und ganz offensichtlich nicht an sich arbeitet?

"Es macht ihn danach auch immer total traurig, weil er weiß wie furchtbar impulsiv er wieder gehandelt hat und ihn dadurch die Leute irgendwann meiden werden."

Ich habe über Jahre eine schwer depressive Freundin begleitet, die aber mit allen Kräften mitgearbeitet hat, wieder gesund zu werden. Sicher gab es Rückfälle - aber Dein Partner suhlt sich geradezu im Selbstmitleid und in seiner Bockigkeit, die Schmollstunden werden immer länger.
Mit diesem "total traurig" hat er Dich wieder im Griff...... ob er es ehrlich meint, keine Ahnung.
Bewirbt er sich? Hilft er zuhause? Setzt er Ratschläge seiner Therapeutin um? Bekommt er Medikamente und nimmt sie auch?
Er kritisiert DICH, um Deine Arbeit runterzusetzen, da fühlt er sich groß dabei? Super, genau so einen Partner brauchst Du ☹
Überleg Dir gut, ob Du so weitermachen willst mit Deinem Leben. Er hat sich in seinem Selbstmitleid und seiner Versagerjammerei bequem eingerichtet. Freu, er hat EINE Absage bekommen, nun kann er fleißig drauf rumreiten. Andere kriegen 50 🤔
Mich gruselt's bei dem Gedanken, wenn Du von ihm schwanger würdest.
Ich hätte ihn vermutlich schon längst verabschiedet, wenn ich so garkeine Bemühungen meines Partners feststelle.
LG Moni

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Ich kenne das leider auch. Wenn du Pech hast, wird sich daran gar nichts mehr ändern im Großen und Ganzen. Ist bei mir leider der Fall. Mein Lebensgefährte hat ungefähr die gleiche Problematik wie deiner und ich habe es nach 11 Jahren aufgegeben, ihn irgendwie zu irgendwas zu motivieren was er partout nicht möchte, weil er glaubt, er kann es nicht. Es ist zum Brechen, sag ich dir. Bei uns ist es so, er glaubt, er kann in seinem Beruf nicht mehr arbeiten. okay, seh` ich ein. Allerdings bin ich felsenfest davon überzeugt, dass er z.B. Zeitungen austragen könnte. Nee, kann er nicht. Leider stellt er mich so hin, als würde ich ihn als Hypochonder hinstellen. Nun ja........immer schön in seiner Opferrolle bleiben. Ich hab`s mittlerweile aufgegeben. Ich weiß nicht ob er mich verarschen will oder nicht. Mittlerweile ist es mir egal. Ich krieg ihn nicht überzeugt. Da er aber ansonsten im Haushalt etwas tut und was so handwerkliches angeht UND sich gut um unseren gemeinsamen Sohn (Teenager bald) kümmert, lass ich es so laufen. Bei dir sehe ich es etwas anders. Er vergreift sich massiv im Ton und macht NIX und du lässt es dir gefallen und entschuldigst ihn. Das sehe ich als problematisch an und würde tatsächlich - sofern er sich nicht in absehbarer Zeit ein bißchen ändert - die Beziehung beenden.

Was hast du ihm denn geantwortet, als er dir das im Bad erzählt hat? Ich hätte ihn angeschnauzt, ob`s ihm wohl noch ganz gut geht. Soll er doch gefälligst selber etwas machen, statt mich doof von der Seite her anzumeckern. Unglaublich. #nanana

8

Hey!

Siehst du nicht, was da abgeht?

Dein Problem sind nicht die 5 Stunden, die er sich isoliert. Er zieht einen Machtkampf auf:
Du brauchst Gesellschaft, gehst sonst vor die Hunde und möchtest, dass er endlich den Film mit dir guckt. Er stört sich an deiner Aufforderung, etwas zu tun und straft dich mit Isolation, indem er sich verkrümelt.. Während du den Film eigentlich schauen willst.

kommenDann geht es weiter, dass du im Bad buckelst und sogar Fugen polierst. Statt dir das goldene Abzeichen zu überreichen, kritisiert der Typ, der selbst nicht die Spülmaschine einräumen kann, deine Ordnung und die Position deines Schlafanzugs, während du auf Knien rumrutschst.
Kann sein, dass er das arme Hascherl ist- warum auch immer... Job verloren, oder was war es? Aber ihr seid noch nicht lange zusammen und du gerätst in die Situation, in der er dir ständig die Grundbedürfnisse entzieht, wenn du nicht spurst. Du willst Nähe, Film gucken, Zweisamkeit... und er ignoriert dich stundenlang und kommt nun mit Einengung. In der Beziehung wirst du nicht zur Ruhe kommen und finden, was du suchst. Das klingt, ich hasse dieses neumodische Wort, toxisch.

Such dir jemanden gesünderes!

Liebe Grüße
Schoko

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Wenn das so weiter geht, ist dein Selbstwertgefühl bald in der Tonne, du zehrst dich nach seiner Liebe, Aufmerksamkeit und Anerkennung und versuchst jeden Tag, noch einen Meter weiterzuspringen, während er deine Leistung im Handumdrehen niedermacht, um sich geiler zu fühlen.

So, wie er sich dir gegenüber verhält, macht er dich emotional abhängig. Das solltest du dir in deiner Verfassung nicht geben, sondern fix mit deiner Therapeutin aufarbeiten und das Weite suchen.